Entwicklung beim Platinenlayout

  • In dem Thread zum EP-20 ist aufgefallen, wie sich das Leiterplattendesign zwischen zwei Versionen eines Rechners verändert hat. Insbesondere fiel auf, dass die frühen Platinen wie handgemalt aussehen.


    Ich habe mir daraufhin mal ein paar Platinen aus meinen Rechnern angesehen: ein und derselbe Hersteller, die gleiche Rechnerfamilie, aber über einen Zeitraum von 10 Jahren. Die älteste Platine stammt aus den späten 70ern und zeigt genau diese unregelmäßige Leiterbahnführung.


    Die nächste stammt offenbar aus 1985 und ist schon deutlich moderner (Lötstoplack, feinere Strukturen) - die Leiterbahnen sind aber immer noch wie "handgemalt".


    Die jüngste schließlich ist von ca. 1988, und dort sieht man nun die geraden, parallelen Strukturen, die wir heute gewohnt sind.


    Kennt sich jemand mit der Frühzeit der Leiterplattengestaltung aus und weiß, warum diese unregelmäßigen Strukturen damals so verbreitet waren? Ich finde das nicht wirklich naheliegend, und ich habe auch deutlich ältere Leiterplatten, die durchaus gerade, parallele Linien mit definierten, gleichen Winkeln aufweisen.
    Und wie wurde das realisiert? Am Zeichenbrett und bei CAD sowieso würde ich gerade Linien erwarten - für diese unregelmäßigen Linien muss man doch wirklich frei Hand zeichnen, oder?

  • ich schätze mal, dass Platine #3 bereits komplett mit Computer erstellt und gestaltet ist (Layout).


    Bei Platine #2 und #1 tippe ich eher mal auf eine Filmvorlage.
    Diese könnte mittels Hilfs-Vorlagen (z.B. Aufkleber, die Lötaugen oder vielleicht sogar komplette DILs repräsentieren) und verschieden dicke Leiterbahnen Klebestreifen erstellt worden sein...

    -------------------------------------------------------------------------------
    Suche Rechentechnik aus Deutschland, bzw. Computer Deutscher Hersteller - z.B.

    ANKER, AKKORD, CTM (CTM 70, CTM 9000, CTM 9032), DIEHL/ DDS, DIETZ, FEILER, ISE,
    HOHNER GDC, KIENZLE, KRANTZ, NIXDORF, OLYMPIA, PCS/CADMUS, RUF, SALOTA, S.E.I.,
    SIEMAG, SIEMENS, TAYLORIX, TRIUMPH ADLER - TA, WAGNER, WALTHER, WANDERER,...

    -------------------------------------------------------------------------------

    Einmal editiert, zuletzt von horniger ()

  • Die "gemalten" Layouts wurden ohne Computer gemacht. Die Leiterbahnen wurden mit schwarzen Klebebändern, die es in den benötigten Breiten gab, auf maßhaltiges Transparentpapier geklebt. Das Klebeband war in gewissen Grenzen flexibel und konnte so ohne schneiden "verlegt" werden, ähnlich wie das bei Krepp-Klebeband möglich ist. Meist wurde das in 2:1 oder 4:1 gemacht und später mit Kameras, die zum Teil richtig groß waren (bis hin zu raumfüllend) auf die Filme verkleinert. Durch den größeren Maßstab war das einfacher zu kleben und man sah hinterher nicht jede Ungenauigkeit.
    Ein recht mühsames und dadurch nicht ganz billiges Geschäft. Ich habe auf diese Weise auch mal so ein Layout gemacht.

  • Ganz früher wurden die Platinen noch per Hand gezeichnet, mit Aufreibesymbolen und -linien. Vielleicht auch erst per Bleistift vorgezeichnet und dann mit Tuschestiften wenn die Leiterbahnführung endgültig fest lag. Sehr mühselig und fehleranfällig. Viele dieser uralten Platinen sind voller Drähte zur Überarbeitung der Verbindungen (Rework).

    1ST1

  • Schönen Dank für Eure Informationen und Meinungen.
    Die Sache mit den Klebestreifen in Zusammenhang mit der fototechnischen Verkleinerung erscheint mir plausibel - solche Streifen habe ich vor 30 Jahren noch bei Elektronikversendern gesehen. Für ICs etc. gab es wahrscheinlich auch irgendwelche Schablonen - die Aufreibesymbole kenne ich auch noch, aber das war doch eher im Hobbybereich, oder?


    Und etwas wundere ich mich doch über die z.T. sehr mutwillige Linienführung, siehe die angehängte Ausschnittsvergrößerung:



    Die Linie in der Mitte könnte einfach gerade sein, macht aber einen "Schlenker". Bei den Klebestreifen würde ich das eigentlich nicht erwarten ...