Chips auslöten mal anders

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Kollegen!


    Kennt ihr diese Heißluft-Methode zum Auslöten von Chips:


    https://www.youtube.com/watch?v=PeA5qeZdyO0


    Taugt das was? Der Chip ist danach sicher tot wegen der großen thermischen Belastung, also nur geeignet, wenn der Chip definitv tot ist?


    Ich habe gerade einen Euro PC und einen Commodore PC 10-III, wo ich zur Defekteingrenzung einige Chips auslöten will zum Tausch.
    Da ich nicht weiß, ob die Chips auch wirklich tot sind und die alten RAMS selten geworden sind, möchte ich das einigermaßen schonend tun.


    Leider ist bei den beiden Boards seht viel Lötzinn auf der Bestückungsseite, so daß die Auslöterei mit Entklötsaugpumpe von unten allein nicht zum Ziel führt. Daher überlege ich mir den Kauf einer solchen Heißluftpistole.
    Was meint ihr?


    Danke
    Stephan

  • bei der Arbeit machen wir das auch so, allerdings mit SMD. Die Chips überleben das eigentlich ganz gut. Das Heisslufteisen in dem Video erscheint mir allerdings ziemlich hoch gedreht zu sein, oder das Board ist vorgeheizt. Denn soooo schnell wie da gezeigt geht es eigentlich nicht.


    Trotzdem: Für Hobbyzwecke finde ich Heissluft übertrieben.

  • Ich rate davon ab alte Platinen in dieser Weise zu 'bearbeiten'.Vor allem Platinen aus den späten 70ern/frühen 80ern ziehen zu weilen etwas Feuchtigkeit. Zu viel punktuelle Hitze führt dann zum Delaminieren des Boards und somit zur Zerstörung von Leiterbahnen. Das sieht dann aus, als ob man Luftblasen im Board hat. Ein älterer 286er SBC von IBM ist mir so über den Jordan gegangen. Moderne hochwertige Boards sind für den Lötofen geeignet und neigen viel weniger dazu Feuchtigkeit zu ziehen und weisen auch bei größerer punktueller Hitze kaum Veränderungen auf. Wenn man aber unbedingt so arbeiten will, ist es Vorteilhaft das PCB zuvor für ein/zwei Stunden bei >=80°c im Ofen zu 'trocknen'. Leider tut das den Kondensatoren nicht gut.


    Wenn man nur die ICs haben will und das PCB verschrotten will, dann kann man eine Heißluftpistole nehmen und damit die Lötseite des PCB erhitzen, bis das Lötzinn flüssig wird. Danach das PCB mit Schwung und den Bauteilen nach unten gegen eine Kante schlagen, damit die Bauteile abfallen. Das funktioniert mit SMD-Kram besonders gut ;)


    Bei älteren PCBs entstehen aber giftige Dämpfe, die man besser nicht einatmet.


    -Jonas

  • Eine Heißluftpistole ist dazu recht gut geeignet - früher habe ich das oft zur "IC-Gewinnung" aus Schrottplatinen eingesetzt, wobei die Platinen nachher weggeworfen wurden. Wenn man etwas vorsichtiger daran geht, überleben es die Platinen meistens. Ich habe mir kürzlich eine Heißluftpistole mit elektronischer Regelung gekauft, wo man die Temperatur einstellen kann. Ich wähle zum vorsichtigen Entlöten eine Temperatur von 350-400 Grad. Ein erstes Warnzeichen ist, wenn sich die Platine verfärbt - wenn man dann aufhört und die Platine abkühlen lässt, ist meist (noch) kein Schaden entstanden.
    Zum Auslöten einzelner ICs mache ich es etwas anders als in dem Video: Ich spanne die Platine zum besseren Halt in einen kleinen Tisch-Schraubstock, blase die Heißluft auf die Lötseite und hebele die ICs mit einem Schraubenzieher heraus.
    Als Vorarbeit kannst Du die Lötpunkte erstmal mit einer normalen Absaugpumpe so gut es geht, entlöten. Dann muss die Heißluftpistole nur noch den kleinen Rest erledigen, was die Dauer der Hitzeeinwirkung verkürzt. Mit dieser Methode habe ich noch vor ein paar Tagen 2 64polige Federleisten ausgelötet, ohne das das Plastik (Thermoplast, kein Duroplast) Schaden genommen hätte.


    Gruß, Jochen

  • Warum nicht eine stinknormale Entlötstation nehmen? Die Pistole unterhalb des Boards halten. Das Zinn fließt dann fast schon alleine nach unten. Zum Schluss noch kurz den Rest abpumpen und fertig. Die sauberste Methode.

    Viele Grüße
    Thomas


    - WiC64 - The Commodore 64 Wireless Interface -> Homepage

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  • Ich glaube, ich muss auch mal ein Video machen, für diverse Foren, wo ich zeige wie man mit einfachem Werkzeug zerstörungsfrei aus und einlötet. Auch für SMD.


    - Lötstation
    - Entlötpumpe
    - Essstäbchen mit Stecknadel
    - fürSMD Klebeband und Papier


    Mehr braucht man nicht für gute Ergebnisse.

    1ST1

  • Ich glaube, ich muss auch mal ein Video machen, für diverse Foren, wo ich zeige wie man mit einfachem Werkzeug zerstörungsfrei aus und einlötet. Auch für SMD.


    - Lötstation
    - Entlötpumpe
    - Essstäbchen mit Stecknadel
    - fürSMD Klebeband und Papier


    Mehr braucht man nicht für gute Ergebnisse.

    Moin,
    guter Vorschlag, mich würde insbesonders (- Essstäbchen mit Stecknadel - fürSMD Klebeband und Papier) interessieren.

    Gruß Jürgen

    Immer Brustschilde DR 1872-1874 geucht. :thumbup:

    • Offizieller Beitrag

    Ich glaube, ich muss auch mal ein Video machen, für diverse Foren, wo ich zeige wie man mit einfachem Werkzeug zerstörungsfrei aus und einlötet. Auch für SMD.


    - Lötstation
    - Entlötpumpe
    - Essstäbchen mit Stecknadel
    - fürSMD Klebeband und Papier


    Mehr braucht man nicht für gute Ergebnisse.


    Das wäre der Hammer. Ich hab nichts anständiges gelernt und hänge den Tag über in einem Büro und schiebe die Maus über den Schreibtisch.
    Die Löterei habe ich mir versucht selber beizubringen - und so gut ist sie dann auch - so ist jede Hilfe willkommen!

  • Für meine A570 RAM Erweiterung habe ich mir mit einer ungeregelten Heißluftpistole vom Discounter die SMD-RAMs von alten SIMMs runtergelötet. Da gab es keinen einzigen Ausfall. Man muß halt ein wenig mit Gefühl vorgehen.


    Gruß x1541

    Zuletzt repariert:

    10.11. defektes µT RAM im Apple //e ersetzt

    10.11. defektes µT RAM im Atari 130XE ersetzt

    12.11. VC20 mit black screen: defekter Videotransistor ersetzt

  • Mit einer geregelten Heissluftpistole mit Fühler (zwischen 40€ und 70€) kann man die Hitze besser begrenzen. Das schöne bei solchen Teilen ist, dass man auch Plastik und Acryl weich bekommt ohne es zu beschädigen, damit man es verformen kann. Aber letztlich habe ich für DIP Bauteile immer eine Entlötstation verwendet, wenn das Board noch weiter verwendet werden soll. Man sollte sich Röhrenlot (40% Blei) besorgen, wenn das Lötzinn nicht fließen will, und zwischendurch die Lötstelle neu 'auffüllen. Das kann zB. bei Batterieschäden der Fall sein oder wenn sich auf der Zinnoberfläche vie Korrosion gebildet hat. Auch Flussmittel kann man großzügig verwenden (aber keines auf Harzbasis). Für das Neuverlöten würde ich dann aber eher bleifreies Lot mit Silberanteil verwenden, wenn man lange Spass haben will. Abschließend säubere ich die Lötstelle dann mit Einer Mischung aus Aceton und Butanon (nicht Butanol), aber man kann auch einfach Isopropanol verwenden.


    -Jonas