Verwirrende Olivetti Praxis

  • Hallo, und jetzt gehen wir in die Praxis. Nicht bei den Doktor, sondern wir schauen mal, was Olivetti praktisches zum Schreiben hatte. Teil 1 befasst sich mit der Praxis, ich nenne sie mal Generation 2. Generation 1, Generation 3 und 4 zeige ich später. Verwirrend.


    Diese Generation 2 nenne ich jetzt einfach mal so, weil all diese elektronischen Schreibmaschinen bis auf Details, dazu auch gleich mehr, auf dem selben Druckwerk basieren. Die ersten beiden dieser Kofferschreibmaschinen erschienen schon 1980. Olivetti hatte mit der TES 401 und ET 101 bereits 1978 die ersten großen elektronischen Typenradschreibmaschinen der Welt eingeführt, rückte 1979 mit der ET 201 und ET 221 mit der zweiten Generation Büroschreibmaschinen nach, und 1980 brachte man eben die ersten elektronischen Typenrad-Reiseschreibmaschinen auf den Markt. Währenddessen müssen sich Olympia und Triumph-Adler auf der Hannover-Messe gestritten haben, wer den von den beiden nun mit der ersten Typennradschreibmaschine auf dem Weltmarkt waren, sie Spätzünder bemerkten nicht, dass da die Italiener schon ihre dritte Modellreihe da hatten, die Praxis Serie für den ambitionierten Heim- und Unterwegs-Schreiber. Um diese geht es hier, der Stapel im ersten Bild ist unser "Arbeitsvorrat" für Heute.


    Also, 1980, Olivetti stellt die Praxis 30 und 35 vor. Die 30er ist mein zweiter heutiger Neuzugang, neben der Valentine. Sie vervollständigt meine Sammlung der Maschinen mit dem Praxis-30-Druckwerk. Und ganz ehrlich, obwohl ich damls als Azubi bei Olivetti in Frankfurt beinahe täglich Schreibmaschinen aus der Praxis-Serie repariert habe, eine Praxis 30 bekam ich damals nie zu Gesicht, dieses einfachere Urmodell ist zumindestens in Deutschland recht selten. Das ist in der Tat die erste Praxis 30 die ich Live und in Farbe und 3D sehe und sogar anfassen kann.


    Die Praxis 35 ist quasi baugleich zur 30er, hat aber an der Tastatur einen Schiebeschalter mehr, über den man die Schrittweite des Druckkopfs auswählen kann, welcher Luxus! Die 30er ist auf 10 Zeichen pro Zoll beschränkt, die 35 kann auch 12 und 15 Zeichen pro Zoll. Damit das sauber aussieht, muss man natürlich auch das Typenrad gegen eins mit entsprechendem Schriftbild ersetzen. Meine Praxis 35 wurde mit einem Centronics-Interface über die Tastaturmatrix erweitert, zum Drucken habe ich das aber noch nicht bewegen können, aber im Normalbetrieb, also über die Tastatur, funktionieren beide Maschinen problemlos.


    Soweit so klar, Fortsetzung von Teil 1 folgt gleich...

  • Hier nochmal ein Blick ins Druckwerk, ohne Typenrad. Man kann vier Lötpunkte sehen, da hängen vier Metallstreifen dran. Diese schleifen auf einer sogenannten Strobescheibe. Darüber werden insgesamt zwei Rechtecksignale erzeugt, die zueinander um 90° versetzt sind. Damit zählt die Maschine die Drehung des Typenrades mit, denn die Praxis 30/35 waren die ersten Maschinen, bei denen ein einfacher Gleichstrom-Elektromotor das Typenrad dreht. 200 Impulse pro Umdrehung sind präzise genug, damit das klappt. Diese Schleifkontakte sind allerdings nicht abgekapselt, Papier, Farb- und Korrekturbandabbrieb können da hinein geraten und diese Scheibe (eine geätzte Platine auf einem Pastikrahmen) verschmutzen, ein häufiger Fehler dieser beidem Maschine. Ich meine, wir hatten damals in der Lehrwerkstatt mindestens eine pro Tag da, um Strobescheibe und Schleifer auszutauschen, das waren jedes Mal rund 150 Mark Reparaturkosten.


    Um die Verwirrung etwas zu steigern. Olivetti verwirrte seine Kunden. Denn die Praxis 35 wurde miit ohne durchsichtigem Zeilenlineal und abgerundetem braunem Gehäuse in Deutschland auch als Underwood 3000 verkauft. Auch davon konnte ich ein Exemplar ergattern, was nachträglich mit einer Centronics-Schnitsttelle über die Tastaturmatrix erweitert wurde.


    Und ich bin noch mehr verwirrt, mir fehlt immer noch eine Bedienungsanleitung zur Daisy 35. Auch das ist eine Praxis 35, aber hier wurde richtig Nägel mit Köpfen gemacht, komplett neue Steuerelektronik mit den beiden Original-Chips, und über deren Tastaturmatrix hängt ein Z80-Prozessor, mti SIO, PIO und pipapo, einer seriellen Schnittstelle, Belegung und Übertragungsparameter unbekannt, einer weitereren breiten Schnittstelle (vielleicht Centronics?) und evtl. einem Kassetteninterface oder was auch immer per runder Buchse. Ich weiß nur dass die Daisy 35 von der Firma Dontenwill in München umgebaut wurde, aber dort weiß niemand mehr was über so frühe Machenschaften. Wer kann zur Entwirrung beitragen?

  • Weiter gehts mit "Generation 2" der Praxis-Serie. Und zwar jetzt für Praktiker.


    Die Praxis 40 ist eigentlich nur eine breitere Praxis 35, damit man breiteres Papier einspannen kann. Dafür hat sie keinen so schwarzen Koffer mehr, sondern eine Schutzhaube. Die sollte halt nicht mit rumgeschleppt werden. Dafür wird der Druckkopf nicht mehr von einem Stoffseil sondern von einem Drahtseill durch den Drucker gezogen, sondern durch ein Stahlseil. Außerdem wurde die elektromeschanische Strobescheibe durch eine optoelektronische Variante ersetzt. Damit sollte eigentlich das Problem mit den Strobescheiben gelöst sein. Pfeifendeckel! Schaut sie euch an. Zum einen ist sie nicht ganz Dicht und musste auf der Oberseite mit einem Klebestreifen abgedirchtet werden, damit die optolelektronik nicht von Tageslicht beeinflusst werden kann, und zum anderen verwendete man als Zuleitung zur Strobescheibe ein Flachbandkabel aus Pappe mit aufgedruckten Leiterbahnen. Ein paar Mal zu viel Typenrad tauschen und diese Leiterbahnen brachen. Die Reparaturkosten stiegen auf 250 Mark, weil die optolektronische Scheibe teurer war.


    Und es geht noch besser. Die Praxis 45D hat eine erweiterte Tastatur mit noch ein paar Funktionne mehr, sie hat erstmalig in der kleinen Klasse ein LC-Display, sogar mit Helligkeitsregelung, und man kann seitlich ein Akku-gepuffertes Speichermodul mit zwei 8 Kilobyte großen Speicherbänken M1 und M2 einstecken. Leider funktioniert meine 45d momentan nicht, der Druckkopf hängt fest, die muss ich mal zerlegen.

  • Und als ob das noch nicht verwirrend genug wäre, verwirrt uns Olivetti dann 1986 und 88 nochmal mit neuen Namen. Der Nachfolger der Praxis 45D heißt jetzt ET Compact 60. Maschinen der ET Serie sind eigentlich "die Großen", aber das hier ist weiterhin eine von den "lieben Kleinen". Einen Koffer hat sie zwar auch nicht, aber einen Rauchglasdeckel, und einen ausklappbaren Griff, was sie wieder eindeutig zu einer Koffermschine macht. Die 60er hat zwar keinen festen Speicher wie die 45, aber sie lässt sich optional mit einer seriellen oder parallelen Schnittstelle ausrüsten, ganz offiziell, nix zum Basteln. Die abgebildete Maschine ist meine eigene, die ich mir selbst damals als Azubi mit Mitarbeiterrrabat im Gebrauchtmaschinenlager selbst gekauft habe, inklusive seriellem Interface, habe mir damals dann für den Atari ST für einige Programme Druckertreiber geschrieben (u.a. 1St Word Plus, Sparrow-Text). Das war dann mein Schönschreibdrucker bis zum Einzug des ersten Tintendruckers (Canon BJ300).


    Die ET Compact 70 ist das größte Modell der Praxis-30-Reihe. Sie uterscheidet sich schon optisch von den anderen, denn inzwischen war man auch bei Olivetti zur Kenntnis gekommen, dass dunkle Büromaschinen zwar schön aussehen, aber nicht ergonomisch sind und bei direkter Sonneneinstrahlung am Fenster heiß werden können. Die 70er ist elektronisch absolut identisch mit der 60er, für die wurden aber nie Schnittstellen angeboten, sondern alternativ akku gepufferter Speicher, oder wie meine, mit einer automatischen Rechtschreibkorrektur. Ich kann mich noch erinnern, das war etwa 88, als die Maschine neu war. Da waren wir Azubis zu dritt in Frankfurt Sachsenhausen auf dem Golfplatz und bereiteten ein Pressezelt fürs große Tournier mit Langer und Co. vor, wir bauten dort mehr als 100 ET Compact 70 für die Journalisten auf, damit die dort ihre Berichte leserlich zu Papier bringen konnten. Das war ein Anblick, ein ganzes Zelt voll mit den Dingern! Auch im Fritz-Remond-Theater dmals noch in Frankfurt Dornbusch wurde so eine Maschine benutzt, da war ich einmal im Außendienst, weil mit der irgendwas war. Das war ganz dringend weil die darauf schnell für die Proben Regieanweisungen umschreiben wollten und das verfluchte Ding druckte verwirrte Zeichen!


    Immerhin, auch bei den Leuten in Ivrea gab es eine Lernkurve! Das Papp-Flachbandkabel wurde bei der 60 und 70 durch ein richtiges Kabel ersetzt. Und die passten ohne Anpassung auch in die Praxis 40 und 45D. Nur bei der 30/35 war das nicht so einfach, denn die elektromechanische Strobescheibe dort schaltete kein TTL-Signal, sondern 12V. Mir gelang damals durch Schaltplanvergleich der 30/35 mit der ansonsten fast baugleichen Praxis 40 die Platine der 45 so anzupassen, dass man die Strobescheibe der ET Compact 60 einbauen konnte. Meines Wissens wurden aber nur 2 Maschinen entsprechend umgebaut, die eine hab ich damals selbst in der Lehrwerkstatt umgebaut, das war die Maschine eines besonders tragischen Kunden, die Maschine war X mal da, immer wegen Dreck in der Strobescheibe, und von da an war Ruhe. Die andere Maschine war meine Daisy 35, die ich irgendwann lange nach meinem Weggang von Olivetti ergatterte. Ich hatte mir in weiser Vorraussicht für meine ET Compact 60 eine Strobescheibe auf Vorrat gesichert, die kam da rein, denn die Daisy zeigte die typischen Symptome: orientierungslos durchdregendes Typenrad.


    Und irgendwann gehts mal weiter mit der Praxis, einem hübsch verpackten Metallklotz, einem Traktor und den Plastikbombern!

  • Wusste garnicht mehr, dass ich mal den kleinen Koffermaschinen einen eigenen Thread gegönnt habe... Anlässlich eines Neuzungangs in dieser Kategorie erstmal ein paar Bilder weiterer Praxis-Maschinen, die ich schon in "Mein neuestes Etwas" eingefügt habe, damit das hier alles mal versammelt ist.


    Die Olivetti PTP 505 ist nur eine Beschriftungsvariante der Praxis 100


    Die PTP 505 mit einem Vorfahren, dem Ettore Sottsass Design Klassiker Olivetti Valentine von 1969. Aber auch die PTP 505 bzw. Praxis 100 hat ein interessantes Design, gestaltet von Mario Bellini. In eBay wird das ab und zu als "Postmodernes Design" angeboten und ist dann so teuer wie eine Valentine. Vielleicht sogar verdient? Für einen Designfan vielleicht schon, aber technisch...


    Das war bisher ein Teil aller Plastikbomber, die ich so habe. Ausnahme sind die beiden Mechanischen auf dem Bild, die Olivetti TOP 100 rechts Mitte, die von TA noch recht solide gebaut wurde, und oben links die Jetwriter 900, Ok, die ist auch ein Plastikbomber, aber andere Konstruktion auf Basis des Tintenstrahldruckers JP70. Der Rest sind alles Plastikbomber, die alle technisch auf der ET Personal 55, untere Reihe mit den gelben Walzendrehknöpfen basieren, hauptsächlich nur anderes Gehäuse. Es fehlt aber auf dem Bild die "Mittelschicht", die alle noch im Regal sind, die auf der ET Personal 56, also mit kleinem Text-Display basieren, z.B. auch die Praxis 200, PTP 506 und die ET Personal 504. Die "Oberschicht" ist durch die Studio 802 mit mehrzeiligem Display links in der Mitte vertreten. "Plastikbomber" deswegen, weil sie eben preiswert konstruiert sind, Gehäuse knarren teilweise und auch das Druckwerk besteht größtenteils aus Plastik.


    Spass muss sein...


    Die Oberklasse fast komplett: Studio 802, PTP 820 und die Top 100 (von TA entwickelt). Auch die beiden linken auf dem Bild basieren auf dem ETP55/Praxis-100 Druckwerk.


    Nochmal die Jetwriter 900 mit dem Tintendrucker. Die gabs auch als Jetwriter 910 mit Röhrenmonitor zum daneben stellen...


    Neuzugang:


    Und das? Ja was macht die hier? Hersteller = ANITECH ... ???


    Aha... Das Design ist bekannt. Das ist eine anders beschriftete Olivetti Praxis 200 bzw. PTP 506 bzw. ET Personal 56 (abweichendes Gehäusedesign in blau, grau mit gelben Walzendrehknöpfen, also die Mittelklasse der Plastikbomber. Die Anitech DT3003 strahlt ganz in weiß und ist in einem hervorragenden Zustand, kein bischen Gilb!


    Wenn man mal nach Anitech sucht, findet man eine Marke, die alles mögliche vom Stabmixer über Radiowecker bishin zu größeren Haushaltsgeräten der unteren Preisstufen vertrieben hat. Das könnte eine Hausmarke eines der inzwischen fast verschwundenen ehemals großen Versandhäusern wie Neckermann oder Quelle gewesen sein. Ich meine auch mal einen Anitech-Laserdrucker gesehen zu haben, der dem Olivetti PG 804 und dem Atari SLM 605 (TEC 1305 Druckwerk) verdammt ähnlich sah...

    1ST1

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  • Schon toll was so ein ehemaliger Markenname offensichtlich wert ist ... ich habe vor ein paar Jahren gestaunt bzw. geärgert als ich die ersten "Grundig" Batterien auf dem Markt sah. Letztendlich doch nur normale "Chinaqualität". Der Max würde sich vermutlich im Grabe umdrehen...

    Ob allerdings "Schaub Lorenz" heute noch so ein attrktiver Markenname ist, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht bei den 70+ Generation.

  • Vollkommen off-Topic, aber (auch weil die ganz ähnliche Kofferradios gebaut haben...):


    Der Markenname "Telefunken" hat ein ähnliches Schicksal - der wird sogar zeitlich begrenzt an 30 verschiedene Hersteller und Dienstleister auf dem Elektronik/Telekommunikationsbereich vermietet, was ein sehr gutes Geschäft zu sein scheint.

    • Offizieller Beitrag

    Dann schon VzEkC e.V. bitte... das heisst ja auch Captain Sparrow :roll2:


    ...und wieso haben wir eigentlich kein Piraten-Smilie? Da muss ich mal suchen.. .

    Denn Feindschaft wird durch Feindschaft nimmermehr gestillt; Versöhnlichkeit schafft Ruh’ – ein Satz, der immer gilt. Man denkt oft nicht daran, sich selbst zurückzuhalten; Wer aber daran denkt, der lässt den Zorn erkalten. Sprüche von Buddha, aus dem ‹Dhammapada›.


    Mein Netz: Acorn | Atari | Milan | Amiga | Apple //e und IIGS | Macintosh | SUN Sparc | NeXT |SGI | IBM RS/6000 | DEC Vaxstation und Decstation| Raspberry Pi | PCs mit OS/2, BeOS, Linux, AROS, Windows, BSD | Stand-alone: Apple //c und III | Commodore 128D | Sinclair QL | Amstrad | PDAs

    • Offizieller Beitrag

    Das e.V. steht ja nur für "eingetragener Verein" und ist - wenn ich mich nicht irre - nicht vorgeschrieben (zumindest gibt das BGB keine Abkürzung vor).


    Sehen wir das denn als Teil unserer "Marke"? Dann ist "Verein" ja doppelt.


    Mir ist auch noch nicht aufgefallen, dass das ", Inc." oder ähnliche Zusätze häufig in die jeweilige "Marke" aufgenommen sind.


    Dann sollten wir vielleicht auch erwähnen, dass wir gemeinnützig sind (falls wir es noch sind). Ist für mich viel interessanter, als die Tatsache, dass wir eingetragen sind.


    Aber genug off-topic - Vielleicht sollte ein Moderator, die Diskussion auslagern?

  • Ich rette den Beitrag nochmal hier herrüber, die Praxis 35 hatte ich ja eigentlich weiter oben schonmal vorgestellt, aber anlässlich des Golem-Artikels zum Olympia CP3-F Prozessor für Tischrechner und Schreibmaschinen, der dann letztendlich als MOSTEK 3870 in der Praxis 30, 35, 40 und 41 beim Mittbewerber Olivetti zum Einsatz kam, habe ich ja die Praxis 35 auseinander genommen, um mal zu sehen, ob der besagte Prozessor wirklich drin steckt.

    Ein Koffer, was da wohl drin sein sein mag? Agentenkoffer?



    Was habt ihr erwartet, wenn ich einen Koffer habe, was da drin ist?



    Eine meiner drei Olivetti Praxis 35, dieses hier ist mein "New old Stock" Exemplar, also bis auf einen kurzen Funktionstest unbenutzt. Die Praxis 35 wurde ab 1980 verkauft und ist damit zusammen mit der noch etwas abgespeckten Praxis 30 die erste portable elektrische Typenradschreibmaschine der Welt. Eine Praxis 30, Praxis 40 und Underwood 3000, die im wesentlichen alle identisch sind, habe ich natürlich auch. (Die Praxis 41 fehlt mir noch)



    Mach ich sie mal auf... (Man sieht, ich habe sogar die Transportsicherungen nach dem Funktionstest wieder eingebaut)



    Das ist die Basisplatine, die kopfüber unter der Tastatur angebracht ist. Darauf im wesentlichen zwei Chips, die im Schaltplan "MASTER" und "DIMOD" genannt werden. Dazu noch ein paar Operationsverstärker und das ist alles, was die erste elektronische portable Typenradschreibmaschine der Welt steuert. Ahnt ihr es schon?



    Nahaufnahme des MASTER-Chips: In diesen Schreibmaschinen werkelt tatsächlich der ursprünglich von Olympia entwickelte Prozessor!!! Und zwar gleich zwei Mal, das eine Mal im "Original" von MOSTEK, und einmal teils wie hier als weiterer Lizenznehmer von SGS, SG14740. Mostek 3870, da hat es bei mir beim Lesen des Golem-Artikels gleich geklingelt. Dass der zweite Chip von SGS ist, lässt sich sicher damit erklären, dass diese Praxis 35 eines der jüngeren Exemplare von 1983 ist, in den älteren Exemplaren der Reihe, die ich habe, sind beide Chips von Mostek.


    Ob das Olympia bei einer sicherlich stattgefundenen Untersuchung des Mitbewerberprodukts wurmte???


    Hier noch eine Seite aus dem Technikerhandbuch.


    Und noch eine Seite, wo man auch die Arbeitsteilung zwischen den beiden Prozessoren sehen kann, der Master kontrolliert die Tastatur, die beiden LEDs, den Farbbandhub und Transport, den Stepmotor für die Druckkopfbewegung und den Randschalter für den Druckkopf, der DIMOD kümmert sich um den Zeilenvorschub, und besonders performance-intensiv um die Drehung des Typenrads per Gleichstrommotor, dessen Postition per Strobescheibe (also ein Abtastmechanismus wie in einer Kugelmaus) kontrolliert wird.


    Aber da kommt gleich noch was, ein wirklich krasser Umbau der Praxis 35...

    1ST1

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  • Ich zeige mal eine echte Rarität, ich weiß garnicht mehr, wie ich zu der gekommen bin, aber die habe ich schon ewig, irgendwann Mitte der 1990er Jahre habe ich die wo gesehen, und weil ich wusste, dass das eine Rarität ist, konnte ich sie nicht stehen lassen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt mich für das Thema nicht mehr und noch nicht wieder interessiert habe. Ich weiß nicht, wieviele davon (um)gebaut wurden und wieviele davon noch existieren, viele werden es aber nicht mehr sein.



    Auf den ersten Blick eine Praxis 35, doch da steht "Daisy 35", und sie hat Schnittstellen... Es gab damals einige Händler, welche die Praxis 35 um serielle oder parallele Schnittstellen erweitert haben, angesteuert wurde das über die Tastaturmatrix, da schlabberten dann kleine Übersetzer-Platinchen mit Eprom herum und waren an den Tastaturanschlüssen angelötet, aber die Daisy 35 stellt all diese Umbauten in den Schatten.


     


    Links unten das ist, das ist sicher, das ist eine RS232 Schnittstelle. Darüber der runde Stecker, hier fängt es aber schon an, keine Ahnung, ebensowenig weiß ich über die rechte Schnittstelle mit 37 Pins. Hier vermute ich allerdings, dass es sich dabei um eine Centronics-Schnittstelle (hat an Druckern üblicherweise 36 Pins) handeln könnte, wenn dann aber mit einem ungewöhnlichen Stecker.


     


    Wenn man sie dann auf den Kopf dreht, um die vier Gehäuseschrauben aufzudrehen, offenbart sich sofort, dass die hier anders ist als die anderen Schnittstellenumbauen. Die hat von unten zugängliche DIP-Schalter, um etwas einzustellen.



    Deckel ab.



    Das sieht "etwas" anders aus als obige Original-Platine einer Praxis 35.


    Unten der eingeklebte Zettel stammt von mir, da habe ich einen Umbau an dem Maschinchen vorgenommen, den ich damals in meiner Lehre bei Olivetti entwickelt hatte. Und zwar der Typenrad-Selektions-Motor ist bei diesen Maschinen ein einfacher Gleichstrom-Motor mit Encoder. Bei der Praxis 35 war das eine elektromechanische Strobescheibe, als Leiterplatte mit entsprechenden kreisrunden Mustern geätzt, die mit Schleifkontakten abgetastet wurde. Das war recht fehleranfällig, wenn da Schmutz (Abrieb vom Papier, Farbband, usw.) rein geriet. Nachfolgende Modelle wie die Praxis 45D und die ET Compact 60, die auf dem gleichen Druckwerk basierten, hatten eine viel betriebssichere optoelektronische Strobescheibe, die aber nicht mit 12V, sondern mit 5V angesteuert wurde, deswegen der Notitzzettel, der auf diesen Umbau mit dem 7805 Spannungsregler hinweist. Ich hatte damals noch Kontakt zu einem Ex-Kollegen, der mir dann die neue Strobescheibe besorgt hat. Den Umbau, den ich damals als Azubi gelegentlich bei Kundenmaschinen gemacht habe, habe ich dann auch hier durchgeführt, weil die Maschine den gleichen typischen Fehler, gelegentliche falsche Zeichen, zeigte.


    Aber zurück zu dieser Platine... Die originalen ICs, also auch der MASTER und der DIMOD, hier beide von Mostek, und die Operationsverstärker usw. sind immer noch da, rechts eng zusammen gedränt. Die Ansteuerung des "Rests" muss also offensichtlich immer noch von der Tastaturmatrix des MASTERSs erfolgen. Der Rest besteht aus folgenden Chips:


    - TI TMS 9981, dazu habe ich das hier gefunden, eine 16 Bit CPU im 8-Bit-Gewand: https://www.computerwoche.de/a…8-bit-anwendungen,1195318


    - Drei TI TMS 4016 SRAMs 2k x8


    - Zwei Eproms, 1x 2516 und 1x 2564


    - 2x TMS 9901 Programmable Systems Interface http://www.bitsavers.org/compo…stems_Interface_Jul78.pdf - die dürften die Schnittstellen ansteuern und auch die Kommunikation mit dem MASTER erfolgt darüber, und auch die Tastatur hängt an einem der beiden Portbausteine, soweit habe ich die Platine mal analysiert. Tastatureingaben erfolgen also über einen 9901, werden dann vom 9981 über den zweiten 9901 an den MASTER weiter gereicht.


    - Neben dem TTL-Kleinkram sind auch je ein 1488 / 1489 Chip auf der Platine, die typisch für RS232 sind, deswegen bin ich mir da ziemlich sicher, dass der 25-polige Stecker eine serielle Schnittstelle ist.


    Die Belegung der seriellen Schnittstelle dürfte "Standard" sein, ich habe mal vor Jahren durchgemessen, welcher Pin an den 1488 und welcher an den 1489 geht, womit dann klar ist, welcher Pin sendet und welcher empfängt, aber ich weiß nicht, welche Baudrate, Handshake, usw.


    Da ich aber auch keine Bedienungsanleitung habe, weiß ich weder etwas über die Bedeutung der DIP-Schalter noch wie man das Maschinchen seriell oder evtl. parallel empfangsbereit schalte könnte, um wenigstens mal Tests mit verschiedenen Parametern zu machen.


    Auf der Platine hat sich noch dessen Hersteller verewigt "Dontenwill 7880 Saeckingen", also mit alter PLZ und Ort. Die Firma Dontenwill in Säckingen existiert schon seit 1988 nicht mehr. In München bei der Firma Dontenwill, die heute noch ERP-Software vertreibt, konnte auch niemand helfen, die haben die Umbauten "aus der Verwandtschaft" damals auch vertrieben aber da wusste auch niemand mehr näheres.

    Vor Jahren habe ich dann nochmal Nachforschungen angestellt, aber die ältere Frau Dontenwill, die ich da in Säckingen erreichte, wusste nur, dass es sowas mal gab, das wäre Verwandtschaft, aber da lebte keiner mehr, also Sackgasse.


    Aber als normale Schreibmaschine funktioniert sie.

  • Danke für den Schnipsel! Das waren alles solche 3-Hersteller-Schnittstellen über die Tastaturmatrix. Für die Praxis 41 hat er das nicht angeboten, denn da gab es das direkt von Olivetti, übrigens auch über die Tastaturmatrix... In meiner anderen Praxis 35 und in der Underwood 3000 sind so Schnittstellen drin, ich habe aber bisher nicht geschafft, darüber mal was zu drucken, weil ich die Kommunikationsparameter nicht kenne. Und kurios finde ich die Schnittstellen für die großen ETs, denn die konnten allesamt vom Hersteller mit Schnittstellen ausgerüstet werden, zumindestens seriell und parallel, womit man ja schon ziemlich weit kommt. Für die ET 201/221 habe ich sogar den Schaltplan, Eprom-Inhalte, usw. für so ein Drittanbieter-Interface.

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  • Zwei Neu-Zugänge im Bereich portabler Typenradschreibmaschinen von Olivetti:



    Die ET Personal 540-II habe ich schon länger, die hatte mir Toshi mal besorgt, hab sie aber bisher noch nicht angefasst. Dafür gab es jetzt Anlass, denn es gab einen weiteren Neuzugang in dieser Kategorie: Die CT 605 habe ich jetzt für kleines Geld in der Bucht geschossen, wer will sowas schon?



    Bei der "Kleinen" habe ich erstmal den Ein-Aus-Schalter gesucht, normalerweise gibts da bei den anderen Modellen einen Kippschalter irgendwo auf der Rückseite. Hier nicht. Sie wird über eine Taste auf der Tastatur ein und ausgeschaltet, oben links, wehe wenn man da mal versehentlich drauf kommt. während man einen Brief schreibt. Die Maschine hat einen Akku, das muss ich mal näher untersuchen, ob der noch gut ist, jedenfalls will sie jetzt erstmal 5 Stunden Akku laden, bevor sie einsatzbereit ist. Für Gelegenheitschreiber ist das nicht ideal - "mal eben schnell" geht das mitunter nicht.



    Technisch basiert die ETP 540-II auf der Praxis 100 / 200, also die "Plastikbomber" Serie, wobei bei dieser hier, genau wie bei der Studio 820 und PTP 805 der Kunststoff des Gehäuses sparsam dünn, biegsam und knarzig ist. Ich befürchte, dass wenn ich mal nach dem Akku schaue, dass ich sie beim Zerlegen beschädigen könnte, so empfindlich fühlt sich das Plastik an.



    Die CT 605 ist eine Nummer größer und ist eigentlich nur eine äußerlich veränderte ET Compact 65, letztere, viel kantiger geformt, ist auch auf der Originalverpackung der CT 605 abgebildet.



    Als direkter Nachfolger der ET Compact 60 / 70 ist die ET Compact 65 bzw. CT 605 wesentlich solider gebaut, Druckerrahmen usw. noch richtig aus Metall, auch der Kunststoff wirkt solider als oben bei dem Plastikbomber. Dafür ist das Dispplay kleiner.


    Jetzt werden die beiden Schätze aber erst mal wieder weg gepackt...

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  • Story geht weiter... Abetilung Plastikbomber, und verwirrenderweise heißen sie nicht Praxis...


    sondern Lettera E 504. Lettera war bei Olivetti bei den tragbaren mechanischen Schreibmaschinen ein großer großer Name. Wenn der Name Lettera 22 fällt, dann kommt ganz schnell Günther Grass, der darauf seine Bücher schrieb, Bob Dylan schrieb seine Songs darauf, Rainer Werner Faßbinder seine Drehbücher, usw. Größer geht kaum ... für einen Plastikbomber.



    In bester Kofferschreibmaschinen-Tradition hat auch sie einen Wegwerfhenkel. Mit dem Display und einem kleinen akkugepufferten Floskeltext-Speicher gehört sie aber zu den besser ausgestatteten Modellen. Der Akku war übrigens noch in Ordnung, die Maschine musste nur mal 2 Stunden eingeschaltet bleiben, damit die selbst abgelegten Texte auf den Floskeltasten nach dem Ausschalten wieder erhalten blieben.


    Und dann endlich hat es geklappt, die zweite Anitech ist da! Das ist die kleinere 2002, verrückt, was die Leute in der Bucht oft für den Plastikbomber haben wollten, teils 100 Euro, obwohl das nur eine umgelabelte Olivetti ETP 1000 ist, bzw. eine Praxis 100 im ungestalteten Primitibstgehäuse (also nix da "Mario Bellini - Postmoderne", aber wer lange genug wartet, der bekommt dann doch auch mal eine für einen einstelligen Betrag.



    Ich sollte sie mal putzen... Patina...

    1ST1

  • Heute auf der HomeCon habe ich endlich mal die ET Compact 60 wieder repariert. Hier hatte ich ja gefragt, ob mir jemand 2 Seilrollen 3D-drucken kann, was dann Reinhard dann dankensweise gemacht hat, und sie sogar persönlich vorbei gebracht hat, welch ein Service! Ein paar Tage später erfolgte dann der erste Einbauversuch, der scheiterte, weil das originale Drahtseil zu kurz ist. Zu kurz? Ja, es wäre zwar eigentlich ausreichend lang, aber für den Einbau zu kurz. weil man es so nicht in die Klemme am Ende einfuddeln kann und dann auf der anderen Seite nichts mehr zum Greifen hat, um es zu spannen.Aber man finde mal eine Bezugsquelle für dünne Drsahtseile, die schnell liefern kann. Für ein Kran sicher kein Problem, aber sowas...?


    Blieb nur ein chinesisches Angebot in eBay, 10 Meter für 3 Euro, bestellt, kam dann nach 4 Wochen, zu dick... Nochmal 3 Wochen später kam dann von einem anderen chinesischen eBay-Anbieter ein passendes Drahtseil, hab dann aber erstmal keine Zeit gefunden, um mich dran zu setzen, momentan schiebe ich einen großen Haufen Geräte, um die ich mich kümmern muss, vor mir her. Wenigstens hab ich zwischenzeitlich die beiden Lettera 22 wieder hin bekommen, deren Koffer sind gerade bei einer Freundin um die ganzen Nähte zu erneuern.


    Vorgestern stellte ich dann fest, dass übermorgen, also heute, ja HomeCon ist und ich ja irgendwas mit nehmen musste. Vom Großen Haufen den ich noch durchchecken muss, da wartet unter anderem eine M380XP1 und eine ETV 260 wollte ich nichts nehmen, es sollte was sein, was funktioniert, zum Spielen, das wurde der immer bereite Falcon 060, und dann dachte ich mir, probiere ich mal, die 60 auf der HC zu reparieren.


    Extrem wichtig war das Technikerhandbuch der Praxis 45, das ist der Vorgänger der ET Compact 60, darin ist erklärt, wie die Seilführung gemacht werden muss, wieviele Umdrehungen das Seil auf die Rolle auf dem Stepmotor aufgewickelt wird. Das ist sehr knifflig, die rote Klammer ist dafür essentiell wichtig, denn sonst braucht man etwa 2 Hände mehr, um das zu machen.


    Anhand des Original-Seils habe ich dann das neue Seil abgelägnt, wobei ich es großzügig 20 cm länger gelassen habe, als das Original, damit ich auf beiden Seiten genug habe, woran ich zum Spannen ziehen kann.


    Das gute Stück so gut wie komplett zerlegt, die Schreibwalze kann man mit dem oberen Rahmenteil lösen und nach hinten klappen, damit man an den Druckkopf besser dran kommt... Die Metallplatte mit den beiden 3D-gedruckten Rollen habe ich mit Gummis an der Führungsstange des Druckkopfs befestigt und ganz nach rechts geschoben, das Drahtseil dann auf die Rolle aufgewickelt, aber nicht so wie im Technikerhandbuch beschrieben von beiden Seiten in die Mitte - das ist so gut wie unmöglich zu machen, sondern den Teil des Seils, das von rechts aufgewickelt wird über die komplette Breite der Stepmotor-Rolle aufgewickelt und mit dieser Klammer festgehalten und dann um die beiden Umlenkrollen auf der rechten Seite geführt und am rechten Rand des Druckwerks in die vorgesehene Klemme des Druckerrahmens geklemmt. Dann das Seil auf der linken Seite um die Umlenkrolle, nach rechts zu der PLatte mit den 3D-gedruckten Rollen und zurück zum linken Rand des Druckwerks und auch dort eingeklemmt.


    Mit dem gespannten Seil schwebt die Platte mit den Rollen schon frei unter der Führungsstange und kann hin und her bewegt werden, der Stepmotor dreht sich dabei, das Seil rollt sich auf dessen Rolle auf der einen Seite ab, auf der anderen auf, so soll es sein. Musste dann nur die Klemmung des Zugseils rechts und links etwas lösen, und dann auf der rechten Seite am Seil ziehen und links etwas nachgeben, so dass die Druckkopfplatte genau in der Mitte ist, wenn auf der Seilrolle des Stepmotors beide Seiten des Seils gleichmäßig mittig auf bzw. abgerollt sind, so wie hier zu sehen. Dann ist gewährleistet, dass der Druckkopf sich frei von rechts nach links bewegen kann.


    Drucker nochmal weiter hoch geklappt, so dass man die Druckkopfplatte mit den beiden 3D gedruckten Umlenkrollen sehen kann. Das wird alles nur noch von dem gespannten Drahtseil zusammen gehalten. Da im Vordergrund auf der Basisplatte ist übrigens der NEC uPD 7809 Prozessor zu sehen, der die Maschine steuert. Und im Hintergrund erahnt man die Spannungsregler des Netzteils der Maschine, hinten am Druckerrahmen befestigt.


    Die Führungsstange für den Druckkopf ist jetzt entfernt, der soll ja als nächstes wieder eingebaut werden.


    Da liegt er auch schon.


    Dann ist er schon wieder drin, auch die Führungsstange ist wieder in Position, und die Platte mit den beiden Umlenkrollen wird an der Unterseite des Druckkopfs festgeschraubt. Der Microschalter für den linken Rand ist nich nicht wieder fest und schlabbert noch rum, denn er ist dem Zugang der beiden Klemmschrauben des Drahtseils im Weg, ich muss ja das Seil noch spannen und dann fixieren.


    Seil gespannt und fixiert, der Schalter für den linken Rand wieder eingebaut und das Druckwerk in die Aufnahmen der Bodenplatte eingehängt. Der Druckkopf lässt sich "dicht aber frei" bewegen und das Drahtseil läuft sauber wie es soll.


    Tastatur und LCD wieder angeklemmt.


    Falls sich jemand gewundert hat, bei dem Praxis-Druckwerk kann man hinten den oberen Teil mit der Schreibwalze lösen und dann nach hinten weg klappen, damit man besser an den Druckkopf heran kommt, das ist sehr geschickt gemacht. Auf dem Bild hier ist die Schreibwalze wieder nach vorne geklappt, wo sie hin muss, und auch die Tastatur ist wieder wo sie hin gehört. Maschine eingeschaltet, und die Autodiagnose ist zufrieden, ich kann schreiben!

  • Und alles wieder zusammen, sie schreibt, was ich will, abgesehen von Tippfehlern die mir mit meinen Griffeln so passieren.


    Wieder zuhause, jetzt habe ich zwei funktionsfähige ET Compact 60, einmal ein frühes Modell, mit optionaler seriellen Schnittstelle (LCU 60S) das ich schon um die 35 Jahre besitze und auch immer noch regelmäßig benutze, und die "neue", die gegenüber der ersten Serie ein paar Detailverbesserungen hat: Transportverriegelung für den Druckkopf und eine etwas vereinfachte Basisplatine. Die Breite der Walzendrehknöpfe hat sich auch etwas verändert. Einen Tragegriff haben beide, die ET Compact 60 würde ich aber nie wegwerfen, sie ist von den Kleinen neben der Praxis 35 mein Lieblingsmodell, auch wenn die ganze Serie so furchtbar gleich aussieht... Aber das sind Details, die nur dem Kenner auffallen...

  • Kraß, das ist sozusagen 2x ein Flaschenzug 2:1

  • Ja, man hätte das auch deutlich einfacher machen können. Die nachfolgenden Plastikbomber verwenden alle einfach einen Zahnriemen. Und es erfordert durchaus Geschick und Geduld, das Seil da wieder einzufädeln, wenn ich damals als Azubi eine Maschine mit gerissenem Stahlseil oder gebrochener Umlenkrolle auf den Tisch bekam, das hab ich nicht gerne gemacht. Passierte aber nicht oft.

    1ST1

  • So ähnlich ist es auch beim Commodore 8028 gelöst… ohne Servicemanual hätte ich den Drucker nicht wieder ans Laufen gebracht. Ein Wahnsinn! :D

  • Nach 10 Jahren, endlich... Ich kann ein Modell von der Gesucht-Liste streichen, was wirklich selten ist, bisher hatte ich leider immer Pech gehabt, wenn mal eine auftauchte, aber jetzt hat es im dritten Anlauf endlich mal geklappt, auch wenn der Zustand nicht optimal ist. Aber zur Not frisst der Teufel Fliegen, und sie ist reparabel, alles halb so wild... Sie tut nämlich grundsätzlich, wenn auch wiederwillig, die Mechanik ist nur ordentlich mit alten Fetten und Ölen verklebt. Ein bisschen WD40 löste schonmal den Druckkopf und der Rest ist Fleißarbeit...



    Die Praxis 41 war schon damals selten. Dabei hätte sie durchaus öfters Sinn gemacht, und wenn, dann wurde sie halt verkauft, weil sie gerade auf Lager war und das Spezielle an der 41 hat kaum einer genutzt. Doch was ist das Spezielle?


    Im Vergleich zur Praxis 40?


    Die 40 und 41 sehen absolut gleich aus, wenn wir mal von dem britischen Tastaturlayout dieser 41 absehen. Ja, die habe ich mir tatsächlich über den Ärmelkanal zukommen lassen, aber bei 10 Pfund Kaufpreis war das mit der Brexitsteuer und Versand zu verkraften.


    Klären wir doch erstmal den Unterschied zwischen 40/41 und der bekannteren Praxis 35. Seht ihr es? Details... Die 40/41 ist auf jeden Fall nicht portabel ausgelegt, sie kommt ohne Tragekoffer, dafür aber mit Staubschutzhaube, damit sie immer da stehen kann, wo sie steht, ohne einzustauben. Die Tastatur ist die selbe (wenn man vom länderspezifischen Layout absieht) wie bei der 35, aber seht ihr rechts und links der Tastatur die rechteckigen freien Flächen...? Das ist der Tipp, die Praxis 40/41 können nämlich im Gegensatz zur 35 ein A4-Blatt quer oder A3 hochkand randlos bedrucken, bei der 35 bleibt wegen schmälerem Druckwerk rechts und links ein etwas größerer unbedruckbarer Rand. Ansonsten sind die drei Maschinen technisch identisch, naja, im ROM von einem der beiden Mostek 3870 Prozessoren der 40/41 ist festgelegt, dass sie ein paar Zeichen mehr pro Zeile bedrucken darf, bis sie am Rand blockieren muss. Und bei der 41 ist noch etwas anders...


    Aber was ist nun der Unterschied zwichen der 40 und 41? Sie haben beide im Gehäuse seitlich eine Klappe, welche die 35 nicht hat.


    Machen wir doch mal auf... Und da ragt aus der 41 ein Flachbandkabel raus, Vorbereitung für eine Computerschnittstelle. Aber wie geschrieben, nur eine Vorbereitung. Selten, dass mal eine 41 mit Schnittstelle verkauft wurde, meistens wurde sie genau wie eine 40 verkauft und benutzt, weil sie beim Händler gerade auf Lager war, und die 40 halt nicht. Die Schnittstelle ist übrigens wie bei den Bastelschnittstellen bei den Praxis 30/35 über die Tastaturmatrix realisiert, die 41 hat da eine zusätzliche Platine auf der Basisplatine aufgesteckt, auf die dann die Tastatur gesteckt wird. Man könnte also eine 40 zur 41 umrüsten. Aber nutzt nichts, wenn man die dann noch notwendige Adapteritis auf Centronics oder RS232 nicht hat. Die LCU von der gleich kleingroßen neueren ET Compact 60 passt natürlich nicht. Oder man könnte eine 40/41 mit einer Bastelschnittstelle für eine 30/35 ausstatten.


    Also, Klappe erstmal wieder zu, zufrieden zurück lehn, und demnächst muss ich die 41 mal einer Generalkur unterziehen... WD40 in rauen Mengen wird das alte Fett und Öl schon ablösen... Und dann wird sie synthetisch geschmiert.