Corona PPC-21

  • Vor ein paar Tagen ist mir aus München ein Corona Portable PC-21 angeboten worden, den ich mittlerweile abgeholt habe. Nachdem sich mein Sammlerinteresse doch stark an IBM PC's und Kompatiblen orientiert, freut mich dieser Neuzugang sehr.

    Immerhin handelt es sich um einen der ersten Clones des IBM PC aus dem Jahr 1983 (neben den Marken Eagle Computer und Columbia Data Products). Corona Data Systems, Hyperion, Columbia und Eagle kopierten das BIOS des IBM PC und mussten daher alle - auf richterlichen Beschluß - nachträgliche Lizenzgebühren an IBM zahlen. Erst Compaq "re-engineerte" das IBM PC-BIOS und war damit auf der sicheren Seite.
    Diese frühen Clones sind alle recht selten. Ich hatte nicht gehofft, in Deutschland mal ein solches Gerät zu finden, noch dazu in einem solch tollen Originalzustand. Leider fehlen die Manuals.

    So, jetzt zu meinem Problem. Meine Erfahrung sagt mir: schalte so einen Computer, der 20 Jahre irgendwo rumgestanden hat, nicht einfach ein. I.d.R. raucht es sonst irgendwo, dann wird die Fehlersuche schwierig. Also habe ich ihn zerlegt und den Staub rausgeblasen.

    Danach habe ich die Netzteilplatine ausgebaut, "open frame", wie ihr seht.

    Als erstes habe ich die beiden X-Kondensatoren rausgenommen, tatsächlich hatte einer schon einen Riß.

    Diesen Typ (X2 0.1uF) mit RM20 habe ich nicht da, habe ich aber bestellt. Könnte man da auch welche mit höherer Kapazität einbauen, z.B. 0,47uF ?
    Würdet ihr alle Elkos wechseln? Optisch schauen die noch gut aus, keine Wölbungen, keine angelaufenen Lötstellen. Würdet ihr die rausnehmen, durchmessen und dann wieder einlöten, natürlich nur "wenn noch gut" ?
    Verbaut sind:
    2 x 470uF, 200V, 85°, Nippon
    4 x 1000uF, 16V, 85°, Nippon
    6 x 1000uF, 35V, ?°, Elna
    2 x 100uF, 35V, ?°, Elna
    1 x 47uF, 50V, ?°, Nichicon
    plus ein paar kleinere Elkos sowie ein paar Scheiben- und Folienkondensatoren, wenn ich die richtig interpretiere. Auf der Unterseite (zwecks besserer Kühlung mit dem Gehäuse verschraubt) ein 7812 Spannungswandler (LM340T). Vorsorglich austauschen ?

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    • Offizieller Beitrag

    Ui, schönes Teil - ist ja praktisch das gleiche Gerät wie mein Olivetti M18P :thumbup:


    Grüße,
    Marcus

    • Offizieller Beitrag

    Du hast also bereits die Funkentstörkondensatoren raus - nach jahrelanger Standzeit ist das eine sehr gute Idee.
    Du solltest aber auf alle Fälle nach Tantalelkos suchen, und die ersetzen.
    Bei einem über 30 Jahre alten PC sorgen die gerne mal für einen Knalleffekt beim Einschalten.
    Die Dinger können platzen und glühend heiße abgesprengte Teile durch die Gegend werfen, was mir ein Brandloch im meinem Bürostuhl beschert hat, oder auch mal mit richtig hoher Flammentemperatur abbrennen.
    Die Temperaturen können so hoch sein, daß innerhalb kürzester Zeit regelrechte Löcher in Platinen gebrannt werden.
    Daß die Dinger einfach nur kurzgeschlossen sind, und sonst weiter nix passiert, ist da noch der angenehmste Defekt.


    Die Becherelkos sind dagegen eher harmlos. Solange kein Elektrolyt ausgetreten ist, verursachen die gewöhnlich keinen Schaden.
    Man kann die, wenn man sowieso wegen den Tantals die Kiste überarbeitet, mit erneuern, das profilaktisch zu machen ist aber normalerweise nicht nötig.


    Defekte Spannungsregler kommen auch immer wieder mal vor, sehr gerne wenn die als Folge anderer Fehler überlastet werden.
    Hier gilt im Prinzip das gleiche wie bei den Elkos: Kann man mitmachen, wenn man eh gerade alles überarbeitet, ist aber gewöhnlich nur bei Defekt nötig.

  • Du hast also bereits die Funkentstörkondensatoren raus - nach jahrelanger Standzeit ist das eine sehr gute Idee.
    ...
    Die Becherelkos sind dagegen eher harmlos. Solange kein Elektrolyt ausgetreten ist, verursachen die gewöhnlich keinen Schaden.
    Man kann die, wenn man sowieso wegen den Tantals die Kiste überarbeitet, mit erneuern, das profilaktisch zu machen ist aber normalerweise nicht nötig.


    Defekte Spannungsregler kommen auch immer wieder mal vor, sehr gerne wenn die als Folge anderer Fehler überlastet werden.
    Hier gilt im Prinzip das gleiche wie bei den Elkos: Kann man mitmachen, wenn man eh gerade alles überarbeitet, ist aber gewöhnlich nur bei Defekt nötig.

    Wenn Entstörkondensatoren sterben, stinken sie mir für ein paar Stunden meinen Bastelkeller zu, immer wieder mal. Daher ist deren Tausch bei mir obligatorisch. Ein paar der Elkos habe ich probehalber mal rausgenommen. Schauen messtechnisch eigentlich gut aus, auch darunter alles sauber. Ich schaue jetzt mal, ob ich so viele passende 1000er da habe, wenn ja, werfe ich sie trotzdem alle raus. Den Spannungswandler habe ich bereits getauscht. Ja, Auf dem Mainboard sind blaue Tantals, ungefähr "3 Millionen". Ich bringe jetzt das NT auf Vordermann, dann lasse ich ihn mal laufen.

  • So, der Rechner ist wieder auf einsatztauglich. Alle Elkos im NT getauscht, Spannungswandler und natürlich die Entstörkendensatoren. Der Rechner lief wieder, dann fängt die Tastatur an zu spinnen, nahm nach und nach keinen Tastendruck mehr an. Tastatur umgedreht: aaah ja, Keytronic ! Aufgeschraubt und siehe da, Schaumstoffpads platt, wie bei Tandy's, Victor/Sirius und Compaq Portables. Ich hatte mir die fertigen Pads eigentlich für meinen Victor zurückgelegt, jetzt müssen sie halt für den Corona herhalten.


    Leute, ist das eine idiotische Arbeit. Alles rauskratzen, säubern und wieder reinkleben. Ich habe die Metallpads nicht wiederverwendet, sondern neue aus einer Rettungsdecke rausgestanzt. Wenn neu, dann gleich alles. Aber gleich 83 mal der gleiche Vorgang, "da wirst ja deppert".


    Die goldenen Pads links sind die neuen, in der Mitte sind die Pads und der Schaumstoff entfernt, ganz rechts sind die alten noch drin.



    Zu Testen an den Rechner angeschlossen, geht alles wieder. Und man muss nicht mehr draufhauen, ist wieder wie neu.



    Der fertig zusammengebaute Rechner, jetzt über drei Stunden problemlos gelaufen.



    Ich habe noch mindestens 20 derartige Tastaturen. Die fertigen Schaumstoffdinger in der Bucht werden mir da zu teuer. Ausserdem könnten die Metallfolien auf der einen Seite bereits aufgeklebt sein, dann spart man sich einen Schritt. Haben noch mehr Leute im Forum dieses Problem ? Sollten wir eine Nachfertigung (Sammelbestellung) anleiern ? Mit der größte Kostenfaktor ist wahrscheinlich die Stanzform.