Retropie - Erfahrungen? Aussen hui, innen pfui?

  • Hallo,


    ich habe ein Set aus Raspberry Pi 3, NesPi Gehäuse und SNES/NES-style Billigcontrollern mit RetroPie in Betrieb genommen. Das sieht ja erst mal gut aus, man kriegt die RetroPie Distributon da auch schnell ans Laufen. Für einige gängige alte Konsolen hab ich dann mal jeweils ein paar wenige Roms installiert, einfach um mal zu sehen wie das mit den verschiedenen Systemen so läuft. Unter anderem wollte ich den Colecovision Emulator mit in Betrieb nehmen.


    Ich muss da mal meinen Frust loswerden - Mein derzeitiges Fazit - ich bin entäuscht.


    Es gibt zwar erst mal ne recht hübsche Oberfläche mit der man die verschiedenen Systeme durchcyclen kann, und darin dann auch die Roms auswählen kann.

    Aber im Detail - benutzbar (also spielbar) halte ich das alles nicht. :motz:


    - es gibt etliche verschiedene Konfigurationsebenen: grafisch, Retroarch, textbasiert linuxmäßig

    - die Konfiguration ist auch total verstreut

    - der Scraper arbeitet alles andere als intuitiv, hat fast überall manuelles auswählen benötigt


    Aber das Schlimmste:


    - es gibt kein Konzept für die verschiedenen Controller vernünftig systemweit einzubinden. An manchen Stellen wird die Tastatur akzeptiert, manchmal nicht. Wenn verschiedene Controller eingesteckt sind muss man schauen welcher überhaupt als default etwas einstellen kann.


    - neuer Controller, z.B. über USB-Joystickadapter - welche Codes sendet der, wie werden die überall gemappt? Viel zu kompliziert

    - für typische Controller müsste es doch defaults geben


    Also ich habs irgentwann aufgegeben das weiter einrichten zu wollen. Wie gesagt - ich finde wenn man das Ding startet sieht es toll aus - das könnte ich toll zeigen. Aber wirklich mit spielen - nur Frust weil die Controller nicht mit vertretbarem Aufwand über die verschiedenen Emulatoren logisch einbindbar sind.


    Habe ich da nur einen falschen Eindruck bekommen und ihr könnt den korrigieren? Das ist in Wirklichkeit alles viel besser?

    Bisher nur gucken ja, aber spielen - eher nicht.


    Was ich mir vorstellen würde:

    - ein durchgängiges, einheitliches Bedienkonzept mit allen Settings in der grafischen Oberfläche

    - Controller sind zentral verwaltbar, können dann ganz einfach bei den verschiedenen Systemen verwendet werden

    - damit einfach die verschiedenen Emus mit jeweils passenden Controllern spielbar (Gamepads, Tastatur, Joysticks, etc...)

    Wie sind eure Erfahrungen? Bin ich zu Originalhardware-verblendet?


    Viele Grüße

    Andreas



    P.S.: Verkauft jemand zufällig eine Colecovision Konsole mit etwas Zubehör/Spielen? :)

  • So ähnlich ab ich es auch erlebt. Genau aus dem Grund bin ich kein Fan von sowas und muss immer wieder sagen, es geht einfach nichts über das original !

  • So ähnlich ab ich es auch erlebt. Genau aus dem Grund bin ich kein Fan von sowas und muss immer wieder sagen, es geht einfach nichts über das original !

    Ich habe mir auch schon auch Raspberry Pi und Orange PI mal RetroPie bzw. RetrOrange angesehen und war auch erst angetan vom Anfang der Oberflaeche....

    Aber auch dann wie bei Euch, dass die Erkennung von mehreren Controllern, die ich habe nicht klappt, weil entweder Tasten fehlen oder nicht erkannt werdem.

    Hat man dann mal einen erkannt, kommt er nicht mit einem anderen klar. So muesste man fuer div. Konsolen dann immer mehrere Controller dran haben und dann doch teilweise die Tastatur nutzen.


    Aber das ist nicht alles :(

    Die meisten Emulatoren sind anderen "alten" Emulatoren weit unterlegen....allein beim SNES kommt bis jetzt keiner an den alten ZSNES ran...
    Beim N64 kann man es ganz schnell testen beim Intro/Anfang von Mario Kart (zuckeln und stottern, wenn man mal eine hoehere Aufloesung einstellt).


    Beim RetroPie hatte ich dann auch Probleme bei der ROM-Erkennung.

    D.h. aus einer SNES-Liste hat er dann nur 70-80% erkannt....ging man aber ueber Dateiauswahl und hat das ROM geladen, lief es und wurde erkannt :(


    Ich bin auch tief enttaeuscht, obwohl ich nicht der Spiele-Held bin, aber ich sehen die Maengel....
    Deshalb bin ich arg ueberrascht ueber solch eine "Fanschicht" die sich wie wild freuen, wie toll es klappt.


    Alle Emulationsgeraete (also kein OS wie Windows, Linux oder OSX) die ich gesehen habe sind nur ein trauriger Abklatsch.

    Bei einem OS-Geraet gibt es teilweise gute Emulatoren.


    Wahrscheinlich wuerde auch bei mir das SNES Mini von Nintendo nicht gut weg kommen.


    Allein mein MiST ueberzeugt durch FPGA und gute Emulatoren mich viel eher.... da ist er so gut wie manche Emulatoren auf OS-Geraeten, die dann fuer eine extra gute Emulation einige GHz verschwenden muessen, was der kleine FPGA im MiST mit 5V macht.

  • allein beim SNES kommt bis jetzt keiner an den alten ZSNES ran...

    Das ist leider wahr. Mit Snes9x hab ich Timing-Probleme, die ich aus zsnes Zeiten nicht kannte.


    Hab selber den gleichen Aufbau wie Hexagon (nur ohne die Billigcontroller) und dachte ich werd mal meine Erfahrungen los:


    Image auf SD spielen und ROMs in die entsprechenden Verzeichnisse kopieren klappt ohne Probleme. Auswählen und starten auch. Da ich nicht scrape kann ich zu dem Prozess nichts sagen, werde mehr auf die Konfigurationshölle eingehen.


    Anfangs hatte ich für die Konfiguration noch eine Tastatur angeschlossen (da ich den Raspi an ner guten alten Röhre betreibe war da noch etwas mehr abseits von Retropie nötig). Anfangs hab ich die auch für Retropie benutzt. Da auf dem Fernseher Konsolentext lesen aber echt mies war hab ich einfach SSH angeschalten und die Konsolenkonfiguration an nem "richtigen" PC gemacht.

    Auf mich hat es garnicht komisch gewirkt, dass es viele Einstellungen nur über die Konsole gibt. Angesichts der Fülle der Einstellungen und der Tatsache, dass alles was über retropie_setup.sh läuft nur "einmal-einstellen-dann-nie-wieder-anfassen"-Einstellungen sind finde ich das auch nicht weiter tragisch.


    Was ich dort gemacht hab war neben ein paar optischen Einstellungen auch nur Netzwerk und Bluetooth konfiguriert. (Hab zwei 8bitDo SFC30 und zwei 8bitDo N64 Controller.) Bluetooth war etwas mühselig weil Try&Error, hat aber am Ende (und nach einem Firmwareupdate der Controller) wunderbar geklappt.


    So richtig bewerten kann ich deine Aussage zum fehlenden Controller-Konzept nicht. Ich hab nur Nintendo-Konsolen emuliert und die haben alle sehr ähnliche Controller, da hab ich keine Probleme.

    Die Controllerkonfiguration richtet sich nach dem Xbox-Controller. Vermutlich weil er sehr gut ist und als USB-Gerät auch als Klon breit verfügbar ist. Es gibt also nur so viele Knöpfe zu belegen wie der XBox-Controller Knöpfe hat. Ist meiner Meinung nach ein etwas fragwürdiges Design, aber ich kenne auch keinen (Retro-)Controller der mehr Buttons hätte.

    Was man über die grafische Oberfläche einstellen kann ist die Controllerbelegung für libRetro-Emulatoren (da gibts ne Unterscheidung). Im Wiki gibt es auch Tafeln welche Tasten wie belegt sind. Mit den Tafeln rät man deutlich weniger und der Frust hält sich in grenzen. Nach drei Versuchen hat auch mein N64-Controller tadellos funktioniert (hatte mit der "Home"-Taste oder wie die heißt um den Emulator zu beenden experimentiert). Auch beide SNES-Controller klappen im Mehrspieler super, trotz Bluetooth.


    Da nicht alle Emulatoren für libretro portiert sind hatten die Retropie Entwickler wohl zwei Optionen: 1.) Viel weniger Emulatoren 2.) Konfigurationshölle, weil jeder Emulator sein eigenes Konfigurationsschema mitbringt. Ich hätte mich auch für 2. entschieden, vor allem weil nicht jeder Emulator mit jedem Spiel gleich gut läuft. Man kann ja durchaus für jedes Spiel einen anderem Emulator auswählen. Wenn ich mal Zeit hab mit mehr Emulatoren zu experimentieren kann ich vielleicht mehr dazu sagen.

    Dass es noch einige Einstellungen gibt die weder in der Konsole, noch im grafischen Menü, sondern irgendwie in libretro selber gemacht werden find ich auch komisch, aber so ist das halt mit Open-Source. Solange es niemand so sehr stört, dass er sich hinsetzt und es ändert bleibt es halt so.



    Auch wenn Original-Hardware wirklich besser ist, bin ich alles in allem eigentlich super zufrieden mit meinem Retro-Pi-NES. Nur, dass Kodi nicht richtig Videos abspielt stört mich, aber das ist ne andere Baustelle. ;)

  • Da sag ich doch mal artig DANKE für eure Berichte. Im Zuge des Pi1541 hatte ich mich gerade ein wenig mit dem Raspberry

    angefreundet. Als nächstes hätte dann das

    RetroPie Projekt vor der Tür gestanden.

    Muss ich mir dann nicht antun.

    Wenn ich mir vorstelle, ich drucke 70 - 80 Std. an den Gehäusen (Konsole + Gamepads) und bekomme nachher das kalte Grausen...


    Wie sieht es denn mit einer reinen C64 Emulation aus? Gibt es da gute Ansätze?


    Stefan

  • Wenn ich mir vorstelle, ich drucke 70 - 80 Std. an den Gehäusen (Konsole + Gamepads) und bekomme nachher das kalte Grausen...

    Wieso solltest du das tun? Hast du so spezielle Gehäusewünsche?



    Hatte letztens ein paar Roms nachgeladen. GameBoy hat super geklappt, zu C64 muss ich mal ins Wiki schauen.

  • Hab mich in letzter Zeit jetzt extrem viel mit dem Thema Retropie beschäftigt, da wir nem Kumpel einen zum Geburtstag schenken.


    Das Coole: man hat eine kleine Konsole, die nahezu alles an Retro-Konsolen kann und mit nem PS3 Controller ist das kabellos und alles auch schnell wieder aufgeräumt.

    Hab die bei mir im Zimmer stehen und wird doch öfters genutzt (grade Donkey Kong Countrymusik etc.), hab aber im Bastelkeller dann zusätzlich die originalen Retro-Konsolen stehen.


    Mit nem nespicase+ sieht das auch noch ganz interessant (wie n NES Mini) aus und mit einem zusätzlichen Script fährt der Linux-Rechner sauber beim Ausschalten herunter...

    Und im Gegensatz zu nem C64 Mini oder einem SNES Mini ist man nicht ganz so eingeschränkt

    Das Nachladen von Spielen ist auch easy:

    USB Stick rein, warten bis der Retropie die Ordner erstellt hat, Stick in den PC rein, ROMs in die Ordner kopieren, Stick wieder in den Retropie, kurz warten und Retropie neu starten...

    Nicht wie beim C64 Mini, bei dem man Spiel für Spiel umständlich übertragen muss...


    Nachteile:

    - Ja... Das Feeling auf einer original Konsole ist doch ein anderes... Keine Frage... Aber wem das extrem wichtig ist darf man dann echt null mit Emulatoren arbeiten!

    Für den sind aber dann auch diese ganzen Mini-Quatsch-Teile nicht empfehlenswert!

    - Die Konfiguration ist schon echt aufwendig...

    Bis man z.B. N64 Spiele zum Laufen bringt muss man den Raspie 3B+ leicht übertakten und die Konfiguration anpassen...

    Auch die Einstellungen der einzelnen Emulatoren sind verdammt umfangreich, erschlagen eine aber am Anfang... Sollte man die Einstellmöglichkeiten nicht wollen gibt's aber noch alternative und leichter zu bedienende Systeme statt Retropie

    - manche Spiele (speziell aufgefallen bei Atari 2600 Games wie Yars Revenge) laufen nicht sauber

    4 Mal editiert, zuletzt von csdragon ()

  • Retropie basiert auf dem Retroarch-Emulator, der u.a. mehr als zehn Jahre alte Versionen von MAME als Cores anbietet, damit sie auf der für Emulation eigentlich zu schwachen Hardware laufen.

    Damit haben diese Cores die Verbesserungen in der Emulation, die in dieser Zeit geschehen sind, natürlich nicht mitbekommen.


    Das ist nicht gegen die Pi gemünzt (ich hab selber den originalen und den 3er), aber er ist keine Emulationsplattform.


    Gruß

    Robert

    NCR DMV/Olivetti M20/ITT 3030/DEC Rainbow 100/Siemens PC-D/OlyPeople/MFA 8085/TA Alphatronic

  • Dieses Problem habe ich auch des öfteren gehabt. Am besten laufen die Super Nintendo Emulationen mit den Joysticks.

    So bald es aber an die Steuerung von Arcade Automaten Spiele geht wird es kompliziert.

    Ich habe meinen Retropie in einem Arcade Gehäuse , und Arcade Joysticks sind für die Steuerung zuständig.

    Im Grunde funktioniert es recht gut wenn man heraus gefunden hat daß man für jedes einzelne Spiel die Steuerung neu einstellen muß.

    Kompliziert wird es wenn man die wahl haben will zwischen gamepad oder Joysticks vom Automaten.

    Das kann sehr frustrierend sein und ein fehler beim verstellen der Joystick Config von Retropie selbst kann alle anderen Configs in den wind schießen.

    Deshalb kann ich Dir nur raten , wenn du einmal mehrere Spiele so eingestellt hast wie du es wolltest, mach dir eine Sicherungskopie deiner Speicherkarte vom PI :) oder zumindest allen Configs was aber sehr umfangreich ist.

    Das gleiche Problem habe ich auch mit der Darstellung. Ich habe die Original Autoaten Rahmen um die Spielfläche, muß diese aber bei jedem einzelnen Spiel erst einstellen und abspeichern. Das ist bei mehreren 1000 Titeln sehr viel Arbeit XD


    Da jeder seinen Retropie anders Steuert gibt es auch kaum zuverlässige fertige Configs. Ich hab da total verloren in diesem Fall, da ich meine Joysticks und Buttons ja selbst verkabeln mußte.

    2 Mal editiert, zuletzt von WombleMC ()

  • Das Retropie war damals mein Wiedereinstieg in die Welt der alten Homecomputer und Spielkonsolen. Aber es fühlte sich nicht perfekt an, meistens ruckelte mir die Grafik zu unterschwellig oder es blurrte. Meine Kinder spielen aber immer noch am liebsten Silk Worm auf verschiedenen Emus. Die haben ja nicht den Vergleich zur guten alten 25fps Röhre...

  • Nehmt doch Lakka statt RetroPie, damit soll es angeblich etwas mehr Performance geben. Und Lakka läuft auch auf dem aktuellen Raspberry Pi 4 - der ist eigentlich schnell genug alles zu emulieren...

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