Wie lange Platinen mit Akku-Schaden in Essig einweichen?

  • Auf einer Platine habe ich einen Akku übersehen, der natürlich irgendwann ausgelaufen ist. Es haben sich schon blaue Kristalle gebildet. Wie lange und bei welcher Konzentration soll ich die Platine in Essig (aus Essig-Essenz) einweichen? Alle ICs sind gesockelt, die habe ich raus gemacht. Ich versuche morgen mal Bilder zu machen, ist jetzt zu spät...


    Gruß, Jochen

  • Einweichen würde ich gar nicht. Einfach drauf und gut schrubben, bis der ganze Schmonz weg ist. Nicht zu fest und nicht zu lang, du willst schließlich nur die Korrosion entfernen und nicht die gesamten Leiterbahnen.

    Essig-Essenz auf jeden Fall verdünnen, sonst wird das zu aggressiv. Essigsäure löst Kupfer nämlich hervorragend auf.

    Danach auf jeden Fall gut unter fließend Wasser nachspülen und, wichtig, abtropfen lassen. Wenn möglich mit Pressluft trockenblasen, damit bekommt man auch die Feuchtigkeit unter den Chips raus. Ansonsten die Platine zum Trocknen hochkant auf eine Ecke stellen.

  • P.S.

    Auf dem Stuttgarter Sommertreffen habe ich einen EuroPC schon mal nur mit Cola wiederbelebt. Die Phosphorsäure in der Cola hat wunderbar den Siff entfernt und die Leiterbahnen passiviert :)

  • Da Cola aber viel Zucker erhält, der Strom leitet, kann man den Computer damit aber auch wunderbar killen, wenn man ihn nicht gründlichst nach dieser Prozedur reinigt. Ich würde es nicht machen.

  • Neben Essigsäurelösung wird auch Citronensäurelösung empfohlen. Im Prinzip sollte alles funktionieren, was zum Entkalken einer Kaffeemaschine taugt. Und wie oben von kpanic beschrieben: nur an den betroffenen Oberflächen einwirken lassen.


    Verdünnen bzw. Neutralisieren mit Wasser dient dazu, die behandelte Metalloberfläche von reaktiven Rückständen zu befreien. Noch besser: nach der (milden und kurzzeitigen) Säurebehandlung eine chemische Neutralisierung mit Natronlösung (NaHCO3, "Kaiser-Natron" oder einfaches Backpulver). Zum Schluss muss auf jeden Fall alles gründlich mit Wasser und Pinsel gespült werden. Die gereinigte metallische Oberfläche bleibt meiner Erfahrung nach länger sauber, wenn man mit Leiterplattenreiniger nachreinigt und mit Kontaktspray einen dünnen öligen Schutzfilm aufträgt.


    Das Problem mit auslaufenden Batterien und Akkus findet sich häufig auch häufig in Batteriefächern von Taschencomputern oder Taschenrechnern, wo nicht nur angrenzende Leiterbahnen betroffen sein können, sondern zuerst die Klemmen und Federn an der Spannungsquelle. An diesen Teilen ist oft die galvanisch aufgetragene Chromschicht beschädigt und es muss mit Sandpapier nachgeholfen werden, um die darunterliegende harte Rostschicht auf dem aus Stahl bestehenden Bauteil zu beseitigen.


    Evtl. lesenswert: A Note on Battery Corrosion

    : RPN ."Register-Postfix-Notation" ;

  • Ich denke, man sollte sich die Platine vorher genau anschauen. Mir ist aufgefallen wenn z. B. eine Batterie oder ein Akku ausgelaufen ist und dessen flüssige Bestandteile langsam auf der Platine und im Gehäuse verdunstet sind, dann kann es sein, dass das komplette Innenleben des Computers bzw. Gerätes mit etwas wie einen dünnen Film überzogen ist und die ätzenden Kristalle überall fein verteilt sind. Damit sich das nicht weiter negativ auswirkt, würde ich das ganze Board dann einlegen, wenn's geht und auch das Gehäuse gut reinigen. Wenn es aber lokal nur wirklich begrenzt ist, muss man bestimmt nicht das ganze Board mit Säure versorgen.

    • Offizieller Beitrag

    lokal nur wirklich begrenzt ist,

    Ich glaube gerade das ist nicht immer einfach zu erkennen.

    Ich habe einen Amiga 2000 mit Akkuschaden, den ich nun schon ein paar mal repariert habe, weil vmt. irgendwas weiter frißt. Beim letzten Mal kam das Tauchbad. Mal schaun ob nun Ruhe ist....

  • Das habe ich auf der CC gesehen, da lag ein Board in einer solchen Schale. Daher auch die Frage nach Konzentration und Dauer - Dinge, die man durch bloßes Zusehen nicht mit bekommt. Mir geht es um die Passivierung, im Moment funktioniert das Board nämlich noch. Wenn ich nichts mache, frisst die Akkulauge die Leiterbahnen weg, richtig? Mit dem Essigbad will ich den Prozess stoppen und hoffe, dass das Board dann noch lange lebt. Was mich wundert: Ich habe vor einem Jahr Fotos von dem Board gemacht, da waren die blauen Kristalle auch schon da, aber damals habe ich das übersehen. Wenn die schon länger da drin sind und das Board funktioniert noch - sollte ich dann vielleicht besser die Finger davon lassen? Hat die Reaktion aufgehört, weil die Reaktionspartner (Lauge) aufgebraucht sind? Neue kommt - jetzt - nicht mehr nach, der Akku ist raus. Übrigens vielen Dank für die ganzen Antworten. Hier mal ein paar Bilder.


    Gruß, Jochen

  • Ich glaube Essigsäure ist besser, weil sie verdunstet. Zitronensäurelösung bildet Kristalle.

    Wie gesagt: Essig greift Metall an. Zitronensäure bildet Komplexe, die die Oberfläche vor weiterer Korrosion schützen.

    Und der Sinn der Übung ist ja auch nicht, die Säure auf der Platine eintrocknen zu lassen. Wie ich schon schrub: Viel fließendes Wasser um alles loszuwerden.

    Was sich auch hervorragend eignet ist hundsgewöhnlicher Antikalk-Badreiniger. Die werben auch meist mit "armaturschonend", sollten also das blanke Kupfer halbwegs in Frieden lassen :)

  • Auf der CC das war mein Board. Vor zwei Jahren wurde der Amiga bereits repariert, und die Umgebung um den ehemaligen Akkustellplatz sah aus wie neu, der Amiga hat auch tadellos funktioniert. Im Sommer diesen Jahres machte er dann Zicken, er brauchte mehrere Resets, bis er startete, bis irgendwann nichts mehr ging. Es war dann auch zu sehen, dass die Platine bis zum Prozessorsockel wieder "Akku-Herpes" aufwies. Daher die Radikalkur in dem Bad. Am liebsten wäre mir natürlich ein neues A2000 Motherboard, aber das dauert wohl noch etwas, bis die bestellt werden können. Die Selbstbestückung ist auch eine ziemliche Fleißarbeit bei so einem großen Board, wenigstens kein SMD...