TI-57
Tastenprogrammierbarer Taschenrechner von Texas Instruments
Aufgeräumte Tastatur: 2nd und INV sorgen für Ordnung.
I. Daten
Produktionszeit: 1977 - 1982
Vorgänger: SR-56
Nachfolger: TI-57 LCD und TI-57 LCD II (beide weniger leistungsfähig)
Ausrichtung: Wissenschaftlicher Taschenrechner (tastenprogrammierbar), Schulrechner
Bauform: Keil (Majestic-Reihe)
Abmessungen: 147 mm x 81 mm x 35 mm
Gewicht: 185 g (mit Batteriepack), 170 g (mit 9V-Batterie)
Anzeige: LED-Siebensegmentanzeige (8 Stellen Mantisse, 2 Stellen Exponent)
Interne Rechengenauigkeit: 11 signifikante Stellen
Kaufpreis: ca. 35 DM (1980)
Sammlerwert: Gering
Eingabelogik
AOS (Algebraic Operation System), d.h.
- Infixnotation für die Grundrechenarten und einige andere Funktionen inklusive Klammerfunktion
Beispiel: 3 + 4 * 5 =
- Postfixnotation für fast alle anderen Rechenfunktionen
Beispiel: 45 sin statt sin 45 =
Programmstrukturen
GTO n (Sprung zu Marke n, von 0 bis 9)
GTO 2nd nn (Sprung zu Zeilennummer nn)
SBR (SubRoutine, 2 Unterprogrammebenen)
INVSBR (Rücksprung)
DSZ (Schleifenkontrolle "Decrement and Skip on Zero")
INVDSZ (Schleifenkontrolle "Decrement and Skip if not Zero")
x=t, INVx=t, x>=t, INVx>=t (Testbedingungen)
PAUSE
R/S (Run/Stop)
II. Beschreibung
Das Jahr 1977: während die RAF eine blutige Spur durch Deutschland zieht, erscheinen die ersten Homecomputer im Handel. Und Texas Instruments bringt mehrere tastenprogrammierbare Taschenrechner auf den Markt, die Modelle TI-57, 58 und 59 - nur drei Jahre nach dem ersten programmierbaren Taschenrechner, dem HP-65 von Hewlett Packard. TI konzentrierte sich damit endgültig auf günstige Geräte für Schüler und Studenten.
Im Fall des Modells 57 bescherte dies einerseits eine gut durchdachte Dokumentation samt Leitfaden "Der Weg zum Programmieren" (engl. Original: "Making Tracks into Programming"). Andererseits litt die Qualität unter strikter Kosteneinsparung. Notorisches Tastenprellen, abgelöste Tastaturblenden und lästiges Gehäusespiel waren im Preis immer inbegriffen. Dennoch fand der Taschenrechner sogar Eingang in den Informatikunterricht an Schulen, v.a. in Frankreich. Und Zeitschriften wie L'Ordinateur Individuel druckten noch bis 1984 vereinzelt Programme ab. Doch die meisten Leser hatten sich da zum Programmieren längst richtigen Computern zugewandt, v.a. Homecomputern wie dem Commodore 64.
Neben Qualitätsmängeln erweist sich der flüchtige Speicher als Problem, denn Registerinhalte und jedes Programm gehen verloren, sobald das Gerät ausgeschaltet wird. Erst den Nachfolgemodellen ist batteriegepufferter Speicher vergönnt; der bleibt jedoch unverändert knapp:
Für Daten stehen 8 Register (0--7) zur Verfügung. Der Programmspeicher umfasst 50 Schritte (00--49), ganze 50 Byte. Genug für einfache Routinen; größere Anwendungen behielt Texas Instruments den teureren Modellen TI-58 und 59 vor.
Betrieb mit 9V-Blockbatterie:
Batterie-Plus an schwarzes, Batterie-Minus an rotes Kabel des Akkusteckers.
Eine Achillesferse aller LED-Taschenrechner ist der hohe Stromverbrauch. Standardmäßig hält ein Batteriepack mit zwei NiCd-Zellen und Spannungswandler den Rechner etwa 2 Stunden am Laufen. Das Laden dauert bei ausgeschaltetem Rechner 4 Stunden. Häufig finden sich deshalb Exemplare, in denen das Batteriepack zugunsten einer 9V-Blockbatterie ausgeräumt wurde (Bild 2).
Innen nicht viel zu sehen, dafür einfach zu reparieren...
Gehäuse
Gehäuseschalen aus Kunststoff, Schnappverschlüsse, keine Schrauben. Zum Öffnen sind im Batteriefach unterhalb der Anzeige drei Verschlusspaare gleichzeitig zu entriegeln, was etwas Geschick erfordert. Die beiden Schalen müssen dann nur noch am unteren Rand auseinandergeschoben werden. Doch Vorsicht: am Material wurde sehr gespart.
Innenleben
Tastaturplatine, über eine Drahtreihe verbunden mit der Hauptplatine, darauf die gesamte Elektronik bestehend aus CPU, LED-Anzeige, einem Widerstand und einem Kondensator. Das ist auch schon alles. Eingelegt zwischen Tastaturplatine und Tasten sorgt dünner Schaumstoff dafür, daß nichts klappert. Als Ersatz eignet sich Schaumfolie aus Verpackungsmaterial.
Tastaturprobleme
Eintippen im Blindflug, das funktioniert auf den älteren Taschenrechnern von Texas Instruments - im Gegensatz zum Konkurrenten Hewlett Packard - generell nicht, nicht einmal im Neuzustand. Spätestens wenn aber nach Eingabe von "12" die Anzeige mit "11122" gefüllt ist, nützt auch sorgfältige Kontrolle nichts mehr. Abhilfe schafft entweder eine aufwendige Reinigung der Schaltflächen unter den Metalldomen, oder man greift zum guten, alten Kontaktspray. Ein wenig davon in die Löcher der Tastaturplatine geträufelt, danach die betroffenen Tasten mehrmals kräftig gedrückt. Manchmal genügt diese einfache Prozedur, die sich zudem in eingebautem Zustand bewerkstelligen läßt.
Literatur
Außer den Handbüchern von Texas Instruments ist verständlicherweise sehr wenig zum TI-57 erschienen. Wenn überhaupt, möchte ich folgendes Buch empfehlen, weil es in die für ältere TI-Rechner typische AOS-Programmierung einführt und sich gleichzeitig als Ersatz der Originaldokumentation eignet:
Schärf, Julius: Programmieren mit dem Taschenrechner TI-57. Wien, München: Oldenbourg, 1978.
ISBN: 3-486-22721-1
(Gelegentlich in Online-Antiquariaten wie z.B. booklooker.de oder in Kleinanzeigen)
Der TI-57 im Netz
Kleine Programmsammlung (franz.)
Nichtflüchtiger Speicher (nur im Akkubetrieb sinnvoll)