Unter Suche: AT RLL Kontroller hatte ich das Thema angefangen, möchte aber doch hier noch mal etwas ausführlicher werden.
Ich habe eine Tandon 9262-AI MFM Festplatte bekommen und sollte diese auslesen. Das nur aus Interesse des Vorbesitzers, es sind keine wichtigen Daten vorhanden.
Auf der Festplatte ist ein Zettel mit Tesa gesichert, Angaben: 615, 4, 26 RLL also 615 Zylinder, 4 Köpfe 26 Sektoren RLL formatiert.
Die Angabe der Anzahl der Sektoren ist wichtig, da 26 Sektoren außerhalb der Spezifikation der Festplatte sind. RLL- sowie auch MFM-Kontroller haben sich damals 'mit der Festplatte' verheiratet,
so dass nur mit dem (bau)gleichen Kontroller die HD gelesen und beschrieben werden konnte. Ein Standard kam erst später, als sich die IDE Schnittstelle als de facto Standard entwickelte.
Die Tandon wurde als Bundel mit einen MFM Kontroller verkauft, dem WD 1002A-WX1, aber auf der HD steht ja RLL Formatierung. Also suchte ich einen passenden RLL Kontroller.
Nachdem auf die Schnelle kein 16bit AT RLL Kontroller aufzutreiben ist greife ich in meine XT Kontroller Kiste. Hier finde ich MFM/RLL Kontroller von DTC, Seagate, Omti, WD und einige andere, aber die mit voller Baulänge. OK - ich möchte ja nur lesend auf die Festplatte zugreifen.
Ein andere Hardware, den MFM Reader/Emulator habe ich auch, aber der kann nur MFM - dazu aber später.
Ich probiere nun - ganz wissenschaftlich - die Tandon an 2 WD RLL Kontrollern aus, die ignorieren die HD aber, wobei ich der HD erst einmal gut zureden musste damit sie anläuft.
Nun, etwas mehr Information benötige ich doch, welcher Kontroller wurde den genommen?
Der MFM Reader/Emulator kann aktuell nur MFM Formate 'lesen', sprich entschlüsseln. Der MFM R/E liest die magnetischen Flußwechsel, bei bekannter CRC Codierung ist eine Übersetzung der Rohdaten in Binär Daten möglich und damit dann auch eine Emulation der Festplatte an dem ursprünglichen Kontroller.
RLL Kodierung kann nicht entschlüsselt werden, allerdings werden bei der Analyse der Festplatte Informationen zur Festplatte und Kontrollertyp angezeigt, was jetzt hilfreich wäre.
Der erste Schritt mit dem MFM R/E ist die angeschlossenen Festplatte zu analysieren, hierbei erfahre ich ob die HD überhaupt lebt.
Die im MFM R/E eingegebene Befehlsfolge ist:
cd ~/mfm
./setup_mfm_read
./mfm_read --analyze
GRÜN: plausible und positive Daten
Blau: auch in Ordnung
Rot: Schlecht, die Funktion beeinträchtigend. Hier wird Track 0 nicht gefunden.
forum.classic-computing.de/index.php?attachment/44068/
An Hand der Informationen des MFM R/E " Didn't reach track 0 " habe ich die HD als 'defekt' eingestuft, etwas voreilig wie sich noch herausstellt.
Das 2 Controller gemeldet wurden irritiert. OMTI 5510 und Morrow MD11 sind mir bekannt. Der OMTI liegt auch hier in der Kiste, Morrow MD11 halte
ich aber für unwahrscheinlich, da der MD11 1983 als CP/M System auf den Markt kam, allerdings gab es auch diverse Erweiterungen für den MS11.
Der OMTI 5510 ist sicher vielen als c't Billiglösung für atari und andere Computer bekannt.
Also krame ich den OMTI 5510 raus, setze die Jumper passend - BIOS enabled - und baue alles zusammen.
Mein Testrechner hat eine SCSI Festplatte mit AHA1542 und einen WD AT MFM Kontroller, welcher nun durch den OMTI ersetzt wird.
SCSI Kontroller / Festplatte können parallel zu einem weiteren Festplattenkontroller betrieben werden.
Ich schalte den Rechner ein, es wird von Diskette gebootet. Am einfachsten schaue ich mit FDISK ob eine Partition vorhanden ist.
Die SCSI Festplatte wurde jedenfalls als D: eingerichtet.
fdisk: => Ansehen der Partitionsdaten und trallala.... die Tandon HD ist da.
Mit dem Norton Commander lassen sich alle Dateien ohne Fehler auf die SCSI Festplatte kopieren.
Somit ist die Tandon gesichert und der Fall erledigt ?
Nein, die Angabe des MFM R/E - "Track 0 nicht erreicht" irritiert.
Die Tandon HD hätte problemlos mit dem MFM R/E eingelesen werden müssen.
Hierzu werde ich aber einen weiteren Text schreiben müssen.
Fortsetzung folgt.
Anhang: