Damit ich mit dem KryoFlux endlich meine ganzen doppelseitigen Disketten (Flippy Disks) des Commodore 64 (dessen 1541-Laufwerk liest/schreibt nur einseitig) einlesen kann, habe ich ein TEAC FD-55GFR 5,25"-HD-Diskettenlaufwerk so modifiziert, dass es auch bei umgekehrt eingelegten Disketten einen Indeximpuls bei jeder Umdrehung erzeugt. Dazu ist nur wenig und sehr preiswertes Material und etwas Zeit erforderlich.
Technischer Hintergrund
Bei doppelseitigen 5,25"-Laufwerken sind die beiden Köpfe um 8 Spuren versetzt montiert. Daher ist das Lesen von Flippy Disks ohne Modifikation des Laufwerks bzw. der Disketten nicht möglich: Artikel im KryoFlux-Forum. Entweder man baut ein Laufwerk so um, dass es auf die Spur -8 positioniert werden kann oder man erzeugt einen Indeximpuls bei "falsch" herum eingelegten Disketten. Dazu kann man alle Disketten mit einem zweiten Ausschnitt für das Indexloch versehen, eine zweite Lichtschranke in ein Laufwerk einbauen, oder ein Laufwerk mit einem reflektierenden Objektsensor versehen, wie ich es gemacht habe und nachfolgend beschreibe. KryoFlux benötigt zum Einlesen von Disketten den Indeximpuls nur zur Messung der Drehzahl, jedoch nicht zur Synchronisation der gelesenen Signale. Viele Laufwerke schalten zudem den Motor aus, wenn sie keinen Indeximpuls erhalten.
Materialliste
- TEAC FD-55GFR 5,25"-HD-Diskettenlaufwerk
- Reflektierender Objektsensor OPTEK OPB743 (gibt es gerade bei Pollin für 20 Cent)
- Widerstand 100 Ohm, 0,25 oder 0,5 Watt (ca. 0,1 Watt werden im Betrieb "verheizt")
- einen (Kipp-)Schalter
- ein paar Kabel, Kabelbinder, Schrauben, Unterlegscheiben
- etwas schwarzes Isolierband, selbstklebende Spiegel- oder Alufolie, Lötzinn und Schrumpfschlauch
Aufbau
Praktischerweise hat das verwendete TEAC-Laufwerk eine große Scheibe am Motor und direkt daneben ein kleines Loch in der Leiterplatte, in das der Objektsensor genau im richtigen Abstand passt. Die Scheibe habe ich am Rand mit einem 245 mm langen und ca. 6 mm breiten Streifen aus schwarzem Isolierband beklebt und auf die freie Stelle ein Stück selbstklebende Spiegelfolie (Alufolie mit dünnem Doppelklebeband sollte auch funktionieren). Dann habe ich den Objektsensor mit einer Unterlegscheibe und einer Schraube in das vorhandene Loch montiert. Der Abstand zum Klebeband beträgt bei mir ca. 1 mm. Hier muss man eventuell etwas probieren, der Objektsensor sollte natürlich nicht an der Motorscheibe schleifen und das Isolierband und die Spiegelfolie anpeilen.
Die Anode der Infrarot-LED des Objektsensors habe ich über einen 100 Ohm Widerstand und einen kleinen Kippschalter auf +5 V des Laufwerks gelegt, die Kathode und den Emitter des Fototransistors auf Masse. Den Kollektor des Fototransistors habe ich einfach zum Kollektor des Fototransistors für den Indeximpuls des Laufwerks parallel geschaltet. Das war es auch schon, mehr habe ich nicht umgebaut. Die benötigten Signale liegen alle auf dem Stecker S6, es werden dazu die Pins 2 (Masse), 3 (Indeximpuls) und 5 (+5 V) benötigt.
Funktionstest
Wenn der Kippschalter ausgeschaltet ist, sollte das Laufwerk ganz normal funktionieren. Ist der Schalter eingeschaltet, so müssen am Kollektor des Fototransistors bei einer "falsch" herum eingelegten Diskette Indeximpulse messbar sein. Bei eingelegter, ruhender Diskette (und Objektsensor auf schwarzem Isolierband) sollten es ca. +5 V sein. Wenn die Diskette entfernt wird (dann ist der im Laufwerk eingebaute Indexsensor aktiv) oder der Objektsensor auf die Spiegelfolie trifft ca. +0,3 V. Dazu kann man bei eingelegter Diskette die Motorscheibe von Hand drehen und das Messgerät beobachten. Bei einer sehr hellen Umgebung kann es passieren, dass der Objektsensor etwas leitet (die Spannung sinkt dann unter +5 V), dann sollte dieser eventuell anders justiert bzw. abgedeckt werden, was bei einem eingebauten Laufwerk später nicht mehr nötig sein sollte. An der LED des Objektsensors sollten bei eingeschaltetem Schalter ca. +1,4 V anliegen. Alle Messungen erfolgen nach Masse (z. B. Pin 2 von Stecker S6). Sollte der Schalter eingeschaltet und eine Diskette richtig eingelegt sein, so meckert KryoFlux, dass mit der Drehzahl etwas nicht stimmen kann, ist der Schalter ausgeschaltet und eine Diskette "falsch" herum eingelegt, so meckert KryoFlux, dass kein Indeximpuls vorhanden ist. So ist ein weiterer Funktionstest möglich.
Einbau in ein Gehäuse
Damit ich meinen KryoFlux einfach transportieren oder auch mal verleihen kann , habe ich diesen zusammen mit einem 3,5"-HD-Diskettenlaufwerk in ein altes SCSI-Gehäuse eingebaut. Jetzt sind nur noch USB-, Stromkabel und die KryoFlux-Software erforderlich um die meisten 3,5"- und 5,25"-Disketten einzulesen.
Ich wünsche viel Spaß und Erfolg beim Nachbau, der auf eigenes Risiko erfolgt. Eine Haftung für etwaige Defekte schließe ich hiermit aus. Für Rückfragen zum Umbau stehe ich gerne zur Verfügung.
Michael