Screenrot beseitigen !

  • Ein leider gar nicht so seltenes Problen : bei alten Bildrohren bilden sich Bläschen in einer Schicht zwischen Front-Glasplatte und eigentliche Bildröhre ( CRT ).

    Das sieht dan so aus, hier zB bei meiner Cromemco 3101, ein umgelabelter Beehive B150.


    Fazit : in diesen Zustand unbrauchbar !


    Aber wie kommt man von diesen Zustand in dem von Bild hierunter ?




    ...mit viel Fleiss und Geduld ! Also erst mal die (Glasfiber..) Haube ab...



    ..sieht wirklich schlimm aus, ausserdem sind hier auch noch mal CRT und Frontplatte mittels Metalframe miteinander fixiert. Und die ganze Sosse fliesst raus, und verschmiert Platine, Gehause und hier sogar der darunter liegender Cromemco System 3...


    Also ran an die Arbeit : mittels Dremel und mini-trennscheibe wird von hinten die Klebeschicht zwischen Frame und CRT abgetragen. Irgendwann sitzt das Frame locker und man kann es vorne wegnehmen/ wegbiegen, auch wenn noch Reste der Klebeschicht vorhanden sind. Das Frame sieht dan (von hinten) so aus, man erkennt die weisse Spuren der Trennscheibe :


    Die Reste vom Kleber werden nachher vollständig entfernt.


    Die Bildrohre ist jetzt befreit vom Metallband. Und von der Seite aus gesehen sieht dies so aus:



    Mann erkennt deutlich die eigentliche CRT, die Frontplatte, und die Silikonschicht dazwischen. Auch zu erkennen : das Loch wodurch das Silikon reingeflossen ist.


    Weiter gehts : mittels flexiblen Metall-lineal oder ahnliches werden Stuck fur Stuck Silikon-fetzen abgetrennt und rausgeschoben: man erkennt die Fetzen, und das schmierige Silicon-öl :


    Irgendwann ist sowenig übrig, das man durch seitliches verdrehen der Frontplatte diese wegnehmen kann. Nicht nach oben abnehmen, die Frontplatte kann so brechen.


    Es bleibt übrig : die eigentiche CRT, hier sofort nach abnahme der Frontplatte, einige Silikonreste sind noch vorhanden.


    Und die Frontplatte selber : der letzte Rest vom Silikon sitzt noch fest, lässt sich jetzt aber leicht entfernen. Die vor mir genutzte Tools liegen drunter....


    Die abgetragene Schicht wandert sofort in den Müll :



    Und im nächsten Beitrag wird wieder aufgebaut !



    Jos

  • Danke für die ausführliche Beschreibung! :thumbup:


    Ich habe schon verschiedene Techniken gesehen, aber es ist hilfreich, das gesamte Spektrum der Lösungen kennen zu lernen.

    Leider habe ich das auch noch an ein oder zwei Bildschirmen vor mir.

  • Weiter gehts mit den Wiederaufbau :


    Erstmals alles reinigen : Metallband / Frame :



    Die Bildröhre :



    Die Frontplatte :



    Auf die Frontplatte kommt jetzt ca. 5mm dickes, doppelseitig klebbares Foam-tape, wie es fur Abdichtungen am Fenster unt Türen verwendet wird. Dies ist meist zu breit, also wird es in der Länge entzwei geschnitten. Das ergibt dan dies :


    Das Ganze wird vorne auf die CRT raufgeklebt, das sieht dan in Detail so aus : mann erkennt unten die CRT, dann das Klebeband und zuletzt die Frontplatte.


    Jetzt wird rundherum met breites Klebeband das ganze fixiert :


    Im Metallframe kommt innen rundherum normales doppelseitiges Klebeband :


    Die Schale dient als Unterlage für die CRT :


    Das Frame wird jetzt nach oben auf die Bildrohre geschoben : hier muss man peinlichst genau auf die Zentrierung achten, ist mir nicht sauber gelungen.


    Jetzt wird schwarzer Silikon zwischen Frame und CRT eingefüllt, dies ersetzt den entfernten Kleber :



    Nach Ausharten des Silikon wird das ganze wieder eingebaut, den defekten Hauptkondensator in der 5V Supply ersetzt, und das ganze wird eingeschaltet :



    Und jetzt muss ich nur noch die Zentrierung korrigieren ( durch drehen der Ablenkspulen ) um den Fehler beim Aufbau zu beseitigen.


    Und dann muss ich auf Fehlersuche im Digital-teil dieser Kiste : und wenn das behoben ist muss ich nur noch die 100 Foam-pads in der Tastatur ersetzen, und dann, ja dann, dann habe ich wieder ein lauffähiges Terminal dabei !


    ( Der Gescheite kauft sich ein 15-jähriges Laptop fur 10 EUro, und benutzt das als Terminal...)


    Der Hals der Bilröhre wird mittels ein Stück Rohrisolation geschützt, die Ablenkspule bleibt die ganze Zeit dran.


    Viele Spass beim nachmachen, seit jedoch vorsichtig. !


    Und nun warten hier noch 3 weitere Bildschirme auf die gleiche Prozedur....



    Jos

  • Hallo Jos!


    Gute Arbeit! Gratuliere zu dem Ergebnis.


    Habe ich noch vor mir, bei meiner Philips P2500. Diese ist glücklicherweise bisher nicht ausgelaufen.


    Frage: Gibt es sichtbare Nachteile, wenn das Silikonöl fehlt, also Luft zwischen den Scheiben ist?


    Grüße


    PAW

  • Die Arbeit kann ich mir sehr gut vorstellen, hatte meine Soroc Behandlung HIER beschrieben.

    Stichwort: "crt cataract"


    Da ich die Behandlung mit Heissluftfön gemacht habe, der den ganzen Kram weich bis flüssig macht, kann ich mir das mit Dremel nicht recht vorstellen.


    Schön wenn viele Wege nach Rom führen!

    Wie lange hast du geschuftet?


    Lieben Gruß

    Volker

    Suche Teile und Geräte für DEC PDP8 Systeme, DEC PDP 11/40 (Unibus) und Teletype ASR-33+ ASR-35. Sowie Zubehör, Doku usw. aus dem Umfeld.

  • In etwa 3 Stunden, plus Wartezeit wegen Silikon ausharten.

    Welche Temperatur hast Du eingestelllt am Heissluftgeblase ? Grosse Temperaturunterschiede bei eine Bildrohre machen mir etwas bange..


    Wie stelltst Du den Abstand zwischen Glasplatte und CRT her ?


    Gruss Jos

  • Der olle Föhn hat keine Regelung. Aber man muss schon nah dran wenn es heiss werden soll. Die Erwärmung dauert dabei, denn die soll ja möglichst gleichmäßig stattfinden.

    Der Abstand, tja hmmm. Der ist nicht gelungen wie gewollt. Das hat sich beim Zusammenbau etwas verzogen. Stört aber den Einblick nicht. Nur wenn man genau hinsieht, kann man das erkennen. Bei leuchtender Röhre kein Thema.

    Eigentlich hatte die Wölbung der vorderen Glasplatte gereicht, dass nur die Ecken aufliegen.

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  • Wuah!


    Da ist mir aber echt der kalte Schauer über den Rücken gelaufen.


    Die empfindlichste Stelle der Bildröhre ist die Naht zwischen Hals und Frontscheibe.

    Da reicht ein kleiner Fehler und es kommt zur Implosion.


    Bis zur Einführung des Spannbands Ende der 1950er Jahre gab es Hunderte Todesfälle beim Aus/Einbau von Bildröhren.


    Diese Naht freizulegen ist äusserst gefährlich!

    Dann noch mit Heissluftfön Spannungen auf die Naht zu bringen und durch Kratzen/Schaben mechanisch belasten... *schüttel*


    Ich habe selbst Bildröhren aus den 1950ern ohne Spannband aus- und einbauen müssen.

    Extrem unangenehme Arbeit, wenn man sich der Gefahr bewusst ist.

    Die Splitter können 30 Meter weit fliegen!


    Deshalb möchte ich etwaige Nachmacher auf die mindestnötigen Schutzmassnahmen hinweisen:

    • Ganzkörperbekleidung aus dichtem festem Stoff
    • Hals muss gut geschützt sein, da fast alle Implosions-Todesfälle durch Verletzung der Halsschlagader und Verbluten verursacht werden - dicker Schal, Rollkragen usw.
    • Idealerweise Vollschutzmaske aus Plexi, Motorradhelm oder so, mindestens aber starke Schutzbrille mit Rundumrand!
    • Keine Unbeteiligten im Splitter-Radius!
    • Offizieller Beitrag

    Wuah!

    Bis zur Einführung des Spannbands Ende der 1950er Jahre gab es Hunderte Todesfälle beim Aus/Einbau von Bildröhren.

    Todesfälle??

    Eine Gefahr war mir gar nicht bewußt. Ich würde denken, es knackt, zischt und die Röhre wird belüftet und funktioniert dann nicht mehr? Hab mal Aushillfweise als Schüler in einer E-Werkstatt gearbeitet, da hat einer der Kollegen immer gern von hinten auf die Bildröhrenhälse von kaputten Fernsehern getreten weil es so schön gezischt hat....


    Ich hhätte gedacht, eine Schutzbrille tragen schadet vielleicht nicht, wenn mal doch ein paar Scherben fliegen sollten, aber ernste Verletzungen?

  • da hat einer der Kollegen immer gern von hinten auf die Bildröhrenhälse von kaputten Fernsehern getreten weil es so schön gezischt hat....

    Was es für Idioten gibt, die sich und Andere gefährden, da staunt man immer wieder.

    Wenn der Chef den Kollegen dafür nicht zur Sau gemacht hat, war dem Chef selbst die Gefahr nicht bewusst.


    Hast Du Lust vor einer Bildröhre zu sitzen und sowas zu erleben?

    (UNBEDINGT sehenswert, UNBEDINGT anschauen!)


    Überleg mal, wie Du dann ohne Schutzausrüstung aus der Wäsche guckst!

  • Die beiden obenstehenden Videobeispiele illustrieren, was passiert, wenn eine Bildröhre implodiert.

    Die nach innen fliegenden Glasstücke kollidieren in der Mitte, werden mehr oder weniger zersplittert und prallen dann wieder nach aussen weg.


    In den Videos wurde das simuliert durch einseitige Beschädigung in der Mitte der Frontscheibe.

    Wenn nun die Naht am Spannband - die stets unter Spannung steht! - angestossen oder angekratzt wird, kann auf beiden Teilen der Bildröhre - sowohl dem Vorderteil als auch dem Hinterteil - eine gleichzeitige Rissentstehung mit darauffolgender Implosion beider Seiten initiiert werden.

    Der Splitterflug ist dann nochmal etwas heftiger als in den Videos gezeigt.


    Wie eine Splittergranate, nur eben mit Glas- statt Stahlsplittern.


    Wie ich bereits sagte, die Splitter können je nachdem wie es der Zufall will, bis zu 30 Meter weit fliegen!

    Und das tun sie nicht in Slo-Mo!

    Das mahnt anschaulich, mit welch ungeheurer Kraft ein Teil der Splitter aus der Bildröhre hinausgeschleudert wird!


    Das dürfte einleuchten lassen, wie leicht es ist zu verbluten, wenn Hals und Gesicht mit messerscharfen Glassplittern in allen Grössen gespickt werden.


    Dieser Zusammenhang wird offensichtlich selten begriffen.

    Man sieht das gut an diesem Video-Beispiel, wo die Leute sich dick einmummeln, Brillen aufsetzen und sich vor eine implodierende Bildröhre setzen, aber fast immer den Hals und das Gesicht ungeschützt lassen.

    Der Grad der Eigen- und Fremdgefährdung ist offenbar den Wenigsten bewusst.


    In den Tiefen des radiomuseum.org Forums gibt es diverse Berichte von (oft längst verstorbenen) Leuten, die die Fernsehtechnik-Frühzeit noch selbst erlebt haben.

    Ich selbst habe das ganze bereits in meiner Jugend von einem befreundeten RF-Techniker gelernt, welcher 1970 seinen Gesellenbrief machte. Da war die Gefahr noch allgemein bekannt und bewusst, die kollektive Erinnerung an die vielen Todesfälle in den 40ern bis 60ern noch frisch.


    Ich finde es einfach interessant, wie gründlich manche überlebenswichtige Details und Kenntnisse in Vergessenheit geraten können...

  • Also das Metallband bei der von mir gezeigten CRT ist KEIN Spannband. Kann auch nicht, da zwischen Glas und Metallband mehrer mm weiches Material liegt. Die Frontplatte hingegen ist Teil des implosionschutztes, weshalb sie auch wieder drauf kommt. Noch besser wahre es wenn auch die Silikonenfullung wieder drin wahre, wusste aber nicht wie ich das hinkriege. Das wieder rundherum verklebte Metallband sorgt sodann dafur das Frontplatte und CRT wieder

    gut zusammenhalten.


    Weiterhin sind dies relativ moderne 9 oder 12" CRTs, keine 50er und 60er Jahre Grossbildrohren. Die implosionsenergie ist ja equivalent mit den Volumen der CRT.


    Dass man das ganze nicht in der Badehose macht ist wohl klar, dicker Pullover mit Kragen und Schutztbrille ist selbstverstandlich.


    Ich werde weiterhin, mangels 100% risikolose Alternativen, nach diese Methode arbeiten, neue passende CRT´s gibt es ja nicht.

    Einmal editiert, zuletzt von jdreesen ()