Brauchbare Monochrommonitore sind heutzutage schwer zu bekommen.
Ganz davon abgesehen von der Platzfrage. Ein Monitor, der die meiste Zeit nur Platz wegnimmt, das kann ich nicht gebrauchen.
Daher die Idee, eine Herculeskarte an VGA anzupassen.
Im Prinzip ganz einfach.
Im Netz gibt es bereits verschiedene Loesungen.
Eine Hightech-Loesung (Grabber mit VGA-Output) z.B., oder eine andere, direkt am Controllerausgang abzugreifen und mit Widerstaenden auf RGB fuehren.
Beide Moeglichkeiten gefallen mir nicht, die erste ist mir zuviel Aufwand, die zweite viel zu gefaehrlich wg Ueberlastung des Controllerausgangs.
Daher habe ich meine eigene Variante zusammengebastelt.
Features:
-100 Hz Bildwiederholrate
-R-G-B separat durch Poti einstellbar auf gewuenschte Monochromfarbe
Hier erstmal die Schaltung, und danach die Erklaerung + Anleitung.
Das ist die Schaltung vom Signalverarbeitungsteil.
Dies ist die Oszillatorschaltung.
Schaltungserklaerung:
Die Signale werden vom Controllerchip abgenommen und in XOR-Gatter eingespeist, wegen der Invertiermoeglichkeit. Muss also nicht mit XOR-Gattern gemacht werden, man kann auch was anderes nehmen. Hauptsache die Signale sind gepuffert und der Controller kann nicht so einfach von aussen kaputtgemacht werden.
Das Videosignal und das Intensity-Signal gehen danach auf jeweils 3 Open Collector Treiber, die man einigermassen belasten kann.
Urspruenglich dachte ich, das VGA-Hellsignal sei 0,7V, musste nach dem Aufbau aber feststellen, dass realistisch eher 1V gelten.
Also habe ich den Pull-up Spannungsteiler aendern muessen von 470 auf 300 Ohm, damit die Helligkeit stimmt. Im Monitor werden die Signale ja mit 75 Ohm gegen Masse abgeschlossen, und so ergeben sich die Zielwerte.
Die RGB-Einstellung erfolgt mit den Potis, so dass man sich seine Monochrom-Lieblingsfarbe einstellen kann.
Die Taktaenderung des HGC-Controllers erfolgt ganz brachial durch Einspeisung eines Oszillatorsignals in den Controller. Leider haben viele (CMOS-)Oszillatoren nur einen schwachen Ausgang, der die Oszillatorschaltung im Controller nicht abzubuegeln vermag. Daher wird dessen Signal durch einen Buffer geschickt und dem Controller sozusagen gewaltsam in den Hals geschoben.
So habe ich den Kram aufgebaut:
Zuerst einmal eine Protoplatte an die HGC angepappt. (Uhu plus endfest zwei Tage haerten lassen)
Danach den Oszillator auf der Karte (Quarz, 2 Widerstaende, 2 Kondensatoren) entfernt.
Ueberall die unbestueckten Abblockkondensatoren nachtraeglich eingebaut.
Die herausgefuehrten Signale werden durch 22-Ohm Widerstaende "geschuetzt".
Die ebenfalls raus, das ergibt dann schoene Loecher, mit denen man die Signale bequem abzapfen und einleiten kann.
Dann halt den im Schaltplan skizzierten Krempel auf die Protoplatte raufgeloetet.
Bei den danach getaetigten Tests stellte ich fest, dass ich die Schaltung um besagten "Oszillatorverstaerker" erweitern musste.
Dazu pappte ich nochmal eine, vorsorglich etwas grosszuegigere Protoplatte an die Karte an.
Nun sieht das Ding so aus:
Und von hinten:
Wer genau hinschaut, sieht noch einen nicht im Schaltplan erwaehnten Teil mit 555.
Der war eigentlich dazu gedacht, waehrend der Austastluecke das Bild dunkelzuschalten. (An diese Notwendigkeit zu denken war mir vorher nicht der Gedanke gekommen )
Hab aber damit Schwierigkeiten gehabt, und mir wars dann auch egal, da ich die HGC eigentlich nur fuers Testen meines Retro-Screensavers fuer DOS und Altwindows benoetige. So wichtig war mir dafuer auch nicht, die eigentlich vorgesehene Invertierfunktion (Schwarz-auf-Weiss-Darstellung) zum Laufen zu bringen.
Am 9-poligen MDA-Stecker sind noch genuegend Pins frei, um RGB herauszufuehren und zusaetzliche Massepins zu legen. Den kann man sich nach Gusto belegen.
Um den 9-poligen Stecker nicht austauschen zu muessen, zweckmaessigerweise noch das Adapterkabel 9pin->VGA.
Nach dem Zusammenschrauben durchaus annehmbare Optik:
Und das dann in Funktion an einem Nokia 447Xi.
Farbe auf das Blaugruen eingestellt, welches ich wollte:
Die Bildwiederholrate von flimmerfreien 100Hz (oder 98, reicht mir auch):
Was halt noch nicht stimmt, ist die Abstimmung der Widerstaende, die Normal und Intense unterscheiden lassen.
Die von mir pi mal Daumen gewaehlten 120R und 1k2 liegen zu weit auseinander.
Das stimme ich bei Gelegenheit mal ab.
Vielleicht ist so eine Bastelei ja auch fuer Andere interessant.
Daher noch eine moeglicherweise wichtige Info:
In den 1990ern hatte ich schon mal eine Reihe HGC durch Aufpappen eines Quarzoszillators umgebastelt auf 70Hz zwecks Verwendung mit dem Eizo 4051, von dem ich ein paar Stueck fuer 20DM bekam.
Dabei habe ich diverse HGC-Rohlinge ausprobiert, und manche taten sich schwer mit der Uebertaktung von 16 auf 23MHz. Von den von mir ausprobierten Chipsaetzen erwies sich nur der Tamarack als zuverlaessig uebertaktbar, selbst auf 28MHz (man kann den Eizo 4051 von 70 auf 90Hz tunen!).
Daher habe ich fuer dieses HGC->VGA Projekt keine Experimente gemacht, sondern direkt eine Tamarack-HGC genommen.
Anregungen/Ideen zur Verbesserung jederzeit willkommen!