Die ehemalige Robotron Zentrale wird verschwinden

  • Hygienemuseum

    Dresden... war da nicht so eine "Hygienedemo"...? Hat sicher nichts miteinander zu tun, fiel mir nur so ein. Nunja, zum Thema:


    Ich bin ja durchaus Architektur-interessiert, aber eher ein Laie (der aber 2-3 mal im Jahr die Sonderausstellungen des Architekturmuseums in Frankfurt besucht, je nachdem welche Themen gerade präsentiert werden, und das sind bei mir bevorzugt durchaus die "Moderne" und dazu auch ein paar kg bedrucktes gebundenes Papier im Schrank stehen hat.)

    Den mehr hobbymäßig mit C64 und Co. befassten war Robotron wohl eher nicht bekannt.

    Doch, natürlich, der Präsident 6313 und 6320 von Robotron waren auch im Westen bekannt und wohl auch einigermaßen verbreitet.

    Vorzeigeprojektes "Moderne und moderne Industriekultur im städtischen Umfeld".

    Achrung, das mit dem Vorzeigeprojekt unbedingt merken! Klar muss eine Konzernzentrale repräsentativ sein, dem Zeitgeschmack entsprechen, und das selbst im Sozialismus.

    Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters, von daher ist das lediglich eine Frage des Geschmacks. Die harten Fakten bei diesem Gebäude schätze ich aber eher katastrophal ein. Die Fassade dürfte unterirdisch schlechte U-Werte haben.

    Beide Sätze vollkommen richtig! Wenn man aber will, sprich ein schlüssiges Konzept da ist, und man genug Geld in die Hand nehmen will, lösbar! Zur Hilfe kommen könnte ... der Denkmalschutz!

    Die DDR-Gebäude hatten schon ihren eigenen Stil, der (imho) schon erhaltenswert ist.

    Auch das ist ein wichtiger Aspekt!

    Wenn man die Gebäude mal vergleicht mit den Betonklötzen, die zur gleichen Zeit in der BRD entstanden sind, dann sind die gar nicht so hässlich.

    "Schönheit liegt ja im Auge des Betrachters!" steht weiter oben. Auch der "Brutalismus" hat "schöne" und "hässliche" Gebäude hervorgebracht, und zwar sowohl im Westen als auch im Osten. Viele stehen inzwischen unter Denkmalschutz, besonderns natürlich z.B. die vom französischen Architekten Le Corbussieur. In Frankfurt/M hat man dagegen das brutalistische "Technische Rathaus" zugunsten einer Rekonstruktion der Fachwerkaltstadt abgerissen. Schonmal jemand von euch da durch gelaufen? Nur auf den ersten Blick eine authentische Rekonstruktion, bei genauerer Betrachtung sind da aber Gebäude dabei, deren Fassade nicht rekonstruiert, sondern modern "intepretiert" wurde, und überhaupt, alles viel zu glatt und zu gerade, so geht Altstadt nicht. Ok, ich entferne mich vom eigentlichen Thema... Zurück zur Robotron-Zentrale...


    Etwa gleich alt wie die Robotron-Zentrale in Dresden sind z.B. auch diverse Gebäude in der Bürostadt Frankfurt-Niederrad, z.B. die Olivetti-Zentrale des Architekten Eiermann, oder gleich daneben die Nestlé-Zentrale, oder hinten in der Eckel das "Eurohaus", ehemals Zentrale von Whang und noch ein paar mehr. Alles 60/70er Jahre Klötzer, nur die Olivetti-Zentrale kommt sehr leichtfüßig daher, während wiederum der brutalistische IBM-Klotz weiter vorne abgerissen wurde.

    Das sind letztlich schon so Vorzeigeprojekte gewesen,

    Eben! Da wurden die Besten der Besten Architekten des jeweiligen Landes engagiert!

    In Dresden selbst gab es das so ähnlich und doch anders und in kleiner auch nochmal in "rot".

    Das andere ist also schon weg. Das macht dieses Gebäude in Dresden schonmal zu was besonderem.

    Es gibt auch bereits eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema,

    Architektur ist sowieso immer Kunst, sofern sie über eine belanglose Reihenhaussiedlung der letzten 50 Jahre hinaus geht. Es sei denn diese wäre die Erste ihrer Art, oder als Ensemble was besonderes, wie z.B. die diversen Frankfurter Ernst May Siedlungen aus den 1920er Jahren.


    --- snip ---


    Der Ansatzpunkt ist schon durch meine Kommentare zu den Zitaten ersichtlich. Es müsste eine Anfrage beim Dresdener Denkmalamt laufenm oder vielleicht sogar beim Landesdenkmalsamt, falls das noch nicht geschehen ist. Es müsste auf die besondere Geschichte des Gebäudes aufmerksam gemacht werden, auf seine inzwischen Einzigartigkeit in Dresden und Sachsen und evtl. in der ganzen Republik. Wer war der Architekt, war der bekannt und eine anerkannte Größe in der Zunft? Sicher, oder? War das Gebäude ein besonderer Meilenstein in seinem Werk? Ist etwas "neues" in der Gestaltung/Statik des Gebäudes hier das erste Mal realisiert worden, irgend sonst was architektonisch besonderes? Damit lockt man die Kunstgeschichte-Interssierten hinter dem Ofen hervor! Verbündetes Fachpersonal findet man z.B. hier https://tu-dresden.de/bu/architektur/ibad/bg Der einzige Weg das Ding zu retten geht über - vielleicht ahnt ihr es schon - über den archtektonischen Denkmalschutz. Welche Computerserien da genau entewickelt oder produziert wurden spielt da eine untergeordnete Rolle. Und das Ergebnis kann durchaus ein Kompromiss sein, z.B. von der alten Oberfinanzdirektion in Frankfurt/M blieb nur das Eingangsportal stehen, ebenso vom Frankfurter Bundesrechnungshof steht nur noch ein Teil der originalen Fassade, das Innere wurde komplett entkernt und neu aufgebaut.

  • Hättest auch gleich mal auf einen Sprung bei mir vorbeikommen können ... ... mit Elbe, Biergarten ...

    Können wir gern mal machen. Allerdings wäre mir coronabedingt Biergarten momentan eher nicht so lieb. Aber wenn Elbufer o.ä. auch geht, dann gern mal. Einfach mal PN.



    Das andere ist also schon weg.

    Das kann ich gar nicht sagen. Kann aber gern dort auch mal vorbeifahren und schauen, was davon noch da ist.



    War das Gebäude ein besonderer Meilenstein in seinem Werk? Ist etwas "neues" in der Gestaltung/Statik des Gebäudes hier das erste Mal realisiert worden, irgend sonst was architektonisch besonderes? Damit lockt man die Kunstgeschichte-Interssierten hinter dem Ofen hervor!

    Trifft wohl alles eher nicht zu. Das ist einfach ein moderner Industriezweckbau mit hübschen (?) außen vorgehängten blauen Platten und einem rundum laufenden "Schmuckstein"relief.

    Es ist auch nicht wirklich erhebend, wenn man drin ist. Treppen, Gänge, links und rechts vom langen Flur Zimmer. Niedrige Decken. Neonbeleuchtung, aktuell sicher eher LEDs.


    Die Bedeutung ist eben v.a. daß es halt die "Konzernzentrale" war und daß es so irgendwie ein Symbol für eine dezent vermurkste Zentral-Wirtschaft ist, die es aber eben trotzdem geschafft hat, sich aus dem Nichts eine Großrechnerfertigung hinzustellen; vielleicht auch nur, weil sie irgendwann eingesehen haben, daß man das haben muß.


    [ Für den "Heimcomputer-Freund" ( so hießen die ) hat es v.a. eine besondere Affinität zum KC87 - auch wenn das Ding wohl eher aus dem Nachbargebäude kam. Ist aber wohl als ein großer Komplex angelegt worden.

    ( Die eigentliche Herstellung von dem KC87 muß aber entweder in dem - ebenfalls noch vorhandenen Gebäude - im östlichen Außenbereich passiert sein, oder in einem Werk Pockau, wo ich keine Idee habe, wo das ist. ) ]


    Welche Computerserien da genau entewickelt oder produziert wurden spielt da eine untergeordnete Rolle. Und das Ergebnis kann durchaus ein Kompromiss sein, ... [Oberfinanzdirektion Fassadenteil FFaM] [Bundesrechnungshof FFaM]

    Auf sowas wird es wohl hinauslaufen. Vielleicht bleibt der Brunnen von vor dem Haupteingang übrig. Man könnte evtl. auch die beiden Kopfteile stehen lassen. Die Planungen - soweit es sie gibt - sehen aber anderes vor.



    PS: Ich finde ja die Frankfurter neue Altstadt eigentlich - für einen Komplettneubau - ganz gelungen. Aber kenne da auch nur die Bilder.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Trifft wohl alles eher nicht zu. Das ist einfach ein moderner Industriezweckbau mit hübschen (?) außen vorgehängten blauen Platten und einem rundum laufenden "Schmuckstein"relief.

    So kann man nicht argumentieren, wenn einem an dem Gebäude was liegt. Unwissender... Ich habe eben mal nach "Dresden Robotron Zentrale Architektur" gegoogelt, und das hier gefunden:


    https://www.das-neue-dresden.de/robotron-areal.html - bitte komplett lesen und die Fotos betrachten!


    Demnach architektonisch durchaus interessant, aber ein Großteil des Ensembles ist wohl leider schon weg.

  • (...) Bin ja erst mal gespannt, was die uns bei der abgerissenen Kantine vor die Nase setzen. (...)

    Interessant: das Bild beim Abschnitt "Planung 2016" ist relevant. Das Gebäude was dort stand meine ich und das war nicht die Kantine, sondern das ehemalige Bürozentrum. Die Kantine steht noch, neben dem Hygienemuseum.

  • Also, wer sich mal so ein Industriebau aus DDR-Zeiten von innen anschauen möchte, VEB Elektronik Gera, BT F92/Südstrasse. Heute ist die Elektronikon GMbH drinnen und das 2. ist ein Fitnessstudio. Also das auf den meisten Bilder hintere zu sehende Gebäude ist Öffentlich zugänglich. Da drinnen war die MC80 und Geracord-Produktion. Und auch für besondere gesellschaftliche Bedarfsträger.

  • https://www.robotrontechnik.de…dorte/elektronik_gera.htm

    ist aber auch ein ganz schön großer Neubautrumm gewesen.


    Wahrscheinlich das da ?

    https://www.openstreetmap.org/#map=18/50.85654/12.07596


    Der Bildersuchbegriff für Google und Co wäre - für den einen Teil (INJOY) : "Elstercube"

    https://www.sinell-partner.de/…lien/Gera/Elstercube2.jpg

    https://www.elstercube.de/assets/gallery/1/97.jpg



    Die Geracord sind schon eine ganz lustige Reihe von Gerätschaften. Wahrscheinlich auch erstmal eher als normales Tape für Musik gedacht. Aber der LCR ist schon geradezu eine Ikone des "Kleincomputertums".


    Hier mal ein paar Links mit schönen Bildern zu Geracord und LCR ( ab 2tem Seitendrittel )

    http://www.rft-geraete.de/Kassettengeraete


    und da das Museum mit Daten dazu

    https://www.radiomuseum.org/r/elekt_gera_lcr.html

    https://www.radiomuseum.org/r/…gc5001lcr_gc_5001_lc.html


    https://www.radiomuseum.org/r/elekt_gera_geracord_6000.html

    https://www.radiomuseum.org/r/…eracord_gc6010gc_601.html

    https://www.radiomuseum.org/r/…rtable_exportversion.html

    https://www.radiomuseum.org/r/…eracord_gc6030gc_603.html



    und hier die Doku zu den wohl eher selteneren MC80 Rechnern, die auch von dort kamen.

    http://www.ycdtot.com/mc80.3x/index.htm



    und - ganz eigentlich wollte ich nur ein YT Video verlinken, weil: da waren auch nochmal Leute in dem bereits entsorgten robotron Gebäude am Blüherpark/Bürgerwiese als noch bißchen was stand


    Urbexer :

    https://www.youtube.com/watch?v=_ugXezaQ-is

    DER VERLASSENE ROBOTRON-KOMPLEX - BÜROZENTRUM ROBOTRON

    ( wer auf sowas steht, da gibts noch jede Menge weitere "Hausbegehungen", auch bundes- und europaweit )

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

    2 Mal editiert, zuletzt von ThoralfAsmussen ()

  • Im vorderen war die Lehrwerkstatt Metall drinnen und ein wenig Verwaltung. Bemerkenswert war der Aufzug, der in der 2 tage nicht hielt, Weil die Ebene mit der Lehrwerkstatt. Die Stifte durften Treppenlaufen üben.


    Die Pforte hat pünktlich auf und pünktlich zu gemacht. Somit blieb die Pforte Leninstr. 105, wo die Betriebsschule stand. Die war immer auf.

  • Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, daß man da zumindest auf jeden Fall an den Straßenseiten keinen Zaun hatte und direkt vor dem Haupteingang gelandet ist (der mit der dicken Hausnummer 2, Grunaer Straße), wenn man als Fußgänger aus der Platzunterführung kam. Dort war ziemlich definitiv kein Zaun.


    Und die kleine Straße hinter dem bereits abgerissenen Großgebäudekomplex inkl. Rechenzentrum sieht eigentlich auch aus, als hätte da maximal so ein gerahmter Maschendrahtzaun gestanden, der nicht wie eine Mauer wirkt; wenn überhaupt. Ob man zwischen den Gebäuden entlanggehen konnte - wer weiß. Habe auch kein Bild gefunden, aber nachdem dort dieses große Standbild aufgebaut ist und sowas im Normalfall eher nicht auf irgendwelchen unzugänglichen Betriebshöfen rumstand, sollte das ein frei zugänglicher Fußweg/-platz gewesen sein. Natürlich ohne Skater und Rollerblades.


    Hier mal noch ein paar Bilder von der Umgebung und einem elend langen Thread im "zuständigen" Forum

    https://www.deutsches-architek…?postID=535924#post535924


    und da eine von den Planungsvarianten, das ist aber so ungefähr das wo es wohl hingehen wird. Man kann aber mal schön die Verhältnisse sehen.

    https://www.immovation-ag.de/w…kauf_dresden_luftbild.jpg



    Hier der Teil, der schon weg ist und von dem nur noch die Kantine da ist. Waren insgesamt drei Gebäude.

    https://upload.wikimedia.org/w…TRON_B%C3%BCrgerwiese.jpg


    Und ein Bildchen von der optimistischen Version der Erbauer des Fortschritts ... man kann schön sehen, daß da noch ein großes Hochhaus mit hin sollte und vor das Hauptportal war eine Art Rakete oder sowas "geplant"; ist dann ein kleiner Brunnen geworden.

    http://www.das-neue-dresden.de/images/robotron-planung.jpg



    Und auf einem historischen Foto sieht man quasi hinter die Gebäude, so als würde man auf dem Dach des jetzigen Gebäudes stehen. Die "Kantine" ist da ungefähr in dem Hinterhof rechts und die Straße markiert so ungefähr den Verlauf der Sakterbahn und landet mit ihrem Ende in dem gelben großen Komplex, der noch hinter dem Hauptgebäude steht und dieser Otto - Schön - Elektronik Laden war (s.o. KC87 , hint-hint ).

    https://fotothek.slub-dresden.…_hauptkatalog_0304465.jpg


    Mal sehen, ob man da auch Fotos von 1980 ca. findet.

    Ist überhaupt ein schöne Sammlung, kann man auch andere Sachen nachschauen, da es eine deutschlandweite Sammlung ist. Im Präsenzbereich ist das auch lustig, da man sich da auch als normaler Leser die Fotos bringen lassen kann (oder zumindest "neulich" noch konnte, keine Ahnung, ob das noch geht).

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Beim Heinz Nixdorf Forum gibt es auch noch einen schönen Artikel zum Meta-Thema robotron (abseits vom Gebäude)


    https://blog.hnf.de/robotron-d…istische-computerkonzern/


    mit einem Bilderlink ins Fotoarchiv (!)

    http://www.deutschefotothek.de/gallery/freitext/robotron


    Bei

    http://www.deutschefotothek.de…2/df_hauptkatalog_0506142

    kann man sehen, daß zumindest an der Frontseite wohl kein Zaun war. Stattdessen gab es "Parkbänke" für Flanierende direkt auf dem Grundstück. Links im BIld ist der Platz mit dem Brunnen.



    (Heute würde einem nicht einfallen, sich da direkt an die Stadtautobahn zu setzen. :) )

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • und noch ein schönes Gebäude-Foto - das ist das "Leitungsgebäude" für den Teilbereich, wo die großen Rechner dann auch hergestellt worden sind, also ESER Zeugs wie der wohl recht wichtige EC1040 und der berühmt berüchtigte CAD/CAM "Bolide" A7100 (edv aspekte 1/1987) sowie der K1840.


    http://www.deutschefotothek.de…1/df_hauptkatalog_0187381


    Im Jargon hieß dieser Teil wohl robotron RED ; im Gegensatz zu dem blauen Hauptgebäude (s.o.).

    Unter diesem Stichwort findet man auch einen Artikel dazu 'robotronREDa.pdf' . Im Netz gibt es auch bei http://eser-ddr.de , von einem der das hautnah miterlebt und als "Entscheider" (oder so) unterstützt hat, was zu lesen.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries