MAU - warum, woher, wozu

  • Eine Media Attachement Unit ( WikiP ) ( WikiP_DE ) benutzt heute jeder und keiner kennt sie mehr ... dabei ist da eigentlich was relativ essentielles, stellt sie doch letztlich die allerletzte Verbindung zwischen dem Computer und seinen Daten und dem eigentlich "Kabel" dar, auf dem die Daten dann verschickt werden. Dementsprechend ist sie quasi die Verbindung innerhalb des OSI Layer-1, die als o aus einzelnen Bits irgendwas macht, was sich "real" verschicken läßt. Deshalb heißt die MAU auch MAU - weil sie das Medium (eben z.B. das Kupferkabel oder den Lichtwellenleiter) "attached", also ankoppelt. Und Unit, weil es früher(TM) eben wirklich oft eine extra Box war, die man irgendwo zwischen Rechner und "Kabel" finden konnte.


    Später - insbesondere als dann klar war, daß die Menschen alle ihre Gerät mit Kupferkabeln verbinden wollen und dies mit entweder BNC Steckern oder RJ45 tun möchten - hat sich das Modell "Unit" quasi selbsttätig entfernt, indem es (wohl einfach aus Kostengründen) direkt mit auf der jeweiligen z.B. Netzwerkkarte integriert worden ist. Dadurch wird die natürlich im besonderen Fall recht unflexibel - man kann dann eben nur noch Kupferkabel anschließen, was aber egal ist, wenn alle das machen.


    Ältere Netzwerkkarten haben gelegentlich noch so einen Anschluß für eine MAU - und das ist dann ein AUI.

    Ein Attachement Unit Interface ( WikiP_DE ) ist also der Comuterausgang, der an irgendein Medium (Glasfaser, Kupfer, OnAir) angeschlossen werden kann.



    Von Apple gibt es den als sogenannte AAUI - also Apple-AUI ( WikiP ). Wie könnte es anders sein. ;) Hat aber auch Vorteile, schon allein dadurch, daß das etwa kleiner ist in der Breite.


    Die MAU gibt es dann üblicherweise z.B. - egal ob für den Anschluß an AUI oder AAUI - für Kupferkabel als 10Base2 ( also dünnes Koaxialkabel ) oder für 10Base-T ( also verdrilltes Kupferkabel ). Oder mit Anschluß für ein Glasfasernetzwerk.



    Am schönsten kann man sich den Sinn und Nutzen dieser Box beim Thick-Ethernet ( 10Base5 , WikiP <-- Bilder ) anschauen. Dort werden, statt der heut noch Manchem bekannten dünnen Koaxialkabel, die außerdem recht flexibel sind und doch heute auch schon lange obsolet, sehr dicke und verwindungssteife, fette Koaxialkabel verwendet, die gut 1cm Durchmesser hatten.

    Diese ließen sich relativ schlecht bis zum eigentlich Computer verlegen, weshalb man sie anscheinend oft (sinnigerweise) unterhalb der Decke entlanggezogen hat - einfach gerade, waagerecht - und wenn nötig auch durch die Wand und im nächsten Raum einfach weiter.

    Damit man da einen Kontakt zum Kupfer im Kabel bekam, wurde eine MAU direkt an das Kabel (!) angeschraubt und zwar so, daß die Schraube, die eher ein Dorn war, die Isolierung des Kabels punktuell zerstört hat und wenn man sie weiterdrehte Kontakt zum Kupfer in der Kabelmitte bekam.

    Damit war die MAU am Kabel angeflanscht.

    Um jetzt den Computer an die MAU anzuschließen, ließ sich ein vergleichsweise dünnes (normales) Computerkabel bis zu der 15poligen Buchse am Computer legen. Diese durfte bis zu 50m lang sein. Das war also dann ein echter Vorteil !


    Merke : die MAU hing dabei direkt unter der Zimmerdecke am dicken Kabel.



    fettes gequetschtes, gelbes Kupferkabel nach Abschneiden von der der Decke und Öffnen der MAU Anschlußstelle

    https://www.sqa.org.uk/e-learning/NetTechDC01CCD/page_12.htm


    ein sehr schöner Bericht über die Installation von Thick - Ethernet ( viele Bilder )

    http://tech.mattmillman.com/projects/10base5/



    Irgendwann wurde das unnötig, die Kabel wurden erst flexibel ( 10Base2 ) und dann zu viermal verdrilltem Klingeldraht ( 10Base-T ). Und die MAU verlor erst ihr 50m langes Kabel und war eine zeitlang nur ein kleines Kästchen, was man an AUI anschließen konnte.


    Diese sind auch als "Microtransceiver" bekannt und sind halt einfach 'nur noch' Adapter


    Hier einmal ein Modell mit BNC Anschluß ( 10Base2 )


       


       




    und ein ebensolcher Microtransceiver (MAU), diesmal für den direkten Anschluß von Glasfaser


       


       




    Kurze Zeit später wurden MAU's zusätzlich direkt auf der Netzkarte intergriert und man konnte die Netzwerkkabel direkt anschließen, wobei die Option auf ein MAU noch blieb, und dann verschwand irgendwann auch der 15polige AUI Anschluß. Heute ist auch der Koaxanschluß weg und geblieben ist i.a. der RJ-45 Anschluß. Dabei muß man aber natürlich immer noch beachten, daß das Kabel zur MAU paßt und dies insbesondere, was die Abschirmung der Kabel im Inneren anbelangt. Einfache Kabel haben keine Abschirmung, aktuelle Gigabit Kabel schirmen jedes der vier verdrillten 2-adrigen Kabel einzeln mit 'Alufolie' ab und das Gesamtkabel auch nochmal. Spannend wird es, wenn evtl. demnächst Glasfaserkabel benutzt werden - dann taugt die Kupferkabel-MAU auf der Netzwerkkarte nicht mehr - und da man ja die Flexibilität zugunsten der Kosten aufgegeben hat, benötigt man dann eine komplette neue Netzwerkkarte, die eben auch Glasfaser kann.



    Noch: RJ-45 kann durchaus auch sehr unterschiedlich belegt sein. Ein kleine Übersicht gibt es da.

    https://www.elektronik-kompendium.de/sites/net/0510151.htm



    Daher: Bitte diese Dinger nicht gleich wegwerfen ! Auch wenn sie evtl. komisch aussehen. Die können wirklich recht hilfreich sein alte Gerätschaft ins Netz zu bringen oder wenigstens an einen lokalen Server anzuschließen, etwa einen Fileserver, damit man das leidige Kopieren von CDs oder gar Floppy nicht machen muß.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

    4 Mal editiert, zuletzt von ThoralfAsmussen ()

    • Offizieller Beitrag

    da Apple zur der Zeit, als AUI gängig war, den gleichen DB25-Anschluss für den Monitor verwendet hat.

    AUI hat aber ein DSub15.

    Irgendwas passt nicht.

    • Offizieller Beitrag

    Merke : die MAU hing dabei direkt unter der Zimmerdecke am dicken Kabel.

    Aber nicht sichtbar über der abgehängten Decke?

    Oder als Designer-Lampe?


    Ich kenn das Yellw-Cable im Doppelboden.


    Schöner Artikel über alte Netzwerktechnik. :thumbup:

  • Aber nicht sichtbar über der abgehängten Decke?

    Oder als Designer-Lampe?


    Ich kenn das Yellw-Cable im Doppelboden.


    Kann ich leider nicht beantworten. Ich kenne das gelbe Kabel gar nicht. Das mit der Decke habe ich aber gelesen. In meiner "Computerwelt" sind tatsächlich BNC Kabel uraltes (!) Zeuchs, was ich mir extra mal besorgt habe, um es mal ausprobieren zu können und weil der Archie nur eine BNC Buchse an der Netzwerkkarte hat.


    Doppelboden klingt aber auch irgendwie vernünftig.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

    • Offizieller Beitrag

    Und den hier nicht zu vergessen, der war im DEC Bereich in Rechenzentren anzutreffen:


    Damit brauchte es keinen MAU:


    http://bitsavers.trailing-edge…allation_Manual_Jun84.pdf


    Darin sind auch einige schöne Illustrationen wo dann doch wieder ein MAU zum Anschluß an Thickwire genutzt wird.

  • Daher: Bitte diese Dinger nicht gleich wegwerfen ! Auch wenn sie evtl. komisch aussehen. Die können wirklich recht hilfreich sein alte Gerätschaft ins Netz zu bringen oder wenigstens an einen lokalen Server anzuschließen, etwa einen Fileserver, damit man das leidige Kopieren von CDs oder gar Floppy nicht machen muß.

    Anmerkungen :)


    10Base5-Kabel (der gelbe "Gardena-Schlauch" ;) ) darf eine Länge von 500m haben, daher diese '5' am Ende. 10Base2 darf 185m lange werden (daher '2') und kennt die Begrenzung auf 32 angeschlossene Netzwerkadapter (d.h. Repeater zählen mit). Der Mindestabstand zwischen zwei Netzwerkkarten ist 50cm. Bei 10Base5 sind das 2,5m.


    AUI-Anschlüsse waren zu 10Mb/s-Zeiten manchmal viel wert: es gab kleine Transceiver für diverse LWL-Arten. Ein gebräuchlicher Name war 10BaseFL. Diese Transceiver wurden mit 12V aus dem Wirtsrechner versorgt und brauchten somit weder eigenes Netzteil noch Steckdose, ragten allerdings an vielen Rechnern ziemlich blöd raus. In 19"-Schränken ging ggf. die Tür nicht mehr zu. Und bei den Nubus-Macs waren die meisten Transceiver zu dick für die Vertiefung im Mac-Gehäuse.


    Apple-AUI (AAUI) hatte nicht nur den Vorteil in der Mac-Welt nicht mit dem Bildschirmanschluß verwechselt zu werden und deutlich kleiner zu sein, sondern auch eine 5V- statt 12V-Versorgung zu haben. Bei den Powerbooks sparte das den 12V-Zweig bei der Spannungsversorgung und somit brachte das Laufzeit.


    AUI- und BNC-Anschluß verschwanden übrigens, weil sie nur 10Mb/s konnten.


    Zwei exotische MAUs, wenn es denn welche im eigentlich Sinn überhaupt sind. Statt Yellow Cable Koax-Buchsen beidseitig:



    Vier AUI-Anschlüsse und ein 10BaseT, nur kein Yellow Cable:




    Soll heißen, daß man seinerzeit ziemlich kreativ war :)


    Gruß, Ralf

  • Moin,


    mir wurden die Daten mal anders vermittelt,


    10Base5-Kabel (der gelbe "Gardena-Schlauch" ;) ) darf eine Länge von 500m haben, daher diese '5' am Ende. 10Base2 darf 185m lange werden (daher '2') und kennt die Begrenzung auf 32 angeschlossene Netzwerkadapter (d.h. Repeater zählen mit). Der Mindestabstand zwischen zwei Netzwerkkarten ist 50cm. Bei 10Base5 sind das 2,5m.


    10Base5 "der Schlauch", bekam die 5 im Namen vom Aussen-Durchmesser des Kabels ... 0.5" (inch) was ca. 13 mm ausmacht,

    10Base2, bekam die 2 weil ... 0.2" (inch) ca. 5 mm ausmachen.


    Die oben genannten Gruende klingen auch gut, zeigen sie doch vor allen Dingen die max. Laenge der Segmente.


    Beim 10Base5 "dem Schlauch" ist nicht nur der Abstand sondern auch die absolute Lage einzuhalten...

    MAUs gab es nur an den Enden oder an den markierten Stellen entlang des 10Base5-Kabels.


    Wer kennt noch den "Vampir-Tap"?

    Dort wurde, an der markierten Stelle des Kabels, mit der Hilfe eines Werkzeugs im ersten Schritt der Kabelmantel angebohrt um dann im 2. Schritt den Innenleiter freizulegen.

    Verschlossen wurde das Ganze dann mit dem Anschlussstueck des Vampir Taps.


    Einen guten Start ins Jahr 2021 wuenscht...

    Bernhard

    • Offizieller Beitrag

    Den Vampir-Tap kenne ich nur zu gut. An den beiden Hochschulen an denen ich in meinen Anfangsjahren gearbeitet hatte basierten auf Campusebene aus besagten Thickwire und Lichtwellenleiter mit passiven Sternkopplern. Fachbereiche waren über einfache 286 PCs unter Linux als Router konfiguriert.


    Thickwire würde ich gerne in meinem Retrokeller in Betrieb nehmen, leider kommt man nur schwer an die Hardware.


    Gruss

    Peter

  • 10Base5 "der Schlauch", bekam die 5 im Namen vom Aussen-Durchmesser des Kabels ... 0.5" (inch) was ca. 13 mm ausmacht,

    10Base2, bekam die 2 weil ... 0.2" (inch) ca. 5 mm ausmachen.


    [...]

    Beim 10Base5 "dem Schlauch" ist nicht nur der Abstand sondern auch die absolute Lage einzuhalten...

    MAUs gab es nur an den Enden oder an den markierten Stellen entlang des 10Base5-Kabels.

    Den Bezug zum Außendurchmesser kannte ich noch nicht. Man lernt nie aus :)


    Die für mich plausible Erklärung zu den Markierungen auf dem Kabel war auch etwas anders: durch die Verlegung vom Yellow Cable in abgehängten Decken oder doppelten Böden kann man nur schlecht nachmessen, ob der Mindestabstand eingehalten wird. Also wurden die Stellen vorgeschlagen(!), an denen die MAUs angeklemmt werden.


    Gruß, Ralf

  • Danke für die Geschichtsstunde!

    Spannend wird es, wenn evtl. demnächst Glasfaserkabel benutzt werden - dann taugt die Kupferkabel-MAU auf der Netzwerkkarte nicht mehr - und da man ja die Flexibilität zugunsten der Kosten aufgegeben hat, benötigt man dann eine komplette neue Netzwerkkarte, die eben auch Glasfaser kann.

    Nachfolger im Geiste von MAU und AUI sind aber zumindest im Profi Bereich in Form der SFP Anschlüsse ( und diverser anderer Varianten) noch zu finden.