Liste der Produzenten von Hard- und Software in der ehem. DDR

  • Die meisten haben dank der Treuhand den Anfang der 90er nicht überlebt

    Also das ist sicherlich unzulässig vereinfacht. Man könnte auch sagen, daß sie Dank der Treuhand auch erst nur entstanden sind. Nichtsdestotrotz ist das sicherlich ein mehrschichtiges Geschehen, und man muß ja auch sehen, daß wirklich niemand mehr solche Produkte in der Zeit gekauft hat. Da war zumindest in dem Bereich einfach das Bessere der Feind des Guten und warum soll sich jemand einen U880 hinstellen wollen, wenn er einen286er haben kann. Für die Großrechner gilt ja eigentlich ähnliches. Dazu kommt noch die Undurchsichtigkeit der "Echtheit" der Lizenzierungen. Und das da nachfolgend auch die Produktion komplett wegfällt ist naheliegend.


    Es gibt bei YT einen sehr schönen Film über Pentacon (also Kamera's). Da kann man das auch sehr schön sehen, daß das Dasein in der weltabgekoppelten Nische, diese Art der Kameraherstellung überhaupt in der Form ermöglicht hat.


    Aber: es ist schon wirklich erschreckend, wie völlig unkontrolliert und unkoordiniert und wohl auch reichlich uninformiert das alles angegangen worden ist. Nicht umsonst gibt es darüber auch Filme wie etwa "Beutezug Ost". Prädikat: Sehenswert !

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Zudem die Liste mit den Standorten auf RTF immer etwas erweitert wird. Anfang des Jahres war ich in Lobenstein am Standort des VEB Elektronik Gera. Nun ist ein Möbelhaus drinnen. Ebenso hat Rüdiger den Standort Prenzlau nachgetragen, ist immer noch mit der Kondensatorenproduktion beschäftigt.

  • ich hatte es leide selbst miterleben dürfen, wie Siemens und SEL nur dran interessiert waren, das Fernmeldewerk Arnstadt nur zu beseitigen, um in die Geschäfte einzutreten.

    Bei vielen Betrieben ging es echt nur um's Zerstören der Konkurrenz. Da kamen zum Teil nur "Geschäftsleute" aus dem Westen und übernahmen für 1DM einen Betrieb und schlachteten ihn aus. Nicht gerade eine Sternstunde der Treuhand.......

    Gruß Jörg

  • Na, es gibt schon ein paar Sachen, wo es zumindest halbwegs brauchbaren "Anschlußbetrieb" gab. Etwa im Bereich der Landwirtschaft sind viele LPGs direkt in Genossenschaften weitergeführt worden und heute Großbetriebe in eigentlich ähnlicher Form. Daraus ausgegründet sind dann Teile davon wie z.B. Maschinenpark als eigenständige Traktorenverleih-Geschäfte.


    In Thüringen gibt es in Jena quasi das Vorzeigeprojekt was die Herren Späth und Vogel quasi in Eigenregie durchgezogen haben, weil die wohl wußten was sonst passiert - nämlich die quasi Zerschlagung des Carl Zeiss Werkes und dessen Weiterleben als Stammwerk Zeiss Jena unter westdeutscher Führung und Neugründung mit Teilen als JenOptik. Einhergehend mit einem krassen und schnellen Rück-/Umbau des alten Werkes in der City und Errichtung einer Passage und einger Neubauten inkl. des sogenannten "Empire-Späth-Buildings".

    Aber auch das ist - obwohl letztlich eigentlich schon irgendwie eine Erfolgsgeschichte ( Gewerbepark Göschwitz ) - sozial teuer erkauft.

    Daneben gibt es dort InterShop , was aber eher einzeln ist , aber eben vielleicht die erfolgreichste echte Neugründung.


    Ganz traurig sieht es aber z.B. im Erzgebirge aus, was eigentlich eine alte Industiregegend war - da gibt es quasi nichts mehr davon.


    Im DDer Umland gibt es v.a. Nahrunsgsmittelindustrie, die überlebt hat - etwa Teehaus [WikiP] oder Borthener Äpfel oder sowas wie Radeberger Bier ( was aber auch nicht eigenständig ist, sondern ein Teil von Oetker (Pudding) ist ).


    Aber was Computer und Elektronik anbetrifft, sieht es wohl generell sehr traurig aus.

    Das betrifft aber natürlich auch den Teil, der sich da mehr Raum für Verkäufe erhofft hat - denn wo sind denn Nixdorf und Siemens in dem Bereich. Eigentlich auch komplett weg. Habe zumindest lange keine mehr im Kaufladen gesehen.


    Und von den ganzen Grundig, Telefunken, Blaupunkt, Loewe usf. gibt es auch nix mehr.

    Es ist also eigentlich eher eine Art "vorweggenommene" Entwicklung gewesen. Politisch und volkswirtschaftlich aber wahrscheinlich in der Form wohl trotzdem ziemlich ungünstig.


    Apropos: es wird gerade wieder mal über die Soli-Abschaffung diskutiert ...


    ( vielleicht sollte man bei der Gelegenheit auch mal über die Schaumwein Sondersteuer nachdenken :) )

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Na ja, aber bauen die noch Fernseher dort ??


    Das "robotron" gibt es ja rein formal auch noch als Firma, aber das hat halt so gar nichts mit dem zu tun, was man da evtl. aus Computer-History Sicht mit verbindet. Scheint aber gut zu gehen, Firmenwagen sind knallrote Mercedes Kombi.


    Interssant sind sicher auch all die Hersteller von Grundbausteinen - also sowas wie Kondensatorenwerke ...

    man findet da etwa das

    https://www.nordkurier.de/pren…us-dahlien-179780509.html :)

    http://www.bkprenzlau.de/index.htm


    Sowas fehlt da oben in der Liste ziemlich komplett, ist aber ja eigentlich bißchen die Basis dafür, daß man solches rechnendes Zeug überhaupt bauen kann. Die Siliziumherstellung in Freiberg z.B. war wohl ganz "advanced". Und da GlobalFoundries ja mit 300mm Wafern arbeitet, sollte man vermuten, daß es da zumindest ein gewisses know-how geschafft hat, bestehen zu bleiben.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Hallo an alle,


    Zitat

    "Also das ist sicherlich unzulässig vereinfacht. Man könnte auch sagen, daß sie Dank der Treuhand auch erst nur entstanden sind ..."

    Die gesammelten Erfahrungen sagen etwas ganz anders. Betriebe, die schon zu DDR-Zeiten erfolgreich NSW-Export betrieben haben,

    sind von der Treuhand mit unterschiedlichen Mittel zerstört worden. Und hier meine ich nicht verlängerte Werkbank, sondern Herstellung, Veredelung von DDR-Grundmaterialien. Auf diesem Auge sind leider einige Historiker und Journalisten blind. Und es passt ja auch nicht ins Bild von Theo Waigel und Frau Breuer. Und neue Konkurrenz ist unerwünscht.



    mfg ralph

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