Auslaufende Kondensatoren in SUN Netzteilen

  • Mindestens in Sparcstation IPC und IPX muss man wohl mit auslaufenden Kondensatoren rechnen!


    ich hatte gestern zum zweiten mal meine Sparcstation IPC eingeschalten. Das Netzteil kam für einen Bruchteil einer Sekunde hoch und dann ging nichts mehr. Wenn man etwas wartete, konnte man bei Einschalten das selbe Phänomen beobachten. Also Verdacht: Kondensatoren defekt. Das erste Mal vor ein paar Wochen war sie noch hoch gekommen und Solaris hatte sich gewundert, dass das letzte Datum über 15 Jahre zurück liegt. Wurde also schon verdammt lange nicht eingeschaltet.


    Nach einer kurzen Suche im Netz stößt man auf folgende Anleitung:


    http://www.glitchwrks.com/2017/07/24/ipc-recap


    und noch ein paar Seiten mit ähnlichen Schilderungen. Darauf hin hab' ich das Netzteil aufgeschraubt und die 13 Elkos ausgelötet. Vier davon waren sichtlich ausgelaufen mit viel Suppe... zum Glück auf der Seite des Boards ohne Traces. Auf der oben genannten Webseite waren auch die Teilenummer so, dass man die bei Digikey oder Mouser direkt bestellen kann... grob 7 Euro für den ganzen Satz.


    Kennt jemand noch weitere SUN Netzteile, die man mal auseinandernehmen und ansehen sollte? Auf Dauer sind so auslaufende Kondensatoren ja auch bei funktionierenden Netzteilen nicht so wirklich gesund...

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • Die IPC/IPX haben meiner Erfahrung nach die größten Probleme damit. Da hatte ich schon Fälle wo flüssigkeit aus dem Netzteil auf das Mainboard gesüppt war und dort Schaden angerichtet hatte. Inzwischen machen aber auch meine LX/Classix (X) Netzteile Probleme (und öffnen zeigt auch hier ausgelaufene Kondensatoren, wenn auch in geringerem Maße.) Ich habe gerade 4 Stück LX/Classic offen und vor die demnächst zu reparieren (wird aber noch mindestens 2 Wochen dauern.)


    Meine 3/80 / SS1+ - Generation Netzteile funktionieren bisher einwandfrei. Auch die neueren SS20 und Ultras laufen ohne Probleme.

    Suche: SGI Indigo (gerne IP12), DEC/DIGITAL CRT Monitor und ein VT240 (inkl. Monitor).

  • Ebenso hier für meine SS2's mit Sony CR-81 mit einer Ausnahme. Das muss mal repariert werden, nachdem es kur gezicht hatte mit Rauchbildung.


    Mit den Sony CR-86 der 411er Gehäuse gab es bis jetzt zwar keine Probleme aber irgenwann muss es ja mal krachen. Hatte heute erst eins davon offen und bin mir nicht sicher, ob da zeitnah Handlungsbedarf besteht.




    die drei vllt bzw dann alle?



    Netzfilter? Mit der Abdeckung sehe ich keinen Zustand.


  • Wieso - die Blauen sehen doch gut aus und da kann man auch sehen, wenn was ausläuft, da sie so schön oberhalb der Platine stehen.

    Bei den braunen ist das schwieriger, da kann man es eigentlich nur sagen, wenn man die mal auslötet und schaut - von dem was man da so sieht, würde ich aber auf OK tippen; aber man weiß nie. Das Gute ist, daß sie auf der Platine eigentlich keinen großen Schaden anrichten der "Brei" erstmal auf doppelte Dicke des Bauteile rundherumlaufen muß, bis da was passiert.


    Kannst ja mal einen kleineren von den braunen Elkos auslöten und drunterschauen. Wenn der OK ist, würde ich da vmtl. gar nichts dran machen.


    Einmal tauschen ist halt dann nur nötig, wenn man ganz sicher gehen will, daß nix passiert. Die neuen Elkos haben zumindest das Problem nicht mehr, die dunkelbraunen da dürften aber schon zu einer Charge gehören, die vom Thema Auslauf-Elko betroffen ist. Bilder gibts in der Apple Abteilung zum Thema TDK Netzteil.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Netzfilter: das Thema habe ich auch noch nicht "verstanden". Es sieht ja so aus, als würden die einfach so explodieren - ohne Vorwarnung, unabhängig vom Hersteller und vom Alter. Quasi zufällig. Dafür aber schön regelmäßig, wenn man hier die Bilder immer mal so sieht.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Bei mir hatten die großen Braunen alle gesuppt. Die Brühe hatte auch schon angefangen, die Bahnen auf der anderen Seite zu zersetzen, von oben hat man aber nichts gesehen.

    Also wenn ich so ein Netzteil offen hätte, würde ich in jedem Fall mal zumindest einen der großen auslöten und auf Dichtigkeit überprüfen. Dauert weniger als eine Minute und bringt die nötige Sicherheit, dass man in ein paar Jahren nicht vor einem großen Problem steht.

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • Ich hatte heute nun die Kondensatoren des Netzteils meiner IPC ausgewechselt... hat nicht viel gebracht. Hat jemand einen Schaltplan oder zumindest die Belegung des Mainboardsteckers?


    Anhand der Molex Buchse für die 5.25" Platte kann man sehen, dass

    Schwarz GND

    Blau +12V

    Rot +5V

    ist.


    Zusätzlich hat es noch ein braunes und ein graues Kabel. Zwischen den beiden ist auch eine Spannung. Die Frage ist nun, ob das Netzteil da ein bestimmtest Signal braucht um hochzufahren, also ob das Ding zwingend ins Mainboard gestöpselt werden muss, oder ob das Ding auch so hoch kommen müsste. Könnte ja auch sein, dass das Mainboard ein Problem hat.


    Weis das jemand, oder könnte jemand das mal bei Gelegenheit ausprobieren, ob ein IPC/IPX Netzteil auch anspringt (Festplatte/Lüfter), wenn der Mainboardstecker nicht eingesteckt ist?

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • Die IPC/IPX Netzteile springen auch so an!

    Suche: SGI Indigo (gerne IP12), DEC/DIGITAL CRT Monitor und ein VT240 (inkl. Monitor).

  • Ich habe noch 2 IPC Netzteile bei denen ich auch die Kondensatoren getauscht habe und die trotzdem (noch) nicht wieder laufen. Den Fehler habe ich noch nicht gefunden (aber auch noch nicht lange gesucht.)


    Außerdem hatte ich mal eines wo sehr viel ausgelaufen war und wo sich Flüssigkeit u.a. unter der Spule gesammelt hatte und dort einen Kurzschluss verursacht hat.

    Suche: SGI Indigo (gerne IP12), DEC/DIGITAL CRT Monitor und ein VT240 (inkl. Monitor).

  • Im Service Manual der Sparcstation 5 steht übrigens,


    Baun: -12 V

    Grau: Power off


    Wobei Power off leider nicht weiter nicht beschrieben wird. Ich würde mal grob davon ausgehen, dass das in der IPC genauso ist. Garantie gibt's aber natürlich nicht.

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • Hmm... ich hab' mal am Internet gesucht, aber Anleitungen, wie man bei Netzteilen vorgeht, gibt's praktisch nur für alte ATX Netzteile.


    https://www.tomshardware.com/reviews/psu-repair,4147.html


    Zum Glück habe ich ein semifunktionales von den Dingern daheim. Ich denke, ich werd' mich erstmal mit dem Spielen. Fast alle Anleitungen die ich gefunden habe, Löten einfach nach einem bestimmten Schema Bauteile zum Prüfen aus. Nirgendwo wird beschrieben, wie man die Fehler durch Messung mit einem Oszi einschränken könnte.


    Hat jemand eine Quelle für Oszi-Messpunkte? Einen geeigneten Trenntrafo hatte ich zum Glück gleich mit dem Oszi besorgt.

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  • Ich bin gerade dabei, den Schaltplan zu rekonstruieren. Gibt auf Hackaday gerade ein gutes Video zum Thema.


    https://www.youtube.com/watch?v=dQ9Mh9BbyP0


    Die schlechte Nachricht ist schon mal, dass der IC, der den Primärkreis steuert, vermutlich eine Sony Spezialentwickung ist. Jedenfalls ist das kein üblicher IC für PSUs und die aufgrdruckte Bezeichnung findet man in Goole nicht. Wenn der kaputt ist, kann man das Netzteil wahrscheinlich verschrotten.

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  • Ich hab' jetzt mal etwas weiter gemessen. Auf der Primärseite auf dem Kühlkörper ist neben dem Transistor ein TOKIN Wärmeunterbrecher OHD5R-B (am PCB mit TS101 gekennzeichnet, vermutlich für thermal switch)


    https://www.tokin.com/english/product/pdf_dl/sensors.pdf


    Der sollte nach Datenblatt ab einer bestimmten (hohen) Temperatur den Stromkreis unterbrechen und darunter einen sehr kleinen Widerstand haben. Das kann man gut in der Schaltung messen... und siehe da, der Widerstand war relativ groß... auslöten... leitet bei Raumtemperatur gar nicht, also vermutlich kaputt. Gut, also für Versuchszwecke eine Drahtbrücke rein... sollte man so nicht wieder in die IPC einbauen, aber zum Testen tut's.


    Allerdings hat's nicht viel gebracht. Ich hatte danach mal den Transistor mit dem Oszi gemessen (für Messungen an der Primärseite ist unbedingt ein Trenntrafo erforderlich!). Der Schwingkreis schwingt sich kurz hoch und bleibt dann konstant bei ca. 300V (vorher die Specs des Oszi und der Probes überprüfen!). Das erklärt auch, warum hin und wieder für einen Bruchteil einer Sekunde Strom auf der Sekundärseite ankommt und der Lüfter kurz zuckt.


    Kann natürlich jetzt viel sein. Ich hab' mir mal kurz die beiden Optokoppler PC113 (IC103, die andere Bezeichnung ist unter dem zweiten IC) angesehen. Das ist das Regelfeedback von der Sekundärseite zur Primärseite. Hier bin ich mir nicht sicher. Die sollten eigentlich zwischen Pin 1 und 2 eine Photodiode mit V_F (forward voltage) zwischen 1,2 und 1,4 V haben. Beim Messen wird mir allerdings ein unendlich großer Widerstand angezeigt. Hmm... ich hatte noch nie einen Optokoppler nachgemessen, aber das ist zumindest komisch, bei normalen Photodioden hat bekommt man sehr wohl in einer Richtung einen hohen und in der anderen einen niedrigen Widerstand. Wäre allerdings auch seltsam, wenn beide kaputt wären... Die PC113 gibt's auch bei Mouser nicht mehr. Ich werd' mal die TIL113 bei Reichelt ordern... muss da eh mal bald bestellen. Dann kann ich ja zuerst nachmessen, ob die Messwerte der Photodiode normal sind.


    Allerdings bin ich mir noch nicht so sicher, ob ich das Netzteil mit den falschen Typen von Optokopplern wieder in den normalen Betrieb nehmen würde. Hoffen wir mal, dass die PC113 nicht kaputt sind. Der Regelkreis sollte schon korrekt funktionieren.


    Ach, ja... was noch komisch ist: Auf dem PCB sind die Bezeichnungen der Eingänge der Transistoren abgedruckt... allerdings in allen Fällen, in denen ich das mit den Datenblättern verglichen habe, waren die falsch. Entweder die hatten ganz komische Teilelieferanten oder die wollten, dass die Leute die Finger davon lassen. Naja, also bevor man Transistoren ersetzt, sollte man in jedem Fall genau hinsehen.

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  • Ich bin wieder etwas weiter. Die Optokoppler sind OK. Die sprechen erst ab ca. 0,6 V auf der Input Seite an. Dann funktioniert zumindest der eine, den ich rausgenommen hatte, wieder ganz normal.


    Ich hatte mir so ein billiges Mikroskop für 30 Euro bei Ali gekauft und mir damit eine etwas auffallend dreckige Stelle angesehen

    Und auf dem Bild sieht man, was ich auch schon mit dem bloßen Auge vermutet hatte, dass die Dioden da etwas Material gelassen haben.

    Da steht quer 17 und dann (wie man im Bild erahnt) senkrecht UA drauf. Hat jemand einen Ahnung, was das für Dioden sind? Gut, vermutlich Schottky, aber spontan kann ich mit 17 UA wenig anfangen. Von den Einheiten her könnte das der Sperrstrom sein, allerdings gibt's bei Mouser keine Schottkys in der Bauform mit um die 17uA Sperrstrom.


    Die haben beide (zumindest bei der Spannung des Messgerätes) die selben Werte: 100kOhm in forwärts und 30MOhm rückwärts. Die 100k sind relativ viel, aber da die Dinger für 300V ausgelegt sind, kann das wie gesagt an der niedrigen Spannung des Messgeräts liegen.

    Die Dioden sind übrigens nicht die primären Gleichrichter. Es gibt noch eine Diode gleichen Typs wo anders, die noch sauber aussieht. Vielleicht sollte ich die auch mal auslöten und testen, ob die auch die selben Eingenschaften wie die komischen aus dem Bild hat.

    Naja, gut, wenn man die Dioden noch bekommt, sollte man die beiden, die schon geleckt haben, vermutlich in jedem Fall austauschen.

    C64 / Amiga 500, 1000, 1200, 2000 / SUN IPC, SparcStation 5, Ultra 1, Ultra 10 / MiSTer FPGA / ULX3S

  • Die Frage die ich mir hier nochmal stellen muss. Können die Elkos nach "oben" Richtung PCB auslaufen?


    Das PCB, wo die eingelötet sind, hängt, wenn verbaut, im Prinzip ja von der "Decke" im Netzteilgehäuse. Das trifft auf SS1/1+/2 als auch IPC/IPX zu. Bei den älteren Erweiterungs-/Laufwerksboxen (411er, 911er) bspw liegt das PCB auf dem "Rücken"/Boden des Netzteils, bei den neueren Lfw-Boxen (611ern) wiederum hängt es. Bei den stehenden Elkos kann ich mir das Auslaufen gut vorstellen, bei den hängenden...


    _________ Netzteil-Decke

    ======= PCB

    I I I I .... Elkos

    _________ Netzteil-Boden

  • ...könnte durch Kapillarwirkung oder Oberflächenspannung durchaus auch was nach oben steigen. Ist aber nur eine theoretische Überlegung und habe ich noch nie beobachtet. Andere Überlegung: Wenn Kondensatoren auslaufen, dann immer im Bereich der Beinchen. Daneben baut sich noch Überdruck auf (Aufblähen). Wenn dann die Versiegelung an den Beinchen undicht wird, drückt sich die Suppe unabhängig von der Schwerkraft da raus.

    Langer Rede kurzer Sinn: auch hängende Kondis sind keine Garantie dafür, dass sie beim Auslaufen keine Schäden anrichten.

  • Guten Tag

    R4M


    Könntest du noch weitere Bilder posten von deinem Netzteil, gibt es Revisionstände, evt. Hinweise auf den Fertiger, Sony oder Mitsubishi,


    Weisst du die Funktion der von dir zuletzt gezeigten Diode,

    was passiert wenn du es ohne Mainboard betreibst,

    wie sieht die pinbelegung der Stecker aus,

    Wir gehen von 5V, 12V - 12V aus, hast du auf dem Mainboard sicher identifizierte Bauteile, welche diese Spannungen benötigen, wie sieht die Lötseite aus sind dort ggf Verbindungen erkennbar, gibt es eine Skizze von dem Netzteil wo die einzelnen Positionen Zählweise, Bezeichnungen ersichtlich sind,


    Dort wurde z. B auch eine Reparatur kurz erwähnt, nur Tausch der Kondensatoren, was man bei deinem wohl ausschließen kann,


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  • Andere Überlegung: Wenn Kondensatoren auslaufen, dann immer im Bereich der Beinchen.

    Eigentlich sollen Elkos immer nach oben abblasen. Wenn sie an den Beinen suppen war die Sollbruchstellen-Stanzung zu schlecht. Oder sie waren so alt, dass die Dichtung nicht mehr ihrer Funktion nachkam. Sind ja generell zwei Fehlerfälle: langsamer aussiffen über die Zeit, im ausgeschalteten Zustand und bersten durch Überdruck im Betrieb, wo dann die Suppe auch sehr weit gegen die Gravitation gefeuert werden kann.

    Elkos in Schaltnetzteilen leben ja eh nicht grade das einfachste Leben. Da würde ich nie nur nach "ist ja nicht gebläht" gehen.