Adler TA20 compact

  • Hallo zusammen,


    Ich habe neulich ein Adler TA20 compact erhalten. Hat 2 minuten funktioniert bis das Netzteil den Geist aufgegeben hat. Das repariere ich bestimmt. Hat jemand ein Benutzerhandbuch von dieser Fakturiermashine?


    Gruß aus Siebenbürgen!

  • Die TA20 compact scheint auf der elektronischen Kugelkopfschreibmaschine TA SE2000 zu basieren, Vielleicht nur andere Software.



    Wenn du möchtest, kann ich morgen mal jemanden fragen, und dir so eine SE 2000 mit Serviceunterlagen besorgen.

    1ST1

  • horniger : Ist das nicht etwas aus deinem Bereich ?

    doch ;)

    hatte diesen i8080 basierten ABRECHNUNGSCOMPUTER auch hier im Forum mal kurz vorgestellt.


    Eine Bedienungsanleitung dazu habe ich leider nicht...


    Rainer

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  • Hallo, es ist völlig korrekt, dass die TA20 eine programmierbare Fakturiermaschine ist. Die Technik bzw. das Schreibwerk (Kugelkopf) ist dem der SE2000 gleich. Die TA20 ist mehr oder weniger der Nachfolger der TA10, einer Fakturiermaschine, die auf einem Typenhebelschreibwerk basiert. Der Rechner (TTL-basierend) stand als eine Art Koffer neben der Maschine bzw. unter dem Tisch.

    Die Programmierung der TA20 erfolgte ähnlich wie bei der TA10 mit einer Diodensteeckmatrix. Der "Inhalt" wurde dann in ein 1702-EPROM geschrieben und dann in die Maschine gesteckt. Das Programm konnte an jedem "Schritt" eine (vllt. auch mehrere) Funktionen ausführen.

    Die SE2000 war Nachfolger der SE1000 (mechanische Kugelkopfschreibmaschine). SE steht für "single Element" - gemeint ist der sog. Kugelkopf.
    Der Kern beider Maschinen (SE2000 und TA20) basierte auf dem Intel 8080 Prozessor. Die SE2000 hatte 4kB RAM mit Batteriepufferung für den Speicher. Später fügte man das einzeilige Display (VfD-Technik) dazu, damit war es möglich, eine Zeile zu editieren, ohne sie auszudrucken.
    Die Technologie war, in gewisser Weise, revolutionär: EPROMS waren sehr teuer und deshalb entschied man sich bei der SE2000, das erste Release in ROMs zu gießen. Aber diese konnte man natürlich nicht mehr ändern, um Fehler zu korrigieren. Deshalb hatte ein Entwickler ein, wie ich finde, geniale Idee: Er ergänzte die zwei der drei gestapelten Platinen in der Maschine mit einer sog. Korrektureinrichtung. Diese funktionierte wie folgt: In einem sog. Korrektur-EPROM waren Prozessoradressen hinterlegt, an denen die "Korrektur", man nannte das damals "Rucksack" erfolgen sollte. Stimmte der Adressbus mit dieser gespeicherten Adresse überein, wurde ein Interrupt ausgelöst. Basierend auf der Adresse wurde dann in ein Korrektur-EPROM (auf dieser Platine) verzweigt, in dem sich der sog. Rucksack befand. Der korrigierte Code wurde ausgeführt und anschließend wurde wieder in das Programm, welches im ROM gespeichert war, gesprungen - quasi "jump and jump back"
    Die Steuerung des Schreibwerkes erfolgte über 4 Schrittmotoren: 1. Schreibwalzenantrieb, 2. Schlitten, 3. und 4. Kipp- und Drehbewegung des Kugelkopfes (damals war dieser Begriff, so meine ich mich zu erinnern, von IBM geschützt - deshalb nannte TA ihren "Kugelkopf" Schreibkern).

    Das Debugging erfolgte u.a. mit dem sog. PET4, dieses wurde an den 96-pol. Stecker an der Seite gesteckt. Bei der SE2000 wurde hier auch das Diskettenlaufwerk angeschlossen - dieses konnte jeweils die 4kB des internen Speichers auf eine Spur aufzeichnen. Es gab aber zu der Zeit keinen Floppycontroller (wie später in der Alphatronic), das ganze wurde hardwaremäßig abgebildet. Deshalb konnte man diese Disketten nach meiner Kenntnis auch später nirgendwo einlesen.

    Das PET4 hatte jede Menge Schalter - aus meiner Sicht ein genial einfaches Tool - man stellen mit den 16 Schaltern eine Adresse ein und lies den Prozessor laufen, bis der Adressbus die eingestellte Adresse hatte. Dann wurde der Prozessor in den HOLD Status versetzt und man konnte in "echten" Einzelschritten weitermachen. Dh.h, man konnte jeden State des Prozessors sehen - das war z.B. interessant bei einem CALL Statement - hier schaltete der Adressbus auf die RAM-Adresse (Stack) und man konnte sehen, wie die Returnadresse ins RAM geschrieben wurde.

    Dieses Teil wurde hauptsächlich in den Kundendienstbereichen benutzt. In der Entwicklung selbst wurde auf Intel MDS-800 Entwicklungssystemen gearbeitet. Diese hatten je zwei 8" Diskettenlaufwerke mit je 143kB Speicher. Wenn das gesamte Assembliert wurde, dauerte das einen halbe Ewigkeit, wurde gleichzeitig ein Ausdruck benötigt, wurde dieser direkt auf den Drucker (Centronics-Kettendrucker) ausgegeben.

    In der Anfangszeit der SE2000 begann man mit dem Intel 8008 Prozessor, stellte aber schnell fest, dass dieser nicht ausreichte. Das es nicht genug Entwicklungssysteme gab bzw. noch gar keine, fing man mit einer TA1000 an, auf der ein CrossAssembler lief. Als Speicher hatte man Lochkarten bzw. den Kernspeicher. Ein Kollege hatte noch jahrelang ein Kernspeichermodul der TA1000 in seinem Regal stehen, als Andenken an diese Anfangszeit.

    Ende der 1970er Jahre ging auch bei Triumph-Adler die Entwicklung weiter. Sie führte zu der SE1010, eine Typenradschreibmaschine. Diese basierte auf einem Schreibwerk mit eigener Intelligenz (2x Intel 8041 UPI) und dem Zentralprozessor mit dem Intel 8085 - aus meiner Sicht war diese Entwicklung sehr erfolgreich, denn später entstand daraus der TRD170 bzw. TRD7020 - letzterer hatte 1/120" Schrittweite und konnte bestens in den Wordstar, der auf der Alphatronic unter CP/M lief, integriert werden.

  • Danke Nittygritty für diese Insider-Infos!


    Konnte der "Computerteil" eigentlich alle Zeichen drucken oder nur 0-9 ?

    Die Maschine konnte, dank des Kugelkopfes, natürlich alle Zeichen drucken, die auf der Tastatur waren. Leider habe ich von der TA20 nur sehr oberflächliche Kenntnis, weil ich seinerzeit im zentralen Kundendienst in Nürnberg nur mit Kollegen zusammengearbeitet habe, die im Bereich Schreibaschinen (TA-10 z.B.) und später SE2000 tätig waren. ich selbst habe damals Tischrechner und Druckwerke repariert (TA1215 etc.)

  • @Nittygritty du kommst leider rund 1 Jahr zu spät zu uns. Letztes Jahr haben wir versucht, nahe Nürnberg/Feucht aus dem (ziemlich vermüllten) Haus eines hochbetagt verstorbenen ehemaligen Redakteurs für technische Handbücher bei TA alle von ihm gesammelte TA-Geräte zu bergen, ging leider schief, dem Vermieter des Hauses ging es leider nicht schnell genug. Da standen mehrere SE2000, TA1000, TA1600, und der ganze Kleinkram inklusive Entwicklungswerkzeuge. Ich habe bekommen, was ich wollte (einen bestimmten TA-Olivetti-PC), plus andere Sachen, der Rest war mir aber zu untransportabel, auch alle anderen Anwesenen haben ein paar Sachen mitgenommen, aber der Großteil lagert jetzt bei einem Altcomputer-Händler, der halt dann einen guten Preis geboten hat. Vielleicht hast du in Ebay den auffallend geteilt schräg gestellten ergonomischen TA-Tastatur-Prototypen gesehen, den er seit dem versucht, für ordentlich Geld zu verkaufen.






    1ST1

  • Hatte die TA1000 noch Kernspeicher

    Die ersten Modelle ja, es gab aber am Ende auch welche mit Batterie-gepufferten Halbleiterspeicher

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  • Die Programmierung der TA20 erfolgte ähnlich wie bei der TA10 mit einer Diodensteeckmatrix. Der "Inhalt" wurde dann in ein 1702-EPROM geschrieben und dann in die Maschine gesteckt. Das Programm konnte an jedem "Schritt" eine (vllt. auch mehrere) Funktionen ausführen

    Das würde aber bedeuten, dass auf der TA20 auch (wie z. B. bei der TA 1000) ein Makroassembler lief. D.h. das eigentliche Programm (bei der TA 10 ja noch direkte TA 10 Maschinensprache) ist in einer Makro Sprache geschrieben, die dann zur Laufzeit in den 8080 Code interpretiert wird. Das PET4 hingegen ist mehr oder weder direkt ein 8080 Debugging Panel (ähnlich den Frontpanels z.B. einer PDP-8)

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  • Ich sprach die ganze Zeit von der TA20 compact ... die anderen Maschinen kenne ich nur vom Sehen bzw. von den Erzählungen der Kollegen, die "über den Flur" gearbeitet haben - manches ist bestimmt in den dazwischenliegenden 40 und mehr Jahren "verfälscht" - bitte seht mir das nach, wenn ich die Dinge nicht mehr 100%ig wiedergeben kann :)

    Die Programmierung der TA10 erfolgte zunächst über eine Steckmatrix mit Dioden, die in einem kl. Stecker vergossen waren. Stimmte das Programm, wurden auf der Platine, diese Programmschritte mit vorgebogenen Dioden nachgebildet - Dazu befanden sich auf der Ober- und Unterseite entsprechende Leiterbahnen mit Löchern, in die die Dioden gesteckt und anschließend verlötet wurden. Quasi jede Diode ein "1-bit" - musste das Programm geändert werden, wurde die Diode ausgelötet und ggf. an anderer Stelle neu eingesetzt.

    Dieses Verfahren gab es zuvor bei den elektro-mechanischen Fakturiermaschinen - hier wurden um Wagen (mit der Schreibwalze) entsprechend ausgeprägte Lamellen eingefügt- diese hatten eine bestimmte Anzahl von "Zähnen", die weggebrochen werden konnten, so dass nur noch der oder die Programmschritte an der Stelle ausgeführt wurden.

  • Ich muss sagen, ich finde diesen Thread hochinteressant. ::pc::

  • Die Programmierung der TA10 erfolgte zunächst über eine Steckmatrix mit Dioden, die in einem kl. Stecker vergossen waren. Stimmte das Programm, wurden auf der Platine, diese Programmschritte mit vorgebogenen Dioden nachgebildet - Dazu befanden sich auf der Ober- und Unterseite entsprechende Leiterbahnen mit Löchern, in die die Dioden gesteckt und anschließend verlötet wurden. Quasi jede Diode ein "1-bit" - musste das Programm geändert werden, wurde die Diode ausgelötet und ggf. an anderer Stelle neu eingesetzt.

    Man sollte vielleicht noch erwähnen, dass die Programmierung hauptsächlich bei TA selbst erfolgte.

    Ta bot für die TA 10 schon viele Programme an (häufig aufgeteilt für jede Branche (also z.B. Abrechnung und Kontoführung für die Holzwirtschaft,...).

    Mann konnte sich aber auch von TA oder vom TA Vertrieb auch Custom Programme schreiben lassen, und die wurden dann zuerst gesteckt, bevor sie gelötet wurden. Bei späteren TA 10 Modelle wurden diese dann zuerst in 1702 EPROMs geschrieben oder zum Schluus gab es auch PROM Cassetten (TA 10/4).

    Die TA 10/3 hatte die Besonderheit einen Halbleiter Programmspeichers und da konnten Programme via Compact-Cassette geladen werden.

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  • Programm-Tafel fürs Prototypen:



    Dioden-Matrix Programm meiner TA 10/1 (gab es auch schon bei der TA 100)


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  • Ich sprach die ganze Zeit von der TA20 compact ... die anderen Maschinen kenne ich nur vom Sehen bzw. von den Erzählungen der Kollegen, die "über den Flur" gearbeitet haben - manches ist bestimmt in den dazwischenliegenden 40 und mehr Jahren "verfälscht" - bitte seht mir das nach, wenn ich die Dinge nicht mehr 100%ig wiedergeben kann

    Die TA20 und TA20 Compact sind techn(olog)isch relativ identisch (8080 basiert),

    Die TA 20 ist von Gehäuseformat eher an die größeren TA 10 angelehnt, auch wurden die selben Board-Käfige genutzt.

    TA 20 ist gehausemäßig an die SE2000 Schreibmaschine angelehnt und hat diese seltsame Verteilung der Elektronik auf Mainbaord, Keyboard (mit EPROMs) und zusätzlichen Platinen-Stack (mit EPROMs).

    Beide Haben den Stecker auf den sie das PET4 Debunging Testtableau stecken lässt.

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  • Die Programmierung der TA 10 ist relativ gut dokumentiert:


    Blockschaltbid:



    Regsiter:


    Befehle:



    aber ich schweife ab....

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