IBM PC 5150 - Restaurationsthread

  • PC-geneigte Foristen!


    Nach Abholung des umfangreichen IBM Konvoluts von ITnetX letzte Woche ist schon einiges passiert, hier das Ausmaß des Irrwitzes geistiger Vollumnachtung:



    Begonnen habe ich mit der Restaurierung des 5150- er ist schließlich das "erste" PC-Modell von IBM für den kleinen Hanswurst im Wohnzimmer/auf dem Schreibtisch, wollte man 1981 in die Welt des Personal Computer einsteigen.

    Vor der Inbetriebnahme stand erstmal eine Vollzerlegung mit Reinigung sämtlicher Komponenten auf dem Plan- ich hab's gern staubfrei + sauber.

    Hier konnte ich auch feststellen, dass viele Tantalkondensatoren auf ihren Wechsel warteten, dazu später mehr.


    Ursprungszustand Rechnerinnerei:


    Die Tastatur war auch flink zerlegt, Tastenkappen kamen natürlich runter und alle in ein Bad mit warmem Seifenwasser- vorher:


    Sämtliche Teile nachher (Dusche + Orangenreinigerkonzentrat + Schmutzradierer):





    Nachdem der Rechner wieder sauber war (Platinen wurden natürlich auch geschrubbt, diesmal jedoch ohne Dusche, da sie wirklich nur leicht staubig waren), ging es ans Tauschen sämtlicher Tantalkondensatoren auf dem verbliebenen Diskettenlaufwerk, dem Mainboard und der Grafikkarte- im nächsten Post.

  • Nun also die Elektronik. Die dreibeinigen Tantalkondensatoren in diesen Rechnern neigen zu spontanen Kurzschlüssen- mit eventuell folgender "Explosion" bei Bestromung- auf sowas habe ich NULL Bock, da ich äußerst schreckhaft bin. :D

    Deshalb: Raus mit den Burschen, rein mit Neuen. Ich habe mich für normale, zweipolige entschieden- sie sollten es genauso tun.

    Das Netzteil wurde zerlegt, gereinigt und inspiziert- keine Auffälligkeiten, auch bei den Spannungen nicht- deshalb (und weil keine Tantalbomben zu sehen waren) wieder zusammengebaut.


    Mainboard + "Grafik"/Textkarte- wie man rechts neben dem Mainboard sehen kann, waren das schon ne Handvoll:


    Dann das verbleibende Diskettenlaufwerk- eines wurde bereits von Sebastian mit neuen Kondensatoren versehen, da fehlte nur einer mit 0,68µF, welchen ich gewechselt hab:



    Bei dieser Gelegenheit natürlich gleich die Laufwerksmechanik gereinigt, neu gefettet (behutsam), sowie den drehenden Teilen einen Tropfen Sinterlageröl spendiert. Danach die Köpfe mit Iso gereinigt -> fertig.


    Jetzt wurde es zeit für einen ersten Testlauf:


    Der klappte gut, also konnte alles wieder in sein Häuschen ziehen:



    Da ist er nun- komplett gereinigt, alle "bekannten" Tantalkondensatoren getauscht (waren so um die 20 Stück auf Mainboard/Grafikkarte und Laufwerkscontroller) und mit gereinigten/neu gefetteten und kopfgereinigten Laufwerken:


    Der Monitor ist wohl das nächste Thema. Ich habe zwei 5151 dazubekommen, von denen einer ein Problem mit der Bildschirmhöhe hat (Bild ist arg zusammengezogen und nutzt nur das mittlere Drittel des Schirms aus). Der auf dem Foto zu sehende Monitor läuft soweit einwandfrei, braucht aber auch eine gründliche Reinigung + Inspektion/Überholung der Innereien.

    Auch könnte man noch das Netzteil, sowie die zusätzlichen Steckkarten überholen- mal sehen, wann ich das angehe.


    Jetzt stellt sich die Frage, WAS ZUM HENKER man mit dem Teil machen kann? :D

    Am 5150 sieht man, wie nah Commodore mit den CBMs zu diesem PC noch war! Unglaublich. Ich dachte, der PC sei Lichtjahre schneller und technisch weiter... so "schlimm" war das aber garnicht, zumindest nicht 1981. Sehr interessante Erkenntnis.

    Ohne ein IDE-XT mit CF-Card wird man nicht allzu viel machen können, mit dem Trümmer. SCHÖN ist er jedoch absolut, und die Model F Tastatur mit noch vorhandener Schutzfolie auf dem IBM-Logo gehört zu den genialsten Tastaturen EVER!


    Viele Grüsse,

    Matthias

    • Offizieller Beitrag

    Am 5150 sieht man, wie nah Commodore mit den CBMs zu diesem PC noch war! Unglaublich. Ich dachte, der PC sei Lichtjahre schneller und technisch weiter

    Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß ein CBM 8032 in der Verarbeitungsgeschwindigkeit einem gewöhnlichen 4,77MHz PC überlegen ist.

    Das Praxisbeispiel, an dem ich das damals festgestellt habe, war Tabellenkalkulation.

    Vom CBM 8032 mit Visicalc war ich gewohnt, daß das Neuberechnen eines kleineren Arbeitsblatts subjektiv ohne Verzögerung lief.

    Auf dem PC-10, der dem 8032 bei uns folgte, war da eine deutliche Verzögerung festzustellen.

    Die Speicherkapazität der Disketten war ebenfalls eine herbe Enttäuschung - nur 360KB statt 1MB.

    Ein Lichtblick war hingegen die Grafikfähigkeit und bessere Textdarstellung der HGC-Karte.

  • Gute Arbeit ! Als erstes "mußt" du jetzt natürlich einen Weg finden, um Software auf den PC zu kriegen. Dazu kannste entweder einen CF-Karten-Adapter verwenden und/oder einen Gotek. Am Floppycontroller ist eine 37pol dsub Buchse, daran habe ich zB ein Gotek mit HXC angeschlossen, das funktioniert einwandfrei. Allerdings habe ich einen XT, also mit Festplatte. In deinem Fall wäre ein SD-Kartenadapter interessanter, weil du die Karte als Festplatte verwenden kannst und gleichzeitig als Medium zum Daten übertragen.

    Mit dem 5151 Monitor in Verbindung mit der MDA Karte hast du natürlich eine reine Arbeitsmaschine. MDA kann keine Grafik. Wenn du bei dem 5151 Monitor bleiben willst, brauchste eine Hercules-Grafikkarte. Damit kannste dann schon ein paar Spiele machen, allerdings mit viel Schleier weil der 5151 schon lange nachleuchtet. Du kannst natürlich auch eine CGA Karte einbauen und zB einen Philips CM8833 Monitor oder einen Commodore Monitor verwenden, dann haste Farbe. Oder natürlich eine VGA Karte mit passendem Monitor. Es gibt schon etliche Spiele, die man einwandfrei auf dem PC spielen kann, wie zB Commander Keen oder Prince of Persia. Die MDA Karte und die CGA Karte liegen in verschiedenen Adressbereichen, dh. man kann gleichzeitig mit 2 Monitoren arbeiten. Je nachdem wie er am Mainboard gejumpert ist, startet er entweder in Farbe oder Monochrom. Da gabs auch Programme, an denen man die 2 Monitore dann gleichzeitig betreiben kann.

    Was toast_r geschrieben hat kann ich auch bestätigen. Da kommt einen der PC manchmal schon etwas schwerfällig vor. Was da bei Commodore-Rechnern "einfach" gelöst wurde, kommt einen am PC als ziemliches Gewurschtel vor... :)

    Trotzdem ist der IBM natürlich eine tolle, absolut erhaltungswürdige Maschine ! Ich habe einen XT und einen AT. Ich mag den XT lieber, der AT ist zwar besser und hat in meinem Fall auch EGA Grafik. Aber der XT hat meiner Meinung nach ein schöneres Design als der AT und außerdem ist der AT schrecklich laut. Das muß ja damals in Großraumbüros, ausgestattet mit IBM ATs, eine echte Katastrophe gewesen sein ?! :)



    Gruß Jan

  • Gute Arbeit ! Als erstes "mußt" du jetzt natürlich einen Weg finden, um Software auf den PC zu kriegen. Dazu kannste entweder einen CF-Karten-Adapter verwenden

    Gruß Jan

    Juhu Jan!


    Dankeschön! Ich hab mal ein wenig gewühlt und noch zwei Grafikkarten gefunden, welche evtl. in Frage kämen:


    1. Original IBM-CGA-Karte:


    2. Was ist das? Hercules? Jedenfalls hab ich mir von dieser Karte den "Grafik"chip entliehen, um ihn im CBM 8032 einsetzen zu können. Oder ist das auch eine CGA-Karte? Oder gar nur eine "einfache" Monochrom-Textkarte? Wer weiß es?



    Hier müsste ich ein Pad auf der Leiterplatte reparieren, weil ich beim Entlöten nicht so vorsichtig war (musste schnell gehen, und die Karte war mir "egal").

    Das wäre aber kein Thema, hab ich schon gekuckt.


    Auch liegen hier noch tonnenweise alte EGA/VGA Karten rum, in 8 und 16-bit. Mal sehen, was da noch passieren wird.


    Es gibt ja noch den IBM XT und den AT. Letzterer hat eine CGA Karte verbaut, und auch den passenden Monitor dazu.

    Einen weiteren CGA-Farbmonitor 5153 hab ich noch auf dem Dachboden, dort liegt er seit bestimmt 24 Jahren. Der sieht noch richtig gut aus, und sollte auch noch laufen.

    Somit könnte ich dem XT die CGA-Karte spendieren, um anstelle des Grünmonitors eben den CGA-Monitor dran betreiben zu können.

    Den IBM PC dann original mit Grünmonitor lassen- eben so, wie er damals war.

    Mal kucken. :)


    Es gibt hier noch soooooooooo viele Projekte, unter anderem ein in einen RIESEN-Blechschrank eingebauten 386ger mit MFM Platte und schwarzem EGA-Monitor! Lustigerweise hab ich hier zwei EGA-Monitore (einen kann man sogar auf bernstein/grün und farbig stellen), aber bei VGA nur noch TFTs.

    Schade, hatte ein paar echt coole Teile, unter anderem einen Salora CED 3 (oder so). Hab ich seither nie wieder im Netz gefunden.


    Viele Grüsse,

    Matthias

  • Du kannst ja auch die cga Karte zu der mda Karte stecken und 2 Monitore betreiben.


    Hatte ich an meinem pc 10 damals auch.


    Am Grünmonitor programmieren, während der cga Monitor Grafik anzeigt.

  • 2. Was ist das? Hercules? Jedenfalls hab ich mir von dieser Karte den "Grafik"chip entliehen, um ihn im CBM 8032 einsetzen zu können. Oder ist das auch eine CGA-Karte? Oder gar nur eine "einfache" Monochrom-Textkarte? Wer weiß es?

    Die Karte hat einen eigenen Quarz und acht 64-Kilobit-Chips. Sollte definitiv Hercules sein.

  • Im Netzteil neigt der 12V Elko zum Kurzschluss!

    Meist ist es ein fieser Roederstein.

    Hi vossi!


    Ups, ok... ja, da ist ein goldfarbener Röderstein drin. Dachte aber, dass genau die unauffällig seien- schlimmer habe ich die weinroten mit der gelben Füllmasse in Erinnerung.

    Dann werde ich das Netzteil doch mal recappen- müsste eh sein, weils einfach konsequent wäre.

    Finde da die vielen Youtube-Videos suspekt, in denen stundenlang mit diversen Messgeräten nach fehlerhaften Elkos gesucht wird, wenn ein Rechner nicht startet... WARUM? Einfach alle rausreissen, neue rein -> läuft in 90% der Fällen wieder.

    Repariert man "nur" den defekten Tantal/Elko, kann man davon ausgehen, dass der nächste sich Stunden/Tage/Wochen später verabschiedet.

    Klar, ohne Entlötstation kaum machbar, weil man sich die Leiterplatten ruiniert mit Entlötlitze oder einfacher Pumpe... aber hey: Diese Chinastation kostet 100€, die hat man quasi nach der ersten Komplettüberholung eines Rechners wieder reingeholt (theoretisch natürlich, weil man praktisch kein Geld für eine Reparatur nimmt, wenn man privat rumbastelt).


    Danke dir für die Info, dann geh ich das zeitnah mal an! :)


    2. Was ist das? Hercules? Jedenfalls hab ich mir von dieser Karte den "Grafik"chip entliehen, um ihn im CBM 8032 einsetzen zu können. Oder ist das auch eine CGA-Karte? Oder gar nur eine "einfache" Monochrom-Textkarte? Wer weiß es?

    Die Karte hat einen eigenen Quarz und acht 64-Kilobit-Chips. Sollte definitiv Hercules sein.

    Alles klar, danke für die Info! Dann spendiere ich der Karte mal einen 40-poligen Sockel und entleihe mir temporär den CRTC wieder aus dem CBM. :)

  • Im Netzteil neigt der 12V Elko zum Kurzschluss!

    Meist ist es ein fieser Roederstein.

    Hi vossi!


    Ups, ok... ja, da ist ein goldfarbener Röderstein drin. Dachte aber, dass genau die unauffällig seien- schlimmer habe ich die weinroten mit der gelben Füllmasse in Erinnerung.

    Ich tausche nicht generell alle Elkos.

    Bei den cbm2 Schaltnetzteilen und im 8296D -Netzteil ersetze ich alle und die X+Y.

    Aber bei den IBM XT+AT Netzteilen ersetze ich nur den 12V Glättungselko von Roederstein und ggf. den X. Den X tausche ich aber nur wenn es ein RIFA ist. Die MKP-X-Kondensatoren sind unauffällig.

    Im AT Netzteil sind übrigens mehr Roederstein und auch Rifas drinnen. Das ist aber besch.... zu zerlegen - das ist mit Platinen vollgestopft.


    Auf den ganzen IBM Mainboards ersetze ich nur die +12 und -12V Tantals - die sind unterdimensioniert und explodieren gern. Die an der 5V gehen nie kaputt. Ich ersetze sie durch kleine Elkos. Es gibt keinen Grund warum man Tantal nehmen muss. Die haben damals nur Tantals genommen (besonders auf den Steckkarten) wegen der Bauhöhe.

    Auf der CGA-Karte ist mir auch schon mal ein Tantal explodier - wieder an der 12V natürlich.


    Christian

  • vossi


    Dann scheine ich mit meinem AT richtig Glück zu haben- habe neulich das Netzteil vom 5170 (das schmutzigste Elektrogerät meines Lebens übrigens) gereinigt:




    Kein Rifa, kein Röderstein (oder?)... :)


    Bezüglich Rifa wars beim 5150 übrigens gleich- auch keiner drin. Hat mich gewundert.


    Viele Grüsse,

    Matthias

  • Dann scheine ich mit meinem AT richtig Glück zu haben- habe neulich das Netzteil vom 5170 (das schmutzigste Elektrogerät meines Lebens übrigens) gereinigt:

    Viele Grüsse,

    Matthias

    Das ist kein IBM Netzteil!

    Vermutlich wurde das Innenleben ersetzt - da steht ja was von Alpha Electronic!

    Für die kleine Platine auf dem Boden wurden wohl auch Löcher gebohrt?


    So sieht das Original 5170-Netzteil aus: (da hab ich drei Stück von - auch im Typ3 5170 war das in der Art verbaut)


    untere Platine:


    obere Platine aufgesetzt:

  • Als erstes "mußt" du jetzt natürlich einen Weg finden, um Software auf den PC zu kriegen.

    Oder eine NEC V20 CPU einsetzen und ein Parallelport-ZIP anschließen und mittels Guest.exe nutzen. So mache ich das bei meinen XTs. Der XT sollte dann aber mit DOS 4.01 oder 5 laufen, sonst kann er 100 MB große Partitionen auf den ZIP-Medien nicht öffnen (DOS 2.x und 3.x können nur bis 32 MB, da müsste man die Medien partitionieren, brrrr....

    Original IBM-CGA-Karte:

    Mit FBAS-Ausgang. Die ist super, um sich die 8088MPH Demo auf einem FBAS-Monitor anzusehen! https://www.pouet.net/prod.php?which=65371

    Was ist das? Hercules? Jedenfalls hab ich mir von dieser Karte den "Grafik"chip entliehen, um ihn im CBM 8032 einsetzen zu können. Oder ist das auch eine CGA-Karte

    Sieht aus wie Hercules. Der entnommene Chip müsste ein 6845 Videocontroller sein, wie er bei vielen XTs sowohl für (erweitertes) CGA als auch Hercules verwendet wurde.