Rettung eines 250407 - VIC2 mit fehlenden Beinen, Reparatur von VIAs

  • Ich hatte im vorigen Jahr einen C64 im G-Gehäuse geschenkt bekommen, in dessen mit einem Lötkolben traktierten Schale ein 250407-Board sein Dasein fristete. Leider auch nicht ohne Bastelspuren.


     

    Am VIC II wurde offenbar im Sockel herumgelötet, vermutlich um abgebrochene Pins zu fixieren. Dem Modulator fehlte der Deckel, ein ursprünglich mal existentes RF-Shield war bereits abgelötet.


    Also hieß es erst einmal schauen, ob der VIC noch zu retten ist. VCC und DB7 waren direkt am Gehäuse abgebrochen, VSS fehlte der schmale Part des Beinchens. Also hieß die Devise "schleifen". Hier war ich wirklich erstaunt, wie hart so ein Gehäuse doch ist. Ein paar zerstörte 0815-Dremel-Fräser später (da ich meinen Satz Diamantfräser nicht finden konnte) waren die Beinstummel soweit freigelegt, dass man wieder etwas anlöten könnte.

    Ein Präzisionssockel kam als Prothese zum Einsatz, und das VSS-Bein konnte direkt mit dem Vertiefung des Sockels verlötet werden, für die beiden anderen Pins dienten Abschnitte von Bauteilbeinen als Krücke.


    Testweise wieder eingebaut und - Black Screen. Also schnell in ein 250425-Board gesteckt, und siehe da, der VIC lebt wieder!

    Nach kurzen Einsatz des Oszis und Ockhams Messer wurde die PLA gesockelt und mit einer (noch ;) ) laufenden PLA ersetzt - und damit lebte das Board wieder, aber eine Bausatz für eine NeatPLA wurde geordert.


    Da mein Testharness für den 64er zwar hier auf dem Tisch liegt, die passenden Cartridges aber gerade verborgt sind, muss ein ausgiebiger Test noch etwas warten.

    In der Zwischenzeit entschied ich mich, den Modulator vom Board zu nehmen, um ihn zu recappen und nach der Vorlage von Adrian's Digital Basement (auch wenn ich dessen Einstellung, Arbeitsweise und Methoden oft nicht d'accord gehe) den Modulator zu tweaken.


    Nach dem Auslöten sah ich eine beschädigte VIA. Wobei der fehlende Teil nicht am Modulator klebte und auch sonst nirgendwo zu sehen war, ich mich also durchaus unschuldig fühle :)

    Auf der Oberseite des Boards, wo der Teil der alten Hohlniete fehlte, liegt zwar kein Trace an, eine Reparatur war also nicht wirklich unbedingt notwendig, aber ich wollte die Gefahr minimieren, dass der Rest des Traces und der Lötöse durch den nun nicht mehr richtig gehalten Pin in der Zukunft zerstört werden konnten. Und hier präsentierte sich eine gute Gelegenheit, so etwas mal zu üben.


    Ich entschied mich für 1.2 * 1.6mm Rivets des Anbieters Rembrandt Electronics aus Hengelo, NL.

    Nachdem die Nieten geliefert wurden, hieß es, das bestehende Loch vorsichtig zu erweitern, damit die neue Niete eingesetzt werden kann. Manuell mit einem 1.5 mm und einem 1.7mm Bohrer ging das hervorragend.


    Zum Setzen der Niete habe ich einen im Schraubstock eingespannten Durchschlag als Gegenhalter und einen Körner benutzt. Nach dem sich der Rand der Niete geformt hatte, was auch ohne Risse vonstatten ging, wurden dann nochmal mit einem weiteren Durchschlag der feste Sitz der Niete erzielt.

     


    Nach der Freude, dass das so gut lief, dann die Ernüchterung: auf der Oberseite gab es einen Kurzschluss mit der benachbarten Niete. Die originalen Vias sind dort ja auch an den Seiten beschnitten, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Mit einer Cuttermesserklinge, die ich etwas eingekürzt habe, und vorsichtigen Hammerschlägen konnte die Niete so beschnitten werden, dass die Shorts der Vergangenheit angehörten.


    Kurz verzinnt, noch mal durchgemessen und den Modulator wieder verbaut. Jetzt hält das wieder bombenfest!


    Was jetzt noch fehlt sind neue Kondensatoren und eine gründliche Reinigung, und natürlich das komplette Durchchecken mit dem Dead Test. Ob der SID noch ok ist, habe ich bislang auch noch nicht getestet, da dieser gleich zu Anfang in den Schrank wanderte, um geschützt zu sein.


    Und für Gehäuse und Tastatur.. da muss irgendwann auch mal irgendwas passieren. :)

    • Offizieller Beitrag

    Nein, der funktioniert wieder einwandfrei, es ist ein Custom Chip aus einem Pole Position Spielautomaten. Ich habe den Hartmetallfräser Mikrometer für Mikrometer zugestellt, bis alle internen Leitungen freigelegt waren. Wenn das IC plan eingespannt ist, dann kratzt man das Metall kaum an, weil die letzte hauchdünne Epoxyschicht von selbst wegfliegt. Die schwarzen Spuren, die man da sieht, sind Epoxy Reste.