Der alte-Elkos Thread - auf Verdacht tauschen? Oder testen/bewerten und bewahren?

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe als ich mit alten Rechnern reparieren angefangen habe, immer alle Elkos getauscht, weil Elkos immer austrocknen und das 99% aller Probleme löst und man das machen muss, damit man lange Freude an den Dingern hat. Habe ich gedacht.


    In manchen Fällen (Amiga CD32/A600/A1200/A4000 und Co, mache Macs mit SMD Elkos) mag das so sein.


    Bei vielen Fällen bin ich mir nicht so sicher.


    Manche Elkos scheinen mit 40Jahren Alter und mehr bei manchen Messungen bessere Werte zu zeigen als neue vom Reichelt.


    Warum dann den alten Elko tauschen gegen einen neueren?


    Ich würde im Rahmen der Wiederinbetriebnahme alter Rechner wenn irgendwas kaputt ist oder man Zweifel hat, eher die Dinger auslöten und testen und bei bestandenem Test lieber wieder die Originalen einbauen.


    Ein Beispiel. Das Netzteil eines Commodore 610 : RE: Commdore 610 Inbetriebnahme ohne Funktion - Was beachten - Fehlersuche?


    Hier habe ich die Elkos ausgelötet und dann ESR und C gemessen mit dem Peak Atlas ESR 70+:


    Soll-C [µF]
    Nennspannung [V]Ist - C [µF]
    ESR [Ohm]Leckstrom nach 60s [mA]bei Prüfspannung [V]C nach Leckstromprüfung [µF]
    ESR nach Leckstromprüfung [Ohm]
    10004012270.20.0830
    11810.19
    22001626810.210.524 (1.5xNenn_U)
    26120.18
    22001626040.24124 (1.5xNenn_U)24220.18
    22001625360.210.524 (1.5xNenn_U)23980.16
    22001625350.200.8424 (1.5xNenn_U)22260.18


    Die Kondensatoren sind schätzungsweise von Bj. 1983/84.


    Interessant ist, daß nach der Behandlung auf 1.5x Nennspannung ("Acceptance Test") die gemessenen Cs leicht sinken, ebenso die ESRs.


    Leckstromprüfung wurde mit Labornetzteil gemacht und Multimeter in Reihe zum C, nach 60s den noch fallenden Wert abgelesen.


    Der Literatur ist zu entnehmen, daß die Toleranzen der Elkos früher +100/-20% waren. Demnach kann man dieser Tabelle nicht entnehmen, daß die Kapazität etwa gestiegen wäre.


    Zum Vergleich, ein neues Vishay 2200/25 hat Ist-C von 2276µF und ESR von 0.22 Ohm, ein TEAPO 2200/25 ebenfalls neu 1920µF/0.28Ohm.

    Hinsichtlich C/ESR scheinen die neuen keine Vorteile zu bieten, lediglich die Leckströme sind niedriger mit 0.03mA (Vishay) und 0.08mA (TEAPO).


    Kennt sich jemand gut mit Kondensatoren aus? Was ist Eure Meinung dazu?

  • Ich tausche Elkos prinzipiell nicht einfach so aus. Nur in folgenden Faellen:


    - bekannt, das die Elkos gerne taub sind/werden

    - Gefahr des Auslaufens besteht (z.B. die beruehmten SMD Elkos im silbernen Gehaeuse)

    - Man extrem viel Aufwand betreiben muss, um an die Elkos ranzukommen


    Liegt vielleicht auch daran, das ich mal Fernsehtechniker gelernt habe und ein paar Jahre in dem Beruf gearbeit habe. Und jeder Kunde uns gefragt haette, ob wir noch ganz bei Trost sind, wenn wir ihm die Rechnung fuer nen Komplett-Recap gezeigt haetten :stupid:

    • Offizieller Beitrag

    gemessen mit dem Peak Atlas ESR 70+:

    Gibt es Angaben zur Messfrequenz und Messverfahren?

  • Elektrische Leakage kann sich durchaus in "besseren" Messergebnissen niederschlagen, da idR über die Zeit gemessen wird, wie lange es braucht, den Cap aufzuladen. Eigentlich fehlerhafte und sich in Widerstände wandelnde Caps können so schnell "Overachiver" sein, die in Sachen Kapazität und ESR anscheinend besser sind, als sie sollten. Und diese Leakage messen die üblichen ESR Meter nicht.


    Können 40+ Jahre alte Elkos noch "ok" sein? Sicher. Sind sie es in einem Jahr noch? Was in 2 Jahren? 5? Warum sollte ein neuer nicht wieder 40 Jahre halten?


    Ich hab da ne klare Regel. Elko kommt ins Haus, Elkos ist älter als 20, Elko fliegt raus. Kostet ein Lächeln und gibt ein kuscheliges Gefühl der Sicherheit. Ich stell das nur mir in Rechnung, also sind die 10 Sekunden pro Kondensator für lau. Auch wenn wir hier nicht mit Röhrenschaltungen hantieren, wo die Leakage mehr anrichtet, als bei eine, decouplingcap irgendwo auf einem Board. Und ich hatte zu viel Zeugs was nach einer Capkur wieder lief.

  • Ich teile da die Ansicht der Tauschfraktion.

    Elkos können sich „ok“ messen, und dennoch hin sein.

    Alarm ist vor allem dann, wenn ein Elko/Tantal dieses Typs in einer Schaltung defekt ist, während davon noch bspw. 5 andere drauf sind. Mit welcher Begründung sollte man diese dann in der Schaltung lassen? ;)

    Gutes Beispiel: Tantalkondensatoren in IBM Rechnern.


    Tausche ich gleich alle, hab ich sicher erstmal Ruhe. Nimmt man Qualitätsware, darf man schon auch davon ausgehen, dass sie was taugen.

    Das Phänomen mit wieder funktionierenden Geräten, welche nach einer Kur wieder einwandfrei laufen, kenne ich auch aus dem Audiobereich.

  • nachdem ich jetzt 5 HX-20 "recaped" habe, die allesamt wirklich schon seehr schlecht ausssahen durch die undichten Elkos - und die alle nur noch teilweise Funktion hatten und jetzt ALLE wieder gehen ..kann ich nur sagen:

    es war ein SAU-Arbeit ...und es wäre sehr viel einfacher gewesen, hätte man es 10 Jahre früher gemacht

    auch bei ATX-Netzteilen, die ich selber verwende werden ohne gross zu fragen alle Cs getauscht, bevor das Ding an eines meiner Mainboards ran darf!

    Auch der 128-D hat schon ein recht komplexes Schaltnetzteil - auch dort - alle Elkos (und vor allem auch diese fiesen Filter-Cs) getauscht, bevor der mein Board wieder bestromen durfte

    ( Dr_Diesel : bei deinem hab ich das nicht gemacht - der ging so zu dir, wie ich ihn von DeSegi bekommen hab- sorry, hätt ich vielleicht vorher fragen sollen angst)

    vor ca. 1 Monat hab ich allein durch Recapping einen riiiiiechtig teuren Hifi-Verstärker wieder flott machen können - Eigentümer ist mega happy

    Netzteile Atari - ST, Mega - ST, ST-E ...etc ....wenn da der 400V-Ladeelko aufgibt (hab ich bereits 3 Stück), dann reisst er gleich noch den Gleichrichter und manchmal den nachfolgenden MOSFet auch gleich noch mit in den Tod... dann wirds NOCH teurer - als "nur" den Elko zu tauschen


    also JA - auch auf "Verdacht" - und wenn es sein muss, alle 20 Jahre - danach hab ich wieder Ruhe


    bis jetzt bin ich mit dieser Methode zufrieden ;)

    ich bin signifikant genug:razz:

    • Offizieller Beitrag

    Es hängt doch sehr stark davon ab, wie alt ein Rechner ist. Moderne Computer in SMD Bauweise oder kleine Computer mit überschaubaren Netzteilen lassen sich sicher kostengünstig recappen und das auch ohne die Optik zu zerstören.


    Mini-Rechner aus den 70ern gehören da definitiv nicht dazu. Es ist auch eher selten, dass z.B. verbaute Becherelkos nicht rettbar sind.

    Wir reden hier von richtigen Brüllern die dann schon nicht mehr in uF angegeben werden. Da sind es auch mal Kapazitäten von 1F und mehr. Moderne Kondensatoren passen dann häufig schon gar nicht. Entweder weil keine Schraubanschlüsse vorhanden sind oder der Becher vom Durchmesser nicht passt. Das stört dann auch noch die Optik. Da überlegt man es sich ob man die öffnet und mit neuen Kondensatoren befüllt.

  • Manche Rechner haben so mies verklebte Platinen (die Amstrad CPCs und auch bestimmte ZX Spectrum-Serien sind da so Kandidaten), dass man das Kupfer schon fast mit ein bißchem heißem Atem runterblasen kann. Da würde ich niemals proaktiv löten wollen. Hat man z.B. einen alten, aber funktionierenden QL, macht man mit ziemlicher Sicherheit nur mit Aufschrauben die mürbe Tastaturmembran kaputt, auch wenn sie vorher noch ging. Würde ich auch lieber zulassen, zumal es bei diesem Rechner so gut wie keine Erfahrungen bzgl. schlechter Elkos gibt.


    Andere sind bekannt dafür, das trockene Caps teure Folgefehler haben können (beim - anderen - ZX Spectrum z.B. die Elkos in der -5V und 12V-Erzeugung, die u.U. beim Ausfall gleich die zugehörigen Transistoren und das ganze Lower RAM "mitnehmen" können). Da würde ich nichtmal einschalten, ohne vorher die Caps zumindestens geprüft zu haben. Die suppenden SMD-Caps von Macs und z.B. Amigas sind auch ein guter Grund für proaktive Tätigkeiten in der Richtung.


    Ich glaube nicht, dass es eine generelle "Tauschen ist besser" oder "If it ain't broke, don't fix it"-Regel gibt. Das muss man von Fall zu Fall und je nach Rechner entscheiden.

    3 Mal editiert, zuletzt von tofro ()

  • Mini-Rechner aus den 70ern gehören da definitiv nicht dazu. Es ist auch eher selten, dass z.B. verbaute Becherelkos nicht rettbar sind.

    Wir reden hier von richtigen Brüllern die dann schon nicht mehr in uF angegeben werden. Da sind es auch mal Kapazitäten von 1F und mehr. Moderne Kondensatoren passen dann häufig schon gar nicht. Entweder weil keine Schraubanschlüsse vorhanden sind oder der Becher vom Durchmesser nicht passt. Das stört dann auch noch die Optik. Da überlegt man es sich ob man die öffnet und mit neuen Kondensatoren befüllt.


    In altem Fernschreibequipment findet man häufiger solche Kondensatoren (das Türmchen auf der linken Seite):



    Die kann man nicht einfach ersetzen. Schon meine Idee, einen defekten Kondensator durch einen modernen Typ in einem 3D-gedruckten Gehäuse zu ersetzen, hat bei einigen Mitgliedern im Fernschreibforum zu akuter Schnappatmung geführt.


    Die Dinger muss man also (unter Hitzeeinwirkung) ausräumen und einen neuen Kondensator ins alte Gehäuse einsetzen. Das ist eine Sauarbeit und sicher auch nicht gesund. Deswegen habe ich mich bisher auch davor gedrückt. Ich habe hier noch zwei Geräte mit solchen defekten Kondenstatoren.

    Und auf Verdacht mache ich das schon gar nicht.


    Aber solche historischen Geräte sind natürlich ein Sonderfall. Bei den elektronischen Fernschreibern werden auch präventiv die Tantals ersetzt. Und bei Tantals bin ich übrigens sofort dabei.

    • i-Telex 7822222 dege d

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    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

    • Offizieller Beitrag

    Was mir immer noch nicht klar ist:


    Was muß man machen, um mittels Test den Gesundheitszustand eines Kondensators herauszufinden?

    ESR/C/Leakage Current ist nicht genug?

    Was ist denn ein "guter" Leakage Current Wert?


    CBM_Ba "Elkos können sich „ok“ messen, und dennoch hin sein." Ist das wirklich so? Kann man mit Test nur bestätigen, daß ein C tot ist, nicht aber seinen 100% io Status?


    Wenn ich wie im ersten Beitrag gezeigt, durch Test bewiesen habe, daß die C's elektrisch einwandfrei sind, besteht denn dann Zweifel, daß sie nochmal 40 Jahre durchhalten?

  • Für mich zählt auch ein Bisschen die "romantische" Ansicht, dass man mit jedem Teiletausch das Originalgerät verändert. Jeder Lötvorgang ist auch Stress, schädigt evtl. die Leiterbahnen (macht sie zumindest nicht besser), niemand ist vor Fehlern gefeit etc. Deshalb bin ich auch eher dafür, nur gezielt zu tauschen. Abgesehen davon - ich habe hier >50 Boards liegen, die alle älter als 20 Jahre sind. Und die alle funktionieren. Das wäre ein riesiger Aufwand für (zunächst einmal) kaum erkennbaren Nutzen. "If it ain't broke, don't fix it" wie man im Englischen so schön sagt.


    Ich denke halt, dass es wie bei allen Fehlern / Defekten ist: Entweder die Sachen versagen sofort (oder innerhalb kurzer Zeit) -- oder sie halten vergleichsweise lange. Diese Regel scheint so universell zu gelten, dass mir das sogar mal ein Dachdecker über Dachpfannen gesagt hat. :)


    Ich hatte hier schon einige Boards aus dieser Zeit, als die in Taiwan das Rezept für die Elko-Brühe falsch in Japan abgeschrieben haben. Jedenfalls ist da dann oft wirklich (und teils auch gut sichtbar) die ganze Charge auf dem Board versaut. In dem Fall tausche ich dann natürlich. Aber auch nur diesen einen Typ und nicht alles. Meiner Meinung nach ist ein großer Teil der Empfehlungen zum Elko-Tausch auf diesen einen (spannenden) Fall von Wirtschaftskriminalität und seinen Folgen bzw. die Erfahrungen damit zurückzuführen. Ich sage nicht, dass es auch auf Netzteile und viel ältere Geräte übertragbar ist. Also das Elko-Problem existiert natürlich generell schon, keine Frage. Aber zumindest bei Boards würde ich da sehr defensiv vorgehen. Zumal wie glaube ich Toshi mir auch mal völlig richtig antwortete die alten Geräte ja laaaange nicht mehr so viel laufen bzw. laufen werden wie zu ihrer "Blütezeit".


    Das hier fand ich auch interessant (engl.):

    https://www.youtube.com/watch?v=GMNQDoFpYQY

    (CuriousMarc: Why we don't always replace vintage electrolytic capacitors)

  • Für mich zählt auch ein Bisschen die "romantische" Ansicht, dass man mit jedem Teiletausch das Originalgerät verändert. Jeder Lötvorgang ist auch Stress, schädigt evtl. die Leiterbahnen (macht sie zumindest nicht besser), niemand ist vor Fehlern gefeit etc. Deshalb bin ich auch eher dafür, nur gezielt zu tauschen. Abgesehen davon - ich habe hier >50 Boards liegen, die alle älter als 20 Jahre sind. Und die alle funktionieren. Das wäre ein riesiger Aufwand für (zunächst einmal) kaum erkennbaren Nutzen. "If it ain't broke, don't fix it" wie man im Englischen so schön sagt.

    Zumal ich keine historischen Boards mag, die hinterher wie handgelötet aussehen.


    Und wenn ich bedenke, was manche Apple I-Board-Nachbauer ausgeben, um an Originalbauteile heranzukommen - das betrifft auch die Kondensatoren.


    Ich habe auch schon Hardliner erlebt, die sagen, lieber nicht funktionsfähig als nicht mehr original. Das ist dann die absolute Gegenposition von "einfach mal auf Verdacht alles tauschen". ;)


    Ich habe hier keine Boards, die so wertvoll sind, dass das ein Problem wäre. Vielleicht bin ich einfach nur zu faul. :)

    Und dann natürlich die Zeit und außerdem sind gute Kondensatoren nicht billig. Das läppert sich, wenn man das systematisch bei allen Boards und Netzteilen machen will.


    Achso und der letzte Kondensator, der mir hier hochgegangen ist, war ein SMD-Typ auf einer MFM-Festplatte. Den hätte ich sowieso nicht wechseln können. So langsam kommen die SMD-Boards in das angeblich gefährliche Alter. Das möchte ich sehen, wie ihr alle eure Festplatten und sonstigen SMD-Boards recappt. :ätsch:

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    Einmal editiert, zuletzt von detlef ()

  • Ich habe auch schon Hardliner erlebt, die sagen, lieber nicht funktionsfähig als nicht mehr original. Das ist dann die absolute Gegenposition von "einfach mal auf Verdacht alles tauschen". ;)

    Das ist super interessant, was Du da ansprichst! Wenn ich so darüber nachdenke, entsteht der Zustand so langsam z.B. bei den Speichermedien. Also wenn man bspsw. Spiele sammelt. Dann ist es viel wichtiger, dass die Original-Disketten dabei sind, als dass sie alle fehlerfrei lesbar sind. Ich weiß, das kann man jetzt nicht ganz vergleichen. Und natürlich geht nichts über ein "funktionierendes" Board, das hupt und blinkt. :) Aber es ist echt ein interessanter Punkt, finde ich.

  • SMD ist doch noch schneller und einfacher als Throughhole gewechselt.

    Schön - für dich. ;)


    Dann kann ich dir ja meine MFM-Platten alle zuschicken. :)

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  • Das könnte ein größeres Paket werden - also nicht nur die MFM-Platte. 8o

    Aber wie gesagt, lassen wir sie erst mal original. Und bei den Platten ist sowieso die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass die einen anderen Tod sterben.

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  • Juhu!


    Zu deinen Fragen... schwierig.

    Ich hab hier nur so einen China-Tester, der ist wohl wirklich nicht der Hit.

    Andererseits beschreiben auch einige Youtuber (ich finds nur einfach grad nicht), dass selbst bessere Geräte bei vermeindlich guten Messwerten daneben liegen und nach Elkowechsel die Geräte wieder laufen.

    In der Arbeit haben wir so ein Teil von Agilent mit riesen TFT-Monitor für ne hohe fünfstellige Summe, da sollte man mal vergleichen.

    Aber bislang hab ich die Elkos dann einfach nur entsorgt und neue verbaut- wenig wissenschaftlich, da bin ich ehrlich.

    Bestes Beispiel war die Seagate ST-225 aus dem IBM 5155! Die lief nach Elko/Tantalwechsel wieder einwandfrei, aber KEINES der Bauteile zeigte massive Abweichungen zu den Neuteilen?!


    Abgesehen davon: Wenn ein Elko 40 Jahre durchgehalten hat, KANN er evtl. weiter durchhalten- MUSS aber nicht. Vor allem, wenn baugleiche Teile in der gleichen Schaltung bereits aufgegeben haben.

    Deshalb ist meine Tauschmentalität so hoch. Allerdings bin ich auch voll bei detlef : Bei historischem Gerät ist es ein Unding, ein moderens Teil reinzulöten.

    Glücklicherweise hat sich ja bei den THT-Elkos und Tantalkondensatoren für die meisten Geräte, die wir hier reparieren, optisch wenig getan. Kleiner sind sie geworden, sehen aber quasi noch aus, wie 1985. Da lässt sich das leichter verschmerzen.

  • Bestes Beispiel war die Seagate ST-225 aus dem IBM 5155! Die lief nach Elko/Tantalwechsel wieder einwandfrei, aber KEINES der Bauteile zeigte massive Abweichungen zu den Neuteilen?!

    Aber an irgendwelchen physikalischen Daten muss sich das ja fest machen lassen. Bei den China-Testern verstehe ich, dass die mit zu niedriger Spannung testen und dass man da schon im Bereich der Nennspannung testen muss. Aber wenn sich das physikalisch gar nicht nachweissen lässt, dann bin ich schon geneigt, das im Bereich des Hifi-Voodoo einzuordnen. ;)

    Wobei es jetzt auch keinen Sinn macht, alte Kondensatoren auszulöten, zu testen und wieder einzulöten. Dann würde ich auch gleich einen neuen einsetzen.


    Dass man durch den Tausch die Gefahr von Spontanausfällen und Kurzschlüssen mindert, da kann ich problemlos mitgehen.

    • i-Telex 7822222 dege d

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    • Offizieller Beitrag

    Aber wenn sich das physikalisch gar nicht nachweissen lässt, dann bin ich schon geneigt, das im Bereich des Hifi-Voodoo einzuordnen. ;)


    Wobei es jetzt auch keinen Sinn macht, alte Kondensatoren auszulöten, zu testen und wieder einzulöten. Dann würde ich auch gleich einen neuen einsetzen.


    Ich bin mir sicher, es gibt einen Test, der das zeigt. Von uns kennt den nur niemand. Ansonsten ist es Voodoo - keine Frage!


    Doch, das macht Sinn, die alten wieder einzulöten.

    Wenn die Tests zeigen, daß er neuwertig ist.

    Ansonsten ist es Geld- und Ressourcenverschwendung.

  • bei Spezial-Typen, wie z.B. diesen 3-beinigen Tantals von den alten IBM-Boards stimme ich dir da zu - das sieht Original einfach besser aus


    deleted_02_2022 : in diesem Zusammenhang: wie soll ich denn nun mit deinem Board umgehen? - lies dir mal in Ruhe den Thread hier genau durch und entscheide dann?

    ich bin signifikant genug:razz:

  • bei Spezial-Typen, wie z.B. diesen 3-beinigen Tantals von den alten IBM-Boards stimme ich dir da zu - das sieht Original einfach besser aus

    Es gab diese Boards auch mit den zweibeinigen Typen- insofern: Tausch wäre ok.

  • Ich bin ja absoluter Laie, was den Aufbau von Kondensatoren angeht. aber bei keramischen Kondensatoren gibt es ja das Problem, dass die die mechanische Belastung geschädigt werden können (speziell bei SMD). Ich glaube, das ist nicht messbar.


    Ob es sowas auch bei Elkos gibt (alterungsbedingt oder warum auch immer) und was dann zu Spontanausfällen/Kurzschlüssen führen könnte, das weiß ich nicht.


    Deswegen würde ich einen Kondensator, wenn er sowieso schon draußen ist, vermutlich auch ersetzen. Wenn ich adäquaten Ersatz dafür da habe. Aber da ich Kondensatoren nicht zum Testen auslöte (außer bei einem konkreten Verdacht), stellt sich die Frage bei mir eher selten. ;)

    • i-Telex 7822222 dege d

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  • Ein (Aluminium-) Elektrolyt Kondensator hat einen einfachen Aufbau. Dieser erklärt aber auch genau die verschiedenen Phänomene, welche auftraten können.


    Er besteht im Prinzip aus einem Aluminiumbecher (auch innen blankes Aluminium) als Minuspol, einer (zunächst blanken und sehr rauhen) Aluminiumfolie als Pluspol - das ist der Wickel, der beim Explodieren ausgeworfen wird :)


    Im Becher befindet sich auch der Elektrolyt, welcher in einem saugfähigen Vlies (oder was auch immer) eingelagert ist.


    Durch das Formieren (im Werk) wird durch Anlegen einer Spannung die Alumimiumfolie vom Elektrolyten oxidiert und bildet eine dünne Oxidschicht aus. Diese Schicht ist der eigentliche Isolator zwischen Minusanschluss/dem Elektrolyten und dem Plusanschluss/Folie.


    Folgen daraus:


    1. je nach Verschlusstechnik und Temperatur verdunstet das Wasser im Elektrolyten und damit nimmt dessen Leitfähigkeit ab (ESR steigt). Elkos mit Glasverschluss haben dieses Problem nicht und halten meiner Erfahrung nach "ewig". Die mit Gummipropfen sind mehr oder weniger nicht gasdicht.


    2. wird ein Elko gelagert (oder auch dauerhaft unter Nennspannung betrieben), baut sich die Oxidschicht ab und wird dünner. Wird dieser Elko dann mit Nennspannung betrieben, reicht die Isolation nicht mehr aus. Deshalb sollten alte Elkos auf jeden Fall neu "formiert" werden. Dieser Prozess ist hinreichend beschrieben.


    3. alte Elkos mögen bei einem kurzen Test einwandfrei aussehen, aber keine kennt genau die Veränderungen im Elektrolyten. As ich durchaus denkbar, dass diese dann nach einigen Tagen ausfallen.


    4. die Lebensdauer ist bei den Standardtypen meist mit 2000 Stunden bei 85°C angegeben (Austrocknungsproblem). Bei Zimmertemperatur ist die Lebensdauer hingegen nicht für uns wenig relevant. Leider sind gerade Elkos in Netzteilen stets in der Nähe von heissen Schaltungsteilen.


    5. mit Geld lassen sich extrem gute Elkos kaufen...


    6. wird ein Elko verpolt angeschlossen, bildet sich auf der Becherinnenseite eine Oxidschicht aus. Da die Oberfläche hier aber recht gering ist, ist die Kapazität dann sehr klein.


    7. ungepolte Elkos haben zweimal Folie mit Oxidschicht, entsprechen daher schon der Ersatzschaltung zweier Elkos in Serie. Da hier kaum Nennspannung anliegt, gilt hier sinngemäß Punkt 2.


    Reinhard

  • Aber an irgendwelchen physikalischen Daten muss sich das ja fest machen lassen.

    In vielen Fällen wird es doch möglich sein, in der Schaltung zu überprüfen, ob der Kondensator noch liefert was er soll. Gerade bei Versorgungsspannungen, deren Erzeugung und Glättung ja die Aufgabe der allermeisten Elkos sein dürfte, die man in PCs so antrifft: Liegt der Mittelwert noch im Soll? Gibt es Einbrüche unter Last, mehr Brumm als erwartet, Störspitzen? Das kann man prüfen, ohne Bauteile auszulöten.


    Ich würde, wo immer möglich, dieser klassischen Fehlersuch-Schule folgen: Erstmal im Betrieb messen, wo etwas außerhalb der Spec liegt, dann mögliche Ursachen eingrenzen, dann Bauteil(e) wechseln. In der letzten Phase kann es auch mal nötig sein, ein Bauteil auf Verdacht zu wechseln, weil man den Fehler messtechnisch nicht eindeutig eingrenzen kann. Aber breitere "Streuschüsse" oder den vorbeugenden Austausch vieler Komponenten würde ich persönlich eher vermeiden. (Ausnahme: Notorische Ausfall-Kandidaten wie die SMD-Elkos aus den 90er Jahren.)