Hallo zusammen, mir ist neulich auch ein Victor 9000 Modell 462 zugelaufen, also die Variante mit 256K Ram, 20 MB HDD und einem Doppelseitigem Laufwerk. Da leider außer der Basiseinheit nichts dabei war habe nach der obligatorischen Netzteil-Reparatur (natürlich stilecht mit Rifa-Qualm, etc.) musste ich mir Ersatzlösungen für Bildschirm und Tastatur suchen. Also zuerst mal Festplatte ausgebaut und an ein gutes PC Netzteil gehängt. Die HDD läuft problemlos an und für eine MFM Platte sogar relativ wenig lärm. Die Signale am Monitoranschluss sind laut Schaltplan relativ normal TTL Monochrom-Signale, bis auf die 12V natürlich, die als Versorgung des original Monitors dienen. Eine Messung mit dem Oszi verrät negative Sync Pulse mit 16,1kHz und 75Hz und etwas das man als Zeichen auf der Video Leitung interpretieren könnte. Also habe ich kurzerhand meinen CBM 8032 als Bildschirm misbraucht, das Videokabel vom dessen Mainboard abgezogen, schnell ein Adapterkabel zusammengebastelt und siehe da, das kleine Diskettensymbol am unteren Bildschirm erscheint. Eigentlich ist das auch zu erwarten, da die Displayeinheit von beiden Computern ziemlich dumm ist und genau das Anzeigt was die Eingangssignale vorgeben. Die Stromversorgung des CRT kommt natürlich nach wie vor vom Commodore. Ermutigt dadurch habe ich dann auch noch die Festplatte angeschlossen und zu meiner Freude klappte auch das Booten in DOS sofort. Die Bildschirmanzeige ist klar, wenn auch ein bisschen gestaucht von den leicht unterschiedlichen Sync-Frequenzen, aber das braucht uns ja erstmal nicht zu stören. Ermutigt dadurch auf zum zweiten Thema, einen Ersatz für die Tastatur: Laut Technical Reference ist die Tastatur auf dem selben Intelligenzlevel wie eine XT-Tastatur. Will heißen, ein µC fragt die Matrix ab und überträgt den Tastencode an die CPU. Außer einem Acknowledgement ist keinerlei Rückmeldung vorgesehen. Das Protokoll selbst erinnert an I2C mit getrennter ACK Leitung und besteht aus 7 Datenbits, 1 Bit für Drücken und Loslassen und einem Stopbit. Ein Arduino Nano, eine PS/2 Tastatur und unter 100 Zeilen C-Code später und ich kann Zeichen auf dem Bildschirm erzeugen. Am längsten hat eigentlich gedauert herauszufinden, dass die CPU die Daten nur richtig entgegennimmt, wenn man eine Clockrate von gemächlichen 1kHz wählt. Die Spezifikation schweigt sich darüber aus, aber glücklicherweise habe ich woanders einen Forumseintrag gefunden wo jemand den Weg andersherum gegangen ist und eine Victor-Tastatur hatte und die am modernen Equipment verwenden wollte. Da war auch ein Logic-Trace gezeigt, wo man das Timing ablesen konnte. Sobald ich fertig bin die Pfeil- und sonstigen Sondertasten zu implementieren werde ich den Code auf Github zur Verfügung stellen, vielleicht kann ja sonst noch jemand Gebrauch davon machen. Mit Bastel-Monitor und Bastel-Keyboard habe ich mich also dran gemacht das Ungetüm zu erkunden. DOS ist noch die allererste Version 1.25 und die HDD ist in zwei 10 MB Partitionen unterteilt. Daraus ergibt sich eine ziemliche Flut von Dateien, da ja noch keine Ordner existierten. Der Computer (ich will immer wieder "PC" schreiben) wurde laut Zeitstempel und Dateinamen bis mindestens Dezember 1993 für Buchhaltung u.Ä. verwendet. Außerdem finden sich GW-Basic und MS-Fortran auf der Platte, inklusive wie es scheint der passenden Quellen zur genannten Buchhaltung. Ich finde sowas unglaublich spannend, wie eine Zeitkapsel! Kommen wir nun aber zu meinen Problemchen: Das Floppy-Laufwerk weigert sich Disketten zu formatieren. Egal welche ich ausprobiere, es kommt immer die Meldung "Cannot size track". Die Köpfe habe ich natürlich gereinigt, der Schlitten läuft frei und Spur 0 wird anscheinen auch korrekt angefahren. Hat hier jemand einen Tip was man noch versuchen könnte, bevor ich mich mit mit Schaltplan und Oszi hinsetzen muss? Da ich auch so schnell wie möglich die Daten von der Platte sichern will brauche ich eine Möglichkeit die zu Übertragen. Selbst wenn das Diskettenlaufwerk funktionieren würde, bringt das ja nicht wirklich etwas, da das Format ja gänzlich inkompatibel ist. Hat auch hier jemand einen Tip? Zuletzt noch die Frage, ob jemand eine Ahnung hat, wie man PMATE-86 Texteditor verwendet, der sich in der Datei ED.COM versteckt. Scheint Teil des "Programmer's Tool Kits" gewesen zu sein, zu dem ich aber leider noch keine Doku gefunden habe.