Alterungsmechanismen von Disketten (Abblättern, "Schimmel",...)

Also Disketten im Status C konnte ich tatsächlich mit Isopropanol und Wattestäbchen schon retten.

Allerdings haste hier teils viel Arbeit, da Du die Scheibe ggf. mehrmals von beiden Seiten reinigen musst.

Disketten im Status B sind meiner Ansicht nach nicht mehr zu retten. Hatte schon Disketten, die anfangs super aussahen, sich aber beim Lesen nicht einlesen liessen, da hierbei schon die Trägerschicht abgelöst wurde.

Zu A: Das mit dem Magneten kann man machen, aber dann sind die Daten ja futsch.

Interessant daß gerade BASF für lange Haltbakeit genannt wird.

In den 90ern hat BASF ein große Charge fehlerhafter Magnetbänder an Fernsehanstalten geliefert.

Dummerweise hat sich da nach 3-4 Monaten die Magnetschicht vom Trägermaterial gelöst

und die Aufzeichnungen waren verloren, darunter Teile von Serien die noch nicht mal gesendet

waren und die nachgedreht werden mussten.

Ein Teil der Bänder konnte gerettet werden indem man sie in einem Wärmeofen aufgeheizt hat.

Dadurch ist die Magnetschicht wieder soweit festgepappt daß man die Bänder noch 1-2 mal

zum Kopieren abspielen konnte. Eventuell könnte man das bei Disketten auch versuchen

wenn die Beschichtung abgeht. Ich hab eben meinen Bekannten beim SWR

angerufen aber er weiss nicht mehr bei wieviel Grad die gebacken wurden, auf jeden Fall aber unter 90°

Zitat von Pyewacket

Interessant daß gerade BASF für lange Haltbakeit genannt wird.

In den 90ern hat BASF ein große Charge fehlerhafter Magnetbänder an Fernsehanstalten geliefert.

Dummerweise hat sich da nach 3-4 Monaten die Magnetschicht vom Trägermaterial gelöst

und die Aufzeichnungen waren verloren, darunter Teile von Serien die noch nicht mal gesendet

waren und die nachgedreht werden mussten.

Ein Teil der Bänder konnte gerettet werden indem man sie in einem Wärmeofen aufgeheizt hat.

Dadurch ist die Magnetschicht wieder soweit festgepappt daß man die Bänder noch 1-2 mal

zum Kopieren abspielen konnte. Eventuell könnte man das bei Disketten auch versuchen

wenn die Beschichtung abgeht. Ich hab eben meinen Bekannten beim SWR

angerufen aber er weiss nicht mehr bei wieviel Grad die gebacken wurden, auf jeden Fall aber unter 90°

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Welche Serien?

Etwa „Immer wenn er Pillen nahm“?

xesrjb

Nein, irgenwas was der SWR damals selber produziert hat.

Aus welchem Buch ist das?

Die Quellenangabe würde mich auch interessieren.

Einige Informationen in dem Buch stammen eventuell von der BASF-Pressestelle.

Aktuell sind bei mir bestimmte 5,25"-Disketten deutlich spürbar am degenerieren. Die Scheiben lassen sich nur noch unter größerem Kraftaufwand in der Hülle drehen. Die Scheiben scheinen am Flies zu kleben. Dabei versagen dann die Laufwerke. Das schaffen die nicht (und sollen es ja auch gar nicht). Die Scheiben fühlen sich im Bereich des Flieses etwas klebriger (die Reibung ist fühlbar größer) an und so entsteht eine größere Reibung zwischen Scheibe und Flies. An dem beigefügten Foto sind auch Flecken zu erkennen. Die Daten darauf sind nicht wichtig. Nur Spiele.

Es handelt sich bei den Disketten um ein No-Name-Fabrikat, die ich vor vielen Jahren mal bei ebay gebraucht und beschrieben erworben habe. Bei mir wurde die Disketten immer zum üblichen Raumklima in Wohnräumen aufbewahrt. Die restlichen Disketten habe ich noch im trockenen und klimagünstigen Keller aufbewahrt. Vermutlich sehen die ähnlich aus. Werde ich demnächst mal anschauen.

Über die Ursache kann ich nur spekulieren. Ganz allgemein gehe ich (Vermutungen; bin kein Chemiker) davon aus, dass sich Kunsstoffe im Laufe der Zeit verändern. Sie zerfallen in ihre chemischen Bestandteile. D.h. manche Additive lösen sich aus dem ursprünglichen Verbund. Das Flies ist auf der inneren Oberfläche der Hülle verklebt. Kleber haben naturgemäß ganz spezielle chemische Eigenschaften. Wenn sich dort Komponenten chemisch zerlegen und vielleicht auch mit anderen Komponeneten reagieren, dann entstehen neue unerwünschte Eigenschaften.

Aber auch die Magnetschicht auf der Scheibe hat Klebekomponenten ("Bindemittel" s.o. im Buch).

Kunststoffe in der Computertechnik ist - wegen der Alterung - ein zunehmend interessantes Gebiet.

Interessantes Video dazu: "Kunststoffe in der Elektrotechnik", Vortrag und Diskussion im Computermuseum der Stuttgarter Informatik (Youtube-Video)

Es gibt die Vermutung, dass die magnetische Trägerschicht eines Mediums in praktisch jeder Umgebung, die Luftfeuchtigkeit enthält (also auch Wohnraumklima) Wasser zieht und sich dabei auflöst. Das Klima beeinflusst nur die Geschwindigkeit, mit der das passiert. Das ist fast unvermeidbare Alterung - Schlechte Lagerung (Keller, feucht,...) sorgt dazu noch für zusätzliche Wasseraufnahme und eventuell Schimmelbefall.

Die Trägerschicht lässt sich tatsächlich zumindestens vorübergehend durch "backen" regenerieren, so dass man wenigstens Backups ziehen kann. So wurden z.B. die Quellcodes der Magnetic Scrolls-Adventures gerettet. Solange man also nicht grade in der Atacama-Wüste wohnt, muss man wohl damit leben, dass die Lebensdauer von magnetischen Speichermedien einfach endlich ist.

Also: Ab in den Ofen, 45°C, 8h Backzeit

8 Stunden? Oder auf einen ariden Sommertag bei 40°C warten, oder Dachboden, Auto ...

Der Sommertag mag wohl auch gehen, ist aber ein bißchen schwer zu regeln - Auf jeden Fall schwerer als der heimische Backofen.

Die restlichen Disketten (ca. 50 Stück) im Keller habe ich mir heute noch angesehen, weil mir das keine Ruhe gelassen hat. Und siehe da, es sind noch mehr davon betroffen.

Auf der Rückseite der Diskettenhülle sind (so interpretiere ich das) Chargennummern aufgebracht worden. Es sind insgesamt ca. 5 verschiedene Chargennummern. Zwei der Chargen (Endnummer 13 & 17) haben sich als meistens bereits beschädigt herausgestellt (fleckig und klebrig). Die anderen Chargen zeigen (noch) keine optischen Auffälligkeiten und lassen sich auch leicht in der Hülle per Hand drehen. Die defekten Disketten sind nun im Müll. Die noch guten Disketten (ca. 20 Stück) werde ich weiter beobachten und vielleicht für irgendwas wie z.B. Diskettenexperimente nutzen. Viel Vertrauen in die Datensicherheit habe ich bei diesen Disketten nun nicht mehr. Aber das sollte man ohnehin in ältere Magnetspeicher nicht mehr haben.

Man kann aber anhand der Chargennummer gut sehen, dass auch bei der Produktion wahrscheinlich unterschiedliche Herstellungs-Parameter geherrscht haben müssen. Wie sonst zeigen einige Chargen die Zerfallserscheinungen und andere (noch) nicht? Jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass alle Chargen etwa gleich alt sind, also nicht mehr als ein oder zwei Jahre auseinanderliegen. Davon gehe ich einfach mal aus. Wann diese Disketten produziert wurden weiss ich nicht, aber wahrscheinlich Anfang der 1990er.

Und wie es der Zufall es will, liegt in diesem Schrank im Keller auch meine älteste ATARI ST Maus neben zwei anderen ATARI-Mäusen in Aufbewahrung. Was muss ich sehen: das Mauskabel dieser alten Maus (Bj. 1985) ist dabei, sich chemisch zu verwandeln. Es ist regelrecht feucht (glänzende Stellen) und hat eine schmierige klebrige Oberfläche. Werde mich demnächst auch damit beschäftigen müssen. Die anderen beiden Mäuse sind noch unauffällig ...

Zitat von chip

Die restlichen Disketten (ca. 50 Stück) im Keller habe ich mir heute noch angesehen, weil mir das keine Ruhe gelassen hat. Und siehe da, es sind noch mehr davon betroffen.

Auf der Rückseite der Diskettenhülle sind (so interpretiere ich das) Chargennummern aufgebracht worden. Es sind insgesamt ca. 5 verschiedene Chargennummern. Zwei der Chargen (Endnummer 13 & 17) haben sich als meistens bereits beschädigt herausgestellt (fleckig und klebrig). Die anderen Chargen zeigen (noch) keine optischen Auffälligkeiten und lassen sich auch leicht in der Hülle per Hand drehen. Die defekten Disketten sind nun im Müll. Die noch guten Disketten (ca. 20 Stück) werde ich weiter beobachten und vielleicht für irgendwas wie z.B. Diskettenexperimente nutzen. Viel Vertrauen in die Datensicherheit habe ich bei diesen Disketten nun nicht mehr. Aber das sollte man ohnehin in ältere Magnetspeicher nicht mehr haben.

Man kann aber anhand der Chargennummer gut sehen, dass auch bei der Produktion wahrscheinlich unterschiedliche Herstellungs-Parameter geherrscht haben müssen. Wie sonst zeigen einige Chargen die Zerfallserscheinungen und andere (noch) nicht? Jedenfalls wenn man davon ausgeht, dass alle Chargen etwa gleich alt sind, also nicht mehr als ein oder zwei Jahre auseinanderliegen. Davon gehe ich einfach mal aus. Wann diese Disketten produziert wurden weiss ich nicht, aber wahrscheinlich Anfang der 1990er.

Und wie es der Zufall es will, liegt in diesem Schrank im Keller auch meine älteste ATARI ST Maus neben zwei anderen ATARI-Mäusen in Aufbewahrung. Was muss ich sehen: das Mauskabel dieser alten Maus (Bj. 1985) ist dabei, sich chemisch zu verwandeln. Es ist regelrecht feucht (glänzende Stellen) und hat eine schmierige klebrige Oberfläche. Werde mich demnächst auch damit beschäftigen müssen. Die anderen beiden Mäuse sind noch unauffällig ...

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xesrjb

Zitat von xesrjb

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xesrjb

Ja ja find ich auch, ich klicke auch manchmal selbst drauf, wenn mir langweilig ist ...  

Nee, ganz im Ernst ... danke für Dein Lob!

chip

Sehr schöner Spoiler

Zitat von chip

Was muss ich sehen: das Mauskabel dieser alten Maus (Bj. 1985) ist dabei, sich chemisch zu verwandeln. Es ist regelrecht feucht (glänzende Stellen) und hat eine schmierige klebrige Oberfläche.

Das habe ich bei meinen Atari-Mäusen bzw. Kabeln noch nicht beobachtet, es ist aber sehr schlimm bei den Spiralkabeln meiner Olivetti-Tastaturen sehen, der Kunststoff wird zwar nicht klebrig, sondern porös und fällt von der Abschirmung ab. Sieht sehr hässlich aus.