Festplattenwiederbelebung - Quantum ProDrive LPS

  • Funktionierende SCSI-Festplatten im Alter von 30 Jahren werden ja langsam immer rarer. Auch ich habe bereits eine kleine Sammlung defekter 40MB-Platten hier.

    Eine gute Alternative sind ja Flashlösungen wie BlueSCSI, SCSI2SD oder RaSCSI, jedoch fehlen mir da einfach die Geräuschkulisse der Kreissäge und des Klackerns.


    In den Kapazitäten von 40, 80 und 160MB verbaute Apple sehr gerne Quantum-Festplatten, die gerne aufgrund folgender Problematik ausfallen. Zur Begrenzung der Bewegung der Schwingspule, die die Schreib-/Leseköpfe antreibt, sind zwei Gummipuffer verbaut, welche sich im Alter auflösen und in eine klebrige, teerartige Masse verwandeln. Dadurch bleibt der Schlitten in Parkposition kleben und die Festplatte schaltet sich wieder aus.


    Hier mein Exemplar, ein Quantum ProDrive LPS mit 40MB aus einem Macintosh SE 1/40, gebaut 1990.

    Die Festplatte hat erst einwandfrei funktioniert, dann nur mehr ab und zu und letztendlich gar nicht mehr. Sie wurde beim Boot nicht erkannt und es wurde lediglich die blinkende Diskette angezeigt. Die Daten hatte ich vorher schon gesichert, also ging ich das Risiko gerne ein, den Schaden zu verschlimmern.



    Zum Öffnen wurden ein PH2 Schraubendreher benötigt, ein TX6 (Unter dem oberen Garantiesiegel) sowie eine 7mm Nuss (unter dem unteren Garantiesiegel).

    Im Idealfall öffnet man eine Festplatte nur im Reinraum, doch die wenigsten haben so einen zu Hause. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit im Badezimmer nach dem Duschen bindet den Staub in der Luft und verringert das Risiko, dass Staub in die Festplatte gelangt.



    Das war's mit der Garantie!



    Mit einem PH1 Schraubendreher werden drei Schrauben entfernt, die den oberen Magneten festhalten, anschließend kann dieser ausgebaut werden. Im Bild sieht man die beiden Gummipuffer.



    Es ist deutlich zu sehen, wie sich der linke Puffer aufgelöst hat und wo der Schlitten an diesem klebte. Auch der Rechte war bereits sehr weich.


    Ich habe die Klebereste vom Schlitten mit einem Wattestäbchen und Isopropanol entfernt. Aus einer zweiten Baugleichen Festplatte hatte ich noch intakte Gummipuffer, da diese wohl in jungen Jahren mal einen Headcrash erlitten hatte. Sollten diese in Zukunft auch klebrig werden (wovon auszugehen ist), sollte ein bisschen Schrumpfschlauch oder Klebeband Abhilfe schaffen.



    Anschließend folgten der Zusammenbau der Festplatte, des Rechners und erste Tests. Der Mac startete direkt wieder System 6 von der Festplatte als wäre nie etwas gewesen. Ein Test des Dateisystems mit Norton Disk Doctor zeigte keine Fehler an, ebenso ein Oberflächentest mit Lido und einer mit Silverlining. Die OP ist somit geglückt.

  • ich hab ziemlich die gleiche Festplatte hier - auch mit diesem Problem ...aber ich hab keine zum "Bauteile beschaffen" .. könnte man die Puffer auch 3D-drucken?

    ich bin signifikant genug:razz:

  • Ich habe daheim in meinem Hobbyraum auch schon mehrere alte Platten geöffnet und repariert. Wenn man nicht nebenbei mutwillig Staub aufwirbelt gab es bisher nie Probleme.

  • Das ist nur die Hälfte der Reparatur. In der Regel ist der Fehler beim Anschlag

    unter der Harddiskplatte zu finden. Auch dieser löst sich mit der Zeit auf

    und wird klebrig wie flüssiges Teer. Diesen Fehler habe ich so repariert:


    Quantum ProDrive ELS SCSI HDD





    LG Rappi

  • Wie bekommt man denn die Köpfe von den Platten und vor allem wie wieder heile drauf. Ich hab das auch schon mal probiert und ich glaube, ich hab dabei die Köpfe geschrottet.

    Das Genie beherrscht das Chaos

  • Ist vielleicht in einer Festplatte nicht so optimal, aber ich habe kleisterndes Altgummi schon des öfteren mit Talkum wieder 'gebändigt'.

    Im Übrigen fürchte ich, das gleiche Problem in meiner originalen NeXtstation zu haben, vor einem Jahr startete die Quantum noch, nun nicht mehr...

    Spannend, das hier...

  • Ist vielleicht in einer Festplatte nicht so optimal, aber ich habe kleisterndes Altgummi schon des öfteren mit Talkum wieder 'gebändigt'.

    Im Übrigen fürchte ich, das gleiche Problem in meiner originalen NeXtstation zu haben, vor einem Jahr startete die Quantum noch, nun nicht mehr...

    Spannend, das hier...

    Ich habe schon gelesen, dass man diese Harddisks schon so wieder zum Funktionieren

    gebracht hat. Über die Nacht in die Kühltruhe gelegt, dadurch hat sich wahrscheinlich der

    gummiartige Anschlag so verfestigt, dass der Arm nicht mehr festgeklebt war. Ich persönlich

    würde davon abraten, das ist nur eine vorübergehende Reparatur und das Thema mit der

    entstehenden Feuchtigkeit kann das auch verschlimmern.


    LG Rappi

  • Guten Tag

    Rappi


    da gibt es die verschiedensten Ansichten, oder Vorschläge, leichtes schnelles ruckhaftes drehen, oder Kühlschrank oder manche legen diese auf den Heizkörper oder erwärmen zusätzlich mit Heizkissen


    aber schlussendlich kommen wir doch immer wieder auf die selbige Fehlerquelle, das sich der Buffer auflöste,

  • Meine Festplatte hat erst zuverlässig funktioniert, dann irgendwann nur mehr ab und zu. Direkt nach dem Einschalten des Rechners wurde die Platte nicht erkannt. Ließ man ihn eine Weile laufen und führte einen Reset durch, war sie da. Ich denke, die in dieser Zeit entstandene Wärme dürfte den Kleber gelöst haben. Bis zum nächsten Mal...

  • Oh. Mist. also müsste ich meine Testen, ich kann zwar wegen des 8Bit-Controllers nur die Hälfte nutzen, aber die Quantum tut noch...


    ...Und ist mit einem angebissenen Apfel verziert...

  • Genau, die ProDrive ELS Platten haben noch einen Puffer neben dem Motor, der beim ProDrive LPS angeblich nicht vorhanden ist. Ich könnte mal das Exemplar mit dem Headcrash komplett zerlegen, um zu verifizieren, ob dies wirklich so ist...


    Diese Raparatur habe ich vor etwa 2 Jahren gemacht. Daher diese Angaben ohne Gewähr.


    Die Abtastarme nur bewegen, wenn die Harddiskscheibe gleichzeitig im Gegenuhzeigersinn

    gedreht wird. Ich habe so die Abtastarme nach aussen, über die Scheibe hinaus bewegt.

    Damit konnte ich die Scheibe entfernen und den Anschlag reparieren.


    Dann kam der schwierigste Teil, das Einfädeln der beiden Abtastköpfe. Diese werden ja

    federnd gegeneinander gedrückt, das heisst, man muss diese auseinander bekommen

    um sie jeweils über und unter die Scheibe zu bewegen. Dazu habe ich mehrere Ansätze,

    die mal besser, mal schlechter funktionieren.


    1) Ganz am Anfang, beim Hinausschieben der Köpfe, bereits ein dünnes Kunststoffteil

    an den Rand der Scheibe hinhalten, damit bleiben die beiden Abtastköpfe auf Abstand

    gehalten. Das Arbeiten an der Harddisk wird so ziemlich erschwert, weil man immer

    auf diese "Zwischenlagerung" achten muss. Mit etwas Vorsicht unter gleichzeitigem

    Bewegen der Scheibe lassen sich die Abtastköpfe wieder über die Scheibe bewegen.


    2) Die Harddiskscheibe im Gegenuhrzeigersinn drehen und den Abtastarm mit den

    beiden Abtastköpfen über den Rand hinaus bewegen. Nach der Reparatur habe ich

    mit einer Pinzette die beiden Federbleche soweit geöffnet, dass die beiden Abtastköpfe

    sich auseinander bewegten und ich diese wieder über die Scheibe schieben konnte.


    3) Gleich wie Punkt 2. Dann aber ein Blatt Papier gaaaaanz vorsichtig zwischen

    die beiden Köpfe geschoben, dann leicht verkantet um die Köpfe ein wenig mehr zu

    trennen und dann das Papier an die Aussenkante der Scheibe verschoben und dann

    den Arm wieder auf die Scheibe verschoben.


    Alles natürlich mit viel Vorsicht und vielleicht mehreren Anläufen. Einfach die Nerven

    nicht verlieren, sonst verlierst du auch die Harddisk. ;)


    LG Rappi

  • Ich finde es total spannend, dass die Platte den Eingriff überlebt hat. Ich kann mich noch an die Warnungen aus der Lehre erinnern, wegen eindringenden Partikeln, Reinstraumbedingungen usw. Sehr überraschend.

    och - ich hab schon in den 90ern Platten, die "ausgemustert" und durch grössere ersetzt wurden geöffnet - und im offenem Zustand laufen lassen, um sie zu filmen ...die meisten gingen nach nem Monat immer noch 8o

    klar - würde ich nie empfehlen, das so zu machen ..aber sind offensichtlich stabiler die Dinger, als man denkt;)

    ich bin signifikant genug:razz:

  • ich hab ziemlich die gleiche Festplatte hier - auch mit diesem Problem ...aber ich hab keine zum "Bauteile beschaffen" .. könnte man die Puffer auch 3D-drucken?

    Mit dem 3D-Drucker kannst du sicher versuchen so einen Anschlag zu machen.

    PLA wird aber garantiert nicht funktionieren, da dieses viel zu hart ist. Ich vermute,

    der Originalgummi war weich und gleichzeitig noch klebrig, sodass der Arm nicht

    prellen konnte.


    Es gibt aber auch gummiartiges Filament, das nach der Verarbeitung weich bleibt.

    Ich habe mit solchem schon Roboterhände gedruckt, diese lassen sich etwa so

    bewegen, wie wenn du einen Gummihandschuh anziehst. Das Drucken ist ziemlich

    schwierig, bei so einem einfachen Anschlag aber sicher kein Problem.


    LG Rappi

  • Wurstbert , danke für die Info . Habe hier noch einen alte LPS52 aus meinem Amiga die ich eigentlich schon entsorgen wollte.

    Aber jetzt werde ich die erst aufschrauben und schauen ob sich da noch was machen lässt.

  • Ich finde es total spannend, dass die Platte den Eingriff überlebt hat. Ich kann mich noch an die Warnungen aus der Lehre erinnern, wegen eindringenden Partikeln, Reinstraumbedingungen usw. Sehr überraschend.

    ich zerlegte und reparierte festplatten schon seit den 80er.


    da wurde viel blödsinn erzählt, bis ich einen kunden hatte, mit sehr wichtigen daten.

    und ich konnte seine festplatte retten.


    das machte ich danach für viele kunden oder firmen.


    ab dann habe ich bei älteren festplatten den oberen deckel entfernt.

    mir immer einen schönen passenden plexiglas deckel anfertigen lassen.


    und ich habe dann die in den vorführgeräten betrieben, so konnten die kunden es gut sehen.


    gruß

    helmut

  • da hängen nur leider die Flachbandkabel nutzlos in der Gegend rum - da fehlt wohl die Steuer-Platine ..dann könnte man ihr schön beim arbeiten zusehen :thumbup:;)

    ich bin signifikant genug:razz:

  • Wenn man sich so eine Platte (im offenen Zustand) genau anschaut, dann erkennt man eine Art Windkanal, der die durch die drehende Platte in Bewegung gesetzte Luft kontrollieren soll. Meistens hat dieser Kanal dann eine Engstelle mit einem eingebauten Filter. Dort bleiben die eventuell neu eingetragenen Staubkörner dann hängen und können keinen weiteren Schaden mehr anrichten.

    Im Gegensatz zu einer Floppy ist eine Harddisk ja ein geschlossenes System, d.h. es kommt kein Staub neu dazu. Trotzdem gibt es natürlich durch interne Reibung eine gewisse Menge Partikel und die werden dann vom Filter aufgefangen.

    • Offizieller Beitrag

    da hängen nur leider die Flachbandkabel nutzlos in der Gegend rum - da fehlt wohl die Steuer-Platine ..dann könnte man ihr schön beim arbeiten zusehen :thumbup:;)

    Das ist ein Prototyp für eine externe Festplatte, die nie released wurde. Das Prototyp-Gehäuse habe ich auch, war flacher als die, die dann verkauft wurden.

    • Offizieller Beitrag

    Betrifft das Problem mit den klebrige Banditen :xmas: eurer Erfahrung nach nur die kleineren Modelle oder auch andere ProDirves. Ich habe hier eine Quantum LPS525S, die sich erst nach einigem an- und aussschalten des Rechners (HP Apollo 715) wieder zum Arbeiten bewegen ließ. Ich würde sie öffnen, wenn ich wüsste, dass es nötig ist.

    Denn Feindschaft wird durch Feindschaft nimmermehr gestillt; Versöhnlichkeit schafft Ruh’ – ein Satz, der immer gilt. Man denkt oft nicht daran, sich selbst zurückzuhalten; Wer aber daran denkt, der lässt den Zorn erkalten. Sprüche von Buddha, aus dem ‹Dhammapada›.


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  • Ich habe keine Erfahrung mit anderen ProDrives, aber eine temporäre Hilfe, wenn meine Platte nicht erkannt wurde war, den Rechner noch ca. zehn Minuten laufen zu lassen und dann einen Reset durchzuführen. Anschließend hat sie bis zum Ausschalten des Rechners unauffällig funktioniert.


    Ich denke, dass die in der Zeit entstandene Wärme ausgereicht hat, um die Klebrigkeit der Gummis aufzuweichen, so dass sich der Schlitten lösen konnte.