PDP11/34 aus Berliner Kellerrettung und Signallabor

  • Hallo,

    im Sommer kam es zu der Rettung der PDP11/34 aus einem Berliner Keller. Hier, dieser Beitrag.

    Die Maschine wurde erstmals am VCFB unter Spannung gesetzt und zeigte leider Fehler in fast allen Teilen.

    Wir hatten da ja die funktionierende 11/34 aus dem Signallabor , mit der wir 7 der geretteten Medien ausgelesen und als Image abgespeichert haben.


    Inzwischen ist etwas Zeit vergangen und die 11/34 ist aus dem Signallabor in meinen Keller übergegangen. Das ist herrlich, denn nun habe gute Gelegenheit die defekte PDP11 zu reparieren. Etliche Innereien dazu habe ich besorgen können. Die beiden CPU Platinen, RL02 Plattencontroller, Frontpanelsteuerungskarte, Busabschlußkarten und eine serielle Karte. Alle Innereien habe ich nach und nach in die funktionierende 11/34 hineingetauscht, bis der Rechner komplett funktioniert hat. Als Maßstab für die Funktion habe ich das booten bis zum Loginpromt eines Unix V6 genommen.



    Das scheint recht streng zu sein, denn von 7 seriellen Karten, klappte das nur mit Dreien davon!

    Ich gehe also davon aus, am nächsten Wochenende die CPU auch an in dem anderen Gehäuse an den Start zu bekommen.

    Und so sieht das dann aus wenn zwei PDP11/34 neben einer pdp8/a stehen:



    Die Rechte ist aus dem Signallabor, die Linke aus der Kellerrettung. Ganz Links dann die 8/a von letztens. Etwas erschlagend die sechs RL02 Laufwerke, von denen 4 funktionsfähig sind. Die beiden mit den verkratzten Fronten sind noch anzugehen. Da im Fundus einiges an Ersatzteilen für RL02 Laufwerke dabei war, bin ich guter Dinge.




    Eine eigene Problematik sind die fehlenden originalen Schienen für eine 11/34 und zwei RL02. Da bastel ich momentan etwas mit modernen Abfällen aus der Firma herum, ein Gefummel, denn es passen keine Löcher und Abstände.

    Aber erstmal helfen auch abgesägte Lochprofile aus dem Baumarkt:




    Bei den geretteten RL02 Platten war eine mit einem UNIX V7 dabei. Wenn man das Image im simh "einlegt" (at rl0 unix7.rl02) bootet das auch zum Login. Aber leider war kein Zugang bekannt. Also wurde ein anderes Unix V7 (als Beispiel beim simh dabei) genommen, da war der Zugang dokumentiert. Zuerst war ich nicht in der Lage eine zweite Platte zu mounten, es gab einfach nicht die Devices dazu unter /dev. Nach längerem Suchen im Netz und dem system fand ich dann unter /dev ein MAKEFILE, was nichts anderes war als eine Sammlung an Befehlen Devicedateien anzulegen. Damit war es dann einfach, eine Devicedatei für die zweite RL-Platte anzulegen, das zweite Image zu mounten (/etc/mount /dev/rl1 /mnt) und die dortige /mnt/etc/passwd auslesen.

    Am modernen Rechner brauchte John the Ripper gerade mal 10 Sekunden um das Passwort zu ermitteln.

    Damit gelang dann natürlich der Zugang zum geretteten Image:


    # du

    21 ./usr/adm

    247 ./usr/src/cmd/awk

    52 ./usr/src/cmd/uucp/old

    947 ./usr/src/cmd/uucp

    1329 ./usr/src/cmd

    104 ./usr/src/libc/gen

    105 ./usr/src/libc

    1435 ./usr/src

    32 ./usr/dict/papers

    564 ./usr/dict

    141 ./usr/games/ching.d

    16 ./usr/games/lib

    120 ./usr/games/quiz.k

    561 ./usr/games

    97 ./usr/include/sys

    147 ./usr/include

    9 ./usr/lib/lex

    79 ./usr/lib/refer

    49 ./usr/lib/term

    68 ./usr/lib/tmac

    4 ./usr/lib/emhelp

    1 ./usr/lib/font

    1 ./usr/lib/learn

    1 ./usr/lib/struct

    155 ./usr/lib/uucp

    632 ./usr/lib

    19 ./usr/mdec

    11 ./usr/pub

    2 ./usr/spool/secretmail

    2 ./usr/spool/at

    1 ./usr/spool/mail

    27 ./usr/spool/uucp

    70 ./usr/spool/uucppublic

    103 ./usr/spool

    69 ./usr/sys/conf/test

    376 ./usr/sys/conf

    83 ./usr/sys/h

    61 ./usr/sys/dev/orig

    2 ./usr/sys/dev/unused

    1341 ./usr/sys/dev

    320 ./usr/sys/sys/hilfe

    871 ./usr/sys/sys

    2672 ./usr/sys

    1 ./usr/tmp

    1 ./usr/usr

    441 ./usr/lbin

    235 ./usr/bin

    6844 ./usr

    2549 ./bin

    538 ./lib

    71 ./dev

    188 ./etc

    134 ./stand

    1 ./u1

    1 ./tmp

    43 ./mnt/hilfe/doc/internals

    234 ./mnt/hilfe/doc/overview

    260 ./mnt/hilfe/doc/report

    569 ./mnt/hilfe/doc

    42 ./mnt/hilfe/man

    291 ./mnt/hilfe/rts

    426 ./mnt/hilfe/sr

    2294 ./mnt/hilfe

    1 ./mnt/lost+found

    4704 ./mnt

    1 ./user

    1 ./lost+found

    15348 .



    Anbei die Ansicht von du (disc usage) für den schnellen Überblick. Unter /usr/lbin sind einige interessante tools drin. Insgesamt besser ausgestattet als das Image von simh.

    (Bei Interesse am Image PM)

    Suche Teile und Geräte für DEC PDP8 Systeme, DEC PDP 11/40 (Unibus) und Teletype ASR-33+ ASR-35. Sowie Zubehör, Doku usw. aus dem Umfeld.

  • An diesem Wochenende ging es natürlich weiter. Lässt einem ja keine Ruhe, wenn man so nah dran ist eine Maschine repariert zu haben...


    Und die Sache war recht erfogreich. >In der folgenden Konfiguration lief die Kiste dann:



    Wie man sieht, ist die kleine Backplane links leer. Dabei war die eigentlich mit drin. Im Bild liegt noch der Verbinder der Backplane. Aber leider ging es damit nicht, warum wird noch zu klären sein. Meine Vermutung geht in Richtung Netzteil, weil insgesamt die Maschine mehrere Male spontan stehen blieb.


    Das Bussystem heisst UNIBUS und verbindet die Backplanes über die Verbinder in den oberen 2 Steckfeldern (A + B) von den 6 sichtbaren (A-F).

    In den Feldern C-F sind dann die meisten Karten untergebracht. Hier gibt es in Reihe C und in Reihe D Signale, die eine Karte zur nächsten trägt. Damit der Bus auch funktioniert müssen leere Slots mit entsprechenden Dummykarten gefüllt sein:



    Man sieht hier die Verbindungen einzelner Signale. Den "Kurzschluss" an der großen Karte ist bei unberührter Backplane auf der Rückseite verdrahtet. Konfiguriert man dann eine entsprechende Karte ins System, muss man eventuell bei dem Slot das WireWrap Kabel kappen.

    Um den RL Plattencontroller in Betrieb zu nehmen, musste ich auf der rechten Backplane bei einem Slot das Kabel kappen.

    Auf jeden Fall muss man da sehr drauf achten, sonst klappt nichts!


    Bei der Empfindlichkeit der seriellen Karten war ich etwas verwundert und habe gelernt, dass nur die erste serielle Karte auch die Funktion eines Clock Signals übernehmen kann. Alle weitere Karten müssen so konfiguriert sein, dass die Clock aus ist. Anscheinend wurde der Umstand noch durch die folgende Hardwareänderung unterstützt:



    Abgeknipste Widerstände habe ich bei allen 4 Karten gefunden, die kein Login schafften. Nach einem Tropfen Lötzinn ging das dann aber wieder!

    Sehr schön, die Karten haben also keinen Defekt.


    Beim Ausprobieren von drei bisher ungetesteten Plattenmedien, fand ich eines welche ein XXDP+ bootet. Das ist ein Diagnosesystem von DEC, mit über 850 Testfiles für Hardware von PDP11 und Zubehör. Da muss ich mich nun erstmal einfuchsen und dann anwenden. Es geht also voran!