Nachdem ich bereits letztes Jahr meinen alten Epson Spectrum LX-80 ohne weitere Probleme instandsetzen konnte (nur Reinigung und neue Schmierung), wurde ich auf das Angebot eines LQ-550 (wohl Keller-/Dachbodenfund) in ebay aufmerksam. Der Drucker wurde als 'Gebraucht' angeboten, allerdings ohne Funktionszusage der parallelen Schnittstelle. Ich konnte den Drucker für sagenhafte EUR 5,50 + Porto ersteigern.
Die Verpackung des Druckers war jedoch ziemlich haarsträubend, da quasi kein Verpackungsmaterial vorhanden und der Drucker eben mal so in einem viel zu kleinen Karton versendet wurde. Das Druckergehäuse und der Einzelblattfeeder haben den Transport glücklicherweise unbeschadet überstanden. Die rückwertigen Auflager des Druckkopfs - zwei kleine angespritzte Zapfen mit ca. 4*3*7mm Abmesung - waren jedoch während des Transports abgerissen und lagen irgendwo im Drucker. Ein kurzer Test mit Stromanschluß zeigte dann auch noch, dass der Drucker überhaupt keine Lebenszeichen mehr äusserte.
Vor Beginn der Demontage der oberen Abdeckung musste der Traktorfeeder ausgeklipst, der Walzenknopf abgezogen und eine Abdeckung über der parallelen Schnittstelle entfernt werden. Das Bedienteil ist durch Öffnen und Zug an der Klappe der DIP-Switches nach oben herauszulösen und versetzt in die nun vorhandene Öffnung quasi hindurch zu stecken. Denn das Kabel des Bedienteils liegt unter der Achse der Walze und würde so die Abnahme der oberen Gehäuseabdeckung verhindern. Die obere Gehäuseabdeckung ist über zwei Gehäuseclips an der Vorderseite des Druckers von unten zu lösen. Dann kann die Abdeckung vorne angeboben werden, bis sich diese an der Rückseite herauslöst - denn die Rückseite beinhaltet hinten verdeckte Clips, so daß sich die Abdeckung quasi nur drehend um die Achse der Rückseite herauslöst.
Das Lösen der vorderen Clips mit Hilfe eines großen Schraubendrehers wird möglicherweise zum Bruch mindestens eines Clips führen. Denn die Alterung des weißen Gehäusekunststoffes und die m.E. damals völlig überdimensionierte mechanische Überlappung der Clips führt hier nach dem Ausdunsten der Weichmacher unweigerlich zum Bruch. Bei mir ist ein Clip ausgebrochen. Reparatur bitte nicht mit Sekundenkleber sondern nur mit Epoxy! Sekundenkleber löst hier nur an bzw. auf!
Auf der Schaltnetzteilplatine wurde nun die Sicherung getestet -> i.O. Ohne weitere Messung ging ich aufgrund Erfahrung nun einfach davon aus, dass das SNT höchstwahrscheinlich nicht mehr schwingt - Lokalisierung des vermutlich defekten Elkos (C9) neben den Transistoren im Primärteil. Nachdem ich das Netzteil ausgebaut habe und dadurch unweigerlich 3 weitere Clips abbrachen, habe ich den Elko des Oszillators und 3 kleinere Elkos (2x470uf 1x1000uf) im Sekundärteil getauscht. Kurzer Test - läuft wieder!
Die Befestigung der SNT-Platine mit nur einem Clip war in meinem Falle kein wirkliches Problem, da das Ganze auch noch mit einer Schraube gesichert ist.
Nachdem die Spannungsversorgung wieder hergestellt war, widmete ich mich nun der Rekonstruktion der hinteren Druckkopfauflager. Glüklicherweise fand ich beiden abgebrochenen Zapfen im Drucker und konnte diese mit einem Tropfen Sekundenkleber provisorisch wieder am Schlitten befestigen. Vorher habe ich den Schlitten mit einem Gummiband nach hinten gezogen/befestigt, um eine mechanische Spannungsfreiheit bei der Verklebung zu gewährleisten. Die schwarzen Spitzkunststoffe haben meist eine sehr gute Reaktion bei der Verklebung mittels Sekundenkleber. Bei mechanisch anspruchvolleren Stellen reicht dies auf Dauer aber nicht aus. Aus diesem Grund habe ich rund um die Stellen der abgebrochenen und nun wieder eingeklebten Zapfen sorgfältig abgebklebt und die Räume mit Sodiumbicarbonat (formerly known as Backnatron) aufgefüllt. Durch Zugabe von Sekundenkleber auf das Backnatron erhält man nun eine mechanisch recht hoch belastbare Brückenverklebung. Es gibt zwar noch bessere Klebeverfahren, diese ist für solche Fälle unter dem Kosten/Nutzen Aspekt m.E. aber fast unschlagbar. Sollte die Klebestelle durch den Sekundenkleber noch zu Naß sein, einfach noch einmal Backnatron drüberstreuen. Den Rest einfach absaugen oder sachte rausschütteln.
Tip: Mein Sodiumbicarbonat befindet sich hierzu in einer kleinen Globuliflasche und kann deshalb bereits schon recht punktgenau appliziert werden.
Vor dem Zusammenbau habe ich dann auch noch den Kunststoffschaum (zur Schallresorbtion) in der vorderen Abdeckklappe und im unteren Gehäuseteil ersetzt. Dieser löste sich nämlich schon auf. Nachdem ich den Druckkopfrail und die Auflagergleitfläche gereinigt und mit Neoval neu geschmiert habe, war es Zeit für einen ersten kurzen Funktionstest . Nach dem Zusammenbau des Druckers erfolgte dann der Selbsttest, der ebenfalls ohne Probleme verlief, Auch die Schnittstelle verichtet ihren Dienst wie gewünscht.