Hebdrehwähler Gruppenwähler, Leitungswähler, Vorwähler

  • Gibt es hier Leute, die sich mit alter Vermittlungstechnik auskennen?

    Primär meine ich hier Hebdrehwähler, Gruppenwähler, Leitungswähler, Vorwähler - die Abkömmlinge der Strowger-Wähler

  • Diese Dinger gab es zum Kilopreis supergünstig zu kaufen von der österreichischen Post, vor etlichen Jahrzehnten, als die Digitalisierung Einzug gehalten hat.


    Mein Vater hat Hebdrehwähler und natürlich unzählige Post Relais verwendet für eine riesige Modelleisenbahn.

    Ich war da noch ein Kind, aber ich durfte mitmachen und da und dort helfen.

    Mehrere zwei Schränke voll mit dem mechanischen Gedöns, ein Paradies für ein Nerd Kind!


    Ein Teil der Eisenbahn Anlage hatte Fleischmann Weichen, die nur einen kurzen Impuls bekommen sollen zum umschalten.


    Auf einem grafischen Kontrollpult mit hunderten Lämpchen (LED gab es wohl noch nicht oder zu teuer) konnte man die Fahrstrassen in den Bahnhöfen per Taster selektieren. Plus optional die Einfahrt und Ausfahrt und ggf. auch Kreuzverkehr. Dann hörte man die Drehwähler und Relais lautstark im Takt klacken und schalten. Signale, Weichen, natürlich auch die Steuerung der Locks ...


    Drehwähler und Relais waren für mich als Kind die erste Bekanntschaft mit Stromkreise, Logik, Takt, Schaltwerke, etwas später dann auch Elektronik.

    Die Faszination hat mich bis heute nicht mehr los gelassen.


    Viel später in der HTL habe ich dann das ganze theoretische Wissen bekommen über Telefonsysteme, Vermittlungssysteme, Pulswahl etc.

  • Ich kenne die Technik aus der DDR Zeit. Wie kommt man von einem Telefonnetz in das andere. Wie bekommt man ein Fernamt. Hat nichts mit Phreaking Telefonzellen und Gebührenimpulse wie im Westen zu tun. ;)

    Ich habe mir aus nostalgischen Gefühlen heraus einen Gruppenwähler und einen Leitungswähler organisiert (System 50, Hebdrehwählers 27, GWN RFT). Nur wie man die ansteuert ist noch nicht klar. Das zu diesem Thema passende Forum https://www.wasser.de/telefon-alt/forum/ ist so gut wie Tod.

  • Ich habe mir aus nostalgischen Gefühlen heraus einen Gruppenwähler und einen Leitungswähler organisiert (System 50, Hebdrehwählers 27, GWN RFT). Nur wie man die ansteuert ist noch nicht klar. Das zu diesem Thema passende Forum https://www.wasser.de/telefon-alt/forum/ ist so gut wie Tod.

    Ich bin da auch in dem Forum unterwegs... ich finde es schon beachtlich, das das Forum noch existiert, nachdem der Eigentümer der Seite vor einiger Zeit verstorben ist. Die Erben führen die Seite noch zum andenken weiter... :)


    Ich selber habe bei Siemens gelernt, und habe noch ende der 1980'er EMD-Ämter in Betrieb erlebt. Das wäre ein spaßiges Projekt, ein Mini-Nebenstellen-System mit 2-3 Anrufsucher und Leitungswähler mit den dazugehörigen Relais-Sätzen zusammen zu bauen... Leider fehlen mir da die passenden Baugruppen & Co. ...

    • Offizieller Beitrag

    Gibt es hier Leute, die sich mit alter Vermittlungstechnik auskennen?
    Primär meine ich hier Hebdrehwähler, Gruppenwähler, Leitungswähler, Vorwähler - die Abkömmlinge der Strowger-Wähler

    Gelernt hab ich das mal. Aber das ist lange her.



    Ich selber habe bei Siemens gelernt, und habe noch ende der 1980'er EMD-Ämter in Betrieb erlebt.

    Ach, ist ja interessant. Dann waren wir mal Kollegen.

    Ich war noch Anfang der 80er am Aufbau der EMD Wähler beteiligt.

    ;------------------------------------
    ;----- ENABLE NMI INTERRUPTS
    (aus: IBM BIOS Source Listing)

  • Ich habe auch in der Lehre Anfang der 80er noch mit den Teilen zu tun gehabt.

    Vstw50 und GWN / SK350 (halt auf der anderen Seite des Zauns....

    Später gab's da statt dessen erst mal Koordinatenschalter (ATZ65 und MSN70) und Ende der 80er auch Prozessorgesteuerte Nebenstellenanlagen (NZ400).


    https://fernmeldemuseum-dresde…ploads/abS64-2_ShiftN.jpg


    http://www.gheinz.de/publicati…cs/fotos/l_NZ400_rack.jpg


    Gruß Jörg

  • Wenn sie nur "klappern" sollen:


    Diese Dinger haben doch einfach mehrere Elektromagnete, die wohl zumeist mit 48 Volt (aber auch weniger!) laufen.

    Wenn man sich die Mechanik anschaut, dann sieht man doch recht deutlich, welcher Magnet was veranlasst.

    Einfach mal senkrecht montieren und die Magnete mit einem Labornetzteil testen. Achtung zunächst keinen Dauerstrom geben.

    Je nach Bauweise gibt es einen Haltemagneten, der bekommt natürlich Dauerstrom, aber auch der sollte nach erfolgreichem Anzug im Strom reduziert werden. Dazu gibt es normal Kontakte.


    Ich habe hier auch noch antike Literatur dazu.


    Wenn du allerdings eine Vermittlungsstelle bauen willst - das ist ganz anderes Thema.

  • Ich meine in der tat so etwas, was bei uns in der Ausbildung als Demonstrations-System stand, nur ein wenig größer: das war ein Gestell, mit einem AS, einem LW und 8 TS, an dem dann ein paar Telefone dran angeschlossen waren. Man konnte schön zusehen, wie der Wahlvorgang ablief: Handapparat abnehmen, der Ausbilder meinte dann immer "Speisung und Töne prüfen" ... ;) , dabei zusehen, wie die TS den AS anlaufen lies, um den Teilnehmer zu suchen, der Telefonieren möchte, usw, usw.... :D ... Halt echte Klapper-Technik bei der Arbeit.


    TS: Teilnehmerschaltung

    AS: Anrufsucher

    LW: Leitungswähler

    was nicht fehlen darf: eine RSM (Ruf- und Signal-Maschine), mit der die 25Hz Rufwechselspannung und die Töne wie Freizeichen und Besetztzeichen erzeugt wurden.


    An dem Gestell konnte auch der Erlang-Faktor demonstriert werden: die Belegungsdichte, wie viele Gespräche gleichzeitig in einer Vermittlungs-Stelle geführt werden konnten.

  • Vor Corona fanden in der HTL in Wien regelmäßig Retro Treffen statt.

    Diese HTL hat extra ein Klassenzimmer zur Verfügung gestellt für diese regelmäßigen Treffen.


    Ich war mal da an einem Wochenende und dort wurde mir freundlicherweise eine kleine Führung angeboten in dem Museum der Schule.


    Es ist einfach wundervoll was da alles ausgestellt ist!

    Und dank der Schüler ist wirklich ALLES funktionsbereit!


    Unter anderem gibt es in diesem Museum ein voll funktionierendes "Mini Wählamt" basierend auf dieser uralten Technik mit mech. Drehwähler.

    Zahlreiche Telefonapparate stehen bereit und allein beim abheben eines Hörer spielt es sich schon voll ab. :)


    Natürlich Pulswahl und man sieht schön wie zuerst der Apparat gesucht wird, und dann beim wählen der entsprechende Drehwähler in die entsprechende Stelle dreht. Es sind riesige Schränke voll mit mechanischem Zeug. Allein der Transport und die Wieder-Inbetriebnahme muss spektakulär gewesen sein.

  • moin, moin,


    so einzelne Komponente (Drehwähler, Hebdrehwähler bzw. Motordrehwähler) zum laufen zu bewegen ist ja noch recht einfach. Grundlage ist ein ordentliches 60V Netzteil und ein Impulsgeber z.B. Drehscheibe aus einem altem Telefon.


    Bei einer kleinen Vermittlungsstelle wirds aber schon recht aufwändig vorallem der Platzbedarf, denn die Segment für die Hebdreh- bzw. Motorwähler

    waren in Gestellen von ca. 2m * 0,6m untergebracht. Damals hatten so einige Fernmeldekollegen sowas in "MINI" im Keller stehen und vor einiger Zeit war ich mal im Museum von Königswusterhausen , die hatten schon einen sehr ansehnlichen Aufbau.


    Grundlage ist wie oben das Netzteil und eine Ruf und Signalmaschiene die den Grundton (440Hz) und daraus abgeleiteten Signaltöne sowie die Wechselspannung für den "Rufton" zur Verfügung stellt. Dann die Teilnehmereinheit mit den Anrufsucher und mindestens den 1.Gruppenwähler sowie ein Leitungswähler für Zuordnung der dann dreistelligen Rufnummern, nebst den ganzen Drumherum...


    Für den Start würde sich ehr eine alte Nebenstellenanlage z.B. 1/9 oder sowas anbieten...


    Die Teilebeschaffung dürfte auch eine große Herausforderung sein, da die DBP/Telekom ca. 1990 diese alte Technik komplett auf den Schrott geworfen hat.


    Anbei ein paar Ansprechpartner/Adressen zu diesem Thema:


    https://museum.funkerberg.de/

    http://www.fernmeldemuseum.de/

    https://fernmeldemuseum-dresden.de/

    http://www.fernmeldemuseum.de/


    LG Werner

  • Diese Dinger haben doch einfach mehrere Elektromagnete, die wohl zumeist mit 48 Volt (aber auch weniger!) laufen.

    Ich erinnere mich an eine Nebenstellenanlage (AFAIR von SEL), die mein Vater (er war zu dieser Zeit beim Fernmeldeamt beschäftigt) Ende der 1960er mit nach Hause brachte, also eher in den Keller stellte. Diesen Schrank durfte ich Mitte der 1970er zum Bau einer Modelleisenbahn ausräumen. Diese Relais hatten alle 24V.

  • hallo frank128

    welche info brauchts du?


    auch per konversaton


    dietmar

    ____________________________
    suche immer alles für Atari 16/32 Bit

    telekom-historik museum bochum


  • Es sind in meinem Fall 60V. Für den 1. Gruppenwähler (GWN,RFT) habe ich schon Daten


    Zum Leitungswählern fehlen mir die Daten. System 50, nutzt modifizierte Form des Hebdrehwählers 27.

  • so einzelne Komponente (Drehwähler, Hebdrehwähler bzw. Motordrehwähler) zum laufen zu bewegen ist ja noch recht einfach. Grundlage ist ein ordentliches 60V Netzteil und ein Impulsgeber z.B. Drehscheibe aus einem altem Telefon


    Alles da:
    "Meishile S-600-60" (Output 60V, 10A)
    zum Testen ein Labornetzteil PeakTech 6227 (Output 60V mit 2,5 A)
    zum Wählen hätte ich ein W38

  • Also eine Technische Dokumentation (RFT) für mit dem System 50 eingesetzten Vorwählern, Gruppenwählern und Leitungswählern (inklusive Relaissatz) wäre schön. Da dass System 50 auf dem System 40 basiert, wäre auch diesbezügliche ältere Dokumentation von der Reichspost interessant.

  • Ich habe auch in der Lehre Anfang der 80er noch mit den Teilen zu tun gehabt.

    Vstw50 und GWN / SK350 (halt auf der anderen Seite des Zauns....
    Später gab's da statt dessen erst mal Koordinatenschalter (ATZ65 und MSN70) und Ende der 80er auch Prozessorgesteuerte Nebenstellenanlagen (NZ400).


    Ende 1989 waren noch 23% der Vermittlungsstellen in der DDR analoge Hebdrehwählersysteme aus den Jahren 1922 bis 1934, 43% stammte aus den Jahren von 1935 bis 1950. 28% waren Koordinatenschaltsysteme aus der ersten Hälfte der 1960er Jahre. Quelle: https://www.vde.com/resource/b…wessel--horst-a--data.pdf

  • frank128


    mit den Koordinatenschaltern in der DDR muß ich dich etwas korrigieren, denn in der ersten Hälfte gab es noch keine. Die ersten zogen mit der Teilvermittlungstelle ATZ63 ein und sind erst ab Mitte der 60er aufgebaut worden. Die ersten Vollvermittlungsstellen warten die ATZ65 (und später in der teilelektronischen Variant ATZ65.1). Ich habe in den 80ern beim Hersteller Fernmeldewerk Arnstadt gearbeitet.


    Gruß Jörg

  • Ich habe mich entschieden, das Thema alte TK-Vermittlungstechnik nicht weiter zu verfolgen. Wenn es hier Leute gibt, die sich für meine (hier vorgestellten) Leitungs- und Gruppenwähler interessieren, sagt bescheid.

  • Ich sage mal im iTELEX Forum Bescheid, da gibt es auch Leute die so etwas sammeln...