CAD Systeme - CADAM vs. CATIA auf IBM Großrechner

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    Die Bilder stammen aus einem Technologie-Status-Bericht der ehemaligen Firma Dornier aus 1982.

    An so einem IBM Terminal hatte ich als Student Anfang der 1980er meine ersten Erfahrungen mit CAD Systemen gemacht und Rumpfspanten für ein Flugzeug konstruiert.


    Im Rahmen eines mehrmonatigen Praktikums und eines Ferienjobs bei der damaligen Firma Dornier lernte ich das CADAM System von Lockheed kennen. Damals wurde die Konstruktion mit Bleistift und Tusche am Reißbrett gerade durch CAD abgelöst.

    Die CADAM Software lief auf IBM Großrechnern, die über einen "Channel" 6 oder 8 Terminals versorgten. Die Grafikterminals standen in einem leicht abgedunkelten Raum, damit man gut arbeiten konnte.


    Man konnte mit dem Tastenfeld Befehle auswählen, z.B. um eine Linie zu ziehen. Mit dem Lichtgriffel konnte man dann Objekte wählen, z.B. den Anfang einer anderen Linie oder einen vorher gesetzten Punkt. Mit dem Griffel zeigte man auch Richtungen an, in die z.B. ein Offset abgetragen werden sollte.

    Man hatte also meistens den Lichtgriffel in der rechten Hand und die linke Hand auf dem Tastenpult. Die Terminaltastatur brauchte man nur, wenn mal konkrete Zahlen einzugeben waren, z.B. ein Abstand oder ein Bohrungsdurchmesser.


    Insgesamt funktionierte das schon sehr gut und effizient.


    Auch komplexere Funktionen wie Parallelkurven (Offsets) oder Abwicklungen für gekrümmte Blechteile oder Massenberechnungen waren implementiert. Allerdings gab es bestimmte mathematische Operationen, die das System nicht berechnen konnte. Offensichtlich waren diese in der Software nicht abgefangen. Dann machte es "Beep" und das lokale System startete neu. Dabei ging auf dem Großrechner nichts verloren, weil aber alle Terminals am selben Kanal hingen, booteten dann alle 6 oder 8 Terminals im Raum neu. Die anderen Kollegen waren davon natürlich nicht so begeistert.

    Da lernte man dann schnell, ein Pokerface aufzusetzen und vorwurfsvoll in die Runde zu blicken, damit keiner merkte, dass man mal wieder etwas "Verbotenes" getan hatte.


    Das Ergebnis wurde dann mit elektrostatischen Plottern auf Transparentpapier ausgeplottet oder auch mit Tuscheplottern als Schablone auf Vellum Folien gezeichnet. Diese konnten dann direkt an Fräsmaschinen, die die Kurven optisch abtasteten, in Hardware umgesetzt werden.

    Im nächsten Schritt wurden dann die Plots übersprungen und es entstanden direkt die Daten für die heute üblichen CNC Maschinen.


    Die Entwicklung von CADAM begann um 1965 und das System stand lange Zeit in Konkurrenz zu CATIA, das sich dann langfristig besser durchgesetzt hat.

    Interessant ist, dass beide Systeme im Flugzeugbau entstanden, da dort sehr genaue glatte Spline-Konturen benötigt wurden, die andere CAD Systeme nicht hatten. Andere Systeme boten damals oft nur Geraden und Kreise und vielleicht noch einfache Kurvensegmente. Auch die Automobil-Industrie hat die Entwicklung der frühen CAD Systeme stark gefördert (bekannt ist z.B. Pierre Bezier von Renault für "seine" Kurven).


    Neben CAD wurden Großrechner in der Konstruktion auch z.B. für die Anfertigung der umfangreichen Stücklisten eingesetzt. Diese wurden dann auf dem bekannten grün/weißen Tabellierpapier ausgegeben. Alles landete dann im Prototypenbau, wo erst mal ein "mockup" der Baugruppen, wie "Rumpf" oder "Flügel" gebaut wurde um letzte Fehler und Ungenauigkeiten zu finden.


    Link mit detaillierter Historie CADAM/CATIA:

    https://www.cadhistory.net/13%…heed%20and%20Dassault.pdf