"Minidisk" Philips X1250

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    Dank dieses grandiosen Forums ist mir ein Exponat zugelaufen, welches ich gerne in jedem Detail vorstellen möchte: Eine Philips X1250 Harddisk mit gigantischen 6MB Speicherkapazität, einer einzelnen Platter und zwei Schreib-/Leseköpfen. Grandios: die Platte hat einen durchsichtigen Gehäusedeckel. Ob das für die Serie so gedacht war, weiß ich nicht - aber es sieht völlig professionell aus.


    Das Einsatzsystem hieß Tekatext 40, Ein "Teletex- und Textvermittlungssystem" - rechts unten ist der Verweis auf zwei dieser Minidisks...:


    Der Plattendurchmesser beträgt 14 Zoll:


    Der Kopfträger sieht sehr technisch aus...


    Hier die Steckverbindung zu den zwei Köpfen:


    Der Kopfträger wird durch einen Seilzug gesteuert:


    Der Spindel- und Lüfterantrieb ist ein heftiger Gleichstrommotor:


    ...der über einen Riemen alles antreibt...

    • Offizieller Beitrag

    Der Antrieb braucht noch Pflege...


    Alles, was da mal elastisch war, ist jetzt Krümel...


    Nach der Reinigung laufen die Antriebsrollen wieder rund, aber die Kraft kommt halt nicht auf den Riemenrest - ich hoffe, da finde ich einen Ersatz!


    Hier die Treiber für den Schrittmotor zur Kopfpositionierung:


    Der Schrittmotor selbst mit diversen Lichtschranken und Positionsschaltern...


    Die Platine in ihrer vollen Schönheit - diese Festplatte ist dumm! Die kann nur Motordrehzahl regeln, Kopf einen Schritt rein oder raus fahren und den Datenstrom zu den Köpfen digitalisieren. Mehr nicht. Vergleichbare Schaltpläne finden sich bei vielen alten 8 Zoll Floppies, die können auch nicht mehr.


    Hier mal eine Lichtschranke:


    Der Lüfter macht hier nicht kalt, sondern pustet Partikel in den Filter, um sie von der Platte fernzuhalten!


    Diese Leistungswiderstände verbrennen Leistung, die der Spindelmotor freigibt, wenn er antriebslos dreht... nennt sich Bremschopper!


    Und die Anschlussbelegung werde ich noch rausfinden... Plattenformat dürfte MFM sein - oder noch schlimmer... FM...

  • So ein Teil habe ich auch. Aus dem Krankenhaus komme ich gerade nicht an meine Bilder, aber ich hatte das Teil mal auf dem Kölner Retrotreff ausgestellt:


    Philips Festplatte


    Ich habe die in den 80ern selber aus einem Philips-Rechner ausgebaut, der im Büro eines Bekannten verschrottet werden sollte.

    Damals lief sie noch, und ich hatte eine kleine Schaltung dran, mit der ich den Kopf per Taster bewegen konnte.

    Nach ein paar Jahren hat sich auch bei mir der Gummi des Antriebsriemen verabschiedet. Ich habe dann einen halbwegs passenden Gummiriemen organisiert, der alleine aber viel zu elastisch war. Also habe ich den neuen Gummi in den alten Textilriemen reingeklebt - seitdem dreht die wieder.


    Für das Retrotreff hatte ich dann einen Arduino dran, der den Kopf zufällig hin und her bewegte. Machte ziemlichen Eindruck.


    Ich habe auch mal versucht, etwas von der Platte zu lesen, aber da bin ich bisher gescheitert. Vielleicht ist diese zweite Platte ja jetzt der Auslöser für neue Versuche.

  • Da ich inzwischen wieder an meine Unterlagen drankomne (Danke für die guten Wünsche, fritzeflink, die haben mich doch nicht da behalten wollen) habe ich mal nachgelesen, was ich dazu rausgefunden habe.


    Nach meinen Aufzeichnungen hat die Platte folgende Parameter:


    Spuren: 200

    Sektoren: 50

    Bytes/Sektor: 256

    Kapazität: 5 MB

    Serial No.: 2203


    Die Sektorgröße habe ich geschätzt oder sogar mit dem Oszilloskop gemessen, das weiß ich nicht mehr.


    Woher kommt die Diskrepanz zu den Angaben in der Übersicht? mikemcbike, hast Du weitere Informationen zu der Platte, auf die sich Deine Aussage stützt? Oder sind die 6MB die damals zumindest bei Disketten übliche Angabe der "unformatierten Kapazität"?


    Und hier noch eine Impression, wie die Platte startet und arbeitet:


    forum.classic-computing.de/index.php?attachment/132514/ (mp4 mit 480x640)


    Für die Kopfbewegungen habe ich damals den Sektorindexpuls genommen. Wenn ich richtig rechne sind das 1,6ms pro Spur. Weiß jemand, welche Spurwechselzeiten bei Systemen dieser Art gängig/möglich waren?

  • Hier noch die Anschlussbelegung, die ich vor Jahren identifiziert habe (alle Angaben natürlich ohne Gewähr):


    Pin I/O Funktion

    2 O Read Data

    4 n.c.

    6 O Spur 0 (?)

    8 O Index

    10 I ?

    12 I Step Direction

    14 I Step

    16 I Write Gate

    18 I Write Data

    20 I Drive Select 1

    22 I Drive Select 2

    24 I Drive Select 3

    26 I Drive Select 4

    28 O ?

    30 O ?

    32 O ?

    34 O ?

    36 n.c.

    38 n.c.

    40 I Head Select?

    42 n.c.

    44 O ?

    46 I ?

    48 n.c.

    50 n.c.

  • Gerne. Leider ziemlich unvollständig, aber damals, als ich die Sachen zusammen geschrieben habe, hatte ich noch wenig Wissen über alte Festplattenschnittstellen.

    Vielleicht bekommen wir zusammen mehr raus. Wichtig wäre wohl erstmal, dass Du Ersatz für den Antriebsriemen bekommst.

    • Offizieller Beitrag

    Die Firma Filtec (Keilriemenexpress.de) hat von mir 21 Euro bekommen... dafür kam zwei Tage Später ein Päckchen an...


    Da die nur Riemen im Raster von 10mm fertigen, ist der ein wenig größer als das Original (und mit 5mm auch einen mm schmaler)


    Aber der Antriebsmotor hat ja aus gutem Grund Langlöcher...


    Sitzt stramm und läuft perfekt!

  • Sehr schön.

    Ich habe eben dann auch meine Platte abgehängt (die hängt im Keller an der Wand, theoretisch jederzeit einsatzfähig), etwas abgestaubt und will mich jetzt mal wieder etwas reinknien.


    Dabei ist mir eingefallen, dass Du evtl. noch die Belegung von PL100 (Stromversorgung) brauchst - aber wenn Deine bereits läuft, ist das vermutlich etwas spät:


    Pin 1 ist unten Pin 7 ist oben

    Pin 1 - n.c.

    Pin 2 - 5V

    Pin 3 - GND

    Pin 4 - 24V

    Pin 5 - Codierstift (fehlt)

    Pin 6 - GND

    Pin 7 - Schreibschutz(?)


    Das mit dem Pin 7 ist kurios - soweit ich damals herausgefunden habe werden damit zwei Transistoren angesteuert, über die die Schreibsignale an die Köpfe gehen. Quasi ein von außen steuerbarer Schreibschutz!?

    • Offizieller Beitrag

    meine Platte habe ich noch nicht angeschlossen. Dass es einen Schreibschutz über die Stromversorgung gibt, ist nachzuvollziehen. Das Netzteil hat vermutlich ein Power Good Signal geliefert, um zu verhindern, dass bei zusammenbrechender Spannung die Daten auf der Platte verpfuscht werden.

    Vielen Dank für die Detailinfos!

  • Die Firma Filtec (Keilriemenexpress.de) hat von mir 21 Euro bekommen... dafür kam zwei Tage Später ein Päckchen an...

    Hmm, meinst du, die könnten auch für die Micropolis-Laufwerke in den CBM 8x50 passende Riemen basteln?

    Ich hab da ein LW, welches einen wirklich toten Riemen drin hat... und bislang keine Lösung dazu gefunden.

    • Offizieller Beitrag

    Hmm, meinst du, die könnten auch für die Micropolis-Laufwerke in den CBM 8x50 passende Riemen basteln?

    Ich hab da ein LW, welches einen wirklich toten Riemen drin hat... und bislang keine Lösung dazu gefunden.

    Einfach Maße nehmen, die Riemen sind PU-beschichtete Gewebeflachriemen mit 1mm Dicke... Die bestellte Länge habe ich ermittelt, indem ich den alten Riemen flach gedrückt und mit dem Lineal gemessen habe, Wertx2 genommen.


    Ein Problem könnte sein, dass die nur im 10mm Raster liefern, wenn du keine Möglichkeit hast, die Mechanik nachzustellen, dann ist das kritisch.


    https://www.keilriemenexpress.…kte/flachriemen-t150.html

  • Such doch einfach mal nach "timing belt" oder "drive belt" auf Ebay, da findest Du vermutlich passende Riemen. Jedenfalls habe ich bislang noch immer was gefunden (ohne Maßanfertigungen).

    • Offizieller Beitrag

    650mm waren auf Ebay definitiv nicht zu finden und die sind letztendlich auch oft nicht billiger, als die Maßanfertigung. Und die ist neu.

  • Sehr interessant.

    Die direkte Kopfansteuerung erinnert ein wenig an Floppy/MFM.

    Mal überlegt die Festplatte mangels passender Hardware an einem Arduino auszulesen?

    "Einfach" nur ein Programm schreiben, was die Daten ab Sektor 0 anfangend einliest?


    "MiniDisk" bezieht sich wohl auf die Tatsache, dass die erste 5MB Festplatte noch kühlschrankgroß war.

    Tatsächlich ist jeder normale Desktop-PC ein sogenannter Microcomputer, weil er keinen Raum mehr füllt.

    Ein Minicomputer war "nur" noch so groß wie ein Side-by-Side-Kühlschrank.


    Aber ich denke das wisst ihr vom Fach ja sowieso ;)

    ::solder::Ich "darf" beruflich basteln...

    • Offizieller Beitrag

    Sodele. Wenn man jetzt noch daran denkt, dass die Motormasse und die Digitalmasse auf der Platine nicht miteinander verbunden sind, dann klappt's auch mit der Dreherei!


    Auf der Plattenunterseite sind 52 Kerben und eine davon ist breit...



    Der Motor läuft mit geregelter Drehzahl, dafür arbeitet ein Darlington auf dem Kühlkörper!

    Das Teil ist echt laut...

  • Auf der Plattenunterseite sind 52 Kerben und eine davon ist breit...

    Ups, da habe ich mich damals wohl verzählt.


    Damit komme ich dann auf 5,2 MB - falls ich mich nicht auch bei den Tracks vertan habe :)

  • Mal überlegt die Festplatte mangels passender Hardware an einem Arduino auszulesen?

    "Einfach" nur ein Programm schreiben, was die Daten ab Sektor 0 anfangend einliest?

    Ich meine damals bei meinen Versuchen keine "sinnvollen" Signale auf der Leseleitung gefunden zu haben. Aber dafür suchen wir ja jetzt zu zweit...

    • Offizieller Beitrag

    Also die 6MB stehen als Angabe auf dem Prinzipbild im Anfangspost, da hatte ich die her. Und ich weiß noch nicht, wie ich Daten auslesen kann... sollte mit einem passenden Disk Select Signal eigentlich freigegeben werden... Wir werden sehen!

  • Also die 6MB stehen als Angabe auf dem Prinzipbild im Anfangspost, da hatte ich die her. Und ich weiß noch nicht, wie ich Daten auslesen kann... sollte mit einem passenden Disk Select Signal eigentlich freigegeben werden... Wir werden sehen!

    Naja... so eine 20MB MFM Festplatte hat unformatiert ja auch 25MB. Dann gäbe es ja noch die 1000/1024er Differenz (wobei die wohl eher auf Betriebssystemebene zieht).

    ::solder::Ich "darf" beruflich basteln...

  • So, inzwischen steht meine Platte wieder hier am Arbeitstisch, und ich konnte auch schon Daten lesen. D.h. ich habe Signale an der Leitung ReadData ;)

    Bei meinen früheren Versuchen habe ich vermutlich den Pullup-Widerstand vergessen, der bei dem 7438-Ausgang nötig ist.


    Jetzt taucht die Frage nach der Kodierung auf. Ich habe drei Formen von positiven Pulsen:


    - kurze von 250ns

    - mittlere von 500ns

    - lange von 750ns


    Zwischen den diesen Pulsen sind jeweils 250ns lange Pausen, bei denen der Pegel auf Low geht.



    In diesem Beispiel ist mal alles kombiniert; häufig gibt es große Ansammlungen von nur kurzen oder nur langen Pulsen. Von den mittleren habe ich solche Häufungen noch nicht gesehen.


    Ich habe mir noch nie die Datenleitung von einem Floppylaufwerk angesehen, aber nach FM oder MFM sieht mir das nicht aus. Was könnte das für eine Kodierung sein?

    • Offizieller Beitrag

    Jetzt taucht die Frage nach der Kodierung auf.

    Fuer mich sieht das sehr nach MFM aus.


    Entscheidend ist ja nicht Puls/Pause, sondern die Zeit zwischen 2 fallenden Flanken.

    In deinem Fall sind es dann 500, 750, 1000ns. Das ist das typische MFM-Verhaeltnis 2; 3; 4. Entspraeche also 2Mbit/s (aus den 500ns).


    Zum Spass wurde ich das mal PAW und sein FluxTeen mit ins Boot nehmen.

    Auch wenn die Datenrate 8 mal groesser ist als bei DD-Floppies halte ich das fuer eine "einfache" Moeglichkeit.

  • Zitat von funkenzupfer

    Zum Spass wurde ich das mal PAW und sein FluxTeen mit ins Boot nehmen.

    Auch wenn die Datenrate 8 mal groesser ist als bei DD-Floppies halte ich das fuer eine "einfache" Moeglichkeit.

    Würde mich grundsätzlich reizen, bin aber einige Monate anderweitig im Einsatz (Stichwort PV für mein Dach).

    Habe vermutlich erst gegen Ende des Jahres wieder mehr Zeit, schaue aber öfters ins Forum.


    Ob Fluxteen mit der hohen Datenrate zurecht kommt, wäre natürlich einen Versuch Wert.


    Zuerst sollte man aus den 52 Kerben einen einzelnen Indexpuls pro Umdrehung (analog zu Softsektor-Diskette) generieren. Dann könnte FLUXTEEN die Daten eventuwell lesen. Aber nur 0 Retries einstellen, da sonst zu viele Daten kommen. Die Daten könnte man dann näher auf Modulation untersuchen.


    Später muss man sich dann mit den anderen Kerben befassen, da sie ja der Trigger für die einzelnen Sektoren sein werden.


    Grüße


    PAW

  • Ich habe das auch schon mit funkenzupfer am Telefon besprochen. Die Sache mit den Indexpulsen ist kein Problem; die entsprechende Logik ist bereits auf der Platine enthalten. Sprich ich bekomme an der Schnittstelle sowieso nur einen Puls pro Umdrehung.


    Es klingt jetzt ein wenig unsinnig, dass die Hardware Sektorkennungen liefert, die dann nicht ans Interface gehen. Eine vernünftige Erklärung habe ich dafür jedenfalls nicht.


    Den Test mit Fluxteen werde ich mal versuchen.

    • Offizieller Beitrag

    Wie schon am Telefon besprochen, und mit etwas Hardwareunterstützung,

    das waer doch mal 'ne ganz neue USB-Festplatte. :)

  • Richtig. Klein, kompakt, handlich, und mit einer gigantischen Kapazität. :D


    Das wird aber - wenn überhaupt - noch ein Weilchen dauern...

  • Ach ja - Stromversorgung aus dem USB-Anschluss wird auch nicht reichen ...

    • Offizieller Beitrag

    Stromversorgung aus dem USB-Anschluss wird auch nicht reichen ...

    Bei USB PD (Power Delivery) sind angeblich bis 100W möglich.

    Das testen wir nochmal. :)