HP-Terminals mit Bildschirmpest

  • Hallo,


    als ich die beiden HP-Terminals (2621A und 2622A) einpackte, war bereits klar, daß das ein besonderer Fall sein wird: sie haben die Bildschirmpest.




    Die zähflüssige, braune Brühe. die vorne aus dem Terminalgehäuse herausläuft, ist offensichtlich das, was mal den Hohlraum im Sichtbereich der Röhre füllte. Das Zeug ist nicht "schön".




    Daher die Frage: besteht irgendeine Hoffnung die beiden Terminals zu retten? Oder ist das Material bereits im Verwesungsstadium, und ich rette nur noch die gesockelten ICs?


    Gruß, Ralf

  • Wie ist die Röhre denn vorne aufgebaut?

    Wenn das ein Kunststoffglas ist, welches mit Abstand auf der "echten" Röhre sitzt, lässt sich das doch bestimmt entfernen und die Brühe ebenso?


    Falls nicht- alleine die Gehäuse sind schon der KNÜLLER!!! Da lässt sich sicherlich noch was draus machen. :)

  • Diese Masse ist zwischen der eigentlichen Bildröhre und eine davor liegenden Glasscheibe. Wenn man die Glasscheibe abnimmt und das Zeig entfernt, kann das Terminal wieder gut aussehen. Etliche hier haben das schon getan bei dieser Bauweise der Terminals.


    Ich habe das mal so dokumentiert: HIER (korrigiert)



    Meiner Erfahrung nach geht das Glas in dem Zustand, so wie es bei dir aussieht, recht einfach ab. Aber die Sache ist nicht ohne und nicht Ungefährlich. Sollte durch Krafteinwirkung der Hals der Röhre Schaden nehmen und die Röhre implodieren besteht Gefahr durch Splitter. Bei ungeschütztem Hals kann das ins Auge gehen.

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  • Wie ist die Röhre denn vorne aufgebaut?

    Ich habe nicht weiter untersucht, wie die Front der Bildröhre aufgebaut ist. Ich nehme an, daß das so funktioniert, wie Du es beschreibst.


    Die Gehäuse sind von der Fom her "stylish" und würden sogar die Orion (-> "Raumpatrouille") aufwerten :) Aber der sonstige Zustand ist altersbedingt nicht gut. Plastik verfärbt, einmal von Licht und Sonne und dann vermutlich von der "Brühe". Innen drin müßte man renovieren, bevor man 230V dran läßt. Die Digitalplatine von einem Terminal habe ich angeschaut: das benötigt ein bißchen abstauben, aber beim Netzteil und beim Hochspannungsteil für die Röhre müßte man mit "etwas" Elan ran, vom Flugrost am 50Hz-Trafo bis zu den teils großen Elkos.


    Nur ein Gehäuse hat Terminal-Innereien, das andere soll ausgeräumt sein. Daher ist auch nur eine Tastatur vorhanden, und die ist optisch in einem bedauernswerten Zustand.


    Diese Masse ist zwischen der eigentlichen Bildröhre und eine davor liegenden Glasscheibe.

    Weißt Du, was das ist? Meine Frage bezieht sich auf Giftigkeit und andere Bedenken. Ich habe die Terminals nicht ins Haus geholt. Die stehen momentan draußen in der Garage.


    Übrigens ist Dein "hier"-Link nicht nutzbar.


    Gruß, Ralf

  • Schon alleine aufgrund des ungewöhnlichen Seitenverhältnisses sollte man die Röhren retten.


    Das Zeug an sich ist sicher nicht gerade gesundheitsfördernd, und am besten macht man die Arbeit auch im Freien bzw mit guter Lüftung. Aber am Ende ist es sicher auch nicht übler als alte Platinen die vor sich hingasen.

  • Such mal auf Youtube nach "crt cataract" - da findest du eine Tonne von Videos zu dem Thema. Etwas tricky, aber gut möglich.

    Ok, mit Kenntnis von diesem Begriff wird die Suche erfolgreich :)


    In diesem Video kommt eine relativ feste Masse aus dem Hohlraum zum Vorschein, dagegen bei meinen Terminals eine braune Brühe. Im Reparaturvideo befüllt er den Hohlraum nicht wieder, sondern verklebt ihn als verschlossenen Hohlraum. Auch eine Möglichkeit. Ich schaue mir die Konstruktion von HP mal genauer an :)


    Danke, Gruß, Ralf

  • Hab den LINK oben korrigiert, danke für den Hinweis.

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  • Ich habe das jetzt schon zweimal gemacht - und jedesmal ist mir die Scheibe zerbrochen, weil der Mist in der Mitte immer noch gut geklebt hat. Auch Heißluft hat daran nichts geändert, was aber daran liegen kann, dass ich die Heißluft sehr sparsam eingesetzt habe. Denn obwohl Röhren von vorne sehr belastbar sind, habe ich einen großen Respekt vor den Dingern. Und da ich nicht weiß, wie das dicke Glas reagiert, wenn es nur punktuell erwärmt wird, war ich da vielleicht zu vorsichtig.


    Andererseits braucht man die Scheibe nicht zwingend - beide Geräte sind jetzt bei mir ohne Scheibe im Betrieb und funktionieren. Den ersten Versuch habe ich hier dokumentiert:


    Honeywell Bull Terminal Questar T restauriert

  • Die Scheibe ist ein Sicherheitsfaktor. Geht natürlich auch ohne, setzt aber dann die Bildröhre direkt Kratzern aus, welche dann zum Glasbruch führen könnten.


    Verfüllt wurde immer mit einer durchsichtigen Masse, welche Gummiartig erstarrt und halt leider nicht ewig hält. Glasscheibe, Masse und Bildröhre waren dann ein Verbund, wie z.B. auch bei der Frontscheibe eines Fahrzeuges. Bei einer Implosion soll das dann das Wegfliegen von Teilen nach vorne verhindern.

  • Mehr zum Thema

    Hier oder Hier. Gibt noch viel im Forum wenn du nach Katarakt suchst.


    Ich habe Glasscheiben schon abgesägt mit einer Drachenschnur (Stahlseil ging schlechter): Hier- weit unten.

    Meist aber mit Spachteln (aus Plastik) unterschoben. Einmal mit Japanspachtel.

    Da gibt es viele Möglichkeiten. Beliebt ist diese Tätigkeit nicht.


    Das Material zwischen den Glasplatten ist vermutlich Kanadabalsam. Wird in der Optik zum Kitten von Linsen verwendet. Das liegt am Brechungsindex.

    Ob man das substituieren kann, keine Ahnung.

    Denke nicht, dass es giftig ist. Und auf's Brötchen wirst du's nicht tun, gelle?


    Wer als Kind auf den damaligen Schrottplätzen versucht hat eine Bildröhre zu zerstören, hat gemerkt wie schwer das ist. Aber am Hals ist die empfindlich.

    Statt des gewünschten knalligen Effekt, hat es aber immer nur kurz gezischt.

    Trotzdem immer mit Vorsicht an die Sache.

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  • Wer als Kind auf den damaligen Schrottplätzen versucht hat eine Bildröhre zu zerstören, hat gemerkt wie schwer das ist.

    Genau diese Erfahrung habe ich damals gemacht. Ein paar Kratzer tun da gar nichts. Da war schon ein richtig schwerer Stein nötig, und den im hohen Bogen geworfen (aus sicherer Entfernung). Dafür hat es dann aber auch richtig geknallt. Ein Autofahrer, der grade da lang gefahren ist, hat angehalten, ist einmal um sein Auto rumgelaufen und hat den geplatzten Reifen gesucht.

  • ich habe bislang den "Canada Balsam" von zwei HP 2648 Terminals entfernt.

    Das geht sehr gut, man muss sich aber Zeit nehmen und vorsichtig vorgehen.

    Je nach Alter geht das Material von fest über gummiartig bis flüssig.

    Die Röhre sollte man so aufstellen und weich unterstützen, dass keine mechanischen Spannungen entstehen.


    Ich habe die Frontscheibe dazu von vorne mit einem regelbaren Heißluftgebläse fächelnd langsam über ca. 10 Minuten angewärmt bis ich sie gerade noch anfassen konnte (das sind dann ca. 50 Grad C).

    Dabei möglichst gleichmäßig anwärmen, damit keine Thermospannungen im Glas entstehen.

    Eventuell könnte man der Röhre auch kopfüber ein heißes Wasserbad verordnen.


    Dann wird auch das feste Material gummiartig weich und man kann mit einem stumpfen Messer oder Spachtel von außen her heraus arbeiten. Dazu nicht nach vorne oder hinten hebelnd, sondern parallel zur Scheibe schwenkend arbeiten.

    Dabei bringt man so gut wie keine Kraft auf die Frontscheibe sondern hebelt nur das Material aus dem Zwischenraum.

    Dann geht das auch ohne Bruch der Frontscheibe. Am Ende fällt sie dann praktisch von selbst ab.


    Messer oder Spachtel sollten relativ stumpf sein und eher abgerundete Kanten haben, damit man unbedingt Kratzer vermeidet.

    Auch stabile Holzspatel können nützlich sein, damit kann man dann auch am Schluss die letzten Reste kratzerfrei abschaben.


    Heute wird in der Optik Acrylharz zum Verkitten von Linsengruppen verwendet, das wollte ich aber bislang noch nicht ausprobieren und habe die Frontscheibe dann entweder weggelassen oder mit einer Raupe gutem Silikon und Abstandshaltern wieder ringsum angeklebt. Ohne Frontscheibe erhält man dann ein etwas schärferes Bild.

    Canada Balsam wird noch in der Biologie zur Herstellung von Präparaten für's Mikroskop verwendet, ist aber auch in mikroskopischen Dosen recht teuer.


    Bei der ganzen Aktion ist wieder mal etwas Geduld angesagt - mit Kraft und Eile ruiniert man eher etwas und bringt sich in Gefahr.

    Schwierig ist es aber eigentlich nicht.

    Nur wegen der Röhre ein Terminal mit Tastatur zu entsorgen oder umzugestalten wäre schon frevelhaft.

  • Ideal wäre sicher eine neue Verklebung mit z.B. Acrylharz - vielleicht kennt jemand jemanden der jemanden kennt der in der optischen Industrie arbeitet und da etwas weiterhelfen kann?


    Beispielsweise ist eine Frage, ob man das Harz entlüften muss um Luftblasen zu vermeiden (Vakuum-Kessel?).

    Und ob man das später nochmal auseinanderbekommt, falls das Harz vergilbt?

  • Da braucht's auf jeden Fall Vakuum und sobald eine einzige Bubble übrig bleibt, hat man alles versaut.


    Ich würde schwarzen doppelseitig klebenden Moosgummi (wie im Video oben gezeigt) aufkleben fertig. Außen mit Klebeband versiegeln, fertig. So kann man jederzeit wieder ran, und es ist dennoch staubdicht.

  • Und ob man das später nochmal auseinanderbekommt, falls das Harz vergilbt?

    Kanadabalsam hat üblicherweise 30Jahre, meist mehr überlebt. Wenn das spezielle Acrylharz versprochenerweise etwas langzeitstabiler als Kanadabalsam ist, dann hält das erstens bis nach meiner Rente, und zweitens länger, als man das vom Plastikgehäuse erwarten kann.

  • Die Frontscheibe ist auch teilweise weniger gewölbt als die Bildröhre, das macht dann einen flacheren (besseren?) Eindruck.

    Bei meiner WANG Konsole sieht man das leider zu gut, da die Trübung zwar noch nicht schlimm ist, aber zum Rand hin eben stetig auffälliger wird.


    Ich persönlich würde die Frontscheibe nie vollständig neu verkleben, sondern wie oft beschrieben nur am Rand entlang auf Abstand fixieren und abdichten gegen Staub.


    Das hat dann trotzdem einen gewissen Implosionsauslöseschutz, da man nicht direkt die Bildröhre beschädigt, falls mal was dagegen fliegt ;)