Der Jackintosh - Bericht aus der Sicht eines Grafikers

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    Der Jackintosh: als der Atari ST der bessere Mac war – Teil 1
    Wenn ich als Grafikdesigner über Computer schreibe, schreibe ich über mein „Handwerkszeug“, das selbstverständlich ist und somit kaum erwähnenswert. Dennoch…
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    Der Jackintosh: als der Atari ST der bessere Mac war – Teil 2
    Das Jahr 1985 begann für die Home-Computer-Welt mit der Erwartung, das „Jahr der 128-k-Computer“ zu werden: die einschlägigen Firmen präsentierten die…
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    Der Jackintosh: als der Atari ST der bessere Mac war – Teil 3
    Ab 1987 gelang es Atari sogar, Apple in einem Bereich Konkurrenz zu machen, der bis dahin als exklusiver Mac-Anwendungsbereich galt: dem Desktop-Publishing.…
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    Der Jackintosh: als der Atari ST der bessere Mac war – Teil 4
    Das Jahr des Falken Als der TT 1990 auf den Markt kam, konnte er mit seinem Preis von 7500,– DM dem Mac im Profi-Bereich noch Konkurrenz machen – für den…
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    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Interessanter Artikel, der den damaligen Verlauf ganz gut wiedergibt, aber ist ungenau:

    - Der Mega STE erschien erst 1991 nach dem TT

    - Statt des TT wurde zunächst der "EST" mit 68020 angekündigt

    - Der Amiga kommt überhaupt nicht vor, außer in einem Nebensatz kurz vor Ende

    1ST1

  • Interessanter Artikel, der den damaligen Verlauf ganz gut wiedergibt, aber ist ungenau:

    - Der Mega STE erschien erst 1991 nach dem TT

    - Statt des TT wurde zunächst der "EST" mit 68020 angekündigt

    - Der Amiga kommt überhaupt nicht vor, außer in einem Nebensatz kurz vor Ende

    "Der Amiga war für uns Grafiker uninteressant. Was interessieren Farben, wenn man nach 2 Minuten Kopfschmerzen hat?"


    Das habe ich 2001 von einem Grafiker bei den Ruhrnachrichten auf Nachfrage so gesagt bekommen. Der Amiga hat Anfangs vor allem durch seine schlechte WYSIWYG Darstellung und starkes flimmern abgeschreckt. Ataris haben die Grafiker jedoch bis ca. 1990 neben den Macs gerne genutzt, da Mac und Atari mehr als 60Hz auf dem Bildschirm genutzt haben. Es ist schon interessant, was den Leuten damals wichtig war. Kurioserweise wurde beim Mac schon früh komplett vernetzt, was beim Atari komplexer war und oft zu Problemen führte. Die Ataris wurden dann später als ISDN-Server für den Datenaustausch genutzt und dann Mitte der 90er endgültig ausrangiert. Apple hat ab 1991/92 Atari mit den Quadras im CAD & DTP Bereich vernichtet. Auch bei den IBM PCs gab es zu dem Zeitpunkt nichts vergleichbares. Von den Grafikern hatte ich nur Loblieder auf diese Maschinen gehört im Gegensatz zu den aktuellen (2001) Geräten ... früher war alles besser ;-). Geradezu von einer Revolution haben die Leute gesprochen. '91 war der 'perfect storm' für Apple, da Hochauflösende Farb- und Schwarzweiß-Monitore (zB. 1152x870 in Farbe auf 21" zB.) verfügbar waren, die CPU und Grafikkarten mehr als genug Leistung dafür hatten und auch die Drucker mit >300dpi und Eingabegeräte mit >400lpi verfügbar waren. Ab '91 gab es somit alle Werkzeugklassen, die die Grafiker dann bis 2001 nahezu unverändert genutzt haben (es gab natürlich ca. alle 2-3 Jahre neue Macs usw.). Die Arbeitsweise hat sich erst wieder geändert, als das Internet begann alles zu durchdringen.


    In meiner Erinnerung gab es gerade für Grafiker in fester Anstellung kaum finanzielle Grenzen. Ein spezieller Digitalisierungsarbeitsplatz hat Mitte der 80 gerne mal 50.000-100.000 DM gekostet. Da waren die Macs nicht "zu" teuer. Besonders ab 1988 mit den Mac II hat Apple die Spezialsysteme langsam verdrängt und sich als Profi-Anbieter in dem Segment etabliert. Mit den Quadras kam dann eine Art Dammbruch.


    Ich finde den oben verlinken Artikel ganz gut. Er ist ein wenig grob und konzentriert sich teilweise zu sehr auf Low-Cost Zeug.

  • Hi,


    Gleich vorraus: Ich mag sie ALLE! (und hab sie auch alle als Grafiker benutzt) Atari, Amiga, Apple, PC ... :0)


    gerade für professionelle Anwender steht und fällt ein Rechner durch seine Software und durch seine Stabilität/Zuverlässigkeit...


    Die Ataris (und natürlich auch Apples) haben da von Anfang an mit guter / professioneller Software gepunktet z.B. mit Calamus oder Cubase (für Musiker)

    Die flackerfreie hochauflösende Grafik war natürlich auch ein Punkt, damals (zumindest am Anfang) war DTP zum großen Teil noch S/W - bis man selber Farbgrafiken scannen / einbinden und in die Belichtung schicken konnte hat es noch ein wenig gedauert...


    Auch in Punkto Absturzsicherheit ist (nach meiner bescheidenen Erfahrung) der Atari einem Amiga vorraus gewesen...

    Einer Freundin von mir (der ich einen Amiga als günstiges Textsystem für ihre Diplomarbeit eingeredet hatte) ist ihre Textdatei samt Amiga so oft in Guru Meditation versunken, dass ich ihr dann aus (berechtigtem) Schuldgefühl heraus aus alten Teilen einen 386er zusammengebastelt und geschenkt hab... => kein Absturz mehr beim Texten... ;0)


    Lg. TOM:0)

  • Sehe ich genauso bzw. habe ich genauso erlebt. Calamus war super am Atari oder (mit deutlich höherer Investition) Apple. Schwarz/Weiss war in der Regel vollkommen ausreichend, die hohe Auflösung und Wiederholfrequenz am Bildschirm war entscheidend. Für CAD hatte ich vor allem mit speziell aufgerüsteten PCs (unter AutoCAD) oder DEC VAX verwendet. Amiga ist mir für "professionelles Arbeiten" nicht untergekommen, eben wegen der schlechten Bildschirmdarstellung und der berüchtigten Guru Meditations ;)

  • Auch in Punkto Absturzsicherheit ist (nach meiner bescheidenen Erfahrung) der Atari einem Amiga vorraus gewesen...

    Einer Freundin von mir (der ich einen Amiga als günstiges Textsystem für ihre Diplomarbeit eingeredet hatte) ist ihre Textdatei samt Amiga so oft in Guru Meditation versunken, dass ich ihr dann aus (berechtigtem) Schuldgefühl heraus aus alten Teilen einen 386er zusammengebastelt und geschenkt hab... => kein Absturz mehr beim Texten... ;0)


    Lg. TOM:0)

    Ich kann auch nur zustimmen, dass ich alle 'Außenseiter' der 80er und 90er mag. Der Amiga war eigentlich sehr robust, was das OS anging. Leider war die Software für den Amiga oftmals total blöd programmiert und hat oft versucht am OS vorbei zu arbeiten. Die Entwickler kannten sich meist noch nicht mit Multitasking aus und haben dann viele Fehler in der Programmierung gemacht. Oftmals weil sie glaubten einen Trick zur Optimierung gefunden zu haben. Der Amiga hatte zudem keine verbindlichen Style- oder Design-Guides, die den Namen auch verdienten.


    Atari war da nicht so viel besser aber gerade Grafik und DTP-Software hat das GEM gerne genutzt um Aufwand zu vermeiden. Viel Profi-Software wurde auch mit der Einführung des TT030 1990 angepasst um mehr Kompatibilität mit den Atari-Vorgaben zu erreichen.


    Apple hingegen war da von Anfang an ein Diktator was Entwicklung anging. Keine Software für den Mac konnte zunächst offiziell vertrieben werden ohne die strengen Anforderungen von Apple zu erfüllen. Dies war eine Konsequenz aus dem Durcheinander an Software auf dem Apple II. Die Konsequenz war da leider auch ein bisschen das Ausbremsen von Innovation, da Entwickler oftmals in ein starres Korsett gezwungen wurden. Der Vorsprung zum PC ist in den 90ern bis ins Negative gerutscht.


    Letztlich haben dann die Systeme zumindest zeitweise ihre jeweilige Nische gefunden. Atari hat dummerweise Ende der 80er bis 1991 versucht direkt mit Highend Macs zu konkurrieren und ist letztlich gescheitert. Apple konnte sich in den 2000ern aus dem selbst verursachten Sumpf ziehen und hat sich mehr oder weniger auf die typische PC-Mentalität eingelassen und sogar PC-Hardware eingesetzt, ein echter Sieg sieht anders aus...


    -Jonas

  • Dennoch fehlt entwicklungstechnisch der Bezug zum Amiga. Der Atari ST wurde als Konkurrenz-Produkt entwickelt, nachdem Tramiel sich verzockt hatte und Amiga vom Commodore gekauft wurde. Das Atari es trotzdem schaffte, als erster einen Rechner auf dem Markt zu bringen, lag unter anderem an dem Druck, den Tramiel damals ausübte. Dass die Fehde Commodore-Atari durchaus auch persönliche Antipathien hatte, ist ja bekannt.

  • Wegen den Abstürzen kann ich auch ein Liedchen singen. Das war 1986 auf dem Macintosh Plus

    und PageMaker. Da kamen die Abstürze gleich in Serie. Die Gegenmassnahme war, dass ich alle

    10 Minuten gesichert habe. Das war für meine Diplomarbeit ausreichend, aber wenn ich mir

    vorstelle, dass das bei der Arbeit so war, dann ist wahrscheinlich so der eine oder andere

    Mac aus dem Fenster geflogen, oder gar der Nutzer. :wand:

  • Das war doch in der Zeit normal.

    Die Gewohnheit, alle paar Minuten zu speichern, habe ich erst abgelegt, nachdem ich bei Windows NT4 angekommen war.

    Das stimmt so generell gesagt nicht. Die Programme von Apple / Claris waren sehr stabil:


    MacWrite

    MacDraw

    MacPaint

    MacProject

    FileMaker

    HyperCard

    ClarisWorks


    Ja, sogar die Programme der Konkurrenz waren stabil:


    MS Word

    MS Excel

    MS Works



    Auch Games liefen in der Regel stabil:


  • Eine Beitrag vorher behauptest du noch was anderes?

    Es gab auf allen Plattformen Programme, die stabil liefen, und solche, bei denen das nicht der Fall war.

    Da habe ich doch explizit von PageMaker geschrieben.

    Nur dieses Programm hat in der damaligen Version Abstürze produziert.

    Mit (fast) allen anderen Programmen hatte ich nie Probleme.


    Nicht einmal nach dem Überspielen der damaligen Programme auf den

    Atari ST1040 hatte ich Abstürze.

  • Auch für die verschiedenen TOS-Versionen gab es ja alle möglichen Patches um die Systemstabilität zu erhöhen, das waren teilweise aber nicht wirklich Programmierfehler, sondern was da zu Abstürzen führte, waren zu klein gewählte Puffer, also klassische Buffer-Overflows, das 40-Ordner-Problem bei TOS 1.0 war so eins, und auch bei TOS 2.0x / 3.0x gab es ein Problem mit zu kleinem Desktop-Environement, was sich dann gezeigt hat, wenn man viele verschiedene Icons geladen hatte (deskicon.rsc) und diese auch nutzte.


    Ein richtig durchgepatchter ST, der dann mehrere Minuten am c:\auto herumsaugte bis das alles geladen war, war dann üblicherweise auch stabil.

    1ST1

  • Die Gewohnheit, alle paar Minuten zu speichern, habe ich erst abgelegt, nachdem ich bei Windows NT4 angekommen war.

    Stimmt- da habe ich alle 30 sek. abgespeichert ;)

    Denn Feindschaft wird durch Feindschaft nimmermehr gestillt; Versöhnlichkeit schafft Ruh’ – ein Satz, der immer gilt. Man denkt oft nicht daran, sich selbst zurückzuhalten; Wer aber daran denkt, der lässt den Zorn erkalten. Sprüche von Buddha, aus dem ‹Dhammapada›.


    Mein Netz: Acorn | Atari | Milan | Amiga | Apple //e und IIGS | Macintosh | SUN Sparc | NeXT |SGI | IBM RS/6000 | DEC Vaxstation und Decstation| Raspberry Pi | PCs mit OS/2, BeOS, Linux, AROS, Windows, BSD | Stand-alone: Apple //c und III | Commodore 128D | Sinclair QL | Amstrad | PDAs

  • Auch Games liefen in der Regel stabil


    5Gewinnt, AClock, Analoguhr, Backgammon, Biorhythmus, Blackjack, Solitaire


    ... bei der Auswahl sollte man das aber auch erwarten. ;)




    - Statt des TT wurde zunächst der "EST" mit 68020 angekündigt


    Atari EST


    Atari TT 030, TT/X und EST - atarimuseum.de



    Ja. Da haben sie sich wohl massiv verhoben und dabei jede Menge Entwicklerzeit verbrannt. Unix Box hätten sie ja machen können, und wäre sicher auch interessant gewesen, aber eben vielleicht als Extraprojekt, vielleicht sogar als extra Firma oder Subdivision.


    Ein Atari mit 68020 oder gar 68030 dagegen wäre wahrscheinlich problemlos möglich gewesen wie die PAK Projekte später zeigen. Und die Grafik hätten sie überhaupt nicht selbst einbauen müssen - einfach Gehäuse mit 2 VME Steckplätzen und innerhalb von 3 Monaten hätte es dafür jede Menge Grafikkarten geben können - von extern. Und dank brauchbarem Systemunterbau hätte man die auch sofort benutzen können. Wenn man dann noch den normalen s/w Mode von 640x400 auf z.B. 1152x900 angehoben hätte, wäre das ein richtig großartiges Ding gewesen, und für Games hätte es auch immer noch getaugt.

    So aber, mit der Idee eine Unix Workstation für $3000 zu bauen, wird das a.) nicht fertig und b.) ist hoffnungslos inkompatibel zum eigentlichen Gerät.

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Auch nicht schlecht. :)

    Windows NT4 Workstation war das erste Desktop-Betriebssystem, das bei mir auch mal mehrere Monate am Stück durchlief.

    Abseits des Desktops gab hatte ich das vorher nur bei Netware.

    Stimmt ... mit Windows 98 kannst du keine monatelangen Up-Times erreichen. Das musstest du nach 48,7 Tagen zwangsweise neu starten, weil ein 32-Bit-Zähler dann übergelaufen ist... ;)

  • Ja. Da haben sie sich wohl massiv verhoben und dabei jede Menge Entwicklerzeit verbrannt. Unix Box hätten sie ja machen können, und wäre sicher auch interessant gewesen, aber eben vielleicht als Extraprojekt, vielleicht sogar als extra Firma oder Subdivision.


    Ein Atari mit 68020 oder gar 68030 dagegen wäre wahrscheinlich problemlos möglich gewesen wie die PAK Projekte später zeigen. Und die Grafik hätten sie überhaupt nicht selbst einbauen müssen - einfach Gehäuse mit 2 VME Steckplätzen und innerhalb von 3 Monaten hätte es dafür jede Menge Grafikkarten geben können - von extern. Und dank brauchbarem Systemunterbau hätte man die auch sofort benutzen können. Wenn man dann noch den normalen s/w Mode von 640x400 auf z.B. 1152x900 angehoben hätte, wäre das ein richtig großartiges Ding gewesen, und für Games hätte es auch immer noch getaugt.

    So aber, mit der Idee eine Unix Workstation für $3000 zu bauen, wird das a.) nicht fertig und b.) ist hoffnungslos inkompatibel zum eigentlichen Gerät.

    Atari hat den großen Fehler gemacht ein homogenes 32bit System mit ST-Kompatibilität bauen zu wollen. Ein reines 32bit-System mit einer separaten ST-Emulation (zB. als VME oder per Software) wäre wohl besser gewesen. Das TOS ist ja eigentlich sehr gut erweiterbar und kann ohne weiteres auch mit höheren Auflösungen und Farbtiefen klar kommen. Eine Soft-Emulation wäre von der CPU-Leistung her auch möglich gewesen. Allein die "Funnel"-Lösung des TT wo 32bit-16Mhz auf 16bit-32MHz umgewandelt werden ist bescheuert (wohl um Layer auf dem MB zu sparen). Das hat es dann auch unmöglich gemacht das Mainboard-Design später auf 32MHz aufzubohren - eine Sackgasse. Auch die stark begrenzte ST-Kompatibilität hat den ganzen Aufwand letztlich sinnlos gemacht. Man fragt sich was in den Köpfen vor sich gegangen ist?

    Gerade Grafiker hätten auf neue 32bit Software gesetzt und ST-Verfechter hätten sich eher einen Beschleuniger für den ST oder MegaST gekauft statt die begrenzte Kompatibilität und den absurden Preis zu akzeptieren. Der TT hatte eine hohe Auflösung mit 1280x960px und 72Hz - super für DTP, CAD und Satz. Leider hat sich der TT durch die ganzen Kompromisse hinsichtlich Kompatibilität stark verzögert. Wäre der 16MHz TT mit optionaler ST-Emulation schon 1988 auf dem Markt gewesen (vom EST gab es 87 bereits fertige Samples und vom TT 1988 bereits nahezu fertige Prototypen) hätte Atari wohl wirklich ein heißes Eisen im Feuer gehabt. Auch hätte man einen separaten ST-Teil im TT so implementieren können, dass er die ganzen IO als Co-Prozessor wie ein intelligenter DMA-Prozessor steuert. Atari wollte aber ein homogenes System wo TT und ST Software auf der gleichen HW laufen...


    -Jonas