MicroVAX 3100 Netzteil H7821-00 vs. H7083-AB

  • Liebe Community!

    Ich habe eine MicroVAX 3100 in der ursprünglich ein (als ich sie gekauft habe) ein H7083-AB Netzteil eingebaut war. Dort waren praktisch alle ELKOS tot und zur Sicherheit wurde auch der RIFA Kondensator ausgetausch, das minmiert die Brandgefahr ;)

    Ergebnis: Das Netzteil liefert perfekt alle Spannungen die es soll, allerdings hat meine MicroVAX 3100 damit Startprobleme.

    Nach näherer Untersuchung habe ich festgestellt, dass das etwas mit dem Reset beim starten zu tun hat. Der braune Pin 7 vom Netzteil soll laut Anleitung zwischen +3,5V und +5,25V Spannung liefern. Das ist offenbar die "Power-Good" Leitung. Bei dem H7083-AB Netzteil, leuchtet die LED und die Power-Good Leitung liefert +5V. Wenn man dieses Netzteil nun einbaut und die MicroVAX damit startet, braucht man mehrere Versuche, bis dast Teil hoch kommt und oft liefert dann die FPU einen Fehler. Das Verhalten ist immer unterschiedlich. Das deutet auf ein Reset-Problem hin.


    Um heraus zu finden was da sein kann, hab ich mir jetzt ein H7821-00 Netzteil besorgt und frolgendes festgestellt:


    Betrieb ohne Last (im ausgebauten Zustand):


    Power-Good => 102,5mV

    LED => Off


    12V => 11,04V

    -12V => -11,38V

    5V => 4,77V

    9V => 8,51V


    Betrieb mit Last (im eingebauten Zustand):


    Power-Good => 3,75V

    LED => On


    12V => 11,39V

    5V => 4,54V


    Die restlichen Spannungen habe ich im eingebauten Zustand nicht gemessen, aber trotz den zu niedrigen Spannungen auf allen Anschlüssen startet der Rechner immer sofort und Zuverlässig. Die zu niedrigen Spannungen sind vermutlich auch auf defekte ELKOS zurück zu führen und außerdem hat das Teil auch noch einen RIFA Kondensator, der wohl auch ersetzt werden sollte, denn von denen hab schon welche im wahrsten Sinne des Wortes abbrennen gesehen ;)

    Beim H7821-00 PSU ist die LED vom Netzteil an einer kleinen Zusatzplatine angeschlossen, auf der sich auch ein LM339N Chip befindet. Bei dem H7083-AB PSU befindet sich ebenfalls so ein Chip in der Nähe der LED. Das Teil ist laut Datenblatt ein Quad differential comparator.


    Fazit: Beim H7821-00 PSU wird das Power Good Signal erst dann eingeschaltet wenn etwas angeschlossen ist und dann geht auch die LED an. Beim H7083-AB PSU ist die grüne LED sofort an, auch ohne LAST und das Power-Good Signal ist ebenfalls sofort da. Das erklärt aus meiner Sicht auch den Startfehler des Rechners.


    Jetzt meine Frage:


    Soll sich das H7083-AB exakt gleich verhalten wie das H7821-00 im Bezug auf die LED und das Power-Good Signal?


    Danke und liebe Grüße,
    // Peter

  • Sowohl mit Festplatte als auch ohne. Wenn das PSU den braunen Pin verzögerz zuschaltet, startet der Rechner immer zuverlässig, wenn der Braune Pin von Anfang an Strom hat, ist es Glücksache. Inzwischen hab ich auf E-Bay jemanden gefunden, der offenbar das gleiche Problem auch mit einem H7821-00 in einer VAXstation hat. Das beantwortet zwar nicht meine Frage ob sich das H7083-AB gleich verhaltet wie das H7821-00, aber die wahrscheinlichkeit ist groß, nachdem der Fehler hier genau der gleiche zu sein scheint.

    Ich werde einmal den LM339N beim H7083-AB tauschen ...

    // Peter

  • Guten Morgen

    klapperp


    Power Good

    die AT bzw ATX Norm gibt zwischen 100- 500ms,

    bei älteren Systemen / Werten sogar bis 990ms an


    Da ein LM339 vorhanden ist, wird wohl das PG Signal über 2 interne Komparatoren gebildet, erzeugt,


    Schau, überprüft aber auch die anderen Bauteile der Schaltung

    Poste bitte auch noch ein paar Bilder des Netzteiles und der PG - Schaltung

  • Ein paar Bilder zu der ganzen Geschichte:


    Das H7083-AB Netzteil vor dem ELKO Tausch:


    So sah das ganze dann aus, während dem Tausch:


    So sieht das H7083-AB Netzteil mit den neuen ELKOS aus:


    // Peter

  • Das ist die Messung von dem funktionierenden H7821-00:


    Im ausgebauten Zustand:


    Die LED ist aus


    Die Spannungen sind nicht berühmt (auch das H7821-00 braucht wohl neue ELKOS):


    Beim braunen Power-Good liegt aber de-facto keine Spannung an:


    // Peter

  • Im eingebauten Zustand mit Mainboard und Laufwerken angeschlossen sieht das H7821-00 dann so aus:


    Der braune Power-Good Pin liefert eine sinnvolle Spannung für das CMOS Gate-Array auf dem Mainboard:


    Die LED ist jetzt an:


    Die restlichen Spannungen bleiben zu niedrig - spannend dass der Rechner damit trotzdem funktioniert ;)


    // Peter

  • Die beiden Netzteile sind zwar vom Layout unterschiedlich, haben aber, soweit ich das eruieren konnte die gleiche Spezifikation. Das H7083-AB stammt offenbar original von einem InfoServer 150 und der ist praktisch baugleich wie die MicroVAX 3100, außer dass der keine FPU hat und die Stecker für die zusätzliche serielle Schnittstelle und die Speichererweiterung fehlen:


    Mainboard von einem InfoServer 150:


    Beide Netzteile haben einen LM339N:


    Auf dem H7821-00 sitzt er hier auf der Zusatzplatine, an die auch die LED angeschlossen ist:


    Und bei dem H7083-AB, ebenfalls in der Nähe der LED:


    Hier sieht man auch ganz gut die anderen Bauteile die sich in der Nähe des LM339N befinden.


    // Peter

    Einmal editiert, zuletzt von klapperp ()

  • Guten Tag

    klapperp


    Danke für die Bilder,


    ggf reicht es auch vorläufig nur aus,

    den Kondensator,

    oder falls ein Schaltransistor nachgeschaltet ist, diesen auszulöten,

    die PN Übergänge mal messen oder wenn vorrätig diesen zusätzlich auch zu wechseln

    Einmal editiert, zuletzt von fanhistorie () aus folgendem Grund: Korrektur Rechtschreibfehler

  • Anbei noch als Beispiel von solch einer Komporatorschaltung für die PG Erzeugung


    Was auch ggf interessant ist anhand den vorliegenden Angaben Infoserver 100

    die zulässige Zeit von max 12 sec,

    und die max Stromabgabe

    und der norm. Ableitstrom von 750mA, wo heutzutage jeder RCD auslösen würde,


  • Hallo!


    fanhistorie Danke für die zahlreichen Tipps und Informationen. Ich werde mir die Power-Good Schaltung genauer ansehen und berichte natürlich was der Fehler war, wenn er behoben ist.


    Interessant ist, dass es zu genau diesen PSUs kaum Informationen gibt. Die Teile wurden doch auch von Astec gebaut oder? Gibt es hier irgendwo Schaltpläne oder sonstiges oder ist das bis heute "streng geheim"?


    Ich bin dankbar für alles, was das Leben hier erleichtert.


    Liebe Grüße

    // Peter

  • Guten Tag

    klapperp


    Leidet kann ich bei diesen Netzteilen auch mit keinem passenden, dazugehörigen Schaltplan /oder Schematic beisteuern, sondern auch nur /Vermutungen anhand den Bauteilen äußern,


    die vorherigen Ausschnitte (da die meisten Dokumente die Posting Grenze überschreiten) stammen übrigens wie so vieles aus Dokumenten von

    Index of /pdf/dec

    falls du was noch nachschlagen möchtest,

  • Problem Gelöst!


    Nachdem der Austausch des LM339N keinen Erfolg gebracht hat und auch die Schalttransistoren nicht defekt waren, hat ein guter Freund sich die Mühe gemacht und ein Reverse-Engineering von der Power-Good Schaltung gemacht:



    Dadurch konnte dann schlussendlich der Defekt lokalisiert und behoben werden. Verursacher war der Widerstand R12 in der Zeichnung. Den hat offenbar die Korrosion gefressen. Nachdem der Widerstand getauscht wurde, funktioniert das Netzteil jetzt wie es soll und liefert, wenn etwas angeschlossen ist, mit der notwendigen Verzögerung das Power-Good Signal und schaltet die LED ein.


    An dieser Stelle möchte ich gerne auf den YouTube Kanal von Konstantin Grigoriadis hinweisen, der diesen Power-Good Schaltplan erstellt hat:

    https://www.youtube.com/channel/UCf7Oy-0eWMeFYZJuoGrUdjg


    Danke lieber Konstantin!


    Liebe Grüße

    // Peter

  • Guten Abend

    klapperp


    Schön, wenn es wieder funktioniert,


    anhand der Info/

    bzw. der Schaltung, steuert der Ausgang die LED und der Power GOOD Brown Signal gleichzeitig

    nur vermutlich hat es dann immer ausgereicht für die LED, aber nicht immer das Schalten von T2,


    wobei wohl sich auch T2 und T3 unterscheiden

  • Hallo!


    Noch einmal zusammengefasset was hier das Problem war: Das Netzteil lieferte nach dem Tausch der Kondensatoren alle Spannungen korrekt, allerdings auch immer sofort "Power-Good" und die LED war ebenfalls sofort an. Das führte dazu, dass die MicroVAX nicht immer korrekt gebootet hat, weil die CPU zu schnell aus dem Reset kam. Die Logik sieht offenbar vor, dass zuerst die Spannungen korrekt angelegt werden und erst mit einer gewissen Verzögerung an der braunen Leitung die "Power-Good" Spannung angelegt wird und auch die LED eingeschaltet wird. Die LED dient somit als Kontrolle, ob Power-Good eingeschaltet ist oder nicht.


    Mein Freund Konstantin und ich haben auch festgestellt, und zwar mit einem funktionierenden Netzteil, dass die Power-Good Logik sowohl mit 5V als auch mit 12V getriggert werden kann. Wir haben einmal nur an 12V eine Last angeschlossen und einmal nur an 5V und beides hat den gewünschten Effekt erzielt, nämlich dass mit kurzer Verzögerung Power-Good eingeschaltet wurde und auch die LED an ging. Es geht offenbar nur um den "Reset" der CPU und weniger um eine echte Power-Good Kontrolle.


    Das Problem mit der Power-Good / Reset Verzögerung gibt es offenbar öfters, weil man immer wieder im Internet liest, dass VAX Systeme dieser Generation, auch nachdem die Kondensatoren getauscht wurden, nicht immer korrekt booten.


    @fanhistorie: Der LM339 hat Open Collector Ausgänge, die ohne PullUp nichts liefern. Die Schaltung von T2 und T3 existiert vermutlich, um eine saubere Trennung der Anzeige und des "wichtigen" Power-Good Signals zu haben, das direkt mit dem Gate-Array auf dem Mainboard verbunden ist.


    Der Konstantin ist übrigends noch dabei, den Rest von dem Sekunärteil dieses Netzteils zu analysieren um heraus zu finden, wie hier tatsächlich die Lasterkennung funktioniert, die zum Einschalten der "Power-Good" Leitung führt ;)


    Liebe Grüße,
    // Peter

    2 Mal editiert, zuletzt von klapperp ()

  • Liebe Community!


    Der Konstantin hat nun zwei weitere Zeichnungen von der Sekundärseite der Schaltung von dem H7083-AB Power-Supply angefertigt. Dabei hat er auch noch einen Fehler in der ersten Zeichnung ausgebessert. So macht die Schaltung natürlich wesentlich mehr Sinn!

    Was wir allerdings immer noch nicht wirklich verstanden haben ist, wie hier festgestellt wird, ob tatsächlich etwas angeschlossen ist (Strom verbraucht wird). Ich wäre dankbar dafür, wenn jemand erklären könnte, wie das hier funktioniert.


    Ich hoffe die Pläne helfen jedenfalls auch euch dabei, eure Netzteile wieder in Gang zu setzen. Wir hätten den Fehler ohne das Reverse-Engineering vom Konstantin vermutlich nicht gefunden ;)



    Noch einmal ein aufrichtiges Dankeschön an Konstantin Grigoriadis für seine Hilfe!

    Viel Erfolg euch allen bei der Reparatur eurer H7083 Netzteile.

    // Peter