Commodore PC 60-40

  • Er läuft! :mrgreen:


    Diesen PC 60-40 mit Seriennummer 292 habe ich vor einigen Wochen bekommen, komplett verdreckt und ohne Netzteil. Natürlich "ungetestet". Also erstmal komplett zerlegt und gereinigt und die EPROMs gesichert. Dann hier im Forum gejammert wegen des dritten AT-Anschlusses auf dem Board [weil ich sowas noch nie gesehen habe] und sofort Hilfe bekommen. Danke nochmals an alle Beteiligten dafür.

    Als erstes mal der Mainboard-Test. Nach ausgiebigem Betrachten unter der Lupe, ob irgendwo was verdächtig aussieht, hab ich es dann mit einer funktionierenden VGA-Karte mal angesteckt. Natürlich mit "Glühbirnensicherung" (ca. 300W) in der Netzleitung, dass mir hier nix durchbrennt, wenns irgendwo doch einen Kurzschluss gibt. Zufällig hatte ich noch ein PC 40-Netzteil, schon überarbeitet, was baugleich mit dem des PC 60 zu sein scheint, da das ganze PC-Gehäuse ja auch identisch mit dem des PC 40 ist.

    Mainboard eingeschaltet, und auf Anhieb kam ein Bild. Das BIOS-Setup-Programm ist nicht im ROM gespeichert, sondern muss jedes Mal von Diskette geladen werden, wenn man im BIOS etwas ändern will. Hab ich vorher auch noch nie gesehen. Interessant und bei Commodore wahrscheinlich einzigartig (naja, ist ein Intel-Board).

    Also Floppy gereinigt, gewartet, mit dem "original" WDC-Controller angeschlossen und dann nach der Setup-Disk gesucht. Das Mainboard hat keinen onboard Floppy- oder HDD-Controller, das geht über diese große WDC-Controller-Karte, die auch im PC 40 steckt.
    Habe dann tatsächlich auch eine original IBM-Setup-Disk gefunden, mit der ich über Floppy ins BIOS kam. Floppy lief also auch schon mal.
    Viel einstellen kann man da nicht in diesem BIOS, man wird eigentlich nur mit lauter Ja-/Nein-Fragen durchgelotst, was man denn alles verbaut hat. Witzig irgendwie.

    Top. Board und Floppy und der HDD-/FDD-Controller schon mal ok. Als nächstes kam die Hercules VGA-Karte, die ursprünglich drin war, dran. "Meine" VGA-Karte raus und die Hercules rein. Lief wieder alles. Yay.

    Dann die Speichererweiterung. Eine riesige Karte mit zusätzlichen 2MB (die Hauptplatine hat nur 512K), die in einen der beiden extra dafür vorhandenen 32bit-Memory-Slots kommt. Eingeschaltet, wieder mit der Disk ins BIOS und bei der "extra RAM"-Frage diesmal mit "y" geantwortet. 2048K wurden gefunden. Läuft also auch.

    Die beiden I/O-Karten rein und zack. Netzteil klackert nur leise vor sich hin. Aha. Wohl ein Kurzschluss auf einer der beiden Karten. Eine hatte zwei blaue Tantalumperlen verbaut. Verdächtig. Multimeter mit Durchgangspiepser an die beiden Perlen - und eine hat gepiepst. Gotcha! Beide gewechselt und der Rechner startete nun, mit allen Erweiterungskarten.

    Blieb nur noch die HDD: eine 5,25" Seagate mit 80MB. Offensichtlich wurde der Rechner schonmal gepimpt, denn er sollte nur 40MB haben. Die 80er war für den PC 60-80 aber hey, auch die Hercules VGA war ja schon Tuning, original war da nur 'ne Monochrom-Karte drin.

    Die Platte hab ich separat an ein gutes Netzeil gehängt, natürlich auch wieder mit Glühbirnensicherung. Eingeschaltet, nichts. Oh nein. Bisschen geklopft, gewackelt, schnell gedreht usw., alles was man da eben so macht in so einem Fall. 20x aus und ein, leider nichts. Hm ok. Dann also doch aufschrauben. Plattenstapel war echt fest. Die Head-Assembly auch. Hm. Keine klebenden Köpfe, die konnte ich mit einem Zahnstocher lupfen. Also Hauptlager. Habe es sehr sanft freibekommen, indem ich beim Einschalten immer bisschen mitgeholfen habe. Irgendwann dann lief sie von alleine an. Head Assembly wollte auch nicht so recht, ging nicht zur Spur 0 beim Init. Auch hier paar mal aus und an, immer bisschen mitgeholfen, bis das frei wurde. Das gab teilweile Geräusche, wo ich echt dachte, jetzt ist alles hin. Richtig mechanischer Krach und Schleifen und Knarzen. Wie Fingernägel auf der Tafel, so hat es mich geschüttelt. Ist aber alles ganz geblieben, bei jedem Einschalten wurden die furchtbaren Geräusche weniger. Und dann das Ausschalten, wieder so ein Krach und Schleifen. Aber ist alles heil geblieben und ist jetzt erträglich geworden. Lautlos ist das aber alles trotzdem nicht. Aber: Keine mechanischen Schäden erkennbar. Bis hierher hat mich das Ganze einen halben Tag gekostet, und einen weiteren, bis ich im BIOS irgendwie die Platte so eingestellt hatte, dass sie erkannt wurde. Booten ging leider nie (No operating system found), aber mit Bootdiskette konnte ich irgendwann dann zumindest mal C:\ sehen. Bei DIR kam ganz unten jedes Mal "Sector not found", nachdem der Inhalt zwar gezeigt wurde, aber dann der freie Plattenplatz berechnet und anzeigt werden sollte. Das ging nie. Nach einem weiteren halben Tag des rumprobierens mit diversen Tools, von Spinrite über SpeedStor und Seagate-Tols bis was weiß ich, bestimmt 10 verschiedene HDD-Tools, habe ich beschlossen, die HDD doch zu low-leveln.

    Habe mit Norton Commander so viele Files wie möglich vorher runterkopiert auf CF-Karte. Die meisten Files hatten Read Error, ich habe einzeln alle Files und Directories ausprobiert, immer einzeln, weil beim Read Error immer der ganze Kopiervorgang abgebrochen wurde. Leider hat er nicht alles kopiert und einfach nur die kaputten übersprungen. Ich musste echt jedes File einzeln probieren. Auch hier wieder Stunden, aber ich liebe die alten Daten auf den alten Platten, die gehören einfach dazu, ich will das immer erhalten und retten, wenn es irgendwie geht. Ich mag das, in den alten Programmen stöbern, alte Dokumente finden und das alles - Hausabrechnungen, Bewerbungen, Lernprogramme, Spiele... gehört einfach zur Geschichte der Geräte dazu. Zumindest für mich.

    Nunja, am nächsten Tag dann doch der "schwere Schritt" zum Low-Level-Format... DOS 4.01 drauf und alles lief [original war angeblich 3.2 drauf ab Werk, aber 4.01 kam im selben Jahr raus, ist also noch vertretbar]. Keine Fehler auf der Platte zu finden, auch nach einem ausgiebigen Oberflächentest.

    Gehäuse gereinigt, fehlende Schrauben M4 und M3,5 durch neue baugleiche ersetzt, und alles zusammengebaut. Vorher natürlich noch eine ausgiebige Fotosession mit HQ-Fotos aller Komponenten inkl. guter Mainboardfotos hier fürs Archiv.

    Und siehe da, ne Woche später, startet die Platte immer noch. Regelmäßiges Einschalten ist also auch hier angesagt.

    Jetzt fehlt mir nur noch ein PC 60-80. Wer hat einen? ;)

    Hier mal ein paar Fotos zum Gerät, und wer es ausführlicher will, mit mehr Infos und Fotos, der schaue hier: http://www.intexsound.de/Commo…heim/2022/10/04/pc-60-40/

    Dort findet ihr auch das BIOS zum Download, hochauflösende Fotos vom Mainboard [darum wurde ich hier im Forum gebeten fürs Archiv], die Setup-Disk, das VGA-BIOS und mehr.

  • Oh, ja, ganz bestimmt. Intex : Hast Du Lust, das Posting noch ein bisschen auszubauen? Das wäre ein schöner Artikel.

    Denn Feindschaft wird durch Feindschaft nimmermehr gestillt; Versöhnlichkeit schafft Ruh’ – ein Satz, der immer gilt. Man denkt oft nicht daran, sich selbst zurückzuhalten; Wer aber daran denkt, der lässt den Zorn erkalten. Sprüche von Buddha, aus dem ‹Dhammapada›.


    Mein Netz: Acorn | Atari | Milan | Amiga | Apple //e und IIGS | Macintosh | SUN Sparc | NeXT |SGI | IBM RS/6000 | DEC Vaxstation und Decstation| Raspberry Pi | PCs mit OS/2, BeOS, Linux, AROS, Windows, BSD | Stand-alone: Apple //c und III | Commodore 128D | Sinclair QL | Amstrad | PDAs

  • Oh, ja, ganz bestimmt. Intex : Hast Du Lust, das Posting noch ein bisschen auszubauen? Das wäre ein schöner Artikel.

    ich wollts grad sagen... wenn ihr das abdrucken wollt, dann muss ich nochmal drüber ;)

    Per Mail?

    Schöner Rechner!

    Ist das ein Commodore-Board oder ist das schon zugekauft?

    Intel-Board... das rauszufinden war... nicht einfach... :)