Was tun mit teildefekter Olympia RAE 4/15-2

  • Hallo zusammen,


    vorweg, die Restauration klassischer Computer ist bisher kein Hobby von mir. Ich bin zwar an Elektronik interessiert und habe diverse kleiner AVR Projekte geplant und umgesetzt, aber weder Know-How, noch vorhandene Messmittel reichen im Ansatz aus, um hierbei Land zu sehen.


    Ich habe aus einem Nachlass eine Olympia RAE 4/15-2 geschenkt bekommen. Der Schenkende hat sie vor 3 Jahren kurz in Betrieb genommen, was nach ein paar Sekunden mit einem explodiertem X-Kondensator endete.

    Nachdem sie nun 3 Jahre lang gut verpackt im Keller stand habe ich einen neuen X-Kondensator besorgt und eingebaut. Sie lief zwar, nahm aber Eingaben mit der "="-Taste nicht an.

    Mit einem Multimeter konnte ich den Signalweg vom Taster bis auf die Karte 26 verfolgen und fand dort eine defekte Diode (TFK AA132, in beide Richtungen hochohmig). Ich habe dann NOS AA132 bei ebay gefunden und die defekte Diode ersetzt. Soweit so gut, die "="-Taste funktioniert wieder.

    Trotz des etwas mulmigen Bauchgefühls, gleich von einem Elko-Knall erschreckt zu werden, habe ich ein paar erste Testrechnungen durchgeführt. Addition und Multiplikation scheinen zu funktionieren. Subtraktion liefert z.T. falsche Ergebnisse, Division scheint zu einer Endlosschleife mit wild flackernden Nixies zu führen.


    Der Austausch des X-Kondensators und der defekten Diode war klar innerhalb meiner Kompetenz-Komfort-Zone. Die defekte Diode konnte ich auch nur sicher identifizieren, weil sie auf einer Seite offen war wenn der Stecker nicht an die Karte angeschlossen ist. Doch bzgl. des aktuellen Fehlerbildes habe ich kein Plan. Ich will nichts kaputt-pfuschen, würde mich aber trotzdem freuen, wenn ich die Maschine funktionierend und halbwegs betriebssicher erhalten und behalten kann.


    Was würdet ihr mit der Maschine tun?

    "Teilfunktional" gut verpack zurück in den Keller?

    Von einem Profi reparieren lassen? (Lohnt das?)

    Verkaufen? (Lohnt das?)


    Viele Grüße

    Thomas

  • Die Antwort auf deine Frage hängt von dir ab. Wie wichtig ist dir das Gerät?


    ( ) sehr wichtig --> reparieren oder reparieren lassen.

    ( ) nicht wichtig --> verkaufen


    Kaputt in den Keller stellen führt früher oder später zu Elektroschrott, der entsorgt wird, ist die schlechteste aller Varianten!


    Mitglied im Verband der nicht anonymen Elektroschrottabhängigen


  • Danke, zur Entscheidungsfindung fehlt noch ein Gefühl für Aufwand und Kosten. Ich versuch mich mal auf einen Stand zu bringen an dem ich das besser einschätzen kann. Es reizt mich schon sie selbst zu reparieren, ich will aber kein Risiko eingehen, ihr eher zu schaden. Verkaufen geht ja später immernoch, solange ich sie liebevoll lagere.

  • Hallo,


    danke für den Tipp, das Video der BC1411 hat mich motiviert mal brute-force-mäßig alle Dioden durchzumessen, da auch hier eine defekte Diode die Ursache war. Dabei habe ich auf der Karte Zwischenregister eine kalte Lötstelle gefunden, nachgelötet und die Maschine funktioniert wieder etwas mehr.


    Die Rechenoperationen funktionieren vom Prinzip her, allerdings treten Fehler auf. Beim planlos experimentieren fiel mir dann auf, dass sie scheinbar einzelne Bits verliert das immer mal wieder einzelnen Ziffern "mutieren" (9->8; 7->3; 6->2; 5->1). Soweit ich weiß, abreitet die Maschine mit BCD und daraus schließe ich, dass sie vorzugsweise sporadisch das 3. Bit verliert. Manchmal treten diese Mutationen schon bei der Eingabe auf, provozieren lassen sie sich aber insbesondere beim wiederholten Lesen und Schreiben des Speichers.


    Hat jemand eine Idee wo die Suche nach einem Fehler am vielversprechendsten ist? Meine erste Vermutung wäre, dass es ein Problem in der Spannungsversorgung gibt und beim Schreiben in den Kernspeicher die Ströme oft (aber eben nicht immer) reichen um die Kerne umzumagnetisieren. Ich würde das gerne mal messen, mir fehlt hier aber die Referenz, ich habe noch keine Schaltpläne finden können.


    VG

    Thomas

  • Hat jemand eine Idee wo die Suche nach einem Fehler am vielversprechendsten ist? Meine erste Vermutung wäre, dass es ein Problem in der Spannungsversorgung gibt und beim Schreiben in den Kernspeicher die Ströme oft (aber eben nicht immer) reichen um die Kerne umzumagnetisieren. Ich würde das gerne mal messen, mir fehlt hier aber die Referenz, ich habe noch keine Schaltpläne finden können.

    Hallo Thomas,


    evtl. haben wir (technikum29) die Schaltpläne, ich werde morgen mal nachschauen !

    In der Tat liegt ein Problem mit dem Kernspeicher nahe. Ohne (Schalt-)Plan daran rumzupröbeln bringt i.A. nicht viel. Als erste Maßnahme kannst du den Rechner ja mal an einem Stelltrafo betreiben: Schau mal, ob der Fehler sich ändert, wenn die Eingangs (Netz-)Spannung im Bereich 180 V - 240 V variiert. Bei einem unserer Rechner gab es eine Eingangsspannung, wo der Fehler "weg war".


    Die Reparaturreihenfolge ist dann: alle internen Spannungen vom Netzteil auf Sollwerte bringen für deine Netzspannung, dann den Referenzstrom in der Kernspeicherelektronik auf Soll bringen. Dann Prüfen, ob die Verhältnisse so bleiben, wenn die Netzspannung in Grenzen variiert (Toleranzen lt. Datenblatt)


    Gruß

    Roland

  • Hallo Roland,


    vielen Dank. Leider habe ich keinen Stelltrafo. Die Sollspannungen nach dem Netzteil würde ich dann als nächstes messen sobald ich das Soll kenne.

    Falls hier Elkos ausgetauscht werden müssen, wie macht man das üblicherweise. NOS dürfte ja ersten schwer zu bekommen sein und zweites sind diese dann wahrscheinlich auch schon halbtot. Nimmt man da dann einfach neue Qualitätselkos und verzichtet auf die Erhaltung des Originalzustands?


    Ich würde mich sehr über Schaltpläne freuen. ;)


    VG

    Thomas

  • Hallo Thomas,


    Elkos (und auch andere Bauteile) wechsele ich bei Sammlungsgeräten nur, wenn sie nachweislich kaputt sind. Wenn ich Originalteile habe, die - wieder nachweislich - OK sind, baue ich die bevorzugt ein.

    Ausnahme bei Geräten, die im Dauerbetrieb und auch öfters ohne Aufsicht laufen sollen. Da wird auch mal ein neuer Elko (ein hochwertiger, nix aus der Grabbelkiste) in dem Töpfchen des alten Elkos versteckt :)


    Wenn du in der Gegend von Frankfurt/Kelkheim zuhause bist, komm doch einfach mal zu einem Helfertag ins technikum29 mit deinem Gerät. Wir haben hier so 8 - 10 Olympias RAE 4/15 und ähnliche, die müssen sowieso endlich mal von uns durchgesehen werden, ggf kommen wir durch Vergleich und/oder Teiletausch dem Fehler auf die Spur !


    Gruß

    Roland

  • Hi Roland,


    vielen Dank für das Angebot. Tatsächlich wohne ich in der nähe von Gießen, vielleicht komme ich darauf zurück. Ich würde vorerst aber mal die Versorgungsspannungen kontrollieren wollen sobald ich einen Referenz habe. Hattest Du schon Gelegenheit mal nach Schaltplänen zu schauen?


    VG

    Thomas

  • Perfekt, vielen Dank! Ist zwar ein anderes Modell, aber ich vermute einfach mal dass hier eine ausreichende Ähnlichkeit besteht.


    Beste Grüße

    Thomas