Vor 54 Jahren: Hier kommt die Maus - oder: The mother of all demos...

  • "The mother of all demos" von Douglas Engelbart war die Initialzündung, Vorführung der ersten grafischen Benutzeroberfläche mit Mausbedienung, lange bevor im Xerox Park der Xerox Alto von einem gewissen Steve Jobs und wohl kurz darauf wohl auch von einem Mitarbeiter von Bill Gates untersucht wurden. Das ist jetzt 54 Jahre und 1 Woche her.


    https://www.youtube.com/watch?v=2nm47PFALc8


    Und wenn man Douglas Engelbart in dem Video so sieht, mit Headset, man kommt sich vor wie in einer modernen Teams / Zoom / Webex / Google-Meet Sitzung, wie viele von uns sie heute täglich haben.


    Heute vor 54 Jahren: Hier kommt die Maus – und die Mutter aller Demos
    1968. Revolutionäres Jahr. Von dem Ereignis aber, das von damals heute vielleicht am stärksten nachwirkt, weiß kaum jemand etwas.
    www.tagesspiegel.de


    Aber, die deutsche Telefunken war sogar noch ein paar Tage früher dran: https://www.heise.de/newsticke…-Computermaus-216255.html

    1ST1

  • Aber, die deutsche Telefunken war sogar noch ein paar Tage früher dran: https://www.heise.de/newsticke…-Computermaus-216255.html

    Ja, diese Ansicht ist weit verbreitet in D, ist aber m.E. falsch.


    OK: "Am 2. Oktober 1968 – gut zwei Monate vor Douglas Engelbarts Demo – erschienen die "Technischen Mitteilungen" von AEG-Telefunken mit einem Artikel von Günter Neubauer über "Sichtgeräte in elektronischen Datenverarbeitungsanlagen".


    ABER:


    Computer mouse - Wikipedia
    en.wikipedia.org


    "On 14 November 1963, he {= Engelbart} first recorded his thoughts in his personal notebook about something he initially called a "bug", which in a "3-point" form could have a "drop point and 2 orthogonal wheels".[4][14] He wrote that the "bug" would be "easier" and "more natural" to use, and unlike a stylus, it would stay still when let go, which meant it would be "much better for coordination with the keyboard".[14]"


    Falls es keine Dokumente von Telefunken gibt, die die Maus/Rollkugel früher als Telefunken-Erfindung 14.11.1963 datieren, muss man die Erfindung also doch Englebart zugestehen.

  • Für mich ist massgeblich, dass jemand es gebaut und bewiesen hat, dass es funktioniert.

    Idealerweise hat derjenige sogar ein markfähiges Produkt draus gemacht.


    Ja, ich weiß, die Sichtweise ist vielleicht etwas eigenwillig. Aber ich habe als Kind auch schon Perpetuum Mobiles erfunden, die auf Papier prima funktioniert haben. :D

    • i-Telex 7822222 dege d

    • technikum29 in Kelkheim bei Frankfurt

    • Marburger Stammtisch

    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

  • Ich finde die Sichtweise garnicht eigenwillig.

    Beispiel: Die Idee einer Zeitmaschine haben ja bereits etliche Autoren beschrieben.

    Daß aber jemand von denen etwas dazu beigetragen hat, daß daraus Wirklichkeit wird, wäre mir neu.

  • Das wirst Du daran merken, ob alle Beschreibungen anderer Zeitmaschinen nach und nach aus den Geschichtsbüchern verschwinden :startrek:


    Es sind aber verschiedene Ebenen, ob die Idee an sich irgendwo dokumentiert wurde, eine konkrete Konstruktion zu Papier gebracht wurde oder tatsächlich ein Gerät gebaut wurde. Die Telefunken-Maus war zumindest die zuerst gebaute und die erste mit Rollkugel, die Engelbart-Maus hatte ja zwei Rädchen.

    Denn Feindschaft wird durch Feindschaft nimmermehr gestillt; Versöhnlichkeit schafft Ruh’ – ein Satz, der immer gilt. Man denkt oft nicht daran, sich selbst zurückzuhalten; Wer aber daran denkt, der lässt den Zorn erkalten. Sprüche von Buddha, aus dem ‹Dhammapada›.


    Mein Netz: Acorn | Atari | Milan | Amiga | Apple //e und IIGS | Macintosh | SUN Sparc | NeXT |SGI | IBM RS/6000 | DEC Vaxstation und Decstation| Raspberry Pi | PCs mit OS/2, BeOS, Linux, AROS, Windows, BSD | Stand-alone: Apple //c und III | Commodore 128D | Sinclair QL | Amstrad | PDAs

  • "On 14 November 1963, he {= Engelbart} first recorded his thoughts in his personal notebook about something he initially called a "bug", which in a "3-point" form could have a "drop point and 2 orthogonal wheels".[4][14] He wrote that the "bug" would be "easier" and "more natural" to use, and unlike a stylus, it would stay still when let go,

    Naja, Engelbarts Maus war ja nicht durchdacht. Zwei orthogonal angebrachte Räder sind doch absolut untauglich. Damit kann man nicht vernünftig arbeiten. Außerdem war es ein Prototyp. Was nützt ein Entwurf, wenn es nur einer bleibt?

    Telefunken hat zurecht den Titel der ersten kommerziellen Computermaus (bzw. Rollkugelsteuerung) verdient. Die gab es zu kaufen und wurde eingesetzt, bevor jemand anderes es vergleichbar tat.

  • Alles schön und gut. Aber seit wie vielen Jahren der erste Prototype der Engelbart Maus nun bereits im Einsatz war vor der "Mother of Demos" wisst Ihr allerdings auch nicht, oder? Oder glaubt Ihr, dass die erste Maus erst einen Tag nach der Rollkugel gebaut wurde? Wäre gut wenn man die Entstehungsgeschichte der Prototypen mal genau datieren könnte. Ich kann mal bei SRI nachfragen...

  • PS Es gibt schon einen Unterschied zwischen purer Fiktion ("ich male mir ein Raumschiff als 6jähriger, oder baue es sogar aus Lego!"), und fundierten technischen Design Prototype-Skizzen... aber Ihr könnt das gerne sehen wie Ihr wollt ;)

  • Wie auch immer, sowohl die Rollkugel als auch die Maus waren wohl tatsächlich "parallele Entwicklungen", und wer nun "Erster" war, ist am Ende schwierig zu ermitteln. Das Telefunken nun Erster war sehe ich nicht, aber sei's drum.

  • Wie auch immer, sowohl die Rollkugel als auch die Maus waren wohl tatsächlich "parallele Entwicklungen", und wer nun "Erster" war, ist am Ende schwierig zu ermitteln. Das Telefunken nun Erster war sehe ich nicht, aber sei's drum.

    Nun, Engelbarts Konstruktion ist ein mausähnliches Eingabegerät, aber keine Maus, wie wir sie verstehen. Ich denke, die freie Bewegbarkeit (geht mit zwei orthgogonal angebrachten Rädern nicht), und die Art, wie die Drehbewegung kodiert wird, sind die Merkmale einer Maus.

  • Alles schön und gut. Aber seit wie vielen Jahren der erste Prototype der Engelbart Maus nun bereits im Einsatz war vor der "Mother of Demos" wisst Ihr allerdings auch nicht, oder? Oder glaubt Ihr, dass die erste Maus erst einen Tag nach der Rollkugel gebaut wurde? Wäre gut wenn man die Entstehungsgeschichte der Prototypen mal genau datieren könnte. Ich kann mal bei SRI nachfragen...

    Dieses komische Holzkästchen war im kommerziellen Einsatz?

    Ich wiederhole meine Aussage: Telefunken hat die erste kommerzielle Maus entwickelt und herausgebracht. Engelbarts Ding war nett, aber ein Spielzeug.

  • Dieses komische Holzkästchen war im kommerziellen Einsatz?

    Ich wiederhole meine Aussage: Telefunken hat die erste kommerzielle Maus entwickelt und herausgebracht. Engelbarts Ding war nett, aber ein Spielzeug.

    Faktencheck: der erste Engelbart-Maus-Prototype wurde bereits 1964 gebaut (von Engelbart-Mitarbeiter Bill English), und das Patent gab's 1967. Was Telefunken in der Zwischenzeit gemacht hat, ist eigentlich egal diesbzgl. Ändert ja nix an den Fakten.

  • Und, lgp30 - wenn ich Deine Logik konsequent weiterspinne, komme ich zu folgenden Schlussfolgerungen:


    - Telefunken Maus = kommerziell erfolgreich? Wieviele Exemplare wurden denn von diesem "Verkaufsschlager" produziert? Außerdem war Telefunken relativ schnell pleite...

    - kommerzielle Verbreitung fand die Maus erst mit Macintosh, Amiga, Atari ST. Demnach müsste man diesen Firmen die Maus zugestehen.

    - Xerox / Alto / Star kannst vergessen, die haben NIE was verkauft = zero commercial success. Kein Kommerz = keine Erfindung.


    Also, nicht alles glauben was bei Heise zusammengesponnen wird. Der Journalismus dort ist nicht das, was er mal war...


    Alles klar? ;)

  • Ich denke, wir haben beide Recht:

    - SRI ist ein "Non-Profit" Think Tank / Forschungsinstitut. Insofern war auch gar kein Interesse an einer "kommerziellen Vermarktung" der Maus vorhanden.

    - Engelbart ist mit seinem Patent nicht "reich" geworden. Die Erlöse gingen alle an seinen Arbeitgeber, SRI.

    - Stimmt also, dass man die SRI-Maus wohl nicht käuflich erwerben konnte, selbst wenn man wollte. Anders bei Telefunken-Rollkugel.

    - Also: Rollkugel = 1. kommerziell erhältliche Maus, OK!

    - Aber: Maus = Erfindung von Telefunken, Nein!

  • - Xerox / Alto / Star kannst vergessen, die haben NIE was verkauft = zero commercial success. Kein Kommerz = keine Erfindung.

    War da nicht mal was, dass Xerox das zeug gar nicht "verkaufen" durfte? Daher waren ja diese Publikationen für Firmen gedacht, die daraus dann auch ein Kammerzieles Produkt wie den Mac hervorbrachten.

    Mega Drive | Neo Geo | C64 | A500+ | A1000 (GB-Edition) | A3000D rev.9.01 | A4000D rev.B | Compaq Armada 4200

    EDV ist die Abkürzung für: Ende der Vernunft

    Suche: Sun Ultra 45 | Dolch PAC 65

  • Möglicherweise denkst Du an Unix - das durfte Bell / AT&T nicht verkaufen,

    bei Xerox kenn ich das nicht. Aber möglich ist Vieles.



    Und der Mac: nun ja, besondere Geschichte. Da hat sich der Chefmeister persönlich eine "Führung" gekauft. Und konnte sich da alle Geheimnisse der Xerox Forschung ansehen und bekam sie auch erklärt. Es gibt ein schönes Interview von einer Frau aus den Xerox Labs, die sagt, daß sie das damals überhaupt nicht gut fanden, aber die Leitung hatte den Deal halt schon gemacht und die Millionen waren auch gezahlt, also haben sie es gezeigt und erklärt. Es gibt ein weiteres Itnervie/Statement von Mr. Jobs persönlich, wo er sagt, daß sie so dermaßen begeistert davon waren, daß sie eigentlich nur ein Element überhautp wahrgenommen haben, die GUI. Daß die Leute ihnen da Smalltalk / Objektorientirerung und Netzwerk gezeigt haben, ist ihnen im Rausch entgagen und erst später klargeworden. Dafür macht der NeXT dann all das aber auch ziemlich richtig. Das wäre quasi "die Xerox Maschine".

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries