Transputer - was zeichnet diese aus?

  • Ich hab's noch nicht verstanden.


    Transputer sind eine besondere Form von Paralellrechnern.

    Aber was unterscheidet diese denn von "gewöhnlichen" Parallelcomputern - z.B. Industirecomputer mit mehreren Prozessorkarten, junkyard clustern, oder Mehrkernprozessoren?


    Bei wiki.de wird von einer zusätzlichen Kommunikationshardware berichtet

    Transputer – Wikipedia

    Bei wiki.com wird von speziellen Mikroprozessoren berichtet,

    Transputer - Wikipedia
    en.wikipedia.org


    beschränkt sich diese Kommunikations-Fähigkeit auf die Mikroprozessoren bzw. Mikroprozessor-Ebene oder kann das auch zwischen CPU-Karten oder ganzen Computern erfolgen?

    Was genau wird da kommuniziert?


    Es gibt so viele Dokumentation, aber kann man diese Frage - Transputer - was zeichnet diese aus? - auch relativ einfach beantworten?

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    vielen Dank schon mal

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  • beschränkt sich diese Kommunikations-Fähigkeit auf die Mikroprozessoren bzw. Mikroprozessor-Ebene oder kann das auch zwischen CPU-Karten oder ganzen Computern erfolgen?

    Die Transputerlinks sind bereits in die CPU eingebaut, und die gesamte Kommunikation mit dem Prozessor oder den Prozessoren erfolgt darüber, das betrifft auch die "Rest-Hardware" des Systems, also Laufwerke, Grafikkarte, als auch Verbindung zu anderen Transputer-Computersystemen. Die Atari ATW 800 hat dazu Anschlüsse mit externen Transputer-Links, und das wurde von ATARI auch auf der Messe gezeigt, mehrere vollständig mit Transputerchips vollgestopfte ATW 800 die per Transputerlink miteinander vernetzt waren. An allen Stationen konnte auf die gleichen Prozesse unde Daten zugeriffen werden, und jeder Nutzer kann jede CPU im Verbund nutzen und seine Bildschirmausgaben auch auf jeden Monitor im Verbund schicken und es läuft auf dem Gesamtcluster auch nur ein Betriebssystem für alle Nutzer und Prozesse. Das war für die Zeit geradezu revolutiuonär und ist es im Grunde auch heute noch.


    Nochmal nachgedacht... Wenn man Transputer mit heute irgendwas gängigem vergleichen wollte, wird das schon schwierig, denn den Transputerlinks war es egal, ob die Verbindung nach extern oder intern ging, immer gleich schnell und gleichwertig. Auf CPU-Ebene könnte man es heutzutage am ehesten mit AMDs Hypertransport zur Vernetzung von CPUs untereinander und mit dem Rest des Systems vergleichen, auch hier ist es so, dass jede CPU ihren eigenen lokalen RAM hat, ganz genau wie bei Transputern. Nur eine Verneztung von CPUs über Board/Gehäuse-Grenzen hinweg wird von Hypertransport nicht unterstützt. Wenn man jetzt aber so ein AMD Opteron-Mehrprozessor-System nehmen würde, und noch eins und noch eins und noch eins ... und das dann über Infiniband miteinander verbinden würde, dann käme man vom Feeling her einem Transputersystem schon etwas näher. Allerdings läuft auf vernetzten Transputersystemen EIN Betriebssystem für alle Bleche, bei Infinyband läuft auf jedem Blech was eigenes, was aber mit den anderen per DMA sehr schnell kommunizieren kann.


    Also, Transputerlinks ist wie Hypertransport plus Infiniband und noch mehr, nur nicht so schnell wie das was wir heute so haben.

    1ST1

    2 Mal editiert, zuletzt von 1ST1 ()

  • Neben dem Umstand, dass die Links direkt auf dem Prozessorchip untergebracht sind, ist auch erwähnenswert, dass sie direkt über Maschinenbefehle angesprochen werden konnten. Ähnlich wie beim greenarrays 144 konnte man also praktisch schon in Maschinensprache verteilt rechnen. Es gab auch eine passende Systemprogrammiersprache - OCCAM - in der man die Links mit Sprachprimitiven ansprechen konnte.

  • Und warum sind die Transputer dann ausgestorben?

    • i-Telex 7822222 dege d

    • technikum29 in Kelkheim bei Frankfurt

    • Marburger Stammtisch

    Douglas Adams: "Everything, that is invented and exists at the time of your birth, is natural. Everything that is invented until you´re 35 is interesting, exciting and you can possibly make a career in it. Everything that is invented after you´re 35 is against the law of nature. Apply this list to movies, rock music, word processors and mobile phones to work out how old you are."

  • Ich habe gerade mal recherchiert, weil ich mich nie mit Transputern beschäftigt haben. Ich weiß nur noch, dass das irgendwann mal (80er? 90er?) ziemlich gehypt wurde. Mir war nicht klar, dass die Transputer-Prozessoren und das Konzept im Prinzip nur von einer Firma kamen.

    Ich dachte damals, das wäre eine Architektur, für die es ganz unterschiedliche Hersteller und Prozessortypen gab.


    Sorry, wenn ich das jetzt falsch oder verkürzt wiedergebe, aber das ist das, was ich bisher dazu verstanden habe.

    • i-Telex 7822222 dege d

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  • Und warum sind die Transputer dann ausgestorben?

    Sie benötigten besondere Software und waren nicht leicht zu programmieren, wenn man vorher mit C gearbeitet hat. Für massiv parallele Rechenanwendungen war MPI mit FORTRAN und später auch mit C zugänglicher, und wie alle anderen Hersteller von proprietären Hard- und Softwarearchitekturen konnte INMOS nicht mit der massiven Engineering-Macht der Mainstream-Hersteller mithalten, sowohl was die Performance als auch was den Entwickler-Support angeht. "Durchsetzen" heisst ja immer auch, einen signifikanten Marktanteil bedienen zu können, und da hat sich INMOS keine echte Nische erarbeiten können. Dem Markt sind technische Vorzüge ja eher egal.

  • Sie kamen nicht aus Amiland ..... und 'brauchten' neue Konzepte inkl. einem nie vollständig stabilen betriebssystem ....

    Außerdem wurden ja "normale CPUs" und klassische Arbeitsplatzrechner in dieser Zeit auch deutlich leistungsfähiger (z.B. Multiprozessor SUNs). Insofern stand wohl der Nutzen der Transputer (für 99% der Anwendungen) nicht im Verhältnis zum Aufwand (Kosten, Komplexität). Für die wenigen Spezialanwendungen wurden dann eben alternative Ansätze verfolgt (Cluster von normalen Rechnern, bis hin zu massiver Verteilung von Berechnungen a la "Seti@Home"). Zumindest war das mein persönlicher Eindruck zur Uni Zeit, konkrete "Beweise" (Studien und Veröffentlichungen) habe ich dazu nicht.

  • Dem Markt sind technische Vorzüge ja eher egal.

    Stimmt. Um sich durchzusetzen muss etwas entweder günstiger sein oder einen technischen Vorteil bieten, der sich dann letztendlch auch wieder monitär umsetzen lässt. So funktioniert die Marktwirtschaft. ;)


    Ansonsten bleibt für solche Konzepte dann noch die Nische der Forschung und Lehre, wo sie dann subventioniert werden.

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  • Ansonsten bleibt für solche Konzepte dann noch die Nische der Forschung und Lehre, wo sie dann subventioniert werden.

    Soweit ich weiß, gingen in Deutschland so gut wie alle ATW 800 an Unis, ich weiß z.B. von Wiesbaden (da kannte ich jemand der daran seine Diplomarbeit gemacht hat), Braunschweig, Hannover, Darmstadt. Die meisten ATWs sind wohl leider verschollen oder verschrottet. :weinen:

    1ST1

  • Und warum sind die Transputer dann ausgestorben?

    Primär sehe ich zwei Gründe:

    • "Verteilt rechnen" hat immer einen Overhead gegenüber "linear rechnen" ‒ die Arbeit muss verteilt, Zwischenergebnisse ausgetauscht, das Ergebnis am Ende zusammengeführt werden. Wie groß dieser Overhead ist, hängt von der Aufgabe ab, aber er ist immer da; gleichzeitig erhöht es die Programmkomplexität. Die Annahme hinter den Transputern (und anderen massivparallelen Systemen Ende der 80er / Anfang der 90er) war, dass man bei konventionellen Prozessoren bald an die Grenzen der Physik stoßen würde, was Takt und Strukturgrößen angeht, so dass für die Zukunft nur massivparallelen Systeme übrig bleiben würden -- Transputer wären super dafür gewesen. Tatsächlich passierte das beim Takt erst Mitte der 2000er und bei den Strukturgrößen bisher gar nicht -- was uns Systeme mit einer i.d.R. kleinen Zahl von Cores pro Chip beschert, mit relativ geringer Parallelität in den Anwendungen.
    • Die Marktdominanz der Intel-Systeme führte zu F&E-Budgets, mit denen Intel (und in Intels Gefolge einige wenige Mitbewerber, z.B. AMD und Apple/IBM/Motorola) in den 90ern große Fortschritte in der Prozessortechnik machen konnte. Das hat auch Prozessorarchitekturen vom Markt gefegt die deutlich verbreiteter waren als die Transputer und auch von vielen als "schöner" empfunden wurden als x86: u.a. Alpha, MIPS, SPARC, später auch PowerPC (wobei die POWER-Prozessoren in IBM Mainframes überlebt haben). Inmos hatte nach den initialen Prozessoren sehr wenig Geld, und ST nach dem kommerziellen Misserfolg wenig Interesse, sodass die Transputer schnell überholt wurden. Ich erinnere mich an ein Informatik-Skript aus den Mitt-90ern, dass parallele Algorithmen auf Transputern demonstrierte, um dann in der Fussnote zu erklären, dass die Sun-Workstation, die als Host dient, die gleichen Probleme nicht-parallel um ein vielfaches schneller lösen konnte als die Transputer parallel.
  • Ok, also doch auch technische Gründe - unter anderem.

    • i-Telex 7822222 dege d

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    • Marburger Stammtisch

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  • hier, neue Videofundstücke, die das schön demonstrieren


    aber erstmal: das


    https://www.youtube.com/watch?v=0_MoC59a-HY&t=71s

    https://www.youtube.com/watch?v=2PnUlTNDjio


    sollte evtl. schon bekannt sein wegen T2C= Meine Transputer Karte "reloaded"


    passend dazu was Ähnliches auf einer ATW 800 mit immerhin schon 3 echten Rechenkernen (vielleicht auch hier schonmal "besprochen"/vorgestellt)


    Atari ATW800 / Helios 1.1 / X11r2 - Fractal calculation (Athena's Eye) + color cycling
    Video showing the ATW800 + 1 Farmcard drawing a fractal.This is using 4 nodes on a farmcard for the computation of the image, 1 acting as a load balancer, 3 ...
    www.youtube.com



    und hier nun das "neue" Video mit


    Mandelbrot 354 transputers 1280x720
    354 * T425 Transputers rendering Mandelbrot at 1280x720See https://github.com/machineroom/T-Mandel
    www.youtube.com

    Mandelbrot 354 transputers 1280x720


    Mandelbrot 354 transputers 1280x720 with rack!
    354 T425 Transputers rendering Mandelbrot at 1280*720. Includes views of the cards
    www.youtube.com

    Mandelbrot 354 transputers 1280x720 with rack!


    354 (!) Cores



    allerdings - 600$ * 354 ist nicht mehr direkt was für Amiga User gewesen ;) und auch sonst eher nichts für die private Anwendung.



    und als Extra


    https://www.youtube.com/watch?v=W17opJa9KGY

    The TransputerBox doing transputer things


    .

    -- 1982 gab es keinen Raspberry Pi , aber Pi und Raspberries

  • Wenn sich jemand sich für Informationen aus erster Hand interessiert, sind die beiden Artikel von 2004 in Ausgabe 32 und 33 der "Resurrection" der britischen Computer Conservation Society interessant.

    Da ist auch ganz gut beschrieben, wie es zu den Transputern kam und was die technischen und vor allem wirtschaftlichen Randbedingungen waren, die INMOS dann das Genick gebrochen haben. In englischer Sprache, natürlich.

    Diese Gesellschaft hat in ihrer Zeitschrift auch viele interessante Artikel zu britischen Rechnern der Frühzeit und deren Restaurierung.

    Computer Conservation Society