Restauration zweier Compaq Portable 386

  • Am Sonntag vor einer Woche habe ich die beiden Compaq Portable 386 von Gunnarsson bei seinen Eltern abgeholt. Vielen Dank für den netten Kontakt an Deine Eltern und Dich. Leider hatte ich am Sonntag wenig Zeit, sonst wäre ich gerne auf einen Kaffee geblieben. :)


    In diesem Thread will ich den Fortschritt der Restaurierung der Rechner dokumentieren.

    Inzwischen bin ich zu einer ersten Bestandsaufnahme und Reparatur gekommen.

    Das Konvolut besteht aus:

    • einem kompletten Rechner
    • einem Rechner ohne Laufwerksmodul (ohne Floppy und HDD)
    • einer Erweiterungsbox für 16-bit ISA-Karten mit einer VGA-Karte
    • einer Erweiterungsbox mit einem Bandlaufwerk

    Beide Rechner sind mit einem Coprozessor ausgestattet und haben auf dem Mainboard 2MB RAM (Vollbestückung).

    Zusätzlich ist in einem Rechner noch eine 4MB-Speichererweiterungskarte eingebaut. Eine Zusatzkarte für einen zweiten seriellen Port ist ebenfalls vorhanden.


    Bei einem ersten Inbetriebnahme-Versuch eines der Rechner nach viusueller Prüfung und unaufälliger Prüfung auf Kurzschlüsse zeigten sich leider zwei Probleme:

    Problem 1: Das Netzteil hat etwas magischen Rauch abgelassen:

    Ob der Kondensator selbst die Ursache ist, oder einer der Chips auf der danebenliegenden (Keramik-)Platine muss ich erst noch prüfen. Das eilt aber nicht.


    Da ich noch einen Portable III ohne Tastatur und mit teildefektem Plasma-Bildschirm habe, darf dieser erstmal sein schon von mir recapptes Netzteil spenden.


    Damit kommen wir gleich zu Problem 2: Bei einem Einschaltversuch mit dem funktionierenden Netzteil startete der Rechner ebenfalls nicht. Die Power-LED blinkt zyklisch und es hing ein leichter Geruch von magischem Rauch in der Luft...


    Eine Inspektion des Mainboards zeigte eine verdächtige gelbe Knallerbse...

    Eine Ohmmessung an der 12V-Leitung vom Mainboard-Stromstecker zeigte einen Widerstand von ca. 7 Ohm gegen Masse wo vor dem Einschaltversuch mehrere zig Kiloohm waren...


    Also erstmal das Board recappen. Zum Glück haben alle Tantal-Kondensatoren den gleichen Wert: 10uF, 16V. Ich hab als ersatz 25V-Typen genommen.

    Insgesamt habe ich 29 gelbe Knallerbsen gezählt.

    Das Auslöten ging nach Zugabe von frischem Lötzinn mit dem Entlötkolben schnell von der Hand. Gein Vergleich zu moderneren Boards mit ihren großen Masseflächen.

    Etwas nervig war nur, dass einige Beinchen nahezu flach auf die Platine umgebogen waren. Dies habe ich mit Lötkolben und Pinzette erstmal hochbiegen müssen, damit das Entlöten klappt.


    Hier die böse Knallerbse im Tester:

    Der ESR passt ja, aber ein Kondensator ist das glaube ich nicht mehr... :mrgreen:


    Dann das Board wieder einbauen und ein weiterer Einschaltversuch...


    ... Trommelwirbel ...



    Hier mal ein Gesamteindruck der zerlegten Rechner:

    Ganz oben auf dem Rechner sind die Innereien der beiden Netzteile, darunter ein Rechner mit dem recappten Mainboard. Darunter das bis auf dem Plasmabildschirm geleerte Gehäuse den zweiten Rechners.

    Davor das 2. Mainboard und die Speichererweiterung und die serielle Schnittstellenkarte.

    Neben den Rechnern sind die beiden Erweiterungsboxen mit Laufwerk und VGA-Karte.

    Das Laufwerksmodul beinhaltet eine 3.5-Zoll-Floppy und eine Seagate-Festplatte unbekannter Größe (hab die Platte noch nicht ausgebaut). Dabei dürfte es sich nicht um die Originalausstattung handeln,


    Die Tastaturen zeigen das leidige-Problem der aushärtenden Isolierung, was bei allen Compaq Portable III/386-Tastaturen auftritt:

    Interessanterweise unterscheidet sich die 386er-Tastatur erheblich von der IIIer-Tastatur. Während man bei letzterer einzelne Tastenkappen und das Portable-Logo entfernen muss, um an die Schrauben zu kommen, wird beim 386 die Tastatur nur durch Plastikklips zusammengehalten.


    ToDo:


    • Recapping 2. Mainboard
    • Recapping Netzteil
    • Reparaturversuch defektes Netzteil
    • Recapping Erweiterungsboxen und Erweiterungskarten, so notwendig
    • Inbetriebnahme Laufwerke und Aufspielen der originalen Compaq-DOS-Version.
  • sehr schön und ausführlich beschrieben! ..vielen Dank, dann weiss ich ja, was demnächst auch mal auf mich zukommen wird.. ich hab auch noch nen Compaq Partable ..der geht zwar, aber wird sich sicher über eine Frischzellenkur nicht beschweren :tüdeldü:


    ..ausserdem wär das ne tolle Story für die Load? yalsi

    ich bin signifikant genug:razz:

  • Weiter gehts. Diesmal leider mit etwas weniger Bildern. Wenn man im Flow ist, denkt man da nicht immer dran. ;)


    Inzwischen habe ich das zweite Mainboard recappt. Das waren wieder um die 30 Stück 10uF 16V Tantals. Das Board hatte ein leicht unterschiedliches Layout, daher muss das nicht die gleine Anzahl wie beim ersten Board gewesen sein.


    Die beiden Erweiterungsboxen habe ich ebenfalls recappt. Auf der Platine ISA-Erweiterungsbox waren 2 10uF 16V Tantals und die Box mit dem Bandlaufwerk beheimatete 5 Tantals gleichen Typs. Ersetzt habe ich sie wieder durch 25V-Typen.

    Das Bandlaufwerk werde ich jedoch erstmal nicht benutzen, da die Andruckrollen dabei sind sich aufzulösen.


    Ebenso habe ich im Netzteil die Tantalkondensatoren ersetzt.


    Dann die zweite Maschine zusammengebaut und...


    Wir haben ein Bild!

    Allerdings war die Freude nur von kurzer Dauer. :(

    Nach einer knappen Minute ging das Display plötzlich aus. Der Rechner lief aber noch weiter und von magischem Rauch war nix zu sehen oder zu riechen.


    Bei weiteren Einschaltversuchen trat das Problem in immer kürzeren Abständen auf. Der Rechner lief aber durch den POST, was man dank des Fehlerpiepsens gut hören konnte.


    Um den Fehler einzugrenzen habe ich dann mal die Mainboard/Graka-Kombi des ersten Portable angeschlossen. Allerdings trat das Problem auch dort auf.


    Also musste das Problem am Display oder am Netzteil liegen. Da die Spannungen inkl. der 200V-Displayspannung mit dem Multimeter gemessen unauffällig waren, hatte ich zunächst das Display im Verdacht.


    Also Display ausgebaut und siehe da:

    Der Elko sieht nicht mehr gut aus.


    Habe dann erstmal das teildefekte Display des Teilespenders eingebaut, bei dem die Kondensatoren ok waren.

    Allerdings hat das auch nichts geholfen. Der Fehler besteht weiterhin.


    Also habe ich mir nochmal das Netzteil vorgenommen:


    Diese 2 Elkos sehen auch nicht mehr gut aus. Der graue beult sich unten verdächtig aus und der orange Nichicon hat sein Überdruckventil leicht geöffnet.


    passende Kondensatoren sind schon im Zulauf, dann schauen wir weiter.


    Hier die Kondensatorenliste des Netzteils:


    Tantal-Kondesatoren:

    Hauptplatine:


    68uF 16V: C7

    2,2uF 35V: C28, C29

    15uF 25V: C17, C18, C19, C24, C27


    Zusatzplatine #1:


    22uF 35V: C1

    2.2uF 35V: C6

    15uF 25V: C9, C10

    10uF 16V: C11



    Zusatzplatine #2:

    2.2uF 35V: C7, C11


    Elkos auf Hauptplatine:

    1700uF 20V: C9

    470uF 25V: C10, C12

    8200uF 6,3V: C11

    220uF 300V: C15

    6,8uF 250V: C16

    470uF 25V: C23 (anderer Typ)


    ToDo:


    • Recapping 2. Mainboard Done
    • Recapping Netzteil Work in Progress
    • Reparaturversuch defektes Netzteil
    • Recapping Erweiterungsboxen und Erweiterungskarten, so notwendig Done
    • Inbetriebnahme Laufwerke und Aufspielen der originalen Compaq-DOS-Version.
    • Erneuerung Tastaturkabel
  • Had den Fehler im Netzteil vermutlich gefunden.

    Das Recapping der Elkos hat am Problöem nichts geändert. Ich habe den Rechner dann mal weiter zerlegt, um die Komponenten ohne Gehäuse testen zu können, da man sonst so gut wie nix messen kann.


    Das Problem war, dass die 5V-Spannung an der Display-Stromversorgung eingebrochen ist. Die Spannung wird durch einen 78L05-Spannungsregler im TO-92-Gehäuse erzeugt. Ich hatte mir schon Ersatz besorgt, habe mir dann aber nochmal die recappten Kondensatoren angesehen. Das war gut so. Denn ich hatte C19 falsch herum eingelötet. Der Kondensator hängt zwischen Ausgang und "Masse" des Spannungsreglers.

    Ich hatte mich beim Einlöten von dem "+" auf der Platine verwirren lassen. Dieses ist jedoch nicht für C19, sondern für den Elko C16 daneben...

    Wahrscheinlich war es nur der Schwachbrüstigkeit des 78L05 zu verdanken, dass der Tantal nicht hochgegangen ist. :mrgreen:

    Hier im Bild habe ich C19 richtig rum eingelötet.



    Im fliegenden Testaufbau bleibt das Display jetzt an.

    Hier übrigens Bilder vom Testaufbau. Das ging nicht besser, da zum Testen die gesamte Rechnerelektronik (minus Laufwerke) benötigt wird und die Kabel nicht wirklich lang sind. Die drei angelöteten Dupont-Kabel sind mein Messabgriff für den Spannungswandler


    Längere Tests wollte ich dem Netzteil aber ohne Lüfter und dem sicherlich nicht VDE-konformen Testaufbau nicht zumuten. :mrgreen: Eingeschaltet habe ich "remote" über eine Steckdosenleiste mit Schalter. =O

    Jetzt geht es erst mal wieder daran das Netzteil und den Rechner wieder zusammenzubauen und weiter zu testen.