Kopierschutz auf Diskette

  • Hallo zusammen,

    ich habe über viele Jahre hinweg die TOS Musiknotations-Software "Score Perfect" mit Updates gekauft.
    Ich würde diese nun gerne auf einem emulierten Atari benutzen, aber der Kopierschutz erlaubt dies nicht. Der Schutz basiert meines Wissens darauf, dass es einen bestimmten Sektor auf der Original-Disk gibt, der vom Programm ausgelesen wird, um festzustellen, ob man auch im Besitz der Diskette ist. Ich habe zwar noch einige dieser Disketten, aber da der Sektor nicht im normal verfügbaren Bereich der Disk liegt, kann ich selbst mit einer kompletten dd-Kopie der Disk kein Image erzeugen, dass den Kopierschutz mit nimmt. Da der Programmierer Klaus Kleinbrahm leider verstorben ist und niemand die Software mehr verkauft, kann ich dort auch nicht nachfragen, was man tun muss...
    Alternativ gab es auch die Funktion, mit der Originaldiskette das Starten von Festplatte ohne Diskette "freizuschalten". Da muss der "Installer" irgendwas an dem Executable verändert haben, oder eine versteckte Datei geschrieben haben. Mit meinem Wissen von heute könnte ich das sicher besser reverse engineeren aber jetzt hab ich keinen original Atari mehr, mit dem ich es ausprobieren könnte...


    Hat jemand 'ne Idee, wie früher solche Kopierschutze ausgesehen haben oder wie ich ein Image der Diskette ziehen könnte? Oder ob man das EXE disassemblieren kann, um zu sehen, was er beim Kopierschutz tut?

    Vielen Dank für alle Tipps,
    Joachim

  • Die Programmierer waren beim Thema Kopierschutz auf Disketten sehr erfinderisch: da wurden die Sektorheader manipuliert, überzählige Sektoren erzeugt, Sektornummern mehrfach vergeben, Sektoren mit "falscher" Länge geschrieben und Fehler der Floppycontroller ausgenutzt. Sehr schön nachzulesen im Buch "Scheibenkleister" von Claus Brod. Da helfen keine Tools wie dd, weil die darauf vertrauen (müssen), dass die Sektoren korrekt geschrieben sind.


    Roland

  • Na am "einfachsten" wird es doch sein, mit Ghidra den Kopierschutz zu entfernen. Ghidra ist ein interaktiver Disassembler, und wenn man das Executable-Format kennt, kann man sich eigentlich relativ einfach durch solche Dinge durchpuzzlen. Ich habe das mal mit einem Firmware-Update für den Lantronix EPS-16 Terminalserver gemacht, Details kann man hier nachlesen: https://netzhansa.com/lantronix-lat-master-password/


    Hat Spaß gemacht, kann ich empfehlen :)

  • Grundsätzlich ja, aber meist ist eher das Problem, die 'richtige' Stelle zu finden.

    Klar, zuerst mal sucht man halt nach der Fehlermeldung, wenn es denn eine gibt. Ansonsten wird es in diesem Fall wird es ja vermutlich so sein, dass die Software eigene Diskettenroutinen mitbringt, die direkt mit dem FDC reden - Ich würde zunächst nach den entsprechenden Hardware-Adressen suchen.


    Ich sag nicht, dass es leicht ist, aber mit Ghidra macht das jedenfalls einigermassen Spaß.


    Die Atari-Skripte sehen jedenfalls cool aus!

  • HM, gab es für die Ataris sowas wie Xcopy beim Amiga? :grübel: .

    Eine Idee wäre dann damit ein "Image" auf ein Gotek zu kopieren. Aber setzt Original-Hardware voraus... :grübel:  :kafeee:

    Viele Grüße,

    Knut

    :cat2:

  • Wer einen Kopierschutz entfernt, kann sich strafbar machen. Egal, wie man das persönlich einschätzt, Anleitungen dazu sollten nicht hier im Forum gegeben werden.


    Roland

    Das ist leider richtig. Man darf deshalb auch anno 2024 keine alten Geräte bei Ebay verkaufen, die den alten VHS-Kopierschutz von Macrovision rausfiltern.


    Obwohl damit heute vom Käufer vermutlich weniger illegale Kopien von Filmen angefertigt würden, als Leute an der Codewheel-Abfrage von Monkey Island scheitern.


    👋

  • Eine Idee wäre dann damit ein "Image" auf ein Gotek zu kopieren. Aber setzt Original-Hardware voraus... :grübel:  :kafeee:

    Um im legalen Bereich zu bleiben, könnten mit KryoFlux RAW-Streams von den Originaldisketten erstellt und mit Aufit in STX für den Emulator konvertiert werden.

    (natürlich nur zur privaten Nutzung, da die Disketten irgendwann nicht mehr funktionieren werden)

            move.w  #%0010011100000000,sr

  • Wer einen Kopierschutz entfernt, kann sich strafbar machen. Egal, wie man das persönlich einschätzt, Anleitungen dazu sollten nicht hier im Forum gegeben werden.


    Roland

    Die Erklärung wie man sowas angeht, kann aber nicht strafbar sein.

    Außerdem darf man sowas laut der DMCA (USA). Vom Produzenten sollte es keine Probleme geben.


  • Erstaunlich - aber die Finnen machen das anscheinend etwas anders: https://www.golem.de/0705/52530.html


    "Das Verbot wurde allerdings durch die Richtlinie und ebenso im finnischen Gesetzestext mit einer Einschränkung versehen: Nur solche "technischen Schutzmaßnahmen" sind geschützt, die "wirksam" sind, um ihr Ziel - Kopieren verhindern oder Zugang kontrollieren - auch zu erreichen."

  • HM, gab es für die Ataris sowas wie Xcopy beim Amiga? :grübel: .

    Nein, alle Kopierprogramme auf dem ST, mit einer Ausnahme, nutzen den WD1772 fürs Lesen und Schreiben, damit ist man auf mehr oder weniger sauberes FM / MFM-Format festgelegt, aber wegen Implementierungsbugs lässt sich mit dem Floppycontroller nicht alles schreiben, was der lesen kann. Das ist schon ziemlich wirkungsvoll, denn an den Rohdatenstrom jenseits der FM/MFM-Coder/Decoder kommt man am ST erstmal nicht dran ... Siehe - wie schon erwähnt - Scheibenkleister. Die eine Ausnahme ist Blitzcopy, das einige Floppysignale über den Druckerport abgreift um an die Rohdaten dran zu kommen, erfordert also ein bischen Zusatzhardware.


    Aber XCopy und Amiga ist ein gutes Stichwort. Das war der initiale Grund, dass ich mir damals einen Amiga 500 besorgt habe, XCOPY im Nibble-Mode kann so gut wie alle ST-Disketten mit Kopierschutz kopieren, die nicht auf ganz fiesen Tricks, siehe nachfolgend, basieren, da man am Amiga an die Rohdaten vor der MFM/FM/GCR De/codierung dran kommt. Nibble-Mode eben...


    Aber es gab aber auch da Fiesigkeiten wie während des Spurwechsels von einer Spur in die andere weiter folgende Sektoren. Solche Sektoren, welche die Spur wechseln, kann auch XCOPY nicht, weil man dem Programm nicht sagen kann, dass es soundso viele Takte nach Sektormarke X beim Lesen die Spur wechseln soll... Woher weiß man den Zeitpunkt überhaupt, wenn man den Kopierschutz nicht disassembliert hat...? Nachteil an der Methode ist allerdings, dass der Kopierschutz auch nicht auf jedem Laufwerk funktioniert, wenn die Spurwechselzeit zu sehr abweicht. Gerüchteweise soll es sogar Halftracks gegeben haben, bei denen darauf aufgebaut wurde, dass man die Spurwechsel zwischen zwei Spuren so schnell hin und her machte, dass der Kopf nicht wusste, wo er hin soll, und dann einfach in der Mitte "oszilliert"... Auch "nett" sind Sektoren, die sich nur fehlerfrei lesen lassen können, wenn man während des Lesens von einer Diskettenseite auf die Andere, also Kopf wechseln, umschaltet... Aber das lässt sich immerhin mit dem Amiga im Nibble-Mode kopieren.


    Was man auch versuchen kann, ist ein PC mit VGA-Copy oder ähnliches, aber auch die PC-Floppycontroller fallen auf manche Kopierschutz-Tricks herein, die auch den WD1772 aus dem Tritt bringen...


    Kyroflux / Greaseweazle und Co ist noch eine Möglichkeit, aber so fiese Spurwechsel bekommt man damit auch nicht in den Griff.


    Wenn das alles nicht hilft, hilft nur Kracken.


    Es gibt aber nochwas... Mein Problem bisher ist aber, mit welchem Image-Tool erstellt man STX-Images, scheinbar auf dem ST selbst!? Problem dabei ist, und das ist vorweg wichtig: STX-Images lassen sich NICHT wieder auf Diskette schreiben, es ist eine Einbahnstraße für den STEEM-Emulator. Ich hab davon ein paar "Kilo" und die lassen sich nur in STeem und inzwischen ein paar anderen Emulatoren nutzen, denen man das inzwischen auch beigebracht hat. Aber STX-Images können eine große Anzahl Kopierschütze für den Emulator abbilden (auch hier: keine fiesen Spur- oder Seitenwechselsektoren) , also auch die trickreichen Inhalte, die der WD1772 zwar lesen, aber nicht schreiben kann. Aber, man kann damit immerhin experimentieren, aber Midi-Geräte kann man mit STEEM auch wieder nicht ansteuern... Wenn ich jetztnur wüsste, mit welchen Tool man diese Images erstellen kann...

  • Wie oben erwähnt, mit http://info-coach.fr/atari/software/pc-projects/Aufit.php

    KryoFlux liegt ungenutzt bei mir rum; bin mit meinen Sicherungen durch.


    ps: das dort verfügbare http://info-coach.fr/atari/doc…Atari-Copy-Protection.pdf ist in dem Zusammenhang lesenswert, auch wenn AUFIT selbst versucht, die Konvertierung möglichst einfach für den Nutzer zu gestalten.

            move.w  #%0010011100000000,sr

    Edited once, last by nicode ().

  • Danke, aufit kannte ich noch garnicht, aber das ist recht umständlich, erst mit Kyroflux ein Image erstellen, und dann umwandeln. Es muss ein Tool auf dem ST geben, welches STX direkt erzeugen kann.


    Übrigens der Download von aufit funktioniert auf der Originalseite nicht mehr, das gibt nur einen 404, aber ich habe einen Download gefunden und es gleich archiviert. https://www.atari-forum.com/viewtopic.php?t=25906&start=150

    1ST1

  • Das ist leider richtig. Man darf deshalb auch anno 2024 keine alten Geräte bei Ebay verkaufen, die den alten VHS-Kopierschutz von Macrovision rausfiltern.

    Das macht jedes Videomischpult. Alle illegal. Vermutlich auch alle FBAS-zu-HDMI-Konverter. Illegal. Alle müssen in den Knast 8o 🤣🤣🤣


    So, zurück zur Sache: ich würde einfach ein SCP-Image der Diskette erstellen. Gute Emulatoren arbeiten auch mit Fluximages, genau aus diesem Grund.

  • Ich habe schon befürchtet, dass Bedenken zu der Legalität der Aktion kommen. Natürlich möchte ich ausdrücklich nicht, dass irgendjemand etwas Illegales tut oder dazu anstiftet oder öffentlich erklärt wie's geht. Das muss letztendlich jeder für sich selbst entscheiden. Aber natürlich vielen Dank für den Hinweis.


    In jedem Fall vielen Dank für alle Tipps! Ich bin begeistert, wie lebendig diese Community ist und wie viel Hardware und Wissen da noch steckt. Irre, hatte ich nicht auf dem Schirm.


    Danke danke danke und herzliche Grüße !