Beagleboard xM - oder: Wir basteln uns einen Acorn

  • Nach nur 5 Tagen Lieferzeit ist am Freitag frisch von Mouser in Texas bei mir besagtes Beagleboard (www.beagleboard.com) eingetroffen. Das Beagleboard ist eine Open Source Hardware, das Motherboard ist kleiner als eine "Ritter Sport", hat einen Cortex A8 ARM Prozessor mit 800 MHz (übertaktet 1 GHz), Ethernet, 4 USB-Ports, Sound Ein- und Ausgang, HDTV Bildauflösung, usw. Also ein vollwertiger Rechner, aber mit minimalem Stromverbrauch, alles läuft derzeit mit 5 V aus einem USB-Hub. Der Spaß kostet inklusive Versand und Zoll 150 EUR.


    Bekanntlich ist der ARM-Prozessor eine Erfindung der Firma Acorn, und alle Archimedes und Acorn Risc Machines waren um diesen Prozessor herum gebaut. Es liegt also nahe, für das inzwischen auch offene RISC OS das Beagleboard als mögliche Hardwareplattform zu nehmen. Das ist heute in der Tat ungewöhnlich, die meisten nehmen wohl ein Linux oder Android (was ja letztendlich auch ein Linux ist) für diese Plattform. Masochisten nehmen auch Windows CE. Aber ich bin ja Retro und will Back to the Roots, also kommt nur RISC OS in Frage. Das ist gar nicht so einfach wie es sich anhört, denn di)e Userbasis ist klein (aber sehr hilfsbereit und sympatisch!), und meistens spricht man nur Englisch.


    Ich wollte daher in diesem Thread den Werdegang meines Beagleboards dokumentieren, für alle, die diese Hardware nicht kennen, und RISC OS nur von alten RiscPCs oder Archimedes her kennen.


    1. Die Installation: Zunächst einmal habe ich das Board lose auf dem Küchentisch aufgebaut: USB-Netzteil als Stromquelle, Monitor angeschlossen, außerdem Tastatur und Maus. Gebootet habe ich zunächst zum Funktionstest das auf einer 4 Gb MicroSD Karte mitgelieferte Aengström Linux. Es bootete gleich auf Anhieb, somit war mein Board einsatzbereit.


    2. Unter http://www.riscos-open.org gibt es sowohl eine englische Anleitung, als auch die notwenige Software zum Booten von RISC OS in der aktuellen version 5.18 oder der weniger empfehlenswerten Beta 5.19. Außerdem gibt es dort ein Festplatttenimage, damit man auch gleich loslegen kann. Erster Schritt: Unter Windows musste ich eine weitere MicroSD Karte mit dem Rom-Image beschreiben. Dazu gibt es das Tool
    Win32Diskimager (https://wiki.ubuntu.com/Win32DiskImager) mit dem ich erfolgreich das Image auf die Karte schreiben konnte. Also die Karte in das Board geschoben - und nichts passiert!


    Nach einger Suche in englischen Foren habe ich das Problem lösen können: Vom Beagleboard xM gibt es inzwischen 3 Versionen, Rev. A - C. Das Rom läuft so nur auf der Revision A. Mein Beagleboard ist neu, also Rev. C. Damit es booten kann, müssen die Dateien MLO und uboot.bin ausgetauscht werden. Das war am PC kein Problem: Die richtigen Dateien hatte ich einfach von der mitgelieferten Karte mit Aengström-Linux rüberkopiert auf die neue SD-Karte. Reingesteckt: Funktioniert!


    Der nächste Teil der Herausforderung war der USB-Stick mit dem dem Harddiskimage. Bis zur aktuellen Version konnte RiscOS nicht komplett von der MicroSD Karte gestartet werden, da das Filesystem nicht kompatibel ist. Man braucht also einen zweiten Datenträger, wo das System drauf installiert werden kann. Inzwischen gibt es den passenden Treiber, der ist aber noch nicht im öffentlichen ROM enthalten. Ab RISC OS 5.20 soll es funktionieren. Ist aber so auch nicht weiter schwierig. Wer einen Computer mit RISC OS hat, erstellt einfach einen USB-Stick mit dem komplettenS System. Von Windows her ist das etwas komplizierter: Auf einen USB-Stick mit höchstens 2 GB und FAT Dateisystem kommt das selbstentpackende Image "Harddisk4/util und das Script "InstallHD", welches man blöderweise nur versteckt in dem gepackten Ordner des ROM 5.19 (also dem nicht stabilen Release, nicht im aktuellen!) findet. Der Stick kommt in den Rechner, man bootet, und nach wenigen Augenblicken erscheint ein Prompt, an dem man das Wort "desktop" eintippt. RISC OS sollte jetzt geladen werden.


    Wie man jetzt ein komplettes System einrichtet, kommt morgen. (Ich muss jetzt ins Bett.) Dann auch mit ein paar Fotos. Zusammen mit Fragen und Anmerkungen könnte man dann aus diesem Thread einen vernünftigen Artikel für die Wiki basteln, damit andere es einfacher haben, das System aufzusetzen.

  • Ich bin jetzt unter RISC OS mit Netsurf 2.9 online, Hat mich einige Nerven gekostet, aber jetzt läuft alles. Ich habe haufenweise Fotos von der Installationsphase gemacht (da gehen ja keine Screenshots), die bringe ich später am PC ins Netz.


    Vorab aber schonmal: Das System wird zwar aktiv weiterentwickelt, ist aber ein typischen System der 1990er Jahre. Vom Funktionsumfang her würde ich es ungefähr mit AmigaOS 3.9 vergleichen wollen. Manche Sachen sind besser gelöst, andere aber auch wieder schlechter. Wenigstens stimmt die Geschwindigkeit, und der Browser ist besser als alles, was es für AmigaOS Classic gibt. (Abgesehen von Netsurf, aber der braucht auf dem Amiga soviel Dampf, dass er eigentlich nur auf dem Emulator Spaß macht,.)

  • Wahnsinn! 8o

    »It is practically impossible to teach good programming to students that have had a prior exposure to BASIC: as potential programmers they are mentally mutilated beyond hope of regeneration.« (Edsger W. Dijkstra)


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