Ein Retrocomputer für Kinder

  • Moin,


    ich überlege gerade, ob ich den Weihnachtsmann bitten soll, meinem Sohn (dann 4) einen Computer zu bringen. Da ich es wichtig finde, dass er sich der Materie experimentell und nicht bloß anwendend (Computerspiele spielen) nähern sollte, denke ich, dass ein 8-Bit-Heimcomputer gar nicht so schlecht dafür geeignet wäre. Zumindest ist das ein interessantes Spielzeug und eine gute Vorbereitung auf die größeren und komplexeren Systeme der heutigen Zeit.


    Nun stellt sich mir die Frage, welches Modell sich dafür anbietet. Zurzeit habe ich drei in der engeren Auswahl:


    Atari 800 XL, Commodore C64 oder MSX-1-Computer


    Die Vorteile der Systeme liegen in ihrer Robustheit, hoher Verfügbarkeit an Software und Peripherie und verhältnismäßig leichter Programmierbarkeit. Insbesondere durch die Möglichkeit Software auf Steckmodulen zu nutzen, sind die interessant. Der C64 hat natürlich BASIC-Probleme, die die anderen beiden nicht haben.


    Nun meine Frage an euch: Wo seht ihr Vor- und Nachteile (grundsätzlich oder bei einzelnen Systemen) für den gedachten Zweck. Habt ihr alternative Systeme vorzuschlagen?


    µP

    »It is practically impossible to teach good programming to students that have had a prior exposure to BASIC: as potential programmers they are mentally mutilated beyond hope of regeneration.« (Edsger W. Dijkstra)


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  • Mit 4 schon damit anfangen? Glaube da ist der Kopf noch garnet weit genug. Mit 6-8 ist das wohl besser.


    Sonst alles, was robust ist. Beim Cevi sind die Controllports äußerst empfindlich

    "640 kB ought to be enough for anybody"

    • Offizieller Beitrag

    Ich hab mit einem Cevi bekommen, da war ich 10 Jahre alt.


    Und wirklich was damit angefangen hab ich glaub erst 4-5 Jahre später (Also mehr als Spiele von Kassette laden, ein bischen Basic, Listings abtippen etc)


    4 klingt mir echt früh, aber vielleicht ist Dein Nachwuchs ja schlauer/reifer als ich es damals war.

  • Ich möchte ja echt keinen in die Erziehung reinreden, aber überfordern würde ich den Knopf lieber auch nicht.
    Wenn ich die SNES betrachte, steht da "ab 8" auf der Konsole. Das halte ich auch für realistisch. Geschickte Kinder dürften sicher auch mit 6 schon damit gut zurecht kommen.
    Den Hindergrund (Technik, Programmierung usw.) habe ich persönlich auch erst so mit 12 Jahren begonnen zu erforschen und auszubauen.


    Bei mir hat das Kind auch ein erhöhtes Interesse an den Krempel, was aber wohl erstmal der Nachahmung zulasten liegt.
    Der Kleine ist jetzt 2, kann das Zeug einschalten und weis, dass man da rumdrücken muss, damit dann was passiert oder dass Medien rein müsen. Aber die Fortschritte lass ich ihm völlig selbstständig machen. In dem Alter ist aber das Verständnis wirklich in weiter Ferne :D

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  • Hi,


    bei meinem Sohn habe ich mit 5 einen PC mit Lenkrad mit Autospielen hingestellt gehabt. Er konnte aber den PC nicht wirklich bedienen, ich musste Ihm also immer das Ganze einschalten und starten. Die Bedienung des Spiels hingegen hatte er recht schnell raus.
    Ich denke, ab 6 Jahre wäre schon ok, aber wenn das Kind alles selbst managen soll, ist vielleicht eine (Retro-)Konsole wie das SNES oder das Megadrive interessanter. Man muss schließlich auch lesen (und eintippen) können, um so einen Homecomputer zu bedienen.
    Ansonsten sind alle oben genannten Homecomputer mit den Cartridges alleine (Modul rein und raus ist ja nicht so schwierig) eventuell auch eine Option. Diskettenlaufwerk/Tape usw. fällt aber aus genannten Gründen sicherlich erstmal weg.


    Gruss Peter

    "The biggest communication problem is we do not listen to understand. We listen to reply." - Stephen Covey


    Webseite und Blog ist immer noch - seit fast 20 Jahren - online.

  • Da fällt mir eben siedendheis ein, dass die SNES zum Bleistift gegen Unfug (Im Betrieb Kassette rausrupfen) Vorkehrungen getroffen hat. Der Cevi ist daraufhin aber fratze

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  • Meine eigene Erfahrung:


    Mein Enkel ist jetzt 5 mit seinem Verhalten wohl typisch für das Alter.


    Er kann gut auf dem Handy oder dem Tablet wie wild Angry Birds spielen, alles abballern und möglichst schnell die Knöpfe drücken.
    Soll er aber selber etwas kreativ machen hat er arge Probleme.


    Mit einem dem Alter angemessenen Spielzeug kommt er in arge Schwierigkeiten Modelle nach zubauen oder selbstständig etwas zu erstellen.


    Plasicant
    Baufix


    Wenn meine Tochter zu Besuch kommt ist für meinen Enkel der Fernseher erst mal aus und das Tablett nicht geladen :shock:
    Wenn mein Enkel dann nach versuchtem "Ihn beschäftigen" nur noch gelangweilt ist darf er auch Fernsehen oder mit dem Tablett spielen.


    Vorher versuchen wir aber ihn sinnvoll zu beschäftigen, und sei es in der Wasserpfütze zu schauen wie tief die ist.. :mrgreen:


    Computer für Kinder?


    Wie so oft kommt es auf des Umfeld an und die persönlichen Umstände an.


    Mein Enkel muß erstmal lesen, ordentlich sprechen, Eidechsen fangen, mit Matsch werfen, alles wass Max & Moritz so gemacht haben lernen.
    Hardware steht hier genug und wenn er "kindgerecht ausgespielt hat" dann darf er auch am Computer was machen.


    Heute spielen die die Kinder oft leider nicht mehr draußen so wie wir (Jahrgang '58) was ich schade finde.


    Ein betreutes Spielen mit dem Computer ist für mich aber auf jeden Fall akzeptabel.

    Mit freundlichen Grüßen


    fritz

  • Versuche mal heute Jugendliche und Kinder für ein Baumhausbau zu akquirieren, da könntest weinen.


    Aber vllt ist das auch schon zu retro :D

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  • Wieso sollte beim Atari 800XL oder beim MSX1 kein BASIC dabei sein? Zu MSX kann ich nichts sagen, aber der Atari hat ein leistungsfähiges BASIC, welches relativ leicht zu erlernen ist. Noch besser ist das BASIC der BBC Micros. Und noch wichtiger: Für die BBC Micros gibt es Berge an sinnvoller Lernsoftware, auch für kleinere Kinder. Und zum Programmieren gibt es Logo.


    Allerdings sollte ein Kind zumindest halbwegs Lesen und Schreiben können, sonst wird das alles nichts mit dem Programmieren. Bei einem Vierjährigen fehlt da zumeist auch noch die Geduld, sich länger mit einer Sache zu beschäftigen, wenn schnelle Erfolgserlebnisse ausbleiben.

  • Ökobillanz 8-)

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  • Ich würde mal nach Toys R us oder zu einem Spielzeugfachhändler fahren und mich dort über Lerncomputer für Kinder informieren. Dort gibts für verschiedene Altersklassen verschiedene Modelle. Dort findet man neben der Beratung auch Anregungen worauf man achten sollte und was man vielleicht aus pädagogischer Sicht jetzt grad nicht auf dem Schirm hat.


    Retrocomputer halte ich für ebenso ungeeignet wie ein Raspberry.

  • Programmiersprache für Kinder unter 10?? Leute, lasst eure Kinder erst mal Spielen.


    Wir hatten unserem Sohn mit 3 einen Vtech hingelegt, mit dem er Kleinigkeiten spielen und lernen kann. Seit 6 Monaten hat er den hierund damit hat er viel Spaß´.


    Alles andere ist für die Katz, insbesondere Retro (mein Sohn meint zu meine Apple-Sammlung immer, dass sei alter Schrott aus den 70er - wie Recht er hat...)


    Spiele auf iPAD2, iPhone, Android - oder "Die Sendung mit der Maus" auf dem Reise-Lenovo mit Touch Screen und Win 8.1 - oder "Texte" schreiben mit Word 2013 auf Mama's Arbeitsrechner.


    Ich habe ihm zusätzlich eine alte mechanische Reiseschreibmaschine und einen alten Taschenrechner mit Drucker auf seinen Schreibtisch neben seinen "Laptop" gestellt - damit ist er sehr beschäftigt, lernt was zur Technik (das Farbband hat zwei Ebenen, kann vor- und zurücklaufen und das von Papa gesäuberte "O" schlägt Löcher ins Farbband ;)


    Apple: "Doof, weil nur grüne Spiele."
    Atari 2600: "Doof, weil langweilige Spiele mit doofer Musik"
    iPAD: Das ist es! "Tap the Frog", "LEGO Rennspiele" etc. bis das Display zerhackt ist.


    My 5 cents.

    "There is no reason for any individual to have a computer in his home." Ken Olson, president, chairmen and founder of Digital Equipment Corp, 1977

  • Noch besser ist das BASIC der BBC Micros. Und noch wichtiger: Für die BBC Micros gibt es Berge an sinnvoller Lernsoftware, auch für kleinere Kinder. Und zum Programmieren gibt es Logo.


    An die BBCs habe ich nicht gedacht. Das ist ein sinnvoller Vorschlag. Ich möchte natürlich auch die Kosten und den Wert gering halten, was bei MSX und BBC hierzulande schon etwas schwierig ist.


    Ich frage jetzt mal ketzerisch: warum überhaupt ein Retrocomputer?


    Weil diese Systeme genau das richtige Gleichgewicht zwischen "leicht erlernbar" und "ernsthaft benutzen" haben. Das findet sich weder bei typischen Lerncomputern noch bei iPads oder ähnlichem.


    Vor allem möchte ich, dass er, bevor er mit aktuellen Systemen in Kontakt kommt, lernt, wie es mit einfachen Systemen ist und dass es durchaus nicht normal ist, ein Medium z.B. mit Gesten zu bedienen. Der Charakter eines Computers als "fremde Entität" ist bei den Retrosystemen noch sichtbar vorhanden.


    Zu den angesprochenen didaktischen Erwägungen habe ich mir selbstverständlich vorher Gedanken gemacht. (Ich schreibe ja im Prinzip gerade meine zweite Doktorarbeit darüber, warum Retrosysteme didaktisch so wertvoll sind - vor allem heutzutage!) Weder möchte ich ihn überfordern, indem ich ihn zum Programmieren "zwingen" (was ohne Lesen und Schreiben sowieso nicht funktioniert), noch möchte ich ihm in irgendeiner Weise mit etwas konfrontieren, was ihn nicht interessiert, nur weil ich denke, dass es wichtig ist. Ich sehe aber, dass er zum Beispiel großes Interesse an klassischen Computerspielen hat, weil die noch sehr viel mit der reduzierten Ästhetik der Zeichentrickwelten zu tun haben, die er kennt. Über dieses Interesse, denke ich, ist es möglich, ihn ohne große Hürden und ohne Zwänge an das Thema Computer heranzuführen. Und an der Stelle bietet es sich dann eben an, ein System, dass er über Spiele kennen gelernt hat, nach und nach als ein System vorzustellen, mit dem er auf "ehrliche Weise" kreativ werden kann. (Also nicht durch irgendwelche grafischen Pseudo-Programmiersprachen, sondern, indem er wirklich etwas mit der Maschine machen kann, wenn er so weit ist.) Er spielt seit etwa einem halben Jahr intensiv mit einer Märklin-Eisenbahn. Ihm dann zeigen zu können, dass sein Computer diese steuern kann, könnte ihm deutlich zeigen, wozu ein solches System "nützlich" sein kann.

    »It is practically impossible to teach good programming to students that have had a prior exposure to BASIC: as potential programmers they are mentally mutilated beyond hope of regeneration.« (Edsger W. Dijkstra)


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