Gender Changer

  • Nein, es geht nicht um die typischen Sub-D-Adapter - ich wollte nur mit dem Titel etwas in die Irre führen ;)


    Mir geht es um die Frage, welches Geschlecht unsere Computer haben. Blöde Frage? Ja, irgendwie schon. *Der* Computer ist natürlich männlich. Aber so einfach ist es nicht:


    Fangen wir doch direkt mit einem sehr berühmten Beispiel an: Seymour Crays gleichnamige Computer (Cray-1, Cray-XMP) werden in aller Regel als Damen bezeichnet: "die Cray-1", "die Cray-XMP".
    Und auch seine früheren Rechner von Control Data (CDC Cyber) trugen bei uns die Artikel "die".


    Weiter gehts mit den Rechnern von DEC: Sowohl die PDPs als auch die Vaxen sind typischerweise weiblich. Warum? Auch wenn die PDP kein Computer, sondern ein "Processor" ist, müsste es eigentlich immer noch ein der sein.


    Bei den kleineren Rechnern ist das anders. Da gibt's zwar die "richtigen" Mädchen wie die Lisa oder auch die Vicki, aber in der Regel sind die Home- und Personalcomputer männlich: von A wie Apple // über C wie C64 bis Z wie ZX81 ist irgendwie alles männlich. Allerdings - und jetzt wird es völlig verwirrend - ausgerechnet die Freundin ist dann wieder ein "Er": "der Amiga". :grübel:


    Auch der IBM PC ist ein Kerl, während seine richtig großen Geschwister wieder Mädchen sind: die /360 oder die AS400, um zwei bekannte Beispiele zu nennen.


    Also eine Frage der Größe? Kleine Computer sind männlich, große sind weiblich?


    Passt aber leider auch nicht - beim ENIAC sind wir wohl alle einig, dass *er* richtig groß war. Oder Colossus. Oder Deep Thought :D



    Aufgekommen ist mir die Frage, weil meine Rechner von WANG für mich auch immer weiblich waren: Die Wang 2200B, die PCS, die VP etc.


    Was ist also das Geheimnis??? :nixwiss:

  • Jetzt sind die Gender Studies also schon im Retrocomputing-Bereich angekommen :D


    Ich glaube nicht, dass es auf die Größe ankommt. Bestes Beispiel: Meine Carry. Ein winzigkleiner kompakter XT-Klon aus Fernost. Ist zwar ein PC, aber trotzdem für mich irgendwie weiblich. Genauso wie meine Sun (kleine Pizzaschachtel), meine Indy (die SGI-Workstation, nicht der mit Peitsche und Hut).
    Die Freundin nennt aber trotzdem jeder "der Amiga".
    Teilweise gibt es auch irgendwie mehrere Möglichkeiten: Manche sagen "der Laptop", andere "das Laptop". Ist vermutlich regional. Ich zähle mich da zu den anderen ;)


    Hm, kompliziert und knifflig...

  • Das sind einfach die Wunder der deutschen Sprache. Es heißt ja sogar "das Mädchen", obwohl eindeutig weiblich. (Und Mädchen ist ja nur der Diminutiv von "Maid", was ja wiederum "die Maid" heißt.) Es gibt ja sogar so Sprachpanscher, die deswegen gleich die Abschaffung der Artikel fordern. Vermutlich ist es so, weil es sich besser anhört. In Deutschland sagt man "die Sonne" und "der Mond", in Frankreich ist es genau umgekehrt: "le soleil" und "la lune". Mit Logik oder Systematik hat das nichts zu tun.

  • Im Deutschen gibt es das sog. 'grammatikalische Geschlecht', d.h. die meist willkürliche Zuordnung des Geschlechts zu den Nomen. Beispiele: die Sonne, der Mond, das Mädchen.


    Im Englischen herrscht - bis auf wenige Ausnahmen (sun, England) das 'natürliche Geschlecht', das heißt morphologisch sind 'sex' und 'gender' deckungsgleich.


    Deshalb ist Lisa im Englischen genauso 'it' wie 'Amiga'. Im Deutschen assimiliert das grammatikalische Geschlecht außerdem innerhalb von Hyponomie-Beziehungen. Lies: Das Geschlecht semantisch übergeordneter Kategorien ('Der Computer') 'vererbt' sich auf Teilmengen ('der Amiga').


    Weibliche Computernamen sind daher, wenn auch nicht als Fehler, so doch als untypische Varianten einzustufen. Bei 'der Lisa' handelt es sich vermutlich um ein Rück-Assimilation aufgrund des (weiblichen) Namens.


    (Ende Klugscheißmode)

    Loading Integer BASIC into Language Card

  • Herrlich ^^


    Schöne Beiträge zu einem eigentlich verrückten Thema, aber man sieht, dass es irgendwie tiefer geht.


    Was mich aber wirklich interessiert ist die Frage, wie sich dieser gesellschaftliche (deutsche) Konsens bei der Geschlechtsbestimmung von Rechnertypen entwickelt. Denn das ist doch das lustige: Natürlich ist "der Computer" als Gattungsbegriff in vielen Fällen geschlechtsbestimmend; die weiblichen Varianten sind eher die Ausnahme, und die meisten der Ausnahmen hängen irgendwie mit dem Namen zusammen (Vicki, Lisa, oder auch Sun). Dabei bildet der Amiga dann die Ausnahme von der Ausnahme - man wundert sich schon wieder, dass sich da an die Regel gehalten wird.


    Hauptsächlich wundert mich aber, dass sich alle in den weitaus meisten Fällen absolut einig sind über das Geschlecht. Bei einer so willkürlichen Einordnung hätte ich da mehr Chaos erwartet (wie bei dem Beispiel Laptop). Einzig bei der/dem Schneider Joyce habe ich den Eindruck, dass es beide Varianten gibt - liegt aber vielleicht auch an dem Doppelnamen (Joyce/PCW).


    Noch eine Idee, warum viele Dickschiffe weiblich sind: Es gibt ja nicht nur die Kategorie "Computer", sondern auch noch "Maschine", "Anlage" oder "Workstation". Ist vielleicht auch ein Grund dafür, dass größere Rechner (was nicht unbedingt die räumliche Größe sein muss, eher sowas wie Leistung - siehe Indy/Sun vs. gleich großem PC) gerne weiblich sind. ist vielleicht auch der Grund, dass es *der* ENIAC und *die* Cray sind ....


    Aber verdammt, es ist auch *die* Zuse Z1 :grübel:

  • Nun, ich habe noch welche in 9pol und in 25pol
    hier liegen. Wenn dann aus der die oder das Amiga
    wird - oder andersrum - ich helf gerne.


    Aber bitte lasst mich mit der Geschlechtsneutralitätsscheiße in Ruhe.
    Oder wie die Männerdiskussionsrunde bei
    "der bewegte Mann" es auf den Punkt brachte:
    'Ja und? Was is schon dabei? Titten, Titten, Titten...'


    Stefan

  • Was hättest du denn gedacht, wenn sie statt Fleischwurst Fisch verkauft hätte????


    Fleischwurst gleich Phallussymbol ;)

    “I'd like to go against you and see what your made of.”