Video-Tutorial: SMD-Elkos im Amiga 12000 durch Kerkos ersetzen

  • Habe nach mehreren Jahren endlich mal wieder eine neue "Retro Review"-Folge aufgenommen, in diesem Fall wieder ein Technik-Tutorial, wie man die mittlerweile auslaufgefährdeten SMD-Elkos im A600/A1200/CD32/A4000 durch Keramikkondensatoren (Kerkos) ersetzt. Die Gelegenheit dazu ergab sich, nachdem ich auf dem Amiga 30 Event in Neuss von einem Besucher angesprochen wurde, der mich beim Löten an einem A1200-Board beobachtet hatte. Vor wenigen Tagen bekam ich dann seine beiden A1200-Rechner zugeschickt, die ich daraufhin umgebaut habe. Eines dieser Umbauarbeiten habe ich mit der Kamera festgehalten und später dementsprechend kommentiert sowie mit allen wichtigen Infos versorgt. Alles was ihr für den Umbau benötigt findet ihr in der Videobeschreibung. Über ein wenig Feedback in Form eines YouTube-Kommentars würde ich mich sehr freuen. :)


    https://www.youtube.com/watch?v=aP2cmRxJUpQ


    Viel Spaß beim Anschauen und Umbauen!

  • Mini-Feedback:
    (- sind Dinge die mir negativ aufgefallen sind, + positive Aspekte. Chronologisch geordnet)


    - SMD-Elkos != generell böse (Commodore hat _Schrott_ verbaut, gute SMD-Elkos laufen _nicht_ aus auch nicht in 50 Jahren [gute Marken kann man ergooglen])
    - SMD-Elkos mit KerKos tauschen = doofe Idee (Stichwort FBAS, andere Probleme nicht ausgeschlossen da andere elektrische Eigenschaften)
    + verpolte Elkos im CD32 (gehört hab ich das schon bei _ALLEN_ Amigas, bei CD32 scheints aber tatsächlich so zu sein, gutes Beispiel mit dem Bild)
    - Genereller Elko-Tausch = Ammenmärchen (im SOL-20 den ich aktuell warten darf sind seit 1978 die selben Elkos und machen dort _keine_ Probleme), sicherlich nichts schlechtes, wenn man weiss wie man lötet, allerdings richtet sich dein Video doch primär an Anfänger, oder? Abgerissene Pads/Leitungen durch "Elkotausch" hab ich leider schon öfter als einmal gesehen ... daher im Zweifelsfall ist weniger mehr (vor allem wenn nichts kaputt ist).
    + "Überbestellung* (nie verkehrt, zumal ja auch immer mal was schief gehen kann)
    +/- Tastaturverbinder (leider sehr empfindlich, was im Video kaum/nicht erwähnt wird)
    - Entlötverfahren stellt unnötige thermische Belastung dar (Elkos abdrehen [bitte am Elko, nicht an den Beinchen direkt] + Lötstellen mit Litze säubern - zusätzlicher Vorteil, man sieht angegriffene Pads sofort)
    - ausgelaufene Elektrolyt-Pampe reinigen fehlt komplett! (Im gezeigten Beispiel wahrscheinlich auch nicht nötig, wäre dennoch ein guter Punkt gewesen, welcher einen ziemlichen Mehrwert dargestellt hätte)
    - Einlötverfahren fehlerfreudig (besser: "tack & reflow" & alte Pads komplett neu verzinnen [Stichwort Elektrolytpampe])
    - gezeigtes Einlöten = gutes Negativbeispiel (KerKos sind auch dezent zu klein bzw. schlecht platziert ... bei "tack & reflow" mit neuen SMD-Elkos entfällt das komplett)
    - Tastaturlasche (hatte schon 2 Amigas da haben die aus dem Grund gefehlt - deshalb abdrehen + bedrahtete Elkos, wenn man den Verbinder nicht entlöten will)
    +/- Vor dem entlöten neues Lot dazugeben, verbessert Wärmefluss (Stichwort Masseanschlüsse/"Thermal Reliefs")
    - LEICHTER Druck auf Lötstellen, sieht beim entlöten vom normalen Elko so aus, als würdest du das Lot runterkratzen (Tipp: Spitze mit mehr thermischer Kapazität oder Temperatur hochdrehen wenn das Löt nicht flüssig wird)

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  • So, erstmal Danke für's Feedback! Dann will ich mich mal dazu äußern. ;)


    Also generell haben Elkos nur eine begrenzte Halbarkeit, egal ob nun SMD oder Radial. Das Problem mit dem Auslaufen gibt es in der Tat nur bei billigen Typen, wie sie zu der Zeit von Commodore verbaut wurden. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet aber selbst wenn ich einer wäre könnte man über den Sinn des Austaschs gegen Kerkos nun lange hin und der diskutieren. Die Amiga-Gemeinde empfielt es ausdrücklich und nach den Bildern, die ich schon gesehen habe tue ich das ebenfalls. ;)


    sicherlich nichts schlechtes, wenn man weiss wie man lötet, allerdings richtet sich dein Video doch primär an Anfänger, oder?


    Du hast es erkannt, dafür wurde es auch gemacht. Nicht nur deswegen sondern weil ich auch schon von anderen wegen Umbauten angesprochen wurde und mir leider für einen durchgehenden Umbauservice die Zeit fehlt. ;)


    +/- Tastaturverbinder (leider sehr empfindlich, was im Video kaum/nicht erwähnt wird)


    Trotz nahezu unbegrenzter Laufzeit von YouTube-Videos kann man nicht auf alle Gegebenheiten hinweisen, ohne das es im zeitlichen Rahmen bleibt. Zudem werden solch empfindlichen Tastaturverbinder wie diese auch noch in anderen Commodore-Rechnern verwendet, z.B. dem A600 oder bei der Laserverbindung des CD32. Meines Erachtens gibt es da noch andere Rechner, bei denen man viel mehr auf solche Verbindungen beim Öffnen des Rechners darauf achten muß, z.B. dem C 116 oder dem Commodore Plus/4. Da habe ich schon öfters gebrochene Leiterbahnen gesehen als gerissene Verbindungen im A1200 (in diesem Fall eigentlich noch nie).



    - Entlötverfahren stellt unnötige thermische Belastung dar (Elkos abdrehen [bitte am Elko, nicht an den Beinchen direkt] + Lötstellen mit Litze säubern - zusätzlicher Vorteil, man sieht angegriffene Pads sofort)


    Alle Lötstellen, sofern nötig, wurden danach entsprechend von Lötzinn befreit. Im Falle des Elkos geschah das mit Lötlitze so weit wie das möglich war. Das Abdrehen der Elkos wurde nur für Fälle empfohlen, bei denen es Probleme mit dem Ablöten gibt. Gewöhlnlich ist das Ablöten dem Abdrehen von Beinchen eindeutig vor zu ziehen. Da stimme ich soweit zu.



    - ausgelaufene Elektrolyt-Pampe reinigen fehlt komplett! (Im gezeigten Beispiel wahrscheinlich auch nicht nötig, wäre dennoch ein guter Punkt gewesen, welcher einen ziemlichen Mehrwert dargestellt hätte)


    War in dem Fall nicht nötig, da keiner der Elkos ausgelaufen war. Generell sollte man auch nicht so lange warten, bis einer der Elkos tatsächlich ausläuft. Gut, man hätte es an der Stelle für solche Fälle vielleicht noch erwähnen können.



    - Einlötverfahren fehlerfreudig (besser: "tack & reflow" & alte Pads komplett neu verzinnen [Stichwort Elektrolytpampe])


    Macht aber in diesem Fall tatsächlich Sinn. Warum wurde ja im Video erklärt und damit hat es ganz gut funktioniert. Die Feinbearbeitung macht man dann im zweiten Durchgang. ;)



    - gezeigtes Einlöten = gutes Negativbeispiel (KerKos sind auch dezent zu klein bzw. schlecht platziert ... bei "tack & reflow" mit neuen SMD-Elkos entfällt das komplett)


    Einige Kerkos hätte man ggf. noch in einer anderen Größe bestellen können aber generell kommt es nicht auf eine Schönheitskur sondern einwandfreie Funktionalität an. Da macht es auch nichts wenn einer der Kerkos mal nicht millimeter genau auf der Stelle liegt. ;)



    - Tastaturlasche (hatte schon 2 Amigas da haben die aus dem Grund gefehlt - deshalb abdrehen + bedrahtete Elkos, wenn man den Verbinder nicht entlöten will)


    Welche Lasche meinst Du? Die Plastiklasche wurde ja bereits erwähnt. Diese sollte man vor dem Löten & Entlöten des SMD-Elkos dahinter auch unbedingt abnehmen, da sonst Gefahrt besteht sie an zu schmoren.



    - LEICHTER Druck auf Lötstellen, sieht beim entlöten vom normalen Elko so aus, als würdest du das Lot runterkratzen (Tipp: Spitze mit mehr thermischer Kapazität oder Temperatur hochdrehen wenn das Löt nicht flüssig wird)


    Leichter Druck...Ja, runter kratzen...Nein! Natürlich wurde das Video geschnitten und nicht der gesamte Lötvorgang von allen Elkos belassen, auch wenn es mehrere Minuten gedauert hat. Das hätte den zeitlichen Rahmen gesprengt. Tatsächlich waren es die schwierigsten Arbeitsvorgänge, da die Bauteile von beiden Seiten des Boards sehr fest verlötet waren. Deswegen wurde auch ggf. eine andere Lötspitze empfohlen. Es gibt natürlich bessere und weitaus teurere Lötgeräte als das, was im Video verwendet wurde. Allerdings geht man davon aus, das Diejenigen ein solches Tutorial auch nicht benötigen. So oder so werde ich mir in absehbarer Zeit mal ein Weller-Gerät anschaffen, auch wenn die schweineteuer sind. Sows kauft man sich einmal für's ganze Leben.