Wie man sieht, erfreuen sich die Taschenrechner von HP ungebrochener Beliebtheit! Dafür gibt es sicher mehrere Gründe, die wichtigsten dürften wahrscheinlich sein:
1. Effizientes Eingabeschema RPN (Die Abkürzung verwendete HP für Reverse Polish Notation, sie wurde zuvor aber durch die Fa. Friden genutzt, wahrscheinlich für Register Postfix Notation, denn deren Tischrechner nutzten einen Rechenstapel aus mit Buchstaben bezeichneten und mittels Operationen direkt beeinflussbaren Registern)
2. Tastatur mit HP-typischem Druckpunkt (blinde Eingabe möglich, ganz im Gegensatz zu Konkurrenzprodukten)
3. Langlebige Bauweise (zumindest bis zu den Modellen der Pioneer-Baureihe, wie dem HP32sII)
4. Tastenprogrammierbar (einfaches und intuitives Programmierschema unter Nutzung des automatischen Rechenstapels)
Bei meinem früheren Arbeitgeber benutzte mehr als die Hälfte der Ingenieure ausschließlich RPN-Rechner (meist HP32sII oder 42s). Techniker und Konstrukteure hingegen bevorzugten das Modell 11C, zuletzt ersatzweise den 35s. Bei Kunden, die sich eher wenig mit komplizierten Berechnungen aufhalten, sehe ich dafür fast nur irgendwelche Schulrechner von Casio oder TI - wenn überhaupt, denn viele starten da einfach eine App auf ihrem Smartphone. Ausnahme: Verbot von Smartphones in Industrieanlagen (wegen befürchteter Ausspähung mit eingebauter Kamera oder wegen Ex-Bereich). Da bleibt nur der Griff zum richtigen Taschenrechner.
Im Ausseneinsatz verwendete ich zuletzt die Grafikrechner HP48G und 49G. Auf ihnen sind ein paar Funktionen und Programme gespeichert, mit denen eine netzunabhängige Planung im Anlagenbau möglich ist, wobei die weitere Ausarbeitung natürlich auf dem PC läuft. Im Büro dient ein HP32sII für überschlägige Rechnungen, manchmal zur Abwechslung auch ein 41CX, ein 11C oder 12C. Letzteren, ein purer Finanzrechner, nutze ich gelegentlich im Gedenken an meinen Vater. Mit selbstgeschriebenem Programm zur Koordinatenumwandlung wirft er auch trigonometrische Funktionswerte aus (sin, cos, tan sowie arctan, vorzeichenrichtig in allen vier Quadranten). Natürlich reine Spielerei, denn für die Berechnung von z.B. sin (23,4°) braucht der fast 40 Jahre alte HP12C genau 12s. Die neue Version mit schnellerem Prozessor benötigt ca. 1/4 s und der ebenfalls fast 40jährige HP11C ca. 1s. Das Beispiel zeigt aber: die Geräte halten ewig und lassen sich dank Programmierbarkeit gnadenlos zweckentfremden.
Übrigens: Der Eröffnungsbeitrag wurde vor sieben Jahren geschrieben, als es die Rubrik "Taschenrechner" noch nicht gab. Wäre eine Verschiebung dieses Diskussionsfadens sinnvoll?