Beiträge von BerndW

    Ich habe auf einer japanischen Website ein Bild eines interessanten Geräts gefunden, das mir bisher nicht bekannt war:



    Quelle: Kyoro's Room Blog (Google Translate)


    Das Gerät trägt die Bezeichnung CE-W100, und es handelt sich um ein Kartenlaufwerk für Basic-Karten der Sharp PA-Organizer-Serie (mit ESR-H-CPU). Ich vermute, dass das Gerät hauptsächlich oder sogar ausschliesslich in Japan vermarktet wurde.

    @Akuji:

    Deshalb habe ich beschlossen, dass der Schreiber auch von B&P sein sollte...

    Wahrscheinlich ist es so. Es ist ohne weiteres möglich, dass ich Produktionsvarianten, bei denen sich die Schaltung nicht geändert hat, nicht mitbekommen habe.


    Die Text-/Datenkarte links mit der "2" rechts unten ist übrigens die "Schwesterkarte" zu der TK-Anlagenkarte mit der "1" rechts unten, die auf dem Foto zu sehen ist, das alexsf oben gepostet hat. Die beiden Karten gehörten zum gleichen Rahmenprojekt.

    @Akuji: Ich kenne diese Bauform nicht, aber es ist eindeutig die von mir entwickelte Schaltung, die von B&P verwendet wurde (bei dem Foto in meinem vorhergehenden Beitrag sind drei ICs nicht zu sehen, weil sie auf der Rückseite der Platine sind). Ich vermute, dass es sich um eine spätere Produktionsvariante handelt.


    Ungewöhnlich ist allerdings, dass es bei dem Gerät anscheinend keinen Hinweis (z.B. auf der Platine) auf B&P gibt. Es ist auch nicht völlig ausgeschlossen, dass es sich um einen unauthorisierten Clone handelt. Das kam bei von B&P entwickelten Geräten gelegentlich vor, war aber kein grösseres Problem.

    Das ist eine Entwicklungs-/Testversion eines B&P-IQ-CardDrives aus den frühen 1990ern:



    Die Seriengeräte (die z.B. von der Telekom in grossem Umfang eingesetzt wurden) hatten die gleiche Platine, aber andere Führungschienen für die Karten, und ein Aluminiumgehäuse. Die CardDrives wurden an den Parallelport eines PCs angeschlossen (USB gab's noch lange nicht ;)). Diese CardDrives waren hauptsächlich zum Beschreiben und Auslesen der B&P-RAM-Programmkarten vorgesehen, man konnte damit aber auch alle anderen 45-Pin-Sharp-Organizer-Karten auslesen oder (sofern RAM-Bereiche vorhanden waren) beschreiben.

    @Akuji:

    Fast BasIQ scheint eine echte Karte zu sein.

    Ich bezweifle nicht, dass die Karte so existiert, wie sie auf dem Bild zu sehen ist. Ich bezweifle allerdings sehr, dass der Aufkleber irgendetwas mit dem Inhalt zu tun hat. Das dürfte eine von Tausenden von RAM-Programmkarten sein, die B&P produziert hat. Die m.E. wahrscheinlichste Erklärung ist, wie ich in meinem vorherigen Beitrag schon geschrieben hatte, dass der Aufkleber im Rahmen irgendwelcher Marketing-Planungen für ein nie realisiertes Produkt entstanden ist. ROM-Programmkarten für Organizer hat B&P sowieso nie produziert.


    Wurde zusätzlicher, grün gekennzeichneter Speicher auf RAM-Karten verwendet, um ein Programm für den Organizer zu speichern?

    Nein, die WQ-78X-Karten waren nur als Speicherkarten, nicht als Programmkarten vorgesehen. Der "128 KB"-Aufdruck mit grünem Hintergrund dürfte sich darauf beziehen, dass die Karte mit 128-KB-SRAM-Chips aufgebaut ist, die damals noch relativ neu waren. Bei den RAM-Programmkarten war der Speicher anders strukturiert, wie ich in meinem vorhergehenden Beitrag beschrieben hatte.


    Ich nehme an, dass nur spezielle IC-Kartenschreiber von B&P verwendet werden konnten, um Programme auf diese Karten zu schreiben?

    Man braucht ein geeignetes 45-Pin-CardDrive, um den Speicher der RAM-Programmkarten zu beschreiben und ggf. auszulesen. Es gab aber keinen Mechanismus, der irgendjemanden daran gehindert hätte, ein eigenes CardDrive für diesen Zweck zu entwickeln. Dafür genügt es im wesentlichen, die Pinbelegung des Connectors zu kennen, wie sie z.B. aus den Servicemanuals hervorgeht. Der Aufbau der B&P-45-Pin-CardDrives war, wie ich in meinem vorhergehenden Beitrag erwähnt hatte, ziemlich einfach.


    Zum allgemeinen Verständnis: Die B&P-RAM-Programmkarten wurden mit neutralen Schutzfolien auf den Vorder- und Rückseitenblechen produziert. Um daraus eine Karte für eine bestimmte Anwendung zu machen, wurden die Schutzfolien durch entsprechende Aufkleber ersetzt. Trotzdem kann man natürlich unabhängig vom Aufkleber jederzeit jedes beliebige Programm auf die Karte schreiben.

    @Akuji:


    Könnten Sie bitte mehr über die Entwicklungen für Sharp-Organisatoren erzählen? Ich bin besonders an B&P IC-Karten (RAM-Karten, FastBasIQ), IC-Kartenschreibern usw. interessiert.


    Zu den RAM-Speicherkarten gibt es nicht allzu viel zu sagen. Der 45-Pin-Connector für die Karten kann über 18 Adressleitungen und (aus historischen Gründen redundant) 4 CE-Leitungen 512 KB linear adressieren, die im CPU-Addressbereich 20000H..9FFFFH liegen. Die reinen Speicherkarten (sowohl die originalen als auch die von B&P) stellen einfach diesen linearen Speicher zur Verfügung. Deshalb gibt es solche Karten auch nur bis max. 512 KB.


    Die RAM-Programmkarten von B&P, die im professionellen Bereich eingesetzt wurden, nutzten zusätzlich die Bankumschaltungsleitungen des 45-Pin-Connectors. Es gibt drei Bankumschaltungsleitungen, die max. 8 Speicherbanken ermöglichen. Programmkarten müssen einen bestimmten Header im CPU-Addressbereich ab 40000H aufweisen. Deshalb muss eine Programmkarte mindestens diesen Bereich bereitstellen. Die 512-KB-RAM-Programmkarten von B&P hatten einen Programmspeicher von 40000H..7FFFFH (256 KB) und zwei Speicherbanken mit je 128 KB von 20000H..3FFFFH. Die 1-MB-Programmkarten von B&P hatten ebenfalls einen Programmspeicher von 40000H..7FFFFH (256 KB) und drei Speicherbanken mit je 256 KB von 80000H..BFFFFH. Die verfügbaren Leitungen würden theoretisch 3,25 MB für eine Karte erlauben, das war zu dieser Zeit jedoch aufgrund der Grösse der verfügbaren SRAMs mechanisch unmöglich. Soweit ich mich erinnern kann, war B&P weltweit der einzige Hersteller von 1-MB-RAM-Karten für Sharp Organizer. Der gebankte Speicher war nur für das Programm auf der Karte nutzbar, nicht für das Organizer-Betriebssystem.


    Zu den B&P-45-Pin-CardDrives gibt es eigentlich auch nicht viel zu sagen. Die waren ziemlich einfach aufgebaut, und übertrugen i.d.R. 128-KB-Blöcke entspechend der Grösse der Karte 1:1 von einer Datei auf die Karte oder umgekehrt.


    Das Bild der "Fast BasIQ"-Karte ist mir ein Rätsel. Ich kann mich an keine solche Karte erinnern, und ich habe auch in meinen Unterlagen und alten Prospekten nichts dazu gefunden. Die Bezeichnung "Fast BasIQ" ist typischer Martin-Becker-Style, das passt also schon, aber das ist eigentlich auch das einzige, das passt. Ich tendiere gegenwärtig zu der Annahme, dass es sich um ein Dummy-Foto eines geplanten, aber nicht realisierten Produkts handelt. Wie bei so ziemlich allen Unternehmen, die in grösserem Umfang eigene technische Entwicklung betreiben, gab es auch bei B&P immer wieder Projekte, die nie über die Planung hinausgelangten.


    Ich hatte zur Pocketcomputer-Zeit mal einen groben Entwurf für einen "Fastcode"-Basic-Interpreter erstellt, der erheblich schneller werden sollte als die Original-Interpreter. Das ist eines der Projekte, die nie weiterverfolgt wurden. Das war zwar vor der Organizer-Zeit, aber es wäre m.E. denkbar, dass die Bezeichnung der Karte darauf zurückgeht. Das ist aber reine Spekulation.


    Leider habe ich keinen Kontakt mit den anderen damals Beteiligten mehr, da ich vor über 10 Jahren aufgrund der gesundheitlichen Situation meines Vaters von Aachen wieder in meinen Heimatort gezogen bin, und kann deshalb nicht mal eben nachfragen. Die beiden Gründer haben sich vor einigen Jahren zur Ruhe gesetzt, und das Unternehmen geschlossen.


    @alexsf: Zu der "Fast BasIQ"-Karte kann ich leider nicht mehr sagen, als ich gerade erläutert habe.


    Oder die vorhandene IQ-770 Basic Karte nur regional angepasst?


    Alle Sharp-Organizer-ROM-Karten wurden, soweit mir bekannt ist, mit dem Sharp-eigenen C-Entwicklungssystem (zu dem ein koffergrosser, in Einzelfertigung hergestellter Hardware-Debugger gehörte, von dem es weltweit nur eine Handvoll gab) entwickelt. Dieses Entwicklungssystem hat B&P nie eingesetzt (und den Hardware-Debugger auch nie zur Verfügung gehabt), und deshalb mit Sicherheit keine Sharp-Karte irgendwie angepasst. Den Hardware-Debugger habe ich mal bei irgendeiner Veranstaltung gesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, dass irgendjemand in Deutschland eine Karte mit diesem System entwickelt hätte.


    ... nur auf IQ7000/IQ8000? oder nur auf den "RiesenOrganizern" IQ8900/IQ9000?


    Ich kann die Frage zumindest für das B&P-eigene Entwicklungssystem beantworten, das auf einer Pascal-basierten Sprache beruhte. Das war mit der IQ6XXX-/IQ7XXX-/IQ8XXX-/IQ9XXX-Reihe und dem PC-E500 einsetzbar. Den Emulator/Debugger habe ich auch noch für den Zaurus angepasst, den Rest des Entwicklungssystems (was aufgrund der deutlich weiterentwickelten CPU eine Menge Aufwand erfordert hätte) allerdings nicht. Zu dieser Zeit war bereits absehbar, dass sich die Ära der Organizer dem Ende zuneigt.


    Wird die damalige Hardware eigentlich immer noch in irgendeinem Nischenbereich verwendet?


    Mir ist kein konkreter Fall bekannt. Es gibt sicherlich noch eine Menge Einzelpersonen, die Geräte aus dieser Zeit einsetzen, aber im professionellen Umfeld wird man sie vermutlich kaum noch finden.

    Zu folgender Anfrage ...


    "Ich bin auf der Suche nach Kontakten von denen, die Anfang der 90er Jahre bei 'Becker & Partner Aachen' gearbeitet haben (vorzugsweise aus den Engineering & Management Bereichen). Ich möchte ihnen ein paar Fragen zu den Produkten des Unternehmens stellen, um mich bei meiner Recherche zu unterstützen."


    ... bin ich vermutlich ein geeigneter Ansprechpartner. Ich war während der Pocketcomputer- und Organizer-Zeit Entwicklungsleiter bei B&P, und habe einen grossen Teil der damaligen Produkte des Unternehmens entwickelt, von einem Videointerface für die SHARP PC12XX/13XX/14XX-Serie Ende der 1980er (von dem leider nicht allzu viele produziert wurden, weil der eingebaute Videoprozessor vom Markt genommen wurde), über das TransDrive-Interface bis hin zu einem hochkomplexen Softwareentwicklungssystem (einschliesslich Emulator) für die Organizer-Modelle, das in grossem Umfang im professionellen Bereich (u.a. Telekommunikation und Versicherungen) eingesetzt wurde.