Nylonbänder für Selectric II

  • Farbbänder für Selectric II-Maschinen haben die "Gruppe 140C". Gibt's an jeder Ecke, als single- oder Multistrike Carbon (Die sind auch aus Nylon oder Mylar, aber Carbonbänder). Aus einem Multistrike-Band (das sind die mit der blauen Spule) holst du annähernd soviel raus wie aus einem vergleichbaren Textilband.


    Textilfarbbänder hat es m.W. dafür - zumindestens in Deutschland - nie gegeben - Das war auch bei den Vorgängern immer nur eine Riesensauerei.


    Tobias

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    • Offizieller Beitrag

    Gibt's an jeder Ecke, als single- oder Multistrike Carbon

    Kannst Du mir das bitte erklären?

    Ich dachte bisher immer, Multistrike Bänder sind aus mit Tinte getränktem Textil, single Strike Bänder hingegen eine Kunststoffolie mit einer Farbauflage, die lokal durch einen Anschlag komplett aufs Papier übertragen wird. Wie können denn letztere "Multistrike-Bänder" sein?

  • Es gibt Karbonbänder, die für jeden Anschlag das Band um ein Buchstabenquadrat weitertransportieren. Dabei kann man die Schichtdicke des Karbons auf der Folie so definiert dünn machen, daß ein Korrekturband die Farbe wieder komplett und rückstandsfrei vom Papier abheben kann. Der Nachteil ist, daß man auf dem Farbband lesen kann, was geschrieben ist und wegen der 100%igen Korrekturfähigkeit die damit geschriebenen Dokumente nicht als dokumentenecht gegolten haben (außerdem holt man nicht besonders viele Zaichen aus einem Band raus. - Dafür ist die Schriftqualität besser) Das sind die Bänder mit gelbem oder orange Spulenkern.


    Multistrike-Karbonbänder (oder "Multikarbon) - die mit dem blauen Spulenkern - haben eine wesentlich dickere Farbschicht. Deswegen müssen sie das Band mit jedem Buchstaben nur um einen Bruchteil eines Buchstabenquadrats weitertransportieren und bringen in einem solchen Quadrat mehrere (6-20, je nach Band) Anschläge unter. (Vergleichbar mit Kohlepapier: Das kann man ja auch mehrfach benutzen). Die dort verwendete Farbe bekommt man allerdings mit Korrekturband nicht wieder abgehoben - Deswegen gibt es auch Korrekturband mit blauen Kernen, das durch Abdecken (wie Tipp-Ex) mit weißer Farbe korrigiert. Die mit dem blauen Spulenkern halten also wesentlich länger, produzieren dokumentenechtes Schriftgut mit aber nicht ganz so gutem Schriftbild. Beide Karbonband-Arten sind aber "aus", wenn das Band einmal durch ist. Nur dauert das bei den blauen wesentlich länger.


    Ich hab' noch mal in meine Unterlagen geschaut: Nylon (Gewebe-) -Band (also das, was man gemeinhin als "Farbband" bei einer Schreibmaschine meint) gab es in Deutschland für die Selectric II nie. Nur sehr früh für USA produzierte Maschinen waren überhaupt dafür eingerichtet. Als die Multistrike-Karbinbänder aufkamen und preislich (Preis/Seite) mit den Gewebebändern konkurrieren konnten, hat IBM die Unterstützung für Gewebeband weggelassen.


    Kleine Anekdote am Rande: Robotron in der DDR hatte kein Material um solche Multistrike-Karbonbänder für ihre Schreibmaschinen zu produzieren. Um trotzdem "sowas zu haben", haben sie kurzerhand die Textilfarbbänder in "Multistrike" umbenannt. Möglicherweise kommt daher die Begriffsverwirrung.

    • Offizieller Beitrag

    die Begriffsverwirrung.

    Tofro, herzlichen Dank für die Erläuterung!!


    Was ist denn mit den Bändern aus dem zitierten Ebay Link? In der Beschreibung steht "dokumentenecht" und "poly" - sie haben aber einen orangenen Spulenkern?


    Es gibt auch welche mit lila Spulenkern https://www.ebay.de/itm/4-Stuc…775d3c:g:R6QAAOSwT6pV6Bm6

  • Achso: Diese Farbkodierung

    • gelb für rückstandsfrei korrigierbar. nicht dokumentenecht
    • orange für "ziemlich gut korrigierbar" - Die "Brot-und-Butter-Bänder". Galt als dokumentenecht.
    • blau für "Multistrike"
    • Lila für "besonders" - Z.B. Bänder, die in Farbe schreiben
    • Grau für getränkte Textilfarbbänder

    kommt übrigens von den Farbbandherstellern (die den Farbcode von IBM übernommen haben), und ist nicht spezifisch für IBM-Maschinen, gilt also generell für alle Kugelkopf- und Typenradschreibmaschinen, die damals so verkauft wurden. Gäbe es Textilbänder für die Selectric II, häten sie einen grauen Spulenkern.

    2 Mal editiert, zuletzt von tofro ()

  • Was ist denn mit den Bändern aus dem zitierten Ebay Link? In der Beschreibung steht "dokumentenecht" und "poly" - sie haben aber einen orangenen Spulenkern?


    Es gibt auch welche mit lila Spulenkern https://www.ebay.de/itm/4-Stuc…775d3c:g:R6QAAOSwT6pV6Bm6

    Lila heißt "Achtung!" für die Sekretärin. Das sind immer irgendwie besondere Bänder, die aus deinem Link schreiben in rot.


    Die orangenen waren die "Brot- und Butter-Bänder" - nicht besonders sauber korrigierbar (also nicht so wie die gelben), aber billig.

    Ich habe den Post oben ergänzt.


    Man muß bedenken, die Sekretärin damals hat ja nicht nur alle halbe Jahre das Band gewechselt, sondern manche bei jedem neuen Brief: "gelb" für die externe Kommunikation, die besonders schön werden mußte, "orange" als goto-Band für alles andere, "blau", wenn's egal war wie's aussieht, aber das Band lang halten sollte und die Lila Bänder sollten in der Schublade so auffallen, dass man sie nicht aus Versehen nehmen konnte.


    Irgendwann in den 80ern waren die Bänder dann solche Massenware, daß jeder nur noch die gelben genommen hat...