Bericht zur Reparatur eines C1-94 Oszilloskops

  • Im Lager meines Onkels stand seit einiger Zeit ein kleines Scope herum, das er aus dem Nachlass eines Freundes hatte. Das kleine Scope sah sehr vernachlässigt und verdreckt aus, ganz so als ob es sein Dasein nur ungeliebt an einem eher rauhen Ort (Keller oder Garage) gefristet hätte. Und da ich mal wieder etwas zum kontemplativen Basteln suchte, nahm ich es kurzerhand in meine Obhut.

    Nachdem ich die Schaltungsunterlagen heruntergeladen hatte und dann auch noch den Bericht von "Volkers Elektronik-Bastelseite" ( https://elektronikbasteln.pl7.…ischen-oszilloskops-c1-94 ) fand, habe ich mich nach einer äußeren Grundreinigung direkt an die innere Inspektion der Gerätes gemacht. Offensichtlich gabe es an dem Gerät schon mal Reparaturversuche, denn alle russischen Kleintransistoren waren bereits gegen BC5.. BC3.. -Equivalente ausgetauscht. Beim diesem zurückliegenden Austausch wurden dann aber wohl auch noch einige Lötaugen beschädigt, welche bereits mit Draht behoben waren.

    Ob des ungepflegten Zustands des Scopes, ging ich erstmal davon aus, dass die in der Vergangenheit bereits erfolgten Reparaturversuche augenscheinlich nicht erfolgrteich waren - warum sonst lässt man ein solches Messgerät dann so verdrecken. Nachdem ich kurzerhand einige Nichicon Low ESR Elkos / 105°C mit je 1uf/100V und 22uf/100V bestellt habe, konnte ich nach deren Eintreffen mit dem Austausch der verdächtigen Elkos beginnen. Elkos mit 100uf/50V in gleicher Güte hat ich noch reichlich an Lager.

    !!! Bitte beachten: Die Röhre kann noch eine gefährliche Restspannung von bis zu ca. 2KV haben, wenn das Gerät zeitnah (bis zu 2 Tage vorher) eingeschaltet war - in diesem Fall die Spannung am besten mit einem Hochspannungstastkopf (mit mehreren 100 MOhm) prüfen und gegen Erde entladen. Wer hier nicht wirklich weiß, was er tut - sollte besser seine Finger davon lassen !!!

    Im Gegensatz zur Beschreibung im Bericht auf o.g. Seite konnte ich die Röhre demontieren ohne irgendetwas am Gerätechassis zu lösen. Hierzu habe ich einfach alle Schrauben am Haltering der Röhre entfernt und den Haltering auf der Röhre etwas nach vorne verschoben. Nun konnte ich nach Abziehen des Röhrensockels die Röhre vorsichtig etwas nach hinten schieben und seitlich vorne ausschwenken.

    Vor Abnahme des Sockels und Entfernung des Halterings die richtige Position mit einem Edding oder ähnl. auf Sockel/Röhre und auf Röhre/Haltering markieren. Nach dem Entfernen der Röhre können alle radialen Elkos auf der Hautpplatine ohne Probleme ersetzt werden. Insgesamt habe ich 11 Elkos ersetzt: 4x 22uf/100V 3 x 1uf/100V und 4 x 100uf/50V (2 hiervon auf der ausklappbaren Vertikalverstärkerplatine).

    Nach dem Rückbau der Röhre und erneuter Sichtprüfung konnte ich einen ersten Test wagen. Die Abdeckung der H/V Ablenkung und die Abdeckung des Hochspannungs-Teils der Hauptplatine sollte vor dem ersten Test aber definitiv montiert werden.

    Noch eine kurze Kontrolle - und los gehts ....

    ... nach einigen Sekunden war der Strahl sichtbar und konnte auch gut fokussiert werden. Die Spannungen für die +/-12V Spannungsversorgung waren bis auf wenige Millivolt korrekt und mussten deshalb auch nicht nachgeregelt werden. Nach einigen Minuten Einlaufzeit habe ich dann die Spannschraube der Röhre soweit gelöst, dass ich eine geringe Abweichung in der Horizontalität des Strahlverlaufes durch Drehung der Röhre leicht korrigieren konnte, Dannach Spannschraube wieder moderat anziehen.

    Der Abgleich der Zeitbasis und der Vertikalverstärung erfolgte danach mit montierter Abdeckung, da sich in dieser bereits Löcher zum Abgleich befinden. Leider fluchten die Löcher bei mir nicht wirklich auf die Achsen - vorher also erstmal mit einer Taschenlampe sondieren, damit man weiß mit welchem Winkel man den Schraubendreher einführen sollte.

    Das Oszi konnte nun an meinem Meßplatz abgeglichen werden. Die Vertikalverstärkung musste nur leicht nachjustiert werden. Die Zeitkorrektur etwas mehr.

    Die Triggerung und die Darstellung funktionieren ohne Probleme. Nach dem Umschalten der Vertikalverstärkung muss jedoch die vertikale Nulllage jeweils nachgeregelt werden - ich gehe zum jetzigen Zeitpunkt einfach mal davon aus, dass das bei diesem recht einfachen Oszi so sein muss. *** Nachtrag, diese Annahme war falsch, denn dies kann über den Balance-Regler auf der Vertikalverstärkerplatine kompensiert werden ***

    Nach der 1/5-Regel sollte dieses 10Mhz Scope ein 2Mhz Rechtecksignal noch korrekt darstellen - was es in der in der Praxis auch tut.

    Resümee: Mit der recht einfachen Reparatur und der Performance dieses kleinen Scopes bin ich sehr zufrieden. Gerade die handliche Größe dieses analogen Winzlings ist ein echtes Highlight. Es hat nun seinen Platz in meiner Retro-Ecke und wird mir mit Sicherheit auch bei der Fehlersuche an manch altem 8-bit Rechner eine gute Hilfe sein. Nicht das ich nicht schon ein hervorragendes Scope hätte - aber kein so kleines :)

    Ersatzteilkosten ca.: 10 EUR

    P.S.: Die Beschädigung einiger Lötaugen beim Austausch der Kleintransistoren durch einen Vorbesitzer, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass in diesem Gerät viele Bauteilverdrahtungen vor dem Verlöten rechtwinklig auf die Leiterplatte/Leiterbahn verbogen und verlötet wurden. Offensichtlich hat ein Vorbesitzer damals versucht die Transistoren einfach auszulöten, jedoch ohne die Bedrahtung vorher mit Hilfe des Lötkolbens + eines kleinen Schraubendrehers auch erstmal aufzurichten. Mit der richtigen Arbeitsweise hat der Austausch der Elkos bei mir ohne jegliche Probleme funktioniert.



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  • Ich kenne dein Oszi nicht, aber:

    Die Veränderung der Vertikallage nach Bereichsumschaltung wird üblicherweise mit einem „Balance“-Regler im jew. Y-Vorverstärker minimiert. Da das öfter mal notwendig ist, ist dieses Trimmpoti meist gut zugänglich. Es liegt räumlich in der Nähe des Y-Verstärkerabgleich-Potis


    Gruß

    Roland

  • Ich kenne dein Oszi nicht, aber:

    Die Veränderung der Vertikallage nach Bereichsumschaltung wird üblicherweise mit einem „Balance“-Regler im jew. Y-Vorverstärker minimiert. Da das öfter mal notwendig ist, ist dieses Trimmpoti meist gut zugänglich. Es liegt räumlich in der Nähe des Y-Verstärkerabgleich-Potis


    Gruß

    Roland

    Ja,Danke! Du hast natürlich vollkommen recht.

    Ich habe meinen Bericht auch schon angepasst und die Bereichsumschaltung des Scopes über die Einstellung am Balance Regler eingestellt.
    Die richtige Balance-Einstellung an dem kleinen Scope zu finden ist jedoch etwas tricky. Meist zu zu viel oder zu wenig - denn die Einstellung über dieses Poti ist leider ungenau (zu große Veränderung pro WinkelGrad). Nach etwas probieren, habe ich dann aber doch eine recht genaue Einstellung gefunden.

    Gruß
    Thomas