Hallo,
kurzes (hust, doch etwas länger geworden ) Update:
Die Sache mit Helligkeit/Kontrast habe ich ausprobiert: Auf der Tastatur sind nur Symbole für Lautstärke und Helligkeit vorhanden; damit regele ich aktuell die Cursorhelligkeit
Für den Kontrast (Unterschied Hell/Halbhell) gibt's wohl den Drehregler. Also die einfache Lösung war's nicht.
Beim Reset mit warmer Bildröhre wird einmal kurzfristig der gesamte Bildschirm hell - theoretisch kann er das also noch...
Der böse Verdacht, dass wesentlichte Teile der Bilderzeugung in einem der beiden geheimnisvollen Fujitsu-ICs passiert, scheint sich zu bestätigen: Das Pixeltaktsignal (Pin 21 des 6845) kommt direkt aus diesem Chip, und das Cursor-Signal (Pin 19) verschwindet offenbar auch schnurstracks dorthin. Ich fürchte, das wird eine Sackgasse.
Der Scan von der Löstseite ist auch erstaunlich schlecht geworden - da das Board größer ist als meine Scannerflache liegt es auf der Umrandung auf und damit dort ein paar Millimeter höher - ausreichend, dass die eng aneinander liegenden Leiterbahnen auf dem Bild völlig ineinander verlaufen. Ich hänge es mal an, aber helfen wird es wohl wenig. Evtl. kann ich auch die andere Seite mal scharf abbilden und dann die beiden Hälften zusammenbauen ... Wird aber eh kein Spaß werden, so wie das dort aussieht.
Ich schätze, als nächstes werde ich versuchen, mich von "hinten" aus vorzuarbeiten, d.h. vom fertigen Videosignal. Leider wird das auf der (relativ kleinen) Backplane abgegriffen, und um da vernünftig arbeiten zu können, muss ich die Kiste schon ziemlich gründlich zerlegen.
Ansonsten habe ich mir noch etwas die Technik des Victor 9000 durchgelesen, um einige der Fragen hier evtl. in den Griff zu bekommen.
Der Bildschirmspeicher ist 4K groß und enthält 80*25 = 2000 Worte(!), die den einzelnen Bildschirmstellen im Textmodus entsprechen. Diese 16 Bit pro "Zeichen" teilen sich auf in einen 11-bit Zeiger auf den Zeichensatz (womit max. 2048 verschiedene Zeichen dargestellt werden können) plus 5 Bit für diverse Attribute (unterstrichen, halbhell, invers, unsichtbar - eins ist ungenutzt)
Diese Zeiger zeigen in den unteren Bereich des normalen RAM, wo der aktuelle Zeichensatz abgelegt wird - je nach Zeichensatz zwischen 128 und 2048 verschiedene Zeichen. Jedes Zeichen wird aus eine 10x16 Matrix gebildet; zum Speichern werden aber 16 Worte verwendet. Von jedem Wort werden 10 Bits zur Darstellung der Rasterzeile genutzt, ein Bit hat noch einmal eine Attributbedeutung (etwas unkar, warum es das einerseits an zwei Stellen und dann hier auch noch separat für jede Rasterzeile gibt). Macht bei 32 Byte pro Zeichen mindestens 4K Zeichengenerator bei dem kleinstmöglichen Zeichensatz von 128 Zeichen bis zu theoretisch 64K bei der vollen Ausnutzung (das Handbuch schreibt 4K bis 40K).
(Im Hires-Modus werden im Bildschirmspeicher 2000 komplett verschiedene "Zeichen" abgelegt, jedes dieser "Zeichen" verweist auf einen eigenen 16x16 Bit großen Bereich im Hauptspeicher, der dann die hochauflösende Grafik enthält - nur so nebenbei...)
Die Schieberegister müssen also (je nach Modus) 10 bis 16 Bit breite Worte serialisieren - sowas gibt es auf den beiden Platinen definitiv nicht.
Das sind jetzt alles Informationen zum Victor 9000 - vieles davon passt aber ganz gut zu dem Bild, das wir inzwischen von der Vicki haben. Die beiden SRAMs halte ich demnach (auch wenn es reizvoll ist, die als Ersatz für ein Zeichensatz-ROM anzusehen) doch für den Bildschirmspeicher.
Ob und wieweit mir das bei der Analyse hilft, wird sich zeigen. Diese Fujitsu-Käfer machen das Leben schon ziemlich schwer ...
Ach ja, der Vollständigkeit halber: Die beiden Platinenanschlüsse links oben führen nirgendwo hin und hängen im Rechner einfach in der Luft. Debugging, Produktions-Abschlusskontrolle, ???
Und meine Irritationen bzgl. der EPROM-Inhalte rührt von meiner mangelnden Erfahrung mit dem 8086 her: Der springt (wie ich mittlerweile weiß) beim Reset an die Adresse 0xFFFF0 - wenn man davon ausgeht, dass die EPROMs am oberen Ende des Speicherbereichs angesiedelt sind, steht dort direkt ein Sprungbefehl (falls ich nicht irre):
EA 00 00 D0 FF - Sprung nach FFD00
An dieser Stelle fängt gerade ein neuer Codeblock an (erkennbar daran, dass sich davor ein größerer ungenutzter, d.h mit 0x00 gefüllter Bereich des EPROMs befindet); dieser Code scheint auch auf den ersten Blick was Sinnvolles zu machen.
Leider fehlt mir sowohl Werkzeug als auch Erfahrung mit dem i8086, um der Boot-Sequenz weitere Geheimnisse zu entlocken.
Soviel zum Stand der Dinge. Wenig erfreulich, und frustrierend, da die Kiste gut aussieht, ein superscharfes Bild hat (beim Booten wird wohl ein Logo angezeigt - das resultiert bei mir in einem hellen Rechteck mitten auf dem Schirm) und sonst alles macht, was man von ihm verlangt - man sieht nur nichts ...
Da fällt mir ein - wir haben doch früher gerne mal die Konsole auf die serielle Schnittstelle umgeleitet!? Frage an die DOS-Experten: Wie ging das noch - irgendwas mit dem mode-Befehl? Und Frage an die Sirius-Fraktion: Gibt's den Befehl auch im MS-DOS 2.1 des Sirius?
Dann könnte ich die Kiste vielleicht mal über die serielle Schnittstelle betreiben. Ich würde zu gerne noch mal den Laufwerken beim Formatieren zuhören - die Sirius-Kenner wissen, was ich meine
Gruß
Georg