VT100 mit Keyboard-Problemen

Hallo,

ich hatte gestern Abend mal etwas Zeit und habe mein malades VT100 auf die Werkbank gelegt. Das Problem ist: Nach längerer Lagerung im Keller beschwert sich das VT100 mit einer blinkenden "4" über die Tastatur (Keyboard fehler), auf der Tastatur selber ist bei den LEDs eher so Kirmes angesagt. Ich habe alles mal rausgenommen, Kontakte gereinigt etc, das hat leider gar keinen Erfolg gezeigt.

Ich habe vor längerer Zeit mal (erfolglos) versucht die Keyboard-Ansteuerung des VT100 zu verstehen... Hier jagt man ja eine bidirektionale serielle Verbindung zusammen mit der Stromversorgung über ein dreiadriges Kabel, das aussieht wie ein Kopfhörerkabel. Ich glaube ich sollte erstmal isolieren, wo das Problem liegt: Auf der Terminal- oder der Keyboardseite.

Hat hier jemand vielleicht eine funktionierende VT100-Tastatur, die er/sie mir mal leihen könnte?

Ich habe mal ein Video angehängt, das das Verhalten zeigt. Die "Keyboard locked" LED scheint zu flackern, nachdem vorher schon irgendeine Kommunikation bzw. Startsequenz abläuft.

IMG_7381.MOV.zip

Beim Reinigen fiel mir auf dass bei einer Taste der weisse, viereckige Tastenkelch gerissen ist und die Taste deswegen manchmal klemmt, bei einer Cursortaste sind die Kontaktfedern verbogen und teilweise abgebrochen. Aber darum kümmere ich mich wenn das Problem behoben ist ;D

Beim weiteren Herumprobieren fing jetzt der kleine Lautsprecher in der Tastatur an zu fiepen und zu knistern. Ich glaube es liegt definitiv in der Tastatur.

Der 7805 auf der Keyboard-Platine bekommt 12V und macht daraus brav seine 5 Volt. Ich habe jetzt mal die drei Eingangsleitungen angesehen, das "in" sieht leider eher dreiecksmässig als rechteckig aus. Ich mache die Tage mal einen Screenshot.

Falls irgendetwas die Signale derart verbiegt bin ich immer noch ratlos, wo das passiert. Ich bin erst im Juni wieder in Berlin, würdest du den Postweg in Erwägung ziehen?

Hallo,

okay, letztes Wochenende habe ich mir das ganze nochmal angesehen:

- Das, was am UART (serial out) im Terminal an das Keyboard geschickt wird, kommt auch genauso am UART des Keyboards (serial in) an.

- Drückt man eine Taste, wird weder das "Key Down L" Signal erzeugt, noch tut sich *irgendwas* an den Transmit-Bits des UARTs. Ich habe also einerseits die Multiplexer an den Tasten direkt in Verdacht, oder aber es wird kein gescheiter Clock aus dem Datenstrom vom Terminal zur Tastatur erzeugt und deswegen "klemmt" das ganze auslesen der Tastatur. Ich bin kurz davor alle ICs, die damit zusammenhängen, mal auszutauschen.

Kann man das VT100 eigentlich auch ohne Tastatur betreiben? Ich weiss zwar gerade überhaupt nicht auf welche Baudrate/parity/start/stopbit konfig das teil eingestellt ist, aber wenn das generell ginge könnte ich erstmal überprüfen ob der Rest funktioniert.

Ich probiere es morgen einfach mal aus.

D.h. du hast auch keine funktionierende Tastatur?

Kann ich an dieser Stelle übrigens mal meine Begeisterung für eine umfassende Produktdokumentation kundtun? Das "Technical Manual" für das VT100 ist 454(!) Seiten lang und erklärt wirklich in größter Tiefe wie das Gerät funktioniert. Zusammen mit 64(!) Seiten Schaltplänen und Platinenlayouts ist das schon enorm hilfreich. Ich lerne momentan sehr viel

DEC war eine ziemlich coole Firma.

Ah, sorry Ich hoffe mal nicht dass es der UART der Tastatur ist. Ich schaue mal morgen nochmal in den Schaltplan, wegen dem Timer.

Im Moment sehe ich da nur zwei 8-Beiner: Den Komparator (LM393) und ein Treiber-IC für den Lautsprecher (75451). Der Komparator isoliert einerseits die Daten aus dem bidirektionalen Datenstrom über die dreiadrige Leitung und(!) generiert den Clock für det janze.

Den LM393 hatte ich sogar noch in meinem Lager. Ein Austausch brachte eine Veränderung, jedoch nicht die gewünschte: Immer noch "4", die Leds flackern jetzt ein bisschen mehr rum und es kommt nicht zu einem Stillstand. Also ich glaube ich bin da etwas auf der Spur... Da sind ja auch ein paar Kondensatoren, vielleicht haben die keine Lust mehr.

Für die, die es interessiert

Okay, nach einigem hin- und hertauschen von Komponenten im Interfaceteil der Tastatur bin ich so schlau wie vorher. Die vermeintliche Änderung war nur reiner Zufall. LM393 getauscht, Kondensatoren nachgemessen und einige getauscht, keine Änderung. Also:

- Serial Out am Terminal UART ist gleich dem Serial In am UART der Tastatur. Also ist an der Signalstrecke nichts falsch(?).

- Der UART in der Tastatur scheint irgendwas zu empfangen und schiebt das auf seine Receive-Leitungen raus. Nur leider ist das zufälliger Schrott und nichts davon triggert die Tastaturabfrage, die beim LK07 überraschend komplex ist. Die LEDs an den Ports, die normalerweise für OnLine/Local, Keyboard Locked oder L1-L4 gedacht sind, flackern lustig zufällig herum. Ein Clock scheint also auch generiert zu werden, das entsprechende Stausbit, das die Tastaturabfrage auslöst wird aber nicht gesetzt.

Also gibt es zwei Möglichkeiten:

- Das Terminal schickt Mist zur Tastatur. Das ist aber m.E. unwahrscheinlich, da es sonst scheinbar funktioniert, man sieht beim neustart ein "WAIT", Löschen des Bildschirm-RAMs und dann die Fehlermeldung "4".

- Der UART in der Tastatur ist defekt. Das Teil gibts für knapp €13 bei ebay.

Letzteres scheint mir momentan am wahrscheinlichsten. Ich glaube ich tausche den mal.

Endlich hatte ich mal wieder Zeit und einen neuen UART. Das Ergebnis: Erfolg! Die Welt hat wieder ein funktionierendes VT100 mehr

Tatsächlich war der UART die Ursache, da kamen wohl einfach random Bitmuster auf den Receiveleitungen heraus. Ich konnte zum Glück einen passenden UART (Baujahr 1979 :D) für relativ wenig Geld (€13) auf ebay erstehen. Also wurde der alte ausgelötet, neuer (natürlich mit Sockel) eingelötet, eingeschaltet: Piep!

Ich hoffe das funktioniert (Achtung 150MB animated GIF, in der Originalversion aufrufen zum anschauen)

Und da ist es, in all seiner leicht angegilbten Pracht:

Danke an gnupublic für die Mithilfe