Auch früher hatte ich das schon, aber seit ich klassische PCs meines Lieblingsitalieners bekomme und in meine Sammlung aufnehme, finde ich immer wieder mal ganz besondere Konstrukte bei den Startdateien für MS-DOS, natürlich hauptsächlich in der Autoexec.bat. Hier so eine Stielblüte.
Hab mich immer gefragt, wie man drauf kommt, das so zu machen, ich vermute mal, wie hier, um den Kunden zu verwirren, damit er da nicht durchsteigt und es so belässt, wie es ist. In dem Fall war es die 20 MB MFM Festplatte aus der Olivetti ETV 260 aus Linz, die ich in die bessere Maschine aus Dillenburg herübergepflanzt habe...
config.sys
Files=30
Buffers=20,3
Break=ON
stacks=8,512
Country=049,,\Dos\System\Country.Sys
Shell=\Dos\Command.Com /E:512 /P
Device=\Dos\System\Ansi.Sys
device=printdd.sys /g
device=modedd.sys
Das ist soweit Ok, anhand der Vorkonfiguration der ersten 6 Zeilen sieht man, da hat sich jemand was dabei gedacht, auch wenn es bei den letzten 4 Zeilen eleganter wäre, da noch ein "c:" davor zu packen, kostet nix extra. Am Ende die beiden device-Einträge werden euch unbekannt vorkommen, das ist der ETV 260 Typenraddrucker- und Tastaturbelegungs-Treiber, das wurde so korrekterweise von den Original-Disketten der ETV 260 übernommen. Man könnte die Dateien aber eleganter auch noch in ein Unterverzeichnis verschieben, nahelienderweise nach Dos\System\.
Dann wirds aber konfus...
autoexec.bat
echo off
@rem -----------------------------------------------------------------
@rem minimum setting to be done in autoexec
@Set ComSpec=\Dos\Command.Com
@rem \dos\Keyb Gr,,\Dos\System\Keyboard.Sys
@ \sws\vtdrv
@call \s\b\set_path
@rem - FastOpen %fastdrive%
@rem
@rem -----------------------------------------------------------------
@rem basic activities at boot
@ dosedit
@rem -----------------------------------------------------------------
@rem user settings
@call user_init
@cd texte
@cls
@type c:\s\b\text.txt
@rem
@rem
@rem
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Als erstes fallen schonmal die vielen Klammeraffen auf, die nach "echo off" keinen Sinn ergeben, denn der Befehl bewirkt das selbe, wie die zeilenweise eingefügten "@". Eleganter: vor "echo off" ein @ und alle anderen @ weg. Das mit dem Fastopen kann ich nicht einordnen, ein entsprechendes Tool fand ich nicht auf der Platte und auch die Variable dafür wird nirgends gesetzt. Warum da ein "dosedit" gestartet wird, muss ich noch untersuchen, ein Editor öffnet sich jedenfalls nicht, wenn das System startet.
Das "\sws\vtdrv" hat er wieder aus der originalen Startdiskette der ETV 260 übernommen, eine weitere Datei, welche für den Druckerbetrieb notwendig ist. Beim keybgr hat er festgestellt, dass dann die unter der Textverarbeitung Olitext-SWS gewohnte (deutsche) Tastaturbelegung insbesondere bei den F-Tasten und den Sonderzeichen des Typenrads wieder flöten geht, die wird schon in der config.sys gesetzt, aber wer weiß, mal drin gelassen. Dann kommt zur Kundenverwirrung der Aufruf von \s\b\set_path ...
Ja, kann man so machen... Aber warum? Was ist, wenn man eine Diskette in Laufwerk a: hat und an der Eingabeaufforderung "a:" eingegeben hat...? Dann funktioniert garnix mehr... In \s\b liegen diverse Batches, welche u.al kirschbaumlink seriell starten, in \s\n liegen die Norton-Utilities und in \s\a ein Archivierungstool Namens Fastback - inklusive Sicherungsdateien, für das in \s\b einige Batchdateien zur Steuerung liegen.
user_init.bat (in /s/b)
Hauptsache, keiner versteht noch, wie es funktioniert!
c:\s\b\text.txt
TEXTVERARBEITUNG
================
Das Textprogramm bitte mit der Buchstabenfolge
word
und der ENTER Taste starten!
Jupp... Das originale Olivetti-Textverarbeitungs-Programm c:\sws\sws.exe hat keinen Pfad in der Variable %path%, aber nach Sichtung der dort gespeicherten Dokumente im SWS-Verzeichnis sehe ich, das das neben Word5 auch noch benutzt wurde, insbesondere die Formularsteuerung und die Serienbrief-Funktion, beides Sachen, die Word5 nicht kann. In beiden Programmverzeichnissen liegen Dokumente einer Kanzlei bis etwa 1999. Entweder wurde SWS dann von der Sekretärin mühsam von Hand vom DOS-Prompt gestartet, oder sie hat das über den Norton-Commander gestartet, das kann ich so nicht nachvollziehen.
In Word 5 wurde übrigens ordentlich "geplenkt", jede Textzeile mit Return abgeschlossen, also kein automatischer Zeilenumbruch, zweizeiliger Abstand mittels doppeltem Return statt entsprechende Formatvorlagen zu benutzen, usw. Ob da eine Kanzlei ein Word 5 ohne Handbuch und ohne Ahnung benutzt hat? Das SWS Textprogramm dagegen wurde sehr kompetent benutzt, hab vorher noch keine ETV gesehen, auf der so viele "Formularprogramme" und Serienbriefbausteine, Adresslisten usw. zu finden waren.