Ich habe neulich zwei Commodore 286er PCs zum "Flohmarktpreis" erstanden. Eigentlich handelt es sich um PC 40-III, aber in "Schulausführung" als AC-B1/A bezeichnet. Sowas gab es auch in meiner Schule (allerdings erst nach meinem Informatik-Unterricht, der noch auf CBM 720 und Bull Micral 30 durchgeführt wurde).
Leider waren die Rechner nicht in meiner Nachbarschaft und der Versand hat ihnen nicht gut getan. Der Verkäufer hatte die Rechner lediglich in 3 Lagen Luftpolsterfolie verpackt und zusammen in einen Karton gesteckt. Das Transportunternehmen hat dann wie üblich ein paar Wurf- und Falltests gemacht. Jedenfalls kamen die Rechner mit komplett verbeultem Gehäuse, verzogenen Laufwerksgehäusen und abgefallenen Laufwerksblenden an. Bei einem der beiden Geräte war sogar der Gehäuseboden eingedrückt, offenbar ist er da mittig auf eine Kante gefallen. Nach Demontage der Innereien konnte ich die Blechteile wieder in ihre ursprüngliche Form bringen und auch die Laufwerksblenden wieder anbringen. Zudem war natürlich dann gleich eine Reinigung zur Entfernung von 30 Jahren Schulstaub angesagt. Leider fehlte das Typenschild bei einem Rechner komplett, beim anderen war es stark beschädigt und nach der Reinigung nicht mehr brauchbar. Also musste ich neue Schilder basteln und anbringen.
Zum Glück waren an den Mainboards, Netzteilen und Laufwerken keine Schäden erkennbar. Also habe ich die Rechner eingeschaltet und tatsächlich kam bei beiden Geräten ein Startbildschirm. Allerdings war natürlich die Dallas-Batterie leer und das CMOS somit von Amnesie betroffen, d.h. BIOS Einstellungen konnten nicht gespeichert werden. Somit erkannten die Rechner auch keine Laufwerke und konnten nicht booten. Unangenehmer Weise hat Commodore die Dallas-Chips eingelötet. Da ich ohnehin keinen passenden Ersatz daheim hatte, habe ich die "Faulpelz Reparatur" angewandt und die vorhandenen Chips einfach mit externen Batterien versehen. So konnte ich tatsächlich die Systeme konfigurieren und von Floppy starten. Leider wollten die 20 MB Festplatten nicht kooperieren. Die Platte eines Rechners war komplett hinüber, beim anderen Rechner ist sie zumindest angelaufen und hat das Inhaltsverzeichnis angezeigt. Jegliche Zugriffe führten aber zu Lesefehlern.
In meinem Fundus hatte ich aber keine funktionierenden "kleinen IDE Platten" mehr, mit CF-IDE kommt das Commodore BIOS irgendwie auch nicht klar. Nach längeren Experimenten ist es mir dann gelungen, eine 3 GB Festplatte per Ontrack Diskmanager (bzw. dessen Treiber im MBR) in einem Rechner erfolgreich zum Booten zu bewegen. 3 GB in einem 6/8/12 MHz 80286er ist schon ziemlich abgefahren
Im zweiten Rechner konnte ich dann die originale Platte ebenfalls per Ontrack Diskmanager neu formatieren und (mit einigen fehlerhaften Sektoren) wieder als Bootplatte einrichten. Interessanter Weise konnte DOS FDISK & DOS FORMAT die Platte nicht neu einrichten, es gab immer irgendwelche Fehler.
Die letzte Baustelle war dann die Laufwerks-LED. Commodore hat diese im Gehäuse verbaut und direkt am Mainboard angeschlossen. Aus irgendeinem Grund blieb sie aber bei beiden Rechnern dunkel (die LED selbst war aber ok). Nach kurzer Recherche konnte ich aber herausfinden, dass PIN 39 am IDE Kabel den Aktivitätsstatus zeigt (d.h. der Pin geht bei Laufwerkszugriff auf GND und man kann eine LED mit Vorwiderstand gegen 5V anbringen). Diese finale Adaptierung war dann in wenigen Minuten erledigt, somit sind nun beider Rechner funktionsfähig und zeigen die Laufwerkszugriffe korrekt an.
Einer der beiden Rechner stand wohl in einer dunklen Kammer, während der andere dem Sonnenlicht ausgesetzt war und entsprechend vergilbt ist. Das darf bei mir aber so bleiben, es zeigt eben die "Historie" der Rechner...