Fortsetzung oder
2. Punkt:
Zu den Spannungen oder Pins an der Bildröhre würde ich nach dem vielen Text und den unübersichtlichen Zitaten wie folgt vorgehen. "Mensch sei helle, mach Dir ne Tabelle".
In der ersten Spalte stehen die Nummern der Pins. In der zweiten Spalte die charakteristischen Informationen zur Originalröhre mit Spannungsbereichen. In der dritten Spalte die charakteristischen Daten zum Ersatz (Replacement). Hier stehen entweder die Daten vom Müter oder von der anderen Applikation. Ggf. kann man auch Müter und andere Applikation auf zwei Spalten verteilen.
Eine weitere Spalte listet die eingestellten Spannungen bei Inbetriebnahme ... und zwar vor der Inbetriebnahme. Falls bei der Inbetriebnahme etwas schief geht, kommt irgendeiner daher und fragt "und was war an Pin ... eingestellt?" Das kann man sich nicht alles merken. Das sind zu viele Parameter. Dann kommen die Experten schließlich zur Aussage "solange wir nicht wissen, was bei der Inbetriebnahme eingestellt war, können wir nicht..." Das wird dann zum Problem.
So nächste Spalte: hier schreibst du rein, wie Du die Informationen aus der Zeile einschätzt. Das geht von "unkritisch" bis "kritisch" oder sogar "evtl. letal".
Mit dieser Tabelle gehst Du die letzte Spalte von oben nach unten durch. Überall sollte "unkritisch" stehen. Sofern dort etwas anderes steht (Deine Bewertung) schreibst du rechts daneben, warum Du diesen Betriebsparameter gewählt hast und nicht anders kannst.
Jetzt musst DU entscheiden, ob Du unter diesen Bedingungen und Risiken einschalten möchtest oder noch weiter Informationen benötigst oder abklären möchtest. Wir können von hier aus der Ferne KEINE Verantwortung übernehmen !!! Wir wissen nicht, was sonst noch so los ist.
Nachdem Du die Entscheidung getroffen hast, legst Du fest, in welcher Reihenfolge Du die Spannungen am Röhrensockel nach Anschalten verifizierst. Vielleicht nimmst Du eine weitere Spalte und schreibst in die Zelle der Zeile zum Pin, was Du für einen Spannungswert erwartest. Auch ist eine Spalte mit "ok" oder für Häkchen hilfreich. Der Reihe nach kannst Du abhaken, was erledigt ist, während der Inbetriebnahme.
Jetzt nähern wir uns der Inbetriebnahme. Deinen Fernseher - sorry Monitor - stellst Du geöffnet auf einen Tisch. Den Strom bekommt das Gerät über eine schaltbare Steckdose, die neben dem Gerät liegt, also SEHR gut erreichbar ist. Der Schalter der Steckdose steht noch auf "aus". Du sitzt hinter dem Gerät und kannst den Röhrensockel beobachten, auch die Röhrenheizung - also abgedunkelter Raum.
Gegenüber steht ein Spiegel aus dem Gäste WC. Sofern Du neben oder über den Monitor siehst, kannst Du den Bildschirm der Röhre, zwar seitenverkehrt aber immerhin, sehen. -> Monitor, links auf dem Tisch Steckdose mit Schalter gut erreichbar, über Steckdose geblickt, freie Sicht auf das Spiegelbild. Vor dem erstmaligen Einschalten übst Du den Bewegungsablauf "erschrecken, reagieren und Schalter ausschalten zwei- bis dreimal.
Multimeter liegt rechts und ist auf 1000V DC eingestellt und betriebsbereit. Du bist nicht abgelenkt und ganz ruhig. Keine Katze im Raum, kein Sohnemann ... !!!
Der Schalter am Gerät steht auf "on".
Jetzt geht es los.
Du atmest tief durch und nachdem Du 90% ausgeatmest hast, schaltest Du die schaltbare Steckdose ein und beobachtest und hörst. "Heizung, Bildschirm im Spiegel, Röhrenhals, ..."
Deine linke Hand ist bereit für den Ausschalter.
Wenn Du jetzt zwar mit falscher Helligkeit, Kontrast, Unschärfe etwas auf dem Bildschirm siehst, warten. 10 Sekunden. Bei einem grünen Punkt in der Mitte der Röhre sofort alles ausschalten !!!
Ruhig atmen und Röhrensockel ansehen, immer kurz auf Spiegelbild. -> Geschafft.
Nun liegt es an Dir, ob Du Helligkeit, Kontrast und Schärfe einstellst und dann erst die Spannungen an den Röhrenpins misst, oder umgekehrt.
Ganz zum Schluss empfehle ich Dir alle Spannungswerte zu dokumentieren. Vorsicht! Beim Messen, keine Pins mit Nachbarpins brücken.
Wenn Du so vorgehst, sollte nichts schiefgehen.
Die Analyse über die Tabelle nennt man übrigen FMEA. Das steht für Failure Mode and Effects Analysis. Hier kannst Du später etwas nachlesen:
https://de.wikipedia.org/wiki/FMEA
... und zum Schluß sogar Deinen Kumpels erzählen, dass Du so etwas bei der Repartur Deines Gerätes angewandt hast.
Viel Erfolg.
BR Bernd