Amiga 1200 Recap mit Polymer-Elkos

  • Habe diese Woche mal wieder zwei Boards recappt, erstmals auf Anfrage mit Polymer-Elkos, die anstelle der SMD-Elkos verbaut werden sollten. :) Polymer-Elkos gelten als die teuersten und hochwertigsten Kondensatoren und werden meist in Geräten mit hoher Temperaturbelastung eingesetzt, mitunter auch hochwertige TV's und sonstige Flat-Screens. Sie haben einen vergleichsweise geringen ESR-Wert und kombinieren die optischen Eigenschaften bzw. Bauform von SMD-Elkos mit den technischen Vorteilen von Keramikkondensatoren. Durch den Einsatz von Feststoffen sind sie somit unter normalen Umständen nahezu unbegrenzt haltbar und nutzen sich im Gegensatz zu gewöhnlichen Elektrolyt-Elkos nicht durch Verdunstung ab, noch können sie jemals auslaufen.


    Wie bei vielen Dingen im Leben gibt es natürlich auch hierfür Befürworter und Gegner, genau wie bei Tantal-, Keramik- oder Elektrolytkondensatoren, was auch völlig legitim ist. Allerdings gibt es keinen triftigen Grund, bereits mit MLCC's Kerkos bestückte Boards gegen Polymer-Elkos zu tauschen, es sei denn man legt einen großen Wert auf möglichst originalgetreue Optik - und Ja, es gibt wirklich Leute, die Wert darauf legen. Ich persönlich bevorzuge nach wie vor Keramikkondensatoren, da sie etwas günstiger sind und trotzdem als langlebige Bauelemente gelten, die gewöhnlich nie mehr getauscht werden müssen, vorausgesetzt man setzt auf qualitative Hersteller wie Taiyo Yuden oder Murata. Da es auf Amiga-Boards gewöhnlich nicht zu hohen Temperaturbelastungen kommt, macht man hier mit X5R MLCC's nichts falsch. Je nach Verfügbarkeit, kann man aber auch die etwas teureren X7R's nehmen.


    Ein Nachteil ist, das Polymer-Elkos genau wie Kerkos unter bestimmten Umständen Schwingungen verursachen können, was aber in der Praxis auf Amiga-Boards bis auf den Composite-Ausgang des A600/1200/4000/CD32 unproblematisch ist, zumal bis auf den CD32 gewöhnlich nur der RGB-Ausgang genutzt wird. Genau für solche Fälle macht der Einsatz eines SMD-Elkos an Position "C459" Sinn, da Polymer- und Keramikkondensatoren hier Bildstörungen bzw. Wellenbewegungen über diesen Ausgang verursachen. Daher wurde in meinem Beispiel auf Wunsch der Polymer-Elko durch einen gewöhnlichen Elektrolyt- bzw. SMD-Elko von Panasonic ersetzt, welcher allerdings nach heutigem Stand als die besten gelten und nicht mehr auslaufen sollte und ebenfalls eine sehr hohe Lebenserwartung von mindestens 2000-5000 Std. mit sich bringt (gemessen an einer hohen Temperaturbelastung, die gewöhnlich nie in diesem Maße erreicht wird).


    Die Meisten Amiga 600/1200/400/CD32-Besitzer sollten ihre Boards bereits recappt haben, aber sollte es dennoch Interesse an einem solchen Umbau oder gar noch Besitzer mit den original und auslaufgefährteden SMD-Elkos aus den 90ern geben, kann man sich gerne bei mir melden, entsprechende Geduld und Verfügbarkeit der Bauteile vorausgesetzt. Natürlich sind auch weiterhin Umbauten mit gewöhnlichen SMD-Elkos oder Kerkos möglich. ;)


  • Ich kann aus Erfahrung auch für Aluminium-Polymer Kondensatoren sprechen, die ich seit einigen Jahren verbaue. Abgesehen vom festen Elektrolyt sieht das auch optisch natürlich lecker aus.


    COMMODORE AMIGA 1200 | Vampire 1200 II | 128 MB RAM | Indivision AGA Mk3 | A314-CP | 2 x 128GB CF | AmigaOS 3.2.2

  • Wie lötet ihr die denn aus? Mit Heißluft oder habt ihr da so einen Zangenlötkolben?

    Heißluft. Ringsrum gut abkleben und ggf auch andere Komponenten vorher rausnehmen. Zum Beispiel den Tastaturstecker auslöten. Dauert drei Minuten aber dann hat man "Baufreiheit" und pfuscht nicht rum.

    Beim SE/30 Board habe ich auch mal die "Abschirmblech" Methode genutzt, also statt lange mit Kapton abzukleben einfach eine Cuttermesserklinge als Schutzschild zwischen auszulötenden Elkos und Plasteteilen stellen (mittelgroße Spiralfedern eignen sich da auch gut als Aufsteller für die Klingen). Grade wenn zwischen Schild und Plaste noch Luft ist ist das schnell und sicher.